Irisierende Tönung

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

Moderator: Homer J. Simpson

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heku
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Re: Irisierende Tönung

Beitrag von heku » Di 11.01.11 18:02

Aeneas hat geschrieben:Heku, vielen Dank für die ausführliche Erläuterung! Wenn ich mich richtig am Physic-Unterricht erinnere heisst diese Auslöschung Interferenz, oder?


Genau, es handelt sich um Interferenzfarben.

Was haltet Ihr von der blau getönten Julia Domna? Oben ein unbearbeiteter Scan, er zeigt weniger Blau als vorhanden. Besonders schön erscheinen die Farben bei Betrachtung unter einem ca. 45° Winkel. Deshalb darunter eine Mikroskopaufnahme unter schrägem Winkel aufgenommen. Hier ist das Blau ein wenig zu intensiv, das wirkliche Aussehen der Münze liegt irgendwo zwischen beiden Bildern.

Ich stelle 3 Möglichkeiten zur Auswahl:

a) ich habe die Münze heute zum hier Vorzeigen bei einem Sammlerfreund ausgeliehen. Dieser hat sie als "original getönt, Fundzustand" im Fachhandel erworben

b) ich habe heute die blanke Münze mit Schwefelleber künstlich gefärbt

c)die Münze lag mehrere Jahre offen in einem Münzkoffer vom Discounter, im Laufe der Jahre hat sich die ursprünglich blanke Münze ohne weiteres Zutun so verfärbt.

Was meint Ihr?

Viele Grüße
Hermann
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Julia Domna Scan.jpg
Julia Domna [800x600].jpg

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beachcomber
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Re: Irisierende Tönung

Beitrag