Abschläge

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

Moderator: Homer J. Simpson

Antworten
Benutzeravatar
Julianus v. Pannonien
Beiträge: 1811
Registriert: Mi 10.09.08 18:42
Hat sich bedankt: 3 Mal
Danksagung erhalten: 34 Mal

Abschläge

Beitrag von Julianus v. Pannonien » Sa 24.12.11 16:13

Seit einigen Tagen habe ich nun einen zweiten Aureus-Abschlag des Probus in meiner Sammlung.

Ich habe mich schon oft gefragt, warum diese hergestellt wurden, denn um einen "Stempeltest" durchzuführen hätte ich Blei in betracht gezogen,
dies ist Weich und nutzt den Stempel deutlich weniger ab als jetzt Kupfer oder Bronze.

Jedoch scheinen diese Bronze-Aureus-Abschläge im 3. Jahrhundert immer häufiger vorzukommen.
Laut S. Estiot, war dies eine Gängige Praxis z.B in der Münzsstätte Siscia.

- Warum gerade dieses Material?
- Waren die Stücke wirklich als Zahlungsmittel im Umlauf oder waren dies nur Testobjekte?
- Und warum findet man solche Stücke praktisch nur aus dem 3. Jahrhundert und dies dann wirklich meistens von Aureus-Stempeln?
Probus_Quadriga_TRI_Abschlag_Lugdunum.jpg
Von diesen Stempeln aus Lugdunum existieren Aurei Zitiert in RIC V, Nr. 1
Ein zweiter dieser Abschläge ist Bastien von den selben Stempeln bekannt.

Villeicht hat wer von euch Anregungen, Ideen oder besser gar noch "Wissen" zu diesem Thema.
Würde mich über eure Meinungen Freuen.

Grüsse
Simon
"VICTORIOSO SEMPER"

Benutzeravatar
Laurentius
Beiträge: 1106
Registriert: Sa 25.09.10 11:14
Hat sich bedankt: 1021 Mal
Danksagung erhalten: 410 Mal

Re: Abschläge

Beitrag von Laurentius » So 25.12.11 21:16

Zu diesem Thema gibt es sehr interessante Arbeiten, wenn ich mich recht erinnere.

Frag mal den Justus nach einem Sonderdruck des "Trierer Petermännchen - Die Münzstätte der gallischen Kaiser".

Grüße Laurentius
"CARPE DIEM"

Konstantinische Dynastie, Münzstätte Trier:

https://www.forumancientcoins.com/galle ... album=7436

Benutzeravatar
Laurentius
Beiträge: 1106
Registriert: Sa 25.09.10 11:14
Hat sich bedankt: 1021 Mal
Danksagung erhalten: 410 Mal

Re: Abschläge

Beitrag von Laurentius » Mo 26.12.11 16:17

Um es mal kurz zu fassen.
Am besten gefällt mir die Theorie, das es sich bei diesen Abschlägen um "Auswurfmünzen"
handelt, die bei besonderen Feierlichkeiten vom Kaiser unter dem Volk verteilt wurden.
Quasi vergleichbar mit den Teilstücken, wie man sie seit der Tetrarchie kennt.

Grüße Laurentius
"CARPE DIEM"

Konstantinische Dynastie, Münzstätte Trier:

https://www.forumancientcoins.com/galle ... album=7436

Benutzeravatar
Laurentius
Beiträge: 1106
Registriert: Sa 25.09.10 11:14
Hat sich bedankt: 1021 Mal
Danksagung erhalten: 410 Mal

Re: Abschläge

Beitrag von Laurentius » Mo 26.12.11 19:34

Tetrarchie, Diocletianus, Münzreform, Teilstücke, alter Brauch.

Jetzt müßte es doch eigentlich klingeln. :)

Grüße Laurentius
"CARPE DIEM"

Konstantinische Dynastie, Münzstätte Trier:

https://www.forumancientcoins.com/galle ... album=7436

Benutzeravatar
Julianus v. Pannonien
Beiträge: 1811
Registriert: Mi 10.09.08 18:42
Hat sich bedankt: 3 Mal
Danksagung erhalten: 34 Mal

Re: Abschläge

Beitrag von Julianus v. Pannonien » Mo 26.12.11 20:33

Hallo Laurentius,

Danke für deine Aussagen.
Möglich wäre die Theorie der Auswurfstücke, jedoch warum diese ausgerechnet aus abschlägen von Aureus-Stempeln?
Für die Isis-Feste im 4. Jahrhundert wurden ja auch keine Aureusabschläge sondern Sonderemissionen mit Bezug zum jeweiligen Thema ausgegeben.
Sowie auch unter Diocletian bis Constantin wurden ja hauptsächlich Sonderemissionen als Auswurfmünzen geprägt.

