Lysimachos

Griechische Münzen des Altertums

Moderator: Numis-Student

antisto
Beiträge: 2568
Registriert: So 30.03.08 13:56
Wohnort: Ruhrgebiet SO
Hat sich bedankt: 53 Mal
Danksagung erhalten: 270 Mal

Lysimachos

Beitrag von antisto » Do 19.11.15 19:08

Da meine Anfrage nach eurer Einschätzung von Montag im entsprechenden Thread wohl etwas untergegangen ist, versuche ich es hier noch einmal als eigenes Thema:

Ich möchte eine hübsche Lysimachos-Drachme zur Diskussion stellen, Gewicht: 4,3 g. Bei Acsearch fand ich zwei (wie mir scheint) stempelgleiche Vorderseiten, vgl. http://www.acsearch.info/search.html?id=813365 und http://www.acsearch.info/search.html?id=1908148
Der Verkäufer, von dem ich diese Münze habe, ist über alle Zweifel erhaben. Allein: Die Oberflächenstruktur löst bei mir (leise) Bedenken aus. Sie erinnert mich an Nachprägungen griechischer Silbermünzen von Sandoz.
Wie ist eure Einschätzung? Zusatzfrage: Stimmt die Zuordnung nach Ephesus?
AS
Dateianhänge
005.JPG
003.JPG
antisto

Altamura2
Beiträge: 5255
Registriert: So 10.06.12 20:08
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 1095 Mal

Re: Lysimachos

Beitrag von Altamura2 » Do 19.11.15 22:23

antisto hat geschrieben:... Da meine Anfrage nach eurer Einschätzung von Montag im entsprechenden Thread wohl etwas untergegangen ist, versuche ich es hier noch einmal als eigenes Thema ...
Na denn, wenn Du so insistierst :wink: . Von den Bildern her sieht mir diese Münze irgendwie zu glatt aus, auch die schön auf die Ritzen beschränkte schwarze Patina sieht etwas hindekoriert aus.
Das kann aber auch an entsprechender Reinigung und natürlich an den Bildern liegen.
Die zwei Vorderseiten, die Du verlinkt hast, weisen allerdings vor allem unter dem Auge auf dem Avers die gleichen Stempelfehler auf, das sieht wieder besser aus.
Also schwer zu sagen :? .
antisto hat geschrieben:... Zusatzfrage: Stimmt die Zuordnung nach Ephesus? ...
Das stimmt, in M. Thompson, “The Mints of Lysimachus” in C.M. Kraay & G.K. Jenkins, eds. Essays in Greek Coinage Presented to Stanley Robinson. Oxford. 1968, ist dieser Typ mit Beizeichen Bogen und Köcher der Münzstätte Ephesos zugeordnet, wird auf "c. 294 - 287" datiert und hat die Nummer 171.

Gruß

Altamura

antisto
Beiträge: 2568
Registriert: So 30.03.08 13:56
Wohnort: Ruhrgebiet SO
Hat sich bedankt: 53 Mal
Danksagung erhalten: 270 Mal

Re: Lysimachos

Beitrag von antisto » Do 19.11.15 23:13

Danke für die - wie immer verlässliche - Rückmeldung! :-)
Auch wenn du im Grunde genommen meine leichten(!) Bedenken bestätigt hast...
Die Fotos sind schon ziemlich authentisch, trotz Fehler und optischer Mängel wirkt die Münze auf mich irgendwie etwas im Sinne von "zu schön, um echt zu sein". Trotzdem überwiegt deutlich der Eindruck, dass die Münze echt ist, nicht zuletzt wegen der Vergleichsexemplare.
Kaum erwähnenswert, dass ich mich über weitere Einschätzungen freuen würde.
AS
antisto

Benutzeravatar
Stater
Beiträge: 793
Registriert: Mo 20.04.09 18:44
Hat sich bedankt: 88 Mal
Danksagung erhalten: 102 Mal

Re: Lysimachos

Beitrag von Stater » Fr 20.11.15 07:41

Hallo Anisto,

ich glaube, nach meinen letzten zahlreichen Fehleinschätzungen, sollte ich eigentlich die Klappe halten. :?
Zufällig habe ich bei mir auch eine Lysimachos Drachme aus Ephesos. Nicht ganz vergleichbar mit Deiner, aber ich zeige sie trotzdem. :wink: Mein Eindruck ist, dass Deine Bedenken leider richtig sind. Die Machart wirkt schon modern. Die drei gezeigten Münzen scheinen übrigens unterschiedliche Stempel zu haben, was sich vor allem auf dem Revers zeigt.

