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von Peter43 » So 30.01.11 20:03
Hall hjk!
Eine nicht so häufige und ikonographisch hochinteressante Münze, die ich selbst auch gerne hätte. Leider ist die Vs. etwas korrodiert. Deine Beschreibung ist korrekt und das Problem benannt: Apollo oder Hermes?
Ref.: a) AMNG I/1, 1132, Taf. XVI, 24 (1 Ex., Paris Mionnet)
b) Varbanov (engl.) 1949 (R5)
c) Hristova/Jekov No.6.37.7.5 (R7) (gilt für beide Aufl.)
Die beiden Bulgaren bezeichnen die Figur als Apollo, bzw. Apollo Kitharoedes. Aber da würde ich auf Pick vertrauen. Seine Beschreibung:
Nackter unbärtiger Gott auf einem überdeckten Felsen (oder Altar?) r. sitzend und die Lyra spielend; er setzt den r. Fuß auf einen Widderkopf, während zwischem seinem zurückgezogenen l. Fuss und dem Sitz vielleicht eine Schildkröte(?) zu erkennen ist; vor ihm steht ein undeutlicher Gegenstand.
Er schreibt dazu: Es ist nicht ganz sicher, ob der dargestellte Gott Apollon sein soll. Wegen der Beigabe des Widderkopfers (und der Schildkröte) ist er auf der Tafel unter den Hermesdarstellungen abgebildet; der Gegenstand vor ihm könnte ein Kerykeion sein; Svoronos hielt ihn für den Buchstaben I, von dem ich aber am Rande hinter POL eine Spur zu erkennen glaube. Immerhin ist es trotz jener Beigaben wahrscheinlicher, daß Apollon gemeint ist (vgl. die Einleitung S.193); ein besser erhaltenes Exemplar würde die Frage entscheiden lassen.
Einleitung, S.193:
Nicht ganz sicher ist die Benennung des auf einem Felsen(?) sitzenden, die Lyra spielenden nackten Gottes, der auf einer einzigen Münze des Gordianus erscheint (n. 1132, Taf. XVI, 24); er ist unter die Hermesdarstellungen aufgenommen, weil er den Fuß auf einen Widderkopf stützt und im Felde vor ihm ein Kerykeion zu stehen scheint; aber wahrscheinlicher ist es doch ein Apollon (Anm. 2). Übrigens gilt ja Hermes als Erfinder der Lyra und wird auch zuweilen mit ihr dargestellt (Anm. 3); und mit anderen musikalischen Instrumenten scheint er sogar in Markianopolis selbst auf einer interessanten Münze des jüngeren Philippus vorzukommen (n. 1209, Taf. XVI, 25).
Anm. 2: Auf Münzen von Anchialos, wo Apollon ganz ähnlich dargestellt wird (vgl. Overbeck, Münzt. IV, 19), findet sich auch einmal das Kerykeion neben dem Felsen; und dort ist die Benennung Apollon durch andere Typen gesichert.
Anm. 3: Roschers Lexikon I, 2372; vgl. 2403
Roschers Lexikon ist online zum Download. Angefügt habe ich die Münze von Philipp II., Pick 1209. Inzwischen habe ich auch ein ganz seltenes Ex. für Philipp I. gefunden! Deine Rs. ist übrigens sehr viel besser als das Tafelbild von Pick. Es zeigt sich, daß sich Picks Hoffnung nicht erfüllt hat!
Dies ist ein Beispiel für die präzise Arbeit von Pick, die noch heute beispielhaft ist. Aber damals um 1890 war Deutschland eben wissenschaftlich Spitze, und nicht nur in den Naturwissenschaften, sondern auch in den Geisteswissenschaften, die ja jetzt mehr oder weniger abgewürgt werden sollen.
Mit freundlichem Gruß
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Omnes vulnerant, ultima necat.