Anbei 2 Beispiele.

Grüsse
Simon

PS: Das mit dem "klingeln" versteh ich nicht ganz, da ich nicht eine Frage beantwortet habe wollte, sondern lediglich zu einer Diskussion über die Verwendungsmöglichkeiten dieser Abschläge anzuregen versuchte.
Die Aussage mit dem "alten Brauch" dass stelle ich nun ein wenig in Frage, da ich die Praxis der Aureus-Abschläge vor dem 3. Jahrhundert nicht kenne.
Dateianhänge
Decentius_Med.jpg
Constantinus_Quarter_Follis_VOT.jpg
"VICTORIOSO SEMPER"

Benutzeravatar
Laurentius
Beiträge: 1106
Registriert: Sa 25.09.10 11:14
Hat sich bedankt: 1021 Mal
Danksagung erhalten: 410 Mal

Re: Abschläge

Beitrag von Laurentius » Mo 26.12.11 20:50

Hallo Simon

Ah, ein Zeichen, danke. Dachte schon, ich würde Selbstgespräche führen.
Ok, war nur Spaß. :D
Für die Isis-Feste im 4. Jahrhundert wurden ja auch keine Aureusabschläge sondern Sonderemissionen mit Bezug zum jeweiligen Thema ausgegeben.
Sowie auch unter Diocletian bis Constantin wurden ja hauptsächlich Sonderemissionen als Auswurfmünzen geprägt.
Nach der Münzreform ist ja auch nicht vor der Münzreform. Die werden sich schon etwas
dabei gedacht haben.

Grüße Laurentius
"CARPE DIEM"

Konstantinische Dynastie, Münzstätte Trier:

https://www.forumancientcoins.com/galle ... album=7436

Benutzeravatar
Julianus v. Pannonien
Beiträge: 1811
Registriert: Mi 10.09.08 18:42
Hat sich bedankt: 3 Mal
Danksagung erhalten: 34 Mal

Re: Abschläge

Beitrag von Julianus v. Pannonien » Mo 26.12.11 20:55

Laurentius hat geschrieben: Nach der Münzreform ist ja auch nicht vor der Münzreform. Die werden sich schon etwas
dabei gedacht haben.

Grüße Laurentius
Du meinst also vor der Münzreform waren alle Beamten Einfallslos, und habe einfach die "teuersten" Stempel als Auswurfmünzenstempel verwendet :wink:

"Och ich mag jetzt nicht absichtlich nen neuen Stempel machen, der Kaiser überlebt sowieso nicht lange :lol: " So in dem Stil
"VICTORIOSO SEMPER"

Benutzeravatar
Laurentius
Beiträge: 1106
Registriert: Sa 25.09.10 11:14
Hat sich bedankt: 1021 Mal
Danksagung erhalten: 410 Mal

Re: Abschläge

Beitrag von Laurentius » Mo 26.12.11 21:02

Du meinst also vor der Münzreform waren alle Beamten Einfallslos, und habe einfach die "teuersten" Stempel als Auswurfmünzenstempel verwendet :wink:

"Och ich mag jetzt nicht absichtlich nen neuen Stempel machen, der Kaiser überlebt sowieso nicht lange :lol: " So in dem Stil
Ich zitiere mal aus einer Arbeit von W. Knickrehm.
Dazu nahm man entweder die noch intakten Aurei-Stempel her, oder es wurden
neue geschnitten, die ausschließlich für die Kupferprägung vorgesehen waren.
Nur so lassen sich "Serien von Abschlägen" erklären, die es nur aus Kupfer gibt.
Grüße Laurentius
Zuletzt geändert von Laurentius am Mo 26.12.11 21:43, insgesamt 1-mal geändert.
"CARPE DIEM"

