Eine hübsche Eule von B.E.

Diskussionen rund um Medaillen, Medailleure, Jetons, Rechenpfennige

Moderator: Lutz12

Antworten
klaupo
Beiträge: 3654
Registriert: Mi 28.05.03 23:13
Wohnort: NRW
Hat sich bedankt: 11 Mal
Danksagung erhalten: 282 Mal

Eine hübsche Eule von B.E.

Beitrag von klaupo » Sa 07.05.05 23:33

Hallo mal wieder,

hier mal keine Frage, sondern der Bericht einer Recherche.

Das abgebildete Stück ist lt. Umschrift eine Erinnerungs-Medaille der Vereinigung zur Erhaltung deutscher Burgen auf eine Weser-Burgenfahrt im Jahr 1926 und nennt im Feld etliche Ortsnamen. Unter der hübschen Eule auf dem Schwertknauf erkennt man die Initialen B. E. Die andere Seite zeigt die Marksburg am Rhein. Die Wahl einer Rheinburg als Motiv für eine Weserfahrt wirkt zunächst paradox, bezieht sich jedoch auf ein Projekt, das vom o.a. Verein erfolgreich gefördert - und mittlerweile in Japan nachgebaut wurde. Links im Feld findet sich abermals - diesmal im Stil des Mittelalters - die Signatur B.E., rechts auf 4 Uhr ist als Hersteller Oertel Berlin genannt. Das Stück ist aus heller Bronze, mißt 39 mm und wiegt 25,6 Gramm.

Auf der Suche, wer hinter dem B.E. stehen könnte, habe ich dann in den mir vorliegenden Auktionskatalogen - leider - gleich zwei Künstler gefunden, die in Frage kommen konnten: Benno Elkan, 1877 - 1944 und Bruno Eyermann, 1888 - 1955. Da ich die Gestaltung der Schriftseite mit der Eule graphisch sehr ansprechend finde, wollte ich das Stück gern genauer zuordnen. Und dann bin ich durch den Verein und die Marksburg auf eine näherliegende Vermutung gekommen. Hinter dem B.E. dürfte sich der Gründer des Vereins, Professor Bodo Ebhardt verbergen, der u.a. auf des Kaisers Geheiß auch den "Wiederaufbau" der Haut-Koenigsburg im Elsaß auf dem Gewissen hat.

Aber die Eule ist ihm gut gelungen!

Gruß klaupo
Dateianhänge
Bu1926b.jpg
bu1926a.jpg

Benutzeravatar
Lutz12
Moderator
Beiträge: 2735
Registriert: Fr 10.01.03 11:24
Wohnort: Leipzig
Hat sich bedankt: 13 Mal
Danksagung erhalten: 49 Mal

Beitrag von Lutz12 » So 08.05.05 01:08

Hallo klaupo,
ich kann mich nur anschließen, die Eule auf dem Schwert - ein schönes Motiv das man sich merken wird. Die Burg ist dagegen ein "Allerweltsmotiv", gut wirkt auch die Verwendung von Bronze.
Zu Deinen Recherchen kann man nur Glückwunsch sagen, ich kenne das Gefühl, wenn man ein Stück so tiefgründig und erfolgreich erforscht. So manche Symbolik und manche Abkürzung lassen sich nur schwer ergründen, aber das ist ja das spannende an Medaillen.
Ich glaube es gibt noch genug zu entdecken
Gruß Lutz12
"Wenn Sie glauben, mich verstanden zu haben, dann habe ich mich falsch ausgedrückt" ( Alan Greenspan)

Benutzeravatar
soggi
Beiträge: 1716
Registriert: Do 08.04.04 16:54
Wohnort: bei Dresden
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 0

