Merkwürdiger Vespasian-Denar?

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

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drakenumi1
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Merkwürdiger Vespasian-Denar?

Beitrag von drakenumi1 » So 04.01.09 15:52

Möglicherweise ist der Titel nicht ganz korrekt gewählt, aber der gerade parallel laufende thread mit dem "merkwürdigen Hadrian" hat mir den Anstoß gegeben, eine (oder besser zwei) Merkwürdigkeiten vorzustellen am
Vespasian - Denar
mit Rs. geflügeltem Merkur-Stab ION MAX TRP COS V
(Richtig sollte es wohl statt ION.... PON..... heißen.
RIC 703 bzw. 75 (alt); RSC 362.
Die zweite Merkwürdigkeit liegt in der sonderbaren Legendenaufteilung auf die beiden Bildhälften. Beim Vergleich mit 18 wildwindsmünzen steht der caduceus dort mehr oder weniger mittig zwischen den Legendenhälften, bei meinem Stück etwa um 15 Grad schräg.
Sollte es sich dabei um keinen Zufall handeln, sondern um bewußtes Handeln des Graveurs, müße es dann nicht den Status einer Variante erhalten? Oder ist eine solche evtl. schon bekannt und registriert?

Grüße von

drakenumi1
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Beitrag von curtislclay » So 04.01.09 20:48

Aus einer kleinasiatischen Münzstätte mit Ringlein unter dem Porträt, seltener als das römishe Gegenstück. Der Fehler ION für PON ist, glaube ich, bekannt. RIC und RPC kann ich erst morgen konsultieren.

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Beitrag von drakenumi1 » Mo 05.01.09 17:23

In der Zwischenzeit habe ich mal meine Vespasiani auf das Vorhandensein weiterer "Ringlein" unter dem Halsansatz abgesucht und tatsächlich noch einen gefunden:

Vespasianus RIC (alt) 139; C. 393
Vs. IMP CAESAR VESPASIANVS AVG.
Rs. PRINCEPS IVVENTVT. Spes li. gehd., Blume haltend u. Rock raffend.
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Beitrag von Xanthos » Mo 05.01.09 18:39

Zur Ergänzung: RIC II (neu) 1479.

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Beitrag von curtislclay » Mo 05.01.09 22:13

Merkurstab: RIC 1476 (R3), Taf. 79, den Autoren in nur einem Exemplar bekannt (ohne Herkunftsangabe), dort ebenfalls ION MAX TR P COS V, die Stempel aber anscheinend auf beiden Seiten verschieden.

Diese Rs.Legende mit COS V gehört eigentlich dem Titus, richtig für Vespasian wäre COS VII, wie auf RIC 1477.

Spes: RIC 1479 (R2), mit PRINCEPS IVVENTVT und Spes gehört die Rs. natürlich dem Caesar Domitianus, nicht dem Vespasian.

Diese Münzstätte hat die Stempel ziemlich oft falsch kombiniert. PON MAX ist auch falsch für Titus, der nur Pontifex war; Domitian wird sogar PONT MAX TR P genannt, beides irrig!

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Beitrag von drakenumi1 » Di 06.01.09 10:47

Danke Dir, Curtis, für diese interessanten Eröffnungen. Das ist ja ein Gefühl, wie ein Schnäppchen zum Nulltarif! Der Widerspruch zwischen PRINCEPS IVVENTVT und dem Kaiser Vesp. hätte mir allerdings auch auffallen sollen, da war ich recht unaufmerksam.-
Ist denn der Name der Mzst. oder deren ungefähre Lokalisierung bekannt?

Beste Grüße von

drakenumi1
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Beitrag von Xanthos » Di 06.01.09 12:40

Im neuen RIC wird Ephesus vermutet, was - meiner Meinung nach - durchaus zutreffen könnte, da die Denare der letzten (oder eben zweitletzten) in Ephesus geprägten Gruppe (74 n. Chr.) teilweise ebenfalls diesen "Kringel" aufweisen, jedoch nicht unterhalb des Halsabschnittes, sondern am Ende der Legende. Auch der Stil passt gut zu Ephesus.

