Magnetismus bei Legierungen von Münzen und Medaillen

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Münzfuß
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Magnetismus bei Legierungen von Münzen und Medaillen

Beitrag von Münzfuß » So 20.11.22 09:16

Moin zusammen,

bei vielen meiner Stücke ist mir leider nicht bekannt aus welchem Material dieses bestehen.
Außer der Farbe des Metalls soll ja auch die Angabe ob magnetisch oder nicht hilfreich sein.
Natürlich weiß ich das Eisen magnetisch ist, aber was ist z.B. mit Kupfer-Nickel Legierungen oder anderen Mischungen.
Einige meiner Stücke die laut Literatur oder meiner Recherche im Netz aus Cu-Ni bestehen sollen sind magnetisch, andere aber nicht.
Ist dann meine Information dazu falsch oder meine Münze/Medaille? :roll:
Gibt es irgendwo eine Aufstellung wie sich die verschiedenen Metalle und Legierungen im Bezug auf Magnetismus verhalten?
Oder gibt es vielleicht andere und besser geeignete Eigenschaften mit denen ich das Metall eindeutig bestimmen kann?
Fragen über Fragen und meine Hoffnung auf hilfreiche Antworten. :)
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Re: Magnetismus bei Legierungen von Münzen und Medaillen

Beitrag von TorWil » So 20.11.22 09:39

Hallo,

Aus dem guten alten Physikunterricht ist ja das FE-NI-CO bestimmt noch geläufig.
Eisen-Nickel-Cobalt sind als reine Metalle ferromagnetisch.
Ferromagneten erzeugen entweder selbst ein dauerhaftes Magnetfeld oder können von einem Pol eines äußeren Magnetfelds stark angezogen werden.
d.h. mit einem Magneten kann man diese Metalle anziehen, z.B. Nickelmünzen.

Mit CuNi Legierungen ist es ein wenig schwieriger je höher der Nickelanteil desto mehr verhält sich die Legierung Ferromagnetisch.
Hierzu ein Link (für den interessierten Hobby-Werkstofftechniker) über CuNi-Legierungen
https://kupfer.de/wp-content/uploads/20 ... doppel.pdf
Da gibt es ein Diagramm unter 1.1 das angibt das ein ferromagnetisches Verhalten erst bei ca 65-70% Nickel zu erwarten ist.

Darunter verhält sich die Legierung Paramagnetisch, die nur noch schwach von einem Magneten angezogen wird.
Mit einem stärkeren Magneten sollte da eine Reaktion zu beobachten sein.

Grüße

TW
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Re: Magnetismus bei Legierungen von Münzen und Medaillen

Beitrag von TorWil » So 20.11.22 11:25

PS: Nachtrag Magnimat

Um Münzen in Automaten besser überprüfen zu können wurden in Münzen entweder ein Eisen- oder ein Nickelkern eingebettet.

https://de.wikipedia.org/wiki/Magnimat

Grüße

TW
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Re: Magnetismus bei Legierungen von Münzen und Medaillen

Beitrag von Münzfuß » Mo 21.11.22 17:06

Viele Dank TorWil für die hilfreiche und ausführliche Antwort. Auch das PDF zu den Eigenschaften von Kupfer-Nickel-Legierungen war äusserst interessant und auch für Laien ganz gut verständlich.
Zusammenfassend kann man also sagen das Kupfer-Nickel Münzen erst ab einem Gehalt von 2/3 Nickel so richtig magnetisch sind und darunter kann man nur mit einem extrem starken Magneten eine Anziehung beobachten.
Das bedeutet doch aber leider auch, das ich mit meinem normalen "Haushaltsmagneten" nur aufgrund des Magnetismus eine Silbermünze nicht von einer Cu-Ni Münze mit nur 1/3 Nickel unterscheiden kann. Und der berühmte Spruch der oft von ebay-Verkäufern aufgesagt wird " Die silberfarbene Münze/Medaille ist nicht magnetisch, also gehe ich davon aus das es sich um Silber handelt" ist genau genommen für die Katz bzw. Dummfug.
Und wo bekomme ich nun so einen superdubbaextremstarken Magneten her um auch Münzen mir geringen Nickelanteil zu testen? Gibt es solche überhaupt zu kaufen oder kommen mir dann zuhause die Nägel aus den Wänden und mein Herzschrittmacher setzt aus?!
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Re: Magnetismus bei Legierungen von Münzen und Medaillen

Beitrag von Numis-Student » Mo 21.11.22 17:21

Hallo,

Silber oder Kupfernickel lässt sich in vielen Fällen mit bloßem Auge beurteilen: Kupfernickel ist etwas dunkler/gelblicher.

Eine weitere Unterscheidungsmöglichkeit ist die Klangprobe: Dazu die Medaille auf einer Fingerkuppe balancieren und am Rand leicht mit einem Stift (am besten Metall) anschlagen: Silber hat einen "silberhellen" hohen Klang, andere Metalle klingen tiefer und teilweise dumpfer.