Beitrag von soggi » So 08.05.05 02:58

Lutz12 hat geschrieben:...aber das ist ja das spannende an Medaillen.
definitiv!
ich finde die eule auf dem schwert hat sogar irgendwie etwas unheimliches.
klaupo hat geschrieben: Benno Elkan, 1877 - 1944 und Bruno Eyermann, 1888 - 1955.
was ist das denn für ein schnapszahlen wirrwar...das erscheint mir genauso unheimlich *gg*
:morning: [url=http://soggi.gmxhome.de/Tauschliste.xls]Tauschliste[/url] | [url=http://www.numismatikforum.de/ftopic21383.html]Münzbewertungen[/url]

[b]Ihr seid so wie sie wollen, daß ihr seid.
Und sie wollen, daß ihr bleibt wie ihr seid alle Zeit![/b]

Benutzeravatar
nordhausen
Beiträge: 144
Registriert: So 09.01.05 14:13
Wohnort: Niedersachsen
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 4 Mal

Beitrag von nordhausen » So 08.05.05 12:43

Hallo kaupo
Es gab im 19. Jh. eine Vereinigung die hatte den Namen Schlaraffia.
es war ein Verein der die Geselligkeit und die gute laune Pflegte.
Es war wie eine Freimaurerloge nur viel Lustiger, Sie hatten als Wappen tier die Eule, Sie trugen bunte Kleidung und liebten Orden und Medaillen.
Vieleicht versuchst Du mal in dieser Richtung etwas zu erkunden und nicht von Zahreszahlen verwirren lassen, Sie machten sich auch gerne mal 300 Jahre älter.
Der Bericht im Ankang ist sehr interessant
MfG Nordhausen
http://www.wirsinds.de/nnz/news/news_la ... ArtNr=7014

Benutzeravatar
Lutz12
Moderator
Beiträge: 2735
Registriert: Fr 10.01.03 11:24
Wohnort: Leipzig
Hat sich bedankt: 13 Mal
Danksagung erhalten: 49 Mal

Beitrag von Lutz12 » So 08.05.05 15:34

Hallo,
Zu den Schlaraffenvereinen möchte ich hier einen Text aus dem Jahr 1995 wiedergeben, der interessante Einblicke in das Vereinsleben vermittelt. (entnommen bei Walter Perko: Medaillen, Plaketten, Abzeichen und Marken der Stadt Baden bei Wien 1714 – 1995)

"Schlaraffenverein Aquae Thermae

Zum besseren Verständnis der Jahreszahlen und Daten sowie der verschiedenen Ausdrücke sei folgendes bemerkt:

1859 wurde in Prag der erste Schlaraffenverein „Allmutter Praga“ gegründet. Mit diesem Jahr beginnt die Zeitrechnung aller Schlaraffenvereine, die sich „anno Uhui“ nennt. In der Schrift und auf Geprägen wird dies mit A.U., a.U., A.V. oder anders abgekürzt (z.B. A.U.50 = 1859+50=1909 profane Zeit). Das Gebiet, in dem ein Verein tätig ist, wird bei den Schlaraffen „Reych“ genannt. Heute sind Schlaraffenreyche von Fernost (Bangkok, Kobe in Japan) bis Amerika und Kanada, vom Norden bis Südafrika verteilt. Alle Reyche sind deutschsprachig und bedienen sich der entsprechenden schlaraffischen Ausdrücke und Gebräuche. Schlaraffen auf Reisen, die andere Reyche besuchen, machen „Ausritte in andere Reyche“. Zu diesem Zweck wurde vom Badener Schlaraffen Ritter Basta ein Orden geschaffen, der „Bastaorden“, den man für etwa 100 Ausritte in fremde Reyche erhält.

In Baden wurde 1885 das 80. Reych mit dem Namen „Aquae thermae“ gegründet. Außer der Zeitrechnung „anno Uhui“ verlegte dieses Reich sein Gründungsdatum in die ausgehende Ritterzeit und verminderte so die Zeitrechnung um 300 Jahre (1885 Profanjahr = 1585 Aquae thermae-Jahr). Im Schlaraffenjahr , das seine Zeitrechnung in „Sommerung“ oder „Krystalline Zeit“ bzw. in „Winterung“ teilt, sind die Winterzusammenkünfte vom Oktober bis April mehr oder weniger Pflichtbesuche und werden „Sippungen“ genannt. Es sind im Jahr etwa 25 bis 30 Sippungen. Das aktive Vereinsleben hört mit der „Bastafeier“ (etwa in der ersten oder zweiten Maiwoche) auf.