Konstantinische Dynastie, Münzstätte Trier:

https://www.forumancientcoins.com/galle ... album=7436

Benutzeravatar
Julianus v. Pannonien
Beiträge: 1811
Registriert: Mi 10.09.08 18:42
Hat sich bedankt: 3 Mal
Danksagung erhalten: 34 Mal

Re: Abschläge

Beitrag von Julianus v. Pannonien » Mo 26.12.11 21:12

Vielen Dank Laurentius
"VICTORIOSO SEMPER"

Benutzeravatar
Faramir
Beiträge: 204
Registriert: Mi 12.03.03 08:43
Wohnort: Königswinter
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 1 Mal
Kontaktdaten:

Re: Abschläge

Beitrag von Faramir » Di 27.12.11 19:44

Hallo,

Nur weil Knickrehm apodiktisch schreibt "Kupfer-Abschläge sind Auswurfmünzen", heißt dies natürlich noch lange nicht, dass es auch so war. Zu diesem Thema gibt es mehrere Theorien, beispielsweise die der Probeabschläge, Abschläge als Umlaufmünzen (Denare), und die der Ehrengaben für verdiente Persönlichkeiten (die mir persönlich am plausibelsten erscheint, zumindestens bezogen auf die Abschläge der gallischen Kaiser). Echte Beweise für eine Theorie lassen sich hier nur schwerlich finden, so dass man auf das Abwägen der Indizien angewiesen ist.

Gruß,
Sebastian

Benutzeravatar
Laurentius
Beiträge: 1106
Registriert: Sa 25.09.10 11:14
Hat sich bedankt: 1021 Mal
Danksagung erhalten: 410 Mal

Re: Abschläge

Beitrag von Laurentius » Di 27.12.11 21:35

Hallo Sebastian

Natürlich gibt es dazu verschiedene Theorien.
Aber wieso apodiktisch? In seiner Arbeit wird das in nachvollziehbaren Schritten
sehr eindeutig begründet.

Grüße Laurentius
"CARPE DIEM"

Konstantinische Dynastie, Münzstätte Trier:

https://www.forumancientcoins.com/galle ... album=7436

Benutzeravatar
Pscipio
Beiträge: 8228
Registriert: Fr 15.10.04 13:47
Wohnort: Bern, CH
Hat sich bedankt: 1 Mal
Danksagung erhalten: 16 Mal
Kontaktdaten:

Re: Abschläge

Beitrag von Pscipio » Di 27.12.11 23:08

Mich würde die Begründung für diese Pauschalaussage auch interessieren.

Gruss, Pscipio
Nata vimpi curmi da.

Benutzeravatar
Faramir
Beiträge: 204
Registriert: Mi 12.03.03 08:43
Wohnort: Königswinter
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 1 Mal
Kontaktdaten:

Re: Abschläge

Beitrag von Faramir » Di 27.12.11 23:17

Leider werden häufig eben keine stichhaltigen Argumente aufgeführt, und Theorien anderer Numismatiker einfach als falsch hingestellt. So erwähnt er zwar die geringe Anzahl an Abschlägen zur Quinquennalienprägung des Postumus im Verhältnis zu den Goldprägungen (die ein Gegenargument zu seiner Theorie darstellt), geht aber nicht näher darauf ein und läßt sie, für seine Argumentation passend, außen vor. Weiterhin sind viele wichtige Funde und Exemplare dem Autor anscheinend nicht bekannt. Ein Blick auf die Mengenverteilung der Abschläge auf die einzelnen Emissionen offenbart schnell einen offensichtlichen Zusammenhang zwischen einem in den letzten Emissionen aufkommenden Goldmangel mit erhöhter Produktion von Abschlägen. Es hat also eher den Anschein, dass zur Deckung des Bedarfs an Festprägungen zu den Decennalien zu wenig Gold zur Verfügung stand, so dass man infolge dessen mehr Abschläge produzierte. Seine Theorie in diesem Zusammenhang als unumstößliche Tatsache hinzustellen halte ich für etwas abenteuerlich, auch wenn der Vergleich mit dem Kölner Rosenmontagszug zugegebenermaßen amüsant ist.

Gruß,
Sebastian

Antworten

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 22 Gäste