Münzstätte Trier - Honorius

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

Moderator: Homer J. Simpson

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Tejas552
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Münzstätte Trier - Honorius

Beitrag von Tejas552 » Di 10.05.16 11:40

Dies ist möglicherweise eine dumme Frage, aber gibt es eigentlich Münzen im Namen des Honorius, die in Trier geprägt wurden? Ich frage, weil ich eine imitative Siliqua des Honorius habe, die die Münzstättenbezeichnung "TR * " (also "TR Stern) trägt. Wie gesagt, die Münze ist imitativ und wurde wohl sicher nicht in Trier geprägt. Die Legende ist nicht völlig korrekt, aber doch sehr sorgfältig kopiert. Von daher ist die Münzstättenbezeichnung vermutlich keine freie Erfindung.

Ein Bild der Münze werde ich noch nachliefern.

Gruss
Dirk

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justus
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Re: Münzstätte Trier - Honorius

Beitrag von justus » Di 10.05.16 12:04

Ja es wurden für Honorius Münzen in Trier geprägt. Und zwar in den Jahren 407 - 409 AD unter Constantinus III. und um ca. 420 AD als Eigenprägung des Honorius. In beiden Fällen handelte es sich um Silberprägungen, als wohl Siliquae. Bronzeprägungen sind für die geannnten Zeiträume bisher nicht bekant geworden.

Lit. Trierer Texte Nr. 2: Karl-Josef Gilles, Münzprägung im römischen und mittelalterlichen Trier, S. 15

P. S. Ein Photo wäre schön und beurteilen zu können, ob es sic h wirklich "nur" um eine Imitation handelt ! :wink:
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Re: Münzstätte Trier - Honorius

Beitrag von Tejas552 » Di 10.05.16 12:19

Hallo Justus,

danke für die Antwort. Die Münze ist ziemlich sicher eine Imitation, es sei denn der Standard der Münzstätte Trier ist um 420 stark gesunken. Dies ist nach den Turbulenzen seit 406 vielleicht auch nicht von der Hand zu weisen. Die Averslegende lautet: "DN HONO - RIVS PFF AVC", also zweimal F und die N stehen auf dem Kopf. Die Reverslegende lautet "VPBS - ROM // TR *".
Die Münze wurde von einem Sondengänger in Lincolnshire (GB) gefunden. Dieser organisiert sogar Suchtouren für Touristen und hat eine Lizenz fürs "Detectoring". Die Münze wurde ordnungsgemäss gemeldet, erfasst und ausgeführt.

Ein Foto der Münze stelle ich nach Feierabend ein.
Gruss
Dirk

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Re: Münzstätte Trier - Honorius

Beitrag von Tejas552 » Di 10.05.16 13:31

Noch eine Frage .... wird in der genannten Literatur ein Exemplar der Eigenprägung von Honorius abgebildet?

Ich habe dieses Exemplar gefunden, allerdings ohne URBS Roma-Legende:
https://www.vcoins.com/en/stores/calgar ... fault.aspx


Dieser Artikel erwähnt eine imitative Siliqua des Honorius mit VRBS ROMA-Legende:
http://www.constantinethegreatcoins.com ... liquae.pdf


S. 165-66 "Finally, Pearce had another, fourth piece which was certainly imitative, with reverse legend VRBZ (sic) ROMA
and mint-mark .TRPS. Unfortunately, this coin was not illustrated and was not among the
coins he bequeathed to the British Museum, so we can only guess about its style."

Gruss
Dirk

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Re: Münzstätte Trier - Honorius

Beitrag von justus » Di 10.05.16 18:01

Ich halte es für durchaus möglich, dass es sich bei deiner Siliqua um eine Imitation aus Britannien handelt (vorbehaltlich Photo). In der Regierungszeit des Honorius kam es im westlichen Reichsteil fast ununterbrochen zu germanischen Überfällen und Raubzügen, was zu extremer Geldverknappung in den westlichen Provinzen, insbesondere in Britannien führte. Daher kam es dort bereits seit Mitte des 4. Jahrhunderts zu Geldknappheit und entsprechenden Notlösungen in Form von Überprägungen, Nummi-Stückelungen und natürlich auch Imitationen. Hierzu möchte ich auf einen interessanten Artikel im NNB 6/15 hinweisen, der das „Römische Britannien im Münzbild behandelt“ und auch hierzu einiges an Informationen liefert.
mit freundlichem Gruß

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Re: Münzstätte Trier - Honorius

Beitrag von Tejas552 » Di 10.05.16 18:59

Hier sind die Fotos der Münze. Der Fundort liegt bei Folkingham in Lincolnshire. Folkingham ist ein bekannter Ort für früh-sächsische Funde in England. Die Münze könnte also sogar von den Sachsen oder Angeln hergestellt, oder zumindest verwendet worden sein.

ↃИ HOИO - RIVS PFFAVC // VPBS - ROM / TR ★

Gruss
Dirk
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Re: Münzstätte Trier - Honorius

Beitrag von justus » Di 10.05.16 21:05

Tolles Stück. Und eindeutig "barbarisiert", nicht nur wegen der Legendenfehler, sondern auch auf Grund des Münzstättenzeichen TR Stern.