Gruß

Stater
Dateianhänge
lysimachoslmu86.jpg

antisto
Beiträge: 2568
Registriert: So 30.03.08 13:56
Wohnort: Ruhrgebiet SO
Hat sich bedankt: 53 Mal
Danksagung erhalten: 270 Mal

Re: Lysimachos

Beitrag von antisto » Fr 20.11.15 10:18

Ich bin allemal dankbar für weitere Einschätzungen.
Dass die Rückseitenstempel verschieden sind, sehe ich auch so.
Die Münze ist übrigens von Gidbud & Naumann; ein Haus, das nach meiner Erfahrung eigentlich für vorbildliche Verlässlichkeit steht.
Ich habe G&N jetzt angeschrieben und nach der Provenienz dieser Münze gefragt.
Ob das meine Bedenken ausräumen kann?
AS
antisto

antisto
Beiträge: 2568
Registriert: So 30.03.08 13:56
Wohnort: Ruhrgebiet SO
Hat sich bedankt: 53 Mal
Danksagung erhalten: 270 Mal

Re: Lysimachos

Beitrag von antisto » Fr 20.11.15 16:22

Kurz zur Info: Naumann hat mir nahegelegt, die Münze zur nochmaligen mikroskopischen Prüfung zurückzuschicken. Er rechnet damit, dass sie echt ist, schließt aber einen Guss nicht gänzlich aus und verweist auf die eher flaue "Prägung".
Ich zögere noch etwas. Weiter zum Beschuss freigegeben!
AS
antisto

Benutzeravatar
areich
Beiträge: 8101
Registriert: Mo 25.06.07 12:22
Wohnort: Berlin
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 1 Mal

Re: Lysimachos

Beitrag von areich » Fr 20.11.15 17:32

Mach das doch. Die Bilder allein sind nicht wirklich ausreichend, um irgendetwas mit Sicherheit zu sagen. Die Leute von G&N verkaufen viele Münzen, da könnte schon mal eine Fälschung durchrutschen aber wenn sie die nochmal genau ansehen, dann würden Sie eine Fälschung ganz sicher erkennen.

antisto
Beiträge: 2568
Registriert: So 30.03.08 13:56
Wohnort: Ruhrgebiet SO
Hat sich bedankt: 53 Mal
Danksagung erhalten: 270 Mal

Re: Lysimachos

Beitrag von antisto » Sa 21.11.15 00:24

Recht hast du, danke!
Ich werde die Münze zur weiteren Prüfung zurückschicken und vertraue auf die Einschätzung von M. Naumann.
Wenn ich weiß, was da herausgekommen ist, lasse ich es euch wissen.
AS
antisto

antisto
Beiträge: 2568
Registriert: So 30.03.08 13:56
Wohnort: Ruhrgebiet SO
Hat sich bedankt: 53 Mal
Danksagung erhalten: 270 Mal

Re: Lysimachos

Beitrag von antisto » Do 26.11.15 19:06

Hier das zugesagte Untersuchungsergebnis von Nauman und einem weiteren Experten:
"... auch die zweite Meinung zur Münze war positiv.
Nun zur genauen Analyse: Der ungewöhnliche Gesamteindruck des Stückes resultiert aus einer sehr aggressiven Reinigung. Die Münze wies ursprünglich wohl eine deutliche Hornsilberauflage aus, welche mittels Säure reduziert wurde. Danach wurde das Stück wahrscheinlich getrommelt oder mit einer ähnlich abrasiven Methode bearbeitet. Wenn man sich das Feld zwischen Beinen der Athena und dem Thron (das am meisten "geschützte" Areal auf der Münze) unter Lupe oder besser Mikroskop anschaut, sieht man noch die ursprüngliche Struktur der Münzoberfläche mit Verdrängungslinien, einem feinen Doppelschlag sowie einer leichten Tönung." So weit Naumann.
Trotz aggressiver Reinigung - das Teil gefällt mir, sonst hätte ich nicht "zugeschlagen" (auch wenn sie nicht ganz den "günstigen Schönheiten" zuzurechnen ist :wink: ), dem Expertenurteil vertraue ich, und so freut es mich, dass sie bald wieder mein eigen ist.
AS
antisto

