rußschwarze Nachpatinierung?

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

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vMadai
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rußschwarze Nachpatinierung?

Beitrag von vMadai » So 07.05.06 15:59

Seid gegrüßt,

wieder bin ich etwas ratlos:
ich habe ein Lot 10 römische Großbronzen gekauft, angeblich "vorgereinigt/gereinigt". Schon auf dem Foto sahen sie wie arg grob gereinigt aus, das Relief teilweise kupferrot, schienen mir aber trotzdem jeweils 2,50 wert zu sein.
Weil sie ein bißchen schmutzig rochen (es genügt mir, wenn meine Münzen wie Geld aussehen, sie müssen nicht auch so riechen - ich weiß, Ks.Vespasian sah das anders), legte ich sie ein paar Stunden in Olivenöl. Das habe ich nun schon einige Male wiederholt, denn jedesmal beim Abputzen sondern Sie sehr ergiebig schwarze Farbe ab, ohne dabei selbst wesentlich heller zu werden. Altersmäßig sind die Münzen gemischt von Claudius bis Maximian.

WAS ALSO IST DAS??

Hat da jemand nach brutaler Entpatinierung Ruß aufgetragen (in welcher Verbindung?) - oder wirklich Farbe (was für welche?)?
War das ein missglückter oder betrügerischer Versuch der Nachpatinierung, oder kann man das auch unschuldiger erklären?
Ist es am Ende echte alte Patina (aus Brandschutt?)???

Auf guten Rat hofft
Corbulo

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Pscipio
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Beitrag von Pscipio » So 07.05.06 16:09

Ich habe eine Münze (siehe Foto), die eine anscheinend künstliche schwarze Patina aufweist, welche zu Beginn nach Petroleum roch. Vielleicht weisen deine Münzen ähnliches auf? Wie immer wären Bilder hilfreich!
Dateianhänge
phil-hieropol.JPG
Nata vimpi curmi da.

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Beitrag von vMadai » Mo 08.05.06 08:55

Petroleum? Weiß nicht (bin nicht mehr damit groß geworden).

Aber meine neueste Entdeckung: beim Bearbeiten mit einem weichen Radiergummi löst sich die Schicht über dem blanken Kupfer ab.
Was ratet Ihr mir?
Abradieren, weil ohnehin künstlich?
Oder gibt es auch Original-Patina, die so labil ist?
(Bilder sind für mich ein ziemlicher Aufwand: die "Patina" ist halt schwarzbraun wie auf deinem Bild und drunter schimmerts kupfern- ebenfalls wie auf deinem Bild).
Danke!
MfG Corbulo

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antoninus1
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Beitrag von antoninus1 » Di 09.05.06 08:54

Das mit dem Petroleumgeruch ist mir auch schon aufgefallen.
Weiß jemand eine Erklärung dafür?
Unpatinierte Münzen und Münzen mit echter Patina sollten doch eigentlich geruchslos sein, bzw. "metallisch" riechen.
Gruß,
antoninus1

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Beitrag von diwidat » Di 09.05.06 17:50

Die alten Schmiede haben ihre Arbeiten zum Schutz gegen Rost "schwarz gebrannt", durch mehrmaliges erwärmen und ablöschen in Öl oder Petroleum. wenn das richtig gemacht wurde, gab es eine schöne, wischfeste schwarz Patinierung. (da sind auch nicht mehr viele mit aufgewachsen)

Im Britischen Museum habe ich mal blaue Stein Scarabäen gekauft, die rochen nach dem Heizöl, was den Staub auf den Käfern festhalten sollte. Die sind aber jetzt alle nicht mehr blau sondern grau.

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tournois
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Beitrag von tournois » Di 09.05.06 23:34

Im Mittelalter haben das Schmiede auch mit Kettenhemden, Helmen oder anderen Rüstungsteilen gemacht.
Das nennt man heute fälschlicherweise "brünieren"!
Das Brünieren ist erst am Anfang des 19. Jahrhundert aufgekommen und wurde/wird mit Lösungen vollzogen.
Guckst Du hier ---> http://de.wikipedia.org/wiki/Br%C3%BCnieren

In der Mittelalter-, Fecht- und Ritterszene werden oft Rüstungsteile als "brüniert" angeboten, respektive als Solches getragen. Meines Erachtens nach, für jeden der sich Authentizität im Rahmen "seiner historischen Darstellung" auf die Fahne geschrieben hat, ein echter Anachronismus! ;)
[b]tournois[/b]
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"Wir leben in einem Zeitalter, in dem die überflüssigen Ideen überhand nehmen und die notwendigen Gedanken ausbleiben!"
Joseph Joubert 1754 - 1824

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Beitrag von Zwerg » Mi 10.05.06 08:47

Das mit dem Petroleumgeruch ist mir auch schon aufgefallen.
Weiß jemand eine Erklärung dafür?
Man gebe sie in einen Fahrzeugtank, schmuggele sie über diverse Grenzen, und hole sie wieder heraus.

Grüße
Zwerg
ΒIOΣ ΑΝЄΟΡΤAΣΤΟΣ ΜΑΚΡΗ ΟΔΟΣ ΑΠΑNΔΟKEYTOΣ
Ein Leben ohne Feste ist ein langer Weg ohne Gasthäuser (Demokrit)

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