Indische (?) Bronzeklötze

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cojobo
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Indische (?) Bronzeklötze

Beitrag von cojobo » Do 03.02.11 16:54

Und mal wieder hallo,
in unserer Schulsammlung liegen seit Jahrzehnten ein paar dicke indische Bronze- oder Kupferklötze herum, mit nicht mehr als der Bezeichnung "präkoloniales Indien".
Das hätten wir, wenn das überhaupt möglich ist, gern etwas genauer gewusst. Die eigenen Suche, etwa im KM, erwies sich als hoffnungslos.
Ich stelle erst mal die ersten drei ein, auf denen man noch am ehesten was erkennen kann.

Münze 1 wiegt 21,05 g, hat einen Durchmesser von rd. 20 mm und ist 7 mm dick.
Münze 2 ist rechteckig, Seitenlänge 19 mm, Gewicht 12,25 g, und ist 4 mm dick.
Münze 3 hat einen Durchmesser von 20 mm, wiegt 10,2 g und ist 3 mm dick.

Ich bin sehr gespannt, was die Fachleute dazu sagen.
Beste Grüße
cojobo
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Re: Indische (?) Bronzeklötze

Beitrag von Afrasi » Do 03.02.11 18:26

Moin!

Bei der obersten steht schon mal groß und fett das Jahr (AH 963) drauf, was erklärt, warum Du im KM nicht so recht fündig geworden bist. Das ist das Thronbesteigungsjahr des dritten Moguls Jala al din Akbar. Sein Vater hatte ein Jahr zuvor den größten Teil des Delhi Sultanates von den Suris zurückerobert. In Frage kommt aber auch Mohammed Adil aus dem Geschlecht eben dieser Suris, der zeitgleich ebenfalls Münzen prägen ließ. Leider bin ich mir bei der Münzstätte nicht schlüssig ... Mehr vielleicht von Klaupo oder den anderen.

Tschüß, Afrasi
Ich könnte mich über Vieles aufregen, aber zum Glück bin ich nicht verpflichtet dazu. :-)

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Re: Indische (?) Bronzeklötze

Beitrag von cojobo » Do 03.02.11 18:48

Ich bin ja schon mal happy, dass ich das Ding überhaupt richtig herum fotografiert habe. Und wenn man es so gesagt bekommt, kann man die Zahl sogar lesen. Aber von alleine....
Was muss man eigentlich studiert haben, um so etwas zu wissen? In meinen Geschichtsseminaren und -vorlesungen kam derartiges nicht vor.
Besten Dank schon mal, und ich bin inzwischen tierisch gespannt auf weitere Lösungen.
cojobo

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Re: Indische (?) Bronzeklötze

Beitrag von ischbierra » Do 03.02.11 18:52

Hallo cojobo,
bei der oberen Münze würde ich mal bei den islamischen Sultanaten Indiens schauen, evtl. Bahmani Sultane.
Gruß ischbierra

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Re: Indische (?) Bronzeklötze

Beitrag von klaupo » Do 03.02.11 19:38

Nur als Schnellschuß:
Münze 1 wiegt 21,05 g, hat einen Durchmesser von rd. 20 mm und ist 7 mm dick.
Die hat Afrasi schon richtig bestimmt. Ein Kupfer-Dam des Moghul Akbar aus Narnol

http://www.zeno.ru/showphoto.php?photo=14434
Münze 2 ist rechteckig, Seitenlänge 19 mm, Gewicht 12,25 g, und ist 4 mm dick.
Die ist mir zu zeitaufwendig, weil die Schriftfragmente nichts Eindeutiges hergeben. Vielleicht mehr, wenn ich mal viel Zeit habe ...
Münze 3 hat einen Durchmesser von 20 mm, wiegt 10,2 g und ist 3 mm dick.
Das ist 1/2 Anna aus dem Fürstentum Jodhpur. Ich kann zum Vergleich nur eine 1/4 Anna anbieten, und auf deiner Münze scheint das Jahr retro (gespiegelt) geprägt zu sein.

http://www.zeno.ru/showphoto.php?photo=29193

Gruß klaupo

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Re: Indische (?) Bronzeklötze

Beitrag von cojobo » Do 03.02.11 20:04

Na das ist mal wieder klasse! Schon zwei von drei komplett bestimmt! Danke !!!
Dann wage ich mich auch noch an die letzten beiden, die sich sehr ähnlich sehen und nicht so gut erhalten sind.

