Valerian I. - bitte um Hilfe

[Franz]

Liebe Römer Spezialisten,
hab vor einiger Zeit einen Antoninian von Valerian I. bekommen, AR; 3,7g; 19mm Dm. Bei meiner Suche im RIC komm ich allerdings nur auf eine ähnliche Münze:
RIC 292
AV.: IMP C LIC VALERIANVS AVG - Büste mit Strahlenkrone nach rechts, mit Paludament u. Panzer
RV.: VIR TVS AVG G -Valerian und Gallienus stehen einander gegenüber, einer hält Speer und Globus, der andere Victoria und Speer
ich sehe aber bei meiner Münze keine Victoria, sondern einen Vogel? Kann mir bitte jemand bei der Bestimmung helfen?
bin für jeden Hinweis dankbar.
Gruß Franz

[Andicz]

Hallo Franz.

In deiner Avers-Legende steckt ein kleiner Fehler. Es muss heißen IMP C P LIC VALERIANVS P F AVG. Und ich denke schon, dass es eine Victoria ist, die er da hält. Für mich die RIC V, Part I, 293. Anbei zwei Vergleichsstücke.

[justus]

In deiner Avers-Legende steckt ein kleiner Fehler. Es muss heißen IMP C P LIC VALERIANVS P F AVG. Und ich denke schon, dass es eine Victoria ist, die er da hält.

Sorry, aber das ist etwas zu ungenau, Andicz. Die kleinen Victoria-Statuetten auf einem Globus, welche auf römischen Münzen in den Händen einer Gottheit oder eines Felldherrn bzw. Kaisers dargestellt sind, werden üblicherweise als „Victoriola“ bezeichnet.

Victoriola (Victory on Globe)

The victoriola was a carved cult statue of victory, often with wings spread or standing on a globe. It symbolized the power and majesty conferred on a Roman emperor by victory in battle. It is often shown on coin reverses being presented to the emperor by Jupiter or another Roman deity.

Victoriola.jpg (2.57 KiB) 1937 mal betrachtet

http://www.jaysromanhistory.com/romeweb ... /art19.htm

[Andicz]

Oh Verzeihung. Ach herrje...

Ich hoffe, ich konnte dir trotzdem helfen, Franz.

[Franz]

Hallo Andicz,
danke für dein Hilfe bei der Bestimmung. Da ich von Römermünzen überhaupt keine Ahnung habe , mich aber immer mehr dafür interessiere, bin ich für jeden Hinweis und Tipp dankbar. Die falsche AV Legende hab ich vom Händler ungeprüft so übernommen (hätte mir eigentlich auffallen sollen)
nochmals recht herzlichen Dank für deine Hilfe
Gruß Franz

[drakenumi1]

So abwegig halte ich die Auffassung, daß der rechts stehende Kaiser hier lediglich eine Victoria (ohne Globus) in einer Art Übergabepose an den anderen Kaiser in der Hand hält, überhaupt nicht. Im Gegenteil finde ich diese hier erkennbare Symbolik des Zusammenwirkens der beiden Herrscher
besonders interessant: Rechts hält die Victoria in Richtung seines Gegenübers (Links) und dieser hält seinen Globus unmittelbar unter die Victoria. So ist die Symbolik "Victoria auf bzw. besser über Globus" gewahrt und die Zitate, die von "one holds spear and globe, the other holds Victory and reversed spear" (z.B. RSC) sprechen, haben doch, genau genommen, völlig recht.

Grüße von

drake

[justus]

Sorry, Andricz. Drake hat recht. Es handelt sich wohl wirklich nur um eine Victoria-Statuette "ohne Globus". In allen bei acsearch aufgeführten Ex. wird dies so beschrieben. Mea culpa.

