Mittelalter oder doch Renaissance?

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Basilios
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Mittelalter oder doch Renaissance?

Beitrag von Basilios » Mo 03.05.04 22:37

Hallo,
Kann mir jemand etwas zu dieser Münze sagen? Ist sie aus dem Mittelalter oder doch eher aus der frühen Neuzeit?

Würde mich über Antworten sehr freuen!

Viele Grüße und besten Dank im Voraus.
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mumde
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Beitrag von mumde » Di 04.05.04 21:46

Hallo Basilios, willkommen im Forum. Auf Deinem zweiten Foto (das ist die Vorderseite) sehe ich einen Kreis aus großen Perlen, darin ein Wappen, oben in der Linie des Perlkreises ein S (auf Deinem Foto etwa bei 11 Uhr, dort, wo man eigentlich eine weitere Perle erwarten würde). Das Wappen ist auf der Vorderseite nur undeutlich zu sehen, aber von der Rückseite aus (Dein erstes Foto) kann man die bayerischen Wecken oder Rauten erkennen. In Bayern wurden solche einseitigen Schüsselpfennige nicht geprägt. Aber die Pfälzer, die ja genau wie die Bayern zur Familie der Wittelsbacher gehörten und auch immer den Titel eines Herzogs von Bayern führten, benutzten in vielen Fällen die bayerischen Wecken als Wappenbild auf Münzen, wenn die Gefahr bestand, daß ihr eigentliches Wappen, der pfälzische Löwe, mit den vielen Löwen anderer Münzherren verwechselt werden konnte. Auf rheinischen Goldgulden findet man das z. B., wenn Jülich zum Rheinischen Münzverein gehört und seinen Löwen auf die Vereinsmünzen setzt - Pfalz wird dann durch die bayerischen Wecken dargestellt.
Deine Münze ist also ein einseitiger Schüsselpfennig der Pfalz, undzwar von Pfalz-Simmern. Das S oben steht für Stefan, dritten Sohn des pfälzischen Kurfürsten Ruprecht. Stefan erbte den Landesteil Simmern 1410 und regierte bis 1453.
Gruß mumde

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Beitrag von Basilios » Mi 05.05.04 10:35

Vielen Dank für die ausführliche Antwort, mumde! :D

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adson
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Beitrag von adson » Sa 15.05.04 21:50

....und gehört damit, den meisten Definitionen folgend, noch ins (sehr) späte Mittelalter.
Für das Ende des Mittelalters gibt es mehrere Daten, die öfter genannt werden. 1453, die Eroberung Konstantinopels durch die Türken ist eines davon. Generell ist es aber schwierig, für das Ende der einen und den Beginn einer neuen Epoche ein festes Datum zu nennen. Es gibt auch Theorien, die von einer "Sattelzeit" ausgehen. Das führt jetzt aber zu weit für Samstag abend... :wink:

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Beitrag von Basilios » Sa 15.05.04 21:57

Hallo adson, danke für deinen Beitrag.
Das Mittelalter geht für mich bis ca. 1500. Wenn mich jemand nach einem "Grenzdatum" fragen würde, würde ich die (Wieder-)Entdeckung Amerikas im Jahre 1492 nennen, aber zwischen Spätmittelalter und früher Neuzeit lässt sich bekanntlich ja nicht so leicht trennen. Alles nach 1500 würde ich jedoch auf jeden Fall bereits der Neuzeit zuordnen.

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adson
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Beitrag von adson » Sa 15.05.04 22:26

ich würd mal pauschal sagen, zwischen 1450 und 1530. An Daten fallen mir ein: 1453, 1492, 1498, 1519 und der Buchdruck, wann war das nochmal? Aber wie gesagt, ich halte Daten hier nur für eingeschränkt angebracht.

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Zwerg
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Beitrag von Zwerg » Sa 15.05.04 23:12

Numismatisch endet das Mittelalter mit den Prägungen der ersten "Großsilbermünzen" - den Guldengroschen aus Schlick.
Ansonsten ist die Diskussion wirklich akademisch - jeder hat recht.
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Beitrag von Basilios » So 16.05.04 02:09

So sehe ich das auch. Völlig abwegig finde ich es dann aber, Napoleon noch dem Mittelalter zuzuordnen (solche Leute soll es auch geben) :D

Mein Münzlein ist für mich aber mittelalterlich. :wink:

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adson
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Beitrag von adson » Mo 17.05.04 15:55

Ja, Zwerg hat recht, da kann man lange diskutieren und manchmal geht der historische Gaul mit mir durch.
Aber interessant, dass es auch so etwas wie das numismatische Ende des Mittelalters gibt.
Gibt es auch einen numismatischen Anfang des Mittelalters?

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Beitrag von klaupo » Mo 17.05.04 22:04

Ich denke, wenn man einen numismatischen Anfang des Mittelalters an einem Währungstyp festmachen will, läßt sich das höchstens für einen geographisch begrenzten Rahmen bewerkstelligen - langfristig allerdings übergreifend, da ja ein Austausch stattfand. Für den mitteleuropäischen Raum würde sich m.E. der Denier oder Silberpfennig Karls des Großen anbieten, der in der Münzreform von 793 / 94 als einheitlicher Münztyp festgelegt wurde.

Man sollte dabei aber nicht vergessen, daß zu diesem Zeitpunkt im byzantinischen Einflußbereich noch das Münzsystem der Reform von Kaiser Anastasios aus dem Jahr 498 bestand, das auf Solidus und Follis gründete. Und nicht vergessen sollte man daneben die Schaffung einer einheitlichen Währung so um 696 / 99 im Einzugsgebiet des expandierenden Islam.

Was ich hier stark vergröbert wiedergegeben habe, stammt übrigens aus einem - wie ich finde hochinteressanten - Buch (leider wohl nur antiquarisch erhältlich): John Porteous, Münzen - Geschichte und Bedeutung in Wirtschaft, Politik und Kultur.

Gruß klaupo

Gast
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Beitrag von Gast » Di 25.05.04 16:09

klaupo hat geschrieben:Was ich hier stark vergröbert wiedergegeben habe, stammt übrigens aus einem - wie ich finde hochinteressanten - Buch (leider wohl nur antiquarisch erhältlich): John Porteous, Münzen - Geschichte und Bedeutung in Wirtschaft, Politik und Kultur.

Gruß klaupo

Lieber Klaupo,

da hast Du recht.

Der Porteous ist eines der besten und umfassendsten Bücher, die jemals über Numismatik geschrieben wurden.
Ich habe meinen irgendwann Anfang der 1970er Jahre als nicht verkäufliche Remittende in einer Münz- und Briefmarkenhandlung in Hannover für damals 12 Mark gekauft (ich meine mich zu erinnern, dass er seinerzeit einen offiziellen Preis von über 40 DM hatte).

Das Buch ist heute nicht einmal mehr antiquarisch erhältlich (Ist ja auch kein Wunder: wer eines hat gibt es unter Garantie nicht mehr für second hand her).

Gruß petzlaff

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