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Beitrag von drakenumi1 » Di 06.01.09 13:28

Bevor ich jetzt einen Feher mache, frage ich lieber zurück: Ich hatte Curtis so verstanden, daß korrekterweise der caduceus mit COS VII (= 76 n.) hätte datiert werden müssen und nicht mit COS V. Für Titus, dessen Rs. hier benutzt wurde, bedeutet das auch 76 n.
Hat Deine Aussage, für die ich bestens danke, trotzdem Gültigkeit?

Freundlichst

drakenumi1
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Beitrag von drakenumi1 » Di 06.01.09 14:17

Xanthos hat geschrieben: ..... die Denare der letzten (oder eben zweitletzten) in Ephesus geprägten Gruppe (74 n. Chr.) teilweise ebenfalls diesen "Kringel" aufweisen, jedoch nicht unterhalb des Halsabschnittes, sondern am Ende der Legende.
Möglicherweise meinst Du diesen Punkt, wie er am Ende der Legende dieses nach seinem Tode geprägten Denars mit den beiden capricorns, S-C on shield and globe below gesetzt wurde?
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Beitrag von Xanthos » Di 06.01.09 14:25

drakenumi1 hat geschrieben:Hat Deine Aussage, für die ich bestens danke, trotzdem Gültigkeit?
Ja. Denn wäre deine Münze von 74 n. Chr. (aus der Gruppe 9 von Ephesus), würden zwar die Titel stimmen, es müsste aber auf der Rückseite ein Stern zu finden sein (was das Erkennungszeichen dieser Gruppe ist). Zudem müsste dieser "Kringel" am Ende der Legende (nicht unter dem Halsabschnitt) bzw. hinter der Lorberkranzbändeln sein (nur von einem Typ mit Concordia Rückseite bekannt).
Zuletzt geändert von Xanthos am Di 06.01.09 17:38, insgesamt 2-mal geändert.

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Beitrag von Xanthos » Di 06.01.09 14:32

drakenumi1 hat geschrieben:Möglicherweise meinst Du diesen Punkt, wie er am Ende der Legende dieses nach seinem Tode geprägten Denars mit den beiden capricorns, S-C on shield and globe below gesetzt wurde?
Nein, es handelt sich nicht um einen Punkt, sonder tatsächlich um einen kleinen Ring, wie auf dem folgenden Stück (leider habe ich kein Bild aus der 9. Gruppe von Ephesus):
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Beitrag von adson » Di 06.01.09 14:34

@drakenumi1: dein Vespasian gefällt mir besonders gut. Ich mag diese Kombination aus schön erkennbaren Details und sichtbaren Umlaufspuren, die es bei Vespasian häufiger gibt.

Grüße
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Beitrag von curtislclay » Di 06.01.09 17:58

Für eine Zuteilung an Ephesos reicht meiner Meinung nach der gemeinsame kleine Ring unter dem Porträt bzw. nach der Legende keineswegs aus, da sonst die beiden Ausgaben total anders aussehen.

Nur die Ausgabe von 76 ahmt stadtrömische Typen und Legenden nach, während die Ausgaben von 70-74 ihre eigenen, merkwürdigen Typen und Legenden haben.

Nur in der Ausgabe von 76 finden wir die falsche Verwendung von Vespasians Titeln für Titus und Domitian und die häufigen falschen Koppelungen von Vs. und Rs.

Auch der Stil der beiden Ausgaben ist meiner Meinung nach ganz anders.
Zuletzt geändert von curtislclay am Di 06.01.09 19:43, insgesamt 1-mal geändert.

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Beitrag von Xanthos » Di 06.01.09 18:36

Würdest Du diese Denare dann eher Antiochia zuordnen oder gibt es Deiner Meinung nach eine weitere Münzstätte in Kleinasien?

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Beitrag von curtislclay » Di 06.01.09 19:34

Wie im BMC und RPC: unbekannte kleinasiatische Münzstätte.

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