[Franz]

Hallo,
ich hoffe ich überbeanspruche eure Geduld nicht, aber auch dieser Valerian I. bereitet mir als Anfänger Probleme.
Soweit ich klarkomme: AR Antoninian, 4,76g, 22mm Dm
AV: IMP C LIC VALERIANVS AVG drapierte, kürassierte Büste mit Strahlenkrone nach rechts
RV: VICT OR IA AVGG Victoria geht nach links mit Kranz und Füllhorn

im Ric find ich allerdings immer nur eine stehende Victoria! Meine hat aber den rechten Fuß deutlich vorne.
Kann mir bitte wer bei RIC und der Münstätte helfen?
Herzlichen Dank im voraus
Gruß Franz

[Tinapatina]

Hallo,

Vs.-Umschrift wiederum falsch zitiert: IMP C P LIC VALERIANVS AVG
Sollte Göbl 1565a sein, 15 Exemplare, Münzstätte Antiochia

[Franz]

Hallo tinapatina,
diesmal kann ich mich nicht auf den Verkäufer ausreden, hab die Umschrift selber abgeschrieben .
danke fürs Nachschauen. Hast du vielleicht auch eine Ric Nummer? Mit Göbel kann ich sehr wenig anfangen. Ich hab zwar von Göbel den Band2 Antike Numismatik von 1978, da ist aber unter der Nr. 1565 ein Denar von Balbinus.
Gruß
Franz

[Tinapatina]

Hallo,

RIC ist für diese Zeit obsolet. Bei dem von mir genannten Zitat handelt es sich um eines aus Göbls Werk "Die Münzprägung der Kaiser Valerianus I./Gallienus et al." aus der Reihe MIR=Moneta Imperii Romani, dem derzeit (und für wahrscheinlich seehr laange Zeit) gültigen Standardwerk für Münzen dieser Kaiser.

[drakenumi1]

Hallo, Franz,

ich habe auch bei Seaby (RSC von 1971) nachgeschaut, auch dort ist keine nach li. gehende oder stürmende Victoria gelistet.
Aber im RSC bei Gallienus findet sie sich mit genau Deiner Rückseite unter Nr. 1154 ! Dort steht auch ein Gallienus-Bezug zum RIC: Nr. 125. (Habe ich allerdings nicht nachgeprüft).

Grüße von

dake

[Franz]

Hallo Tinapatina u. drakenumi1
Recht herzlichen Dank für eure Mühe. Wenn von diesem Stück nur 15 Exemplare bekannt sind dürfte ich offenbar ein Schnäppchen gemacht haben - das freut mich noch mehr .
nochmals Danke
Franz

[Pscipio]

Die Seltenheitsangabe muss man mit Vorsicht zur Kenntnis nehmen - Göbl kannte zur Zeit der Publikation für diese Variante (bzw. seines Todes, da der MIR für Valerian/Gallienus nach seinem Tod publiziert wurde) 15 Exemplare, was im Vergleich zu anderen Typen weder häufig noch selten ist. Es sind jedoch in den letzten 15 Jahren Unmengen an östlichen Antoninianen auf den Markt gekommen und die Göblschen Stückzahlen daher für diese Prägestätten obsolet geworden, ausserdem bemisst sich der Wert deiner Münze in erster Linie an Erhaltung und Popularität der Typs. Um ein Beispiel zu nennen: viele der Legions-Antoniniane von Gallienus sind bei Göbl mit deutlich mehr Stückzahlen verzeichnet, trotzdem erzielen sie viel höhere Preise als dein Stück.

Damit möchte ich dir keineswegs die Freude an deiner Münze nehmen, es geht mir nur darum, dass man Seltenheitsangaben mit Vorsicht zur Kenntnis nimmt und nicht direkt in Wertschätzungen umwandeln kann.

Viele Grüsse,
Lars

[justus]

Ich würde den Seltenheitsgrad auch weniger nach Göbls Publikationen beurteilen, sondern eher auf Grund der Tatsache, dass im .NET so gut wie nichts über diese Rückseite zu finden ist.