Schöne Grüße
MR
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Immerhin ist es vorstellbar, dass wir vielleicht genug Verstand besitzen, um,
wenn nicht ganz vom Kriegführen abzulassen, uns wenigstens so vernünftig zu benehmen wie unsere Vorfahren im achtzehnten Jahrhundert. (A.H. 1949)

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Re: Magnetismus bei Legierungen von Münzen und Medaillen

Beitrag von TorWil » Mo 21.11.22 17:28

Hallo,

ein Magnet der da stark genug ist wird schwer zu finden sein, wobei ich da keine Erfahrung habe wie stark, stark genug ist.
Nicht umsonst gibt es ja die CUNI-Münzen mit Nickelkern um da eine magnetische Reaktion mit einfachen Mitteln zu ermöglichen.


In jedem Krankenhaus steht ein MRT das hat enorme Magnetfelder (so um die 5 Tesla), da wird sogar Aluminium angezogen.

Wahrscheinlich wirst Du da mit der Leitfähigkeit glücklicher, aber da müsste man mal Recherchieren was man da mit welcher Genauigkeit messen muss.

Oder die gute alte Dichte. Verdrängtes Wasser gegen Gewicht in Relation bringen.

Grüße

TW

PS: Um was für Münzen handelt es sich denn da die da getestet werden sollen? Bei den meisten Münzen haben die Prägestätten schon dafür gesorgt das es da einen Unterschied gibt. Die CuNi-Münzen wurden in Stempelglanz und die Silbermünzen als Polierte Platte geprägt. z.B. Crown-Sondermünzen. Oder es gibt dann deutliche Unterschiede im Gewicht.
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Re: Magnetismus bei Legierungen von Münzen und Medaillen

Beitrag von Münzfuß » Mo 21.11.22 17:43

TorWil hat geschrieben:
Mo 21.11.22 17:28
PS: Um was für Münzen handelt es sich denn da die da getestet werden sollen? Bei den meisten Münzen haben die Prägestätten schon dafür gesorgt das es da einen Unterschied gibt. Die CuNi-Münzen wurden in Stempelglanz und die Silbermünzen als Polierte Platte geprägt. z.B. Crown-Sondermünzen. Oder es gibt dann deutliche Unterschiede im Gewicht.
Bei mir geht es hauptsächlich um moderne Hamburger Medaillen, da ist die Quellenlage auch aufgrund der Masse an Prägungen oftmals sehr dünn oder widersprüchlich. Teilweise wurden auch immer mal wieder verschiedene Versionen von einer Medaille herausgebracht und von einer vernünftigen Unterscheidung, Kennzeichnung oder gar richtigen Punzen kann meist keine Rede sein. Also kein Problem von dem nun der Weltfrieden abhängt, nur ich persönlich bin mit meiner eigenen Unwissenheit in dem Gebiet etwas unzufrieden. :roll:
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Re: Magnetismus bei Legierungen von Münzen und Medaillen

Beitrag von Lutz12 » Di 22.11.22 07:00

Bei Medaillen vereinfacht sich das Ganze. Mir reichte bisher immer ein einfacher Magnet um 99 % der Fälle zu lösen. Medaillen sind selten aus Nickel, meist ist es dann Kupfer-Nickel und somit unmagnetisch. Moderne Hamburger Medaillen (ab den 70-iger Jahren) wurden oft aus plattiertem Eisen (Kupfer oder Kupfer-Nickel) hergestellt, diese lassen sich zweifelsfrei mit einfachem Magnet bestimmen. Hier lohnt auch ein Blick auf den Rand, denn platierte Medaillen zeigen oft den Eisenrand - zumindest bei Kupferplatierung leicht zu erkennen. Allerdings gibt es von den meisten Medaillen-Typen auch eine Silbervariante, eine Hamburger Besonderheit ist, dass viele aus den 70iger und 80iger Jahren keine Silberkennzeichnung tragen. Üblich wäre eine Randpunze, die bei Hamburger Medaillen meist die "Stadtburg" und den Silbergehalt zeigen (925, 999 oder 1000). Die Unterscheidung von Kupfer-Nickel-Medaillen und Silbermedaillen gelingt in der Regel zunächst durch das unterschiedliche Gewicht (wofür man natürlich die Angaben haben muss), die beschriebenen Methoden (Klangprobe, Farbe) sind Erfahrungssache. Eine (zerstörungsfreie) Methode wäre die Dichtebestimmung, die als exakte Methode für den Laien aber schwer zu realisieren ist. Eine Näherungsmethode geht rein rechnerisch, indem man genauen Durchmesser, Dicke und Gewicht ermittelt und dann (mit dem mittlerweile vergessenen Schulwissen) das Volumen bestimmt (Berechnung für Zylinder) und dann Gewicht durch Volumen teilt. Die Dichten für die gängigen Münz/Medaillen-Metalle sind: Silber 10,49, Kupfer 8,96, Bronze 8,73, Nickel 8,90, Kupfer-Nickel 8,90, Eisen 7,87, Zinn 7,31, Blei 11,34, Gold 19,3, Aluminium 2,7.
Der große Nachteil dieser Rechenmethode ist, dass die Dicke nicht exakt ermittelt werden kann, da Medaillen in der Regel einen Randstab haben und das Relief den Wert sowieso verfälscht. Damit ergeben sich rechnerisch immer zu kleine Dichten, die deshalb nur ein Anhaltspunkt sein können, wenn man mit der Methode Erfahrungen gesammelt hat - oder der Dichte-Unterschied der in Frage kommenden Metalle groß genug ist (z.B. bei vergoldeten Silbermedaillen und Goldmedaillen).
Gruß Lutz
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