Wie die Altforderen ihr Geld behandelt haben

Alles was von Europäern so geprägt wurde
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Pflock
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Wie die Altforderen ihr Geld behandelt haben

Beitrag von Pflock » Fr 24.08.07 21:43

Hallo,
in der Beschreibung zum Erfurter Brakteatenschatz habe ich gelesen, daß Halb- und Viertelbrakteaten zu Päckchen gepackt wurden. Dabei wurden die zerteilten Brakteaten einfach zusammengefaltet, so daß sie nach dem Gewicht 1 oder 2 Brakteaten ergaben. In anderen Fällen wurde Bruchsilber und Silberschnipsel in ganze Brakteaten eingepackt.

Ich habe mich schon immer gewundert, wie die damals diese dünnen Münzen (mehr als dicke Alu-Folie ist es ja nicht) transportiert haben. In Geldbeuteln kann ich mir das kaum vorstellen.

Ist bekannt, wie damals das Geld im Alltag transportiert wurde? Heute haben wir alle ein Portmonee. Ich gehe davon aus, daß der Normalbürger auch nicht so viel Münzen dabei hatte. Die Brakteaten waren ja einiges Wert, z.B. bekam man für 5-6 Pfennige ein ganzes Mutterschaf (stellt ein Brakteat ein Pfennig dar?). Aber es gab ja fahrende Händler, die mußten ihr Geld ja auch transportieren.
Gruß Pflock

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Beitrag von Locnar » Sa 25.08.07 13:56

ja, in einem Leinen oder Ledersäckchen
Gruß
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Dietemann
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Re: Wie die Altforderen ihr Geld behandelt haben

Beitrag von Dietemann » Sa 25.08.07 22:19

Pflock hat geschrieben:In anderen Fällen wurde Bruchsilber und Silberschnipsel in ganze Brakteaten eingepackt.
Das war aber erst möglich, wenn die Umlaufzeit des Brakteaten abgelaufen war und damit nicht mehr offiziell bezahlt werden durfte. Dann war es nur noch Schmelzsilber.

1 Brakteat = 1 Pfenning. Die Bezeichnung Brakteat ist aus dem 18. oder 19. Jahrhundert, damals hießen die Dinger alle nur Pfennige.

Die Münzen wurden nicht wie heute üblich im Geldbeutel getragen, sondern sorgsam aufbewahrt, etwa so wie heute Geldscheine (also auch nicht immer sonderlich pfleglich). Man darf nicht vergessen, dass es damals im 12. und 13. Jahrhundert einen bedeutenden bargeldlosen Zahlungsverkehr gab (Kerbholz), der das ständige Mitführen von Münzen für den Bürger einer Stadt überflüssig machte.

Wie schon gesagt, gab es Leinenbeutel und Lederbösen. Dass die Brakteaten darin verknickt wurden, passiert unseren heutigen Geldscheinen auch, solange das Münzbild erkennbar war, war alles in Ordnung. Da die Münzen oft nur ein Jahr zahlungsgültig waren und danach sowieso platt gehämmert und neu geprägt wurden, kam es auf eine sonderlich pflegliche Behandlung auch nicht an.

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Wurzel
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Beitrag von Wurzel » Sa 25.08.07 22:56

Und weil es mich interressiert hat, hab ich mal zum Kerbholz den Wikipedia Artikel durchgelesen.
Indirekt sind die Kerbhölzer am Neubau des englischen Parlamentes schuld:

http://de.wikipedia.org/wiki/Kerbholz
http://de.wikipedia.org/wiki/Kerbstock

Micha
http://www.wuppertaler-muenzfreunde.de/

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Beitrag von Zwerg » Sa 25.08.07 23:20

Wobei der Artikel in der englischen Version in diesem Fall für das Mittelalter weitaus besser ist - wieder einmal etwas gelernt

http://en.wikipedia.org/wiki/Tally_stick

Grüße
Zwerg
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Beitrag von Pflock » So 26.08.07 09:00

Dann kann man wohl davon ausgehen, daß Händler kaum Münzen mitgeführt haben, sondern ihren Handel mit Stammkundschaft via Kerbholz abgewickelt haben und an sonsten vermutlich viel mit Naturalien getauscht wurde.
Es war ja damals generell gefährlich zu reisen und mit Bargeld um so mehr.

Sind solche alten Kerbhölzer aus dem Mittelalter im Handel erhältlich? Wäre sicherlich eine interessante Sammlungsergänzung.

naja ... wenn die ollen Briten den Palace of Westminster u.a. mit einem Finanzamt gleichgesetzt haben, werden die damals ihren Heidenspaß gehabt haben als er abgefackelt ist. :mrgreen:
Gruß Pflock

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