Zwischenzeitlich bin ich in meinem Trierer Literaturfundus auf zwei weitere interessante Informationen gestoßen. Zum einen verweist Gilles (S. 19) im Zusammenhang mit der Einstellung der offiziellen Bronze- und Silberprägung daraufhin, dass es nach 450 in Trier zur Ausprägung einer Vielzahl barbarisierter Silbermünzen mit geringem Gewicht 0,35 - 0,12 g) kam, vielleicht sogar bis in die 70er Jahrer des 5. Jahrhunderts unter einem Comes namens Arbogast geschlagen wurden, der die Stadt gegen die Franken verteidigte.

Weiterhin führt C.-F. Zschucke (Die römische Münzstätte Trier, S. 110/111) an, dass die "moneta palatino" zur Zeit von Honorius nur noch sporadisch tätig war und z. B. bei Besuchen Stilichos in Trier offenbar Siliquien auf Honorius geprägt wurden.

1. Halbsiliqua, RIC IX 109. Urbs-Roma-Büste ohne Legende / X im Kranz. MZ: TR (Auswurfmünze um 400 ?)
2. Siliqua, RIC X fehlt. DN HONORI_VS PF AVG / VOT/V/MVLT/X. Trier um 397-400. MZ: TRPS.
3. Siliqua, RIC X fehlt. DN HONORI-VS PF AVG / VIRTVS RO-MANORVM. Trier um 400. MZ: TRPS.

Nachtrag: Möglich erscheint aber auch eine Ausprägung unter den Merowingern, deren erste Prägungen überwiegend aus Nachprägungen oströmischer Solidi und Trienten bestanden, die sich jedoch durch ihr geringes Gewicht und ihre verwilderten Umschriften, sowie ihrem recht barbarischen Stil deutlich von Originalen unterscheiden.Einige dieser Nachprägungen sollen sich nach Gilles (S. 21) sogar der Münzstätte Trier zuweisen lassen.
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Re: Münzstätte Trier - Honorius

Beitrag von Tejas552 » Di 10.05.16 22:50

Hallo Justus,

vielen Dank für die sehr hilfreichen Informationen. Die Informationen zu den Silbermünzen mit sehr geringem Gewicht ist interessant. Ich habe kürzlich eine andere Imitation vorgestellt, die darauf passt und womöglich zu dieser Gruppe gehört.
Die vorliegende Münze hat ein Gewicht von 1,4 Gramm. Laut dem Artikel von A. Burnett, zu dem ich oben verlinkt habe, stammen diese Imitationen aus England. Ich vermute, dass auch meine Münze dort geprägt wurde. Zu dieser Zeit wurde die offiziellen Siliquae in England häufig beschnitten. Vielleicht hat man das so gewonnene Silber in den Imitationen wieder ausgeprägt. Allerdings ist eine Prägung auf dem Kontinent und sogar in Trier nicht ausgeschlossen. Wie gesagt, die Prägestättenbezeichnung TR sieht sehr gewollt aus.

Gruss
Dirk

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Re: Münzstätte Trier - Honorius

Beitrag von Tejas552 » Mi 11.05.16 07:52

Laut A. Burnett (Clipped Siliquae and the end of Roman Britain) begann nach 409, also gleich nach Aufgabe der Provinz Britannien, dass Beschneiden der Siliquae im grossen Stil. Einige Horte bestehen zu 100 Prozent aus beschnittenen Siliquae. Warum in diesem Umfeld der massiven Münzverschlechterung noch Imitationen geprägt wurden ist für mich schwer nachvollziehbar. Möglicherweise hatten diese Münzen nur noch teilweise monetäre Funktionen. Denkbar ist, dass sie speziell als Beigaben für Begräbnisse hergestellt wurden. Laut Burnett fehlen diese Münzen auf dem Kontinent. Sie verblieben also lokal in Britannien.
Gruss
Dirk

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Re: Münzstätte Trier - Honorius

Beitrag von SC1985 » Mi 15.02.23 19:34

Gehört dieses Stück auch in den besprochenen Horizont der Trierer Münzen, obwohl sie eine Imitation aus der Mzst. Ravenna ist?

Beste Grüße Stephan.
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Re: Münzstätte Trier - Honorius

Beitrag von rosmoe » Mi 15.02.23 19:44

Ich denke nicht.
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Re: Münzstätte Trier - Honorius

Beitrag von SC1985 » Mi 15.02.23 20:05

Sondern? Ein Westgoten?

Vielen Dank für die Antwort.

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Re: Münzstätte Trier - Honorius

Beitrag von rosmoe » Mi 15.02.23 22:12

https://www.acsearch.info/search.html?id=432879

VISIGOTHS, Gaul. Uncertain king. 415-507. AR Siliqua (1.37 g, 12h). In the name of the Honorius. Pseudo-Ravenna mint in Gaul. Struck circa AD 415.
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