Krösus - lydisch oder persisch

Asiaten und was sonst noch der Antike zuzuordnen ist

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Krösus - lydisch oder persisch

Beitrag von antisto » Di 08.04.14 10:44

(Der folgende Diskussionsbeitrag erscheint mir etwas heimatlos. Konsequenterweise müsste er wohl ins andere Unterforum "Sonstige antike Münzen" verschoben werden. Oder doch nicht?)
Ich konnte mir nun endlich als Neuerrungenschaft einen ansehnlichen Krösus zulegen. Zum (anvisierten) Stater reichte es nicht :? , aber immerhin ein Siglos, nicht sooo toll erhalten, aber mit wirklich hübschem und realistischem Profil von Löwe und Stier.
Bekanntlich wurden diese Münzen nicht nur zu Regierungszeiten des Krösus (ca. 561 - 546 v.C.) geprägt, sondern auch in den nächsten Jahrzehnten nach Eroberung durch die achaemenidischen Perser.
Laut Sear ist eine Unterscheidung schwierig, lässt sich jedoch daran festmachen, dass die (häufiger anzutreffenden) stark stilisierten Figuren auf eine persische Prägung schließen lassen, die eher realistisch und filigraner gearbeiteten Prägungen hingegen eine lydische Prägung wahrscheinlich machen.
Das wäre demnach persisch: http://www.acsearch.info/record.html?id=687236
und das lydisch: http://www.acsearch.info/record.html?id=639029
Mir sind die Hintergründe der Unterscheidung nicht ganz klar; sie müssten sich doch an weiteren stilistisch unterscheidbaren Beispielen, die eine klare Zuordnung erlauben, festmachen. Die ersten "eigenen" achaemenidischen Prägungen (Carradice I und II) bringen da auch nicht weiter; und auch die Löwenköpfe der älteren lydischen Prägungen von vor 561 wirken stark stilisiert.
Ist dieses Unterscheidungsmerkmal reine Spekulation oder gibt es weitere Anhaltspunkte, die das begründen?
Viele Grüße,
AS
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Re: Krösus - lydisch oder persisch

Beitrag von Numis-Student » Di 08.04.14 10:55

antisto hat geschrieben:(Der folgende Diskussionsbeitrag erscheint mir etwas heimatlos. Konsequenterweise müsste er wohl ins andere Unterforum "Sonstige antike Münzen" verschoben werden. Oder doch nicht?)
Kompromiss: zu den sonstigen antiken verschoben, aber Link bei den Griechen belassen ;)

MR
Immerhin ist es vorstellbar, dass wir vielleicht genug Verstand besitzen, um,
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Re: Krösus - lydisch oder persisch

Beitrag von antisto » Fr 11.04.14 12:27

In Ergänzung:
Anbei mein Exemplar, einmal ohne und zweimal mit künstlichem Licht aufgenommen. Wenn ich den Sear richtig interpretiere, müsste das also eine Prägung VOR 546 v.C. sein, also lydisch. (???) Inwieweit auch das Gewicht bei der zeitlichen Zuordnung eine Rolle spielt (zumindest bei den Goldigen gibt es ja zwei verschiedene Standards), entzieht sich meinen Kenntnissen. Dieses Exemplar ist mit 5,1 g eher als Leichtgewicht zu sehen.
Dateianhänge
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KroisosSiglos1-klein.jpg
KroisosSiglos2-klein.jpg
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Re: Krösus - lydisch oder persisch

Beitrag von Altamura2 » Sa 12.04.14 13:12

Da kann ich auch nicht wirklich Substanzielles dazu beitragen :? .

Wirklich klare Unterscheidungsmerkmale kenne ich da nicht (und Büchern, die mit "... and their values" enden, mißtraue ich von vornherein :wink: ).

Wenn stilistische Unterschiede bestehen, dann müsste das aus meiner Sicht eher eine zeitliche Entwicklung sein und wenig mit der Machtübernahme der Achämeniden zu tun haben. Denn die Münzen wurden ja vermutlich weiterhin in Sardes geprägt und die Stempel dann wohl potenziell von denselben Stempelschneidern hergestellt. Dass die Münzbilder plötzlich anders aussehen, weil da Perser das Stempelschneiden übernommen haben, scheint mir nicht so plausibel.

Ein bisschen was dazu steht hier: http://oldestcoins.reidgold.com/kroisos.html (aber eigentlich nicht viel mehr, als Du oben schon geschildert hast :? ).
Dort wird insbesondere auf eine Stempelstudie von Cindy L. Nimchuk verwiesen, die das Problem aber auch nicht löst. (Da hab' ich auch keine Ahnung, wie man an diesen Artikel kommen könnte, den gibt es wohl nichtmal über subito :| ).

Gruß

Altamura

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Re: Krösus - lydisch oder persisch

Beitrag von antisto » So 13.04.14 13:47

Allemal danke. Ja, das erscheint einleuchtend, dass die Entwicklung des Motivs fließend war. Wäre für mich nur die Frage, in welcher Richtung, nahm die Abstraktion des Motivs zu oder wurden die Motive im Laufe der Zeit immer realistischer. Nach den vorliegenden Belegen erscheint ersteres wahrscheinlicher, was für eine frühe Datierung meines in der Darstellung wenig stilisierten Krösus spräche.
So oder so kann ich mich an dem Stück gerade auch in dieser Tönung sehr erfreuen, die immerhin auch den "Vorteil" hatte, dass auf dem Auktionsfoto nicht erkennbare Details den Preis drückten. Die bemerkenswert gute Erhaltung war für mich nach Zusendung der Münze eine freudige Überraschung.
AS
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