Die obere Münze hat 19 mm Durchmesser, wiegt 10,95 g und ist 5 mm dick,
die untere Münze hat 18 mm Durchmesser, wiegt 10,9 g und ist ebenfalls 5 mm dick.

Wenn das mit diesen beiden auch noch so gut geht, bin ich restlos begeistert und zufrieden.
Beste Grüße
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Re: Indische (?) Bronzeklötze

Beitrag von Afrasi » Do 03.02.11 21:49

cojobo hat geschrieben:Was muss man eigentlich studiert haben, um so etwas zu wissen? In meinen Geschichtsseminaren und -vorlesungen kam derartiges nicht vor.
Um diese Frage mal halbwegs ernst zu beantworten:

Meine Wenigkeit - und ich glaube Ischbierra auch - schaut zunächst in den Mitchiner (World of Islam). Danach habe ich in der Regel eine Vorstellung davon, "in welchem Film" ich mich gerade befinde. Zur "Feinjustierung" sind dann Vergleiche mit den Münzen auf ZENO angesagt, was aber immer etwas Zeit in Anspruch nimmt, die man nicht immer hat ...
Klaupo, der mit seinem phänomenalen photographischen Gedächtnis den Mitchiner wahrscheinlich weitgehend im Kopf abgespeichert hat, geht vermutlich direkt zu ZENO, weil er die Münzen schon aus dem Kopf wesentlich enger eingegrenzt hat, als irgendein im numismatischen Sinne "Normalsterblicher".

Die Anschaffung des Mitchiners wäre für Eure Schul-AG - falls noch mehr islamische Münzen vorhanden sind - überlegenswert! Er enthält auch geschichtliche Kurzabrisse zu den jeweiligen Epochen, ist jedoch nicht ganz billig, aber dafür preiswert im eigentlichen Wortsinne.

Tschüß, Afrasi

p.s.: Ischbierra und ich haben in der Tat das gleiche Studium absolviert, in dem auch ein wenig Geschichte vorkommt. :wink:
Ich könnte mich über Vieles aufregen, aber zum Glück bin ich nicht verpflichtet dazu. :-)

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Re: Indische (?) Bronzeklötze

Beitrag von klaupo » Do 03.02.11 22:27

So ähnlich, wie Afrasi das eben vermutet hat, verhält es sich wohl bei mir ... allerdings greife ich im Vorfeld ebenfalls gern und oft zum Mitchiner, um die elende Klickerei abzukürzen. Den unteren Trümmer glaube ich gefunden zu haben: gesucht habe ich ihn aber nur, weil ich selbst ein unbestimmtes Stück vom vermutlich gleichen Typ habe. Es dürfte sich um einen Falus der Qutb Shahs von Golkonda handeln. Die Seiten der Münze sind auf dem Bild hier vertauscht, aber was sichtbar ist, dürfte passen.

http://www.zeno.ru/showphoto.php?photo=79953

Gruß klaupo

P.S. Ich würde auch die obere der beiden hier unterbringen, nur sind jeweils verschiedene Ausschnitte des Münzbilds auf den Schrötling gelangt, und die Jahreszahl "68" ist leider bei beiden völlig durch Ablagerungen unkenntlich gemacht.

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Re: Indische (?) Bronzeklötze

Beitrag von ischbierra » Fr 04.02.11 01:41

Hallo afrasi,
Geschichte kam wohl vor, aber sicher nicht die Geschichte indischer Moghule.
Ich würde auch gern in den Mitchiner schauen, leider habe ich den noch nicht. Ich schaue erst mal auf mein Tablett, ob ich etwas ähnliches habe, dann schaue ich bei Zeno nach. Aber ich denke, klaupo ist mir um Längen voraus.
Gruß ischbierra

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Re: Indische (?) Bronzeklötze

Beitrag von cojobo » Fr 04.02.11 09:23

Ich darf mich bei allen Kommentatoren sehr herzlich bedanken. Wir sind damit ein gutes Stück weitergekommen.Eine weitere Lücke wurde geschlossen.
Der Mitchiner ist mir für die paar Stücke, die wir auf dem Gebiet haben, einfach zu teuer. Ich hoffe, dass ich, wenn mal wieder etwas vergleichbares aufkreuzt, auch weiterhin die Hilfe der hier versammelten Fachleute in Anspruch nehmen darf.
Besten Dank und beste Grüße
cojobo

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