Frage zu Agrippa und Augustus Münze

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

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extrakraft
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Frage zu Agrippa und Augustus Münze

Beitrag von extrakraft » Di 21.09.10 23:19

Ich habe hier eine Agrippa und Augustus Münze die sich einer genauen Zuordnung entzieht. Vielleicht weis ja hier jemand einen Rat.

Die abgebildete Münze müsste Aufgrund der Größe und es Gewichtes ein AS sein, was wohl erstmal ungewöhnlich ist.
Darüber hinaus ist nicht mal im Ansatz eine Beschriftung unter den Kopfen zu sehen. (normal: P P, DIVI(F)
Eine ähnliche Münze, aber nur im groben findet sich im RIC 155 (Seite 51). Auffällig finde ich die Spitze nach unten gerichtete Nase des Augustus und das eher stilisierte Maul des Krokodils.

Der Fundort ist im Kreis Koblenz. Es ist ein Bodenfund, die Beschädigungen sind älter, wahrscheinlich durch Pflugeinwirkung.
Es scheint mir eine eher seltene röm. Münze zu sein, in dem Zusammenhang würde mich auch die Verbreitung interessieren, resp. geschichtliche Hintergründe.
Und kann einer was zum geschätzten Sammlerwert sagen? (das ist nicht wirklich wichtig aber es interessiert mich halt auch).

Ach ja:
Gewogene 10,1 Gramm - Durchmesser (gemittelt) 25,5mm

Besten Dank schonmal für die Expertenmeinungen :)
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COL - NEM 1.jpg
Auguste et Agrippa 1.jpg

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Arminius
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Re: Frage zu Agrippa und Augustus Münze

Beitrag von Arminius » Di 21.09.10 23:44

Es gibt von diesem Münztyp auf "germanischem Boden" wohl mehr zeitgenössische Nachahmungen als die offizielle Prägungen aus der Colonia Nemausus/Nimes.
Ich würde Dein Stück unter die Kategorie zeitgenössische Nachahmung (und echt) einstufen.
Größe und Gewicht sind zur Einstufung des Nennwertes bei Bronzemünzen leider nicht ausreichend. Diese Nemausus-Prägungen waren aus Messing, welches einen im Vergleich zu Kupfer doppelten Wert hatte. U.a. deshalb werden diese Prägungen heute meist als Dupondien angesehen.
Das teileise Fehlen der Schrift ist auf Grund der Prägetechnik und fehlender Qualitätskontrolle bei diesen zeitgenössischen Nachahmungen nicht ungewöhnlich.
Die stilechten offiziellen Nemausus Prägungen erzielen in Frankreich Spitzenpreise. Diese zeitgenössischen Nachahmungen aber nicht und sie sind sind nicht selten. Da dein Stück aber noch recht hübsch, wenig beschädigt, wenig oberflächen-korrodiert ist und einen Fundbezug herweisen kann, würde ich den Liebhaber-Sammlerwert zur Zeit bei bis zu 40-100 € schätzen.

Gruß
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Re: Frage zu Agrippa und Augustus Münze

Beitrag von richard55-47 » Mi 22.09.10 07:59

Dieser Münztyp heißt auf dem französischen Markt salopp "As de Nîmes". Dort wird in vier Ausgabentypen unterschieden.
Deine Münze ist sicherlich keine offzielle Prägung.
Ob "barbarisierte" Prägungen zahlreicher als die offiziellen in Umlauf waren, ist mir persönlich nicht bekannt. Mir kommt mit deiner Münze erstmalig eine barbarisierte Prägung des As de Nîmes vor Augen, während ich offizielle Prägungen des öfteren gesehen habe. Verallgemeinere ich diese Erfahrung, dann hast du da etwas Seltenes in Händen.
do ut des.

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Re: Frage zu Agrippa und Augustus Münze

Beitrag von Pscipio » Mi 22.09.10 08:24

"Barbarisierungen" dieser Nemausus-Prägungen sind relativ häufig. Ich habe auch schon mehrere gesehen, die wie dein Exemplar auf der Oberseite des Krokodiloberkiefers eine zusätzliche Zahnreihe haben: Vorsicht - besonders gefährliches Kroko!

Gruss, Pscipio
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Re: Frage zu Agrippa und Augustus Münze

Beitrag von Arminius » Mi 22.09.10 12:51

Es scheint, als wenn mein Stück von den selben Stempeln stammt:

[ externes Bild ]

(23-24 mm / 10.26 g)

Zumindest hat das Krokodil den selben Zahntechniker :wink: .

Gruß
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Re: Frage zu Agrippa und Augustus Münze

Beitrag von extrakraft » Mi 22.09.10 15:42

@Arminus,

ja das scheint tatsächlich mal eine fast 100% Übereinstimmung zu sein. Auch der Schriftzug auf der Vorderseite IMP ist identisch, nur das man hier noch den unteren Schriftzug erahnen kann, auch sind zwar die "Haare" nahezu gleich, jedoch die Gesichterprofile im Detail nicht mehr.
Dann scheint Deine Münze auch ein AS zu sein und richard55-47 hätte dann gleich zwei Exemplare vor Augen :D

Ich danke euch für die fachkundlichen Ausführungen und Bestimmungsversuchen. Letztendlich "geklärt" wird die Herkunft und ob gefälscht oder nicht, wohl nicht werden können. Aber ich bin auf jeden Fall ein Stück schlauer - Danke nochmal!

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Re: Frage zu Agrippa und Augustus Münze

Beitrag von antoninus1 » Mi 22.09.10 20:04

Na, antik gefälscht ist es ja eindeutig. Das ist ja das reizvolle an dem Stück.
Gruß,
antoninus1

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Re: Frage zu Agrippa und Augustus Münze

Beitrag von richard55-47 » Mi 22.09.10 20:08

extrakraft hat geschrieben:@Arminus,


Dann scheint Deine Münze auch ein AS zu sein und richard55-47 hätte dann gleich zwei Exemplare vor Augen :D
Das ist doch mal ein schöner Tageserfolg. :)
do ut des.

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Re: Frage zu Agrippa und Augustus Münze

Beitrag von chinamul » Do 23.09.10 11:53

Die Asses bzw. Dupondien mit den Porträts der beiden Freunde Agrippa und Octavianus zeigen verschiedenste künstlerische Qualitäten. Dennoch erscheinen sie mir sämtlich - wie übrigens auch die halbierten Exemplare - als sammelnswert. Die Unmenge angebotener Stücke zeigt, daß sie im Geldumlauf der letzten Jahre vor der Zeitenwende und vermutlich auch noch danach eine bedeutende Rolle spielten. Und selbstverständlich gehören dazu auch die bildnerisch mehr oder weniger gelungenen barbarisierten Münzen, die ihren ganz eigenen Reiz haben.
Unten noch einmal eine Gesamtschau der verschiedenen Typen, vom klassischen Bild bis hin zum barbarisierten und schließlich dem geteilten Exemplar.

Gruß

chinamul
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