Im Vereinsleben werden Freundschaft, Kunst und Humor gefördert. Jegliche Art von Politik ist verpönt. Die Mitglieder eines Reyches werden „Sassen“ genannt und ihr Gruß ist „Lu-Lu“. Die wichtigste Kleidung der Schlaraffen ist die Kopfbedeckung, der „Helm“, der mit dem Namen des Trägers geschmückt ist. Andenken an Veranstaltungen, besonders „Sippungen“, werden am Helm aufgenäht und tragen die Bezeichnung „Ahnen“. Das für alle Schlaraffen geltende Symbol ist der Uhu, der auf vielen Geprägen zum Ausdruck kommt (er wird teilweise auch Uhrahne genannt). Für den lückenlosen Besuch aller festgesetzten Sippungen wird der „Jahrungsring“ verliehen. Von den hohen Orden, die die Regierung (Oberschlaraffe und Kanzelar) tragen abgesehen, ist ein begehrter Orden der von Ritter Basta dem „Hetzmajor“ gestiftete „Bastaorden“ für Ausritte in befreundete Reyche. Persönliche Anlässe werden von Schlaraffen gestaltet und durch „Ahnen“ festgehalten. Viele Gepräge sind uns in der 110-jährigen Geschichte der „Aquae thermae“ erhalten geblieben. Von diesen weist der Orden für Kunst und Wissen bereits einen medaillenartigen Charakter auf.

Die Tätigkeit der „Allmutter Praga“ ist zur Zeit erloschen, da in der heutigen Stadt Prag kaum deutsch gesprochen wird.

Stets wiederkehrende Gepräge finden sich in den Jubiläen der Stiftungsfeste und besonderer Sippungen."

klaupo
Beiträge: 3654
Registriert: Mi 28.05.03 23:13
Wohnort: NRW
Hat sich bedankt: 11 Mal
Danksagung erhalten: 282 Mal

Beitrag von klaupo » So 08.05.05 18:18

Hallo nordhausen,

das wären natürlich sehr hintersinnige Signale, wenn der Uhu / die Eule und das Schwert auf die Schlaraffia verweisen würden. Die Links habe ich durchgelesen - herzlichen Dank, auch @lutz12 für den ergänzenden Beitrag. Einen Sinn für die Motivwahl Eule und Schwert habe ich auch gesucht, habe sie aber nur als Symbolverbindung von Weisheit und Stärke gedeutet.

Bei allem Hang der Schlaraffia zum Mimikry möchte ich die Medaille zeitlich dort belassen, wo sie datiert ist - nämlich im Jahr 1926. Die Marksburg war im 19. Jh. ein verfallenes Gemäuer und wurde von Bodo Ebhard und dem Burgenverein von 1900 bis 1929 neu errichtet. Auf der Medaille sieht sie fertiggestellt aus. Ebhard war Burgenarchitekt, dessen Rekonstruktionen sich sicher auch am Zeitgeschmack orientierten, nicht nur an historischen Vorgaben - siehe die Haut-Koenigsbourg in den Vogesen.

Sollte nun Bodo Ebhard Schlaraffe gewesen sein, hätte er in die Gestaltung der Medaille mit der Wahl des Uhu eine wirklich pfiffige Idee eingebracht.

Gruß klaupo

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag
  • Eule von vorn
    von ischbierra » » in Griechen
    3 Antworten
    313 Zugriffe
    Letzter Beitrag von Altamura2
  • Eine Persische Eule mit unbekanntem Beizeichen?
    von Cyrus Jr. » » in Griechen
    7 Antworten
    501 Zugriffe
    Letzter Beitrag von Numis-Student

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 6 Gäste