Altamura2
Beiträge: 5255
Registriert: So 10.06.12 20:08
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 1095 Mal

Re: Lysimachos

Beitrag von Altamura2 » Do 26.11.15 22:14

antisto hat geschrieben:... Danach wurde das Stück wahrscheinlich getrommelt oder mit einer ähnlich abrasiven Methode bearbeitet. ...
Dass man sowas mit Münzen anstellt, war mir auch neu 8O . Klingt aber schon etwas gruselig :? .

Gruß

Altamura

antisto
Beiträge: 2568
Registriert: So 30.03.08 13:56
Wohnort: Ruhrgebiet SO
Hat sich bedankt: 53 Mal
Danksagung erhalten: 270 Mal

Re: Lysimachos

Beitrag von antisto » Do 26.11.15 22:24

Mir sagt das gar nichts. Kenne mich aber mit Reinigungsmethoden überhaupt nicht aus! :?:
antisto

Benutzeravatar
areich
Beiträge: 8101
Registriert: Mo 25.06.07 12:22
Wohnort: Berlin
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 1 Mal

Re: Lysimachos

Beitrag von areich » Fr 27.11.15 10:19

In einer Trommel (ähnlich wie eine Waschmaschine aber eher per Handkurbel) zusammen mit Dingen (keine Ahnung was man da nimmt, Steine, Nußschalen?) schleudern. Das ist natürlich brutal. Wird auch 'tumbling' genannt.

https://www.youtube.com/watch?v=STg3rVMO8NU

antisto
Beiträge: 2568
Registriert: So 30.03.08 13:56
Wohnort: Ruhrgebiet SO
Hat sich bedankt: 53 Mal
Danksagung erhalten: 270 Mal

Re: Lysimachos

Beitrag von antisto » Fr 27.11.15 11:48

Interessant. Danke für den Link.
Ja, das ist schon brutal. Doch für verschmutzte und abgelutschte Bronzemünzen sicherlich keine schlechte Methode.
Aber eben nur dafür!
Mir scheint, da wurde Granulat zugefügt. Und Wasser. Und... etwas Spüli?
AS
antisto

antisto
Beiträge: 2568
Registriert: So 30.03.08 13:56
Wohnort: Ruhrgebiet SO
Hat sich bedankt: 53 Mal
Danksagung erhalten: 270 Mal

Re: Lysimachos

Beitrag von antisto » Fr 27.11.15 15:26

Apropos Augenfehler:
Was haltet ihr von dem Glubsch-Auge? http://www.ebay.de/itm/LANZ-Ionien-Ephe ... 35f5c53585
Hat da jemand nachge"bessert"?
antisto

Altamura2
Beiträge: 5255
Registriert: So 10.06.12 20:08
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 1095 Mal

Re: Lysimachos

Beitrag von Altamura2 » Fr 27.11.15 18:23

antisto hat geschrieben:... Doch für verschmutzte und abgelutschte Bronzemünzen sicherlich keine schlechte Methode. ...
Na ich weiß nicht :? . Ich kenn' das vor allem aus dem Mineralienbereich zur Herstellung von Trommelsteinen: https://de.wikipedia.org/wiki/Trommelstein
... Was haltet ihr von dem Glubsch-Auge? ...
Dieser stiere Blick ist da nicht untypisch:
http://gallica.bnf.fr/ark:/12148/btv1b8 ... %20drachme
http://www.acsearch.info/search.html?id=2642506
http://www.acsearch.info/search.html?id=2588047

Vor allem bei Tetradrachmen trifft man den an:
http://gallica.bnf.fr/ark:/12148/btv1b8 ... tradrachme
http://gallica.bnf.fr/ark:/12148/btv1b8 ... tradrachme
http://www.acsearch.info/search.html?id=2664176
http://www.acsearch.info/search.html?id=2664367

Nachbesserung muss das also nicht sein, mir sieht die Münze eher unverdächtig aus.

Gruß

Altamura

Antworten

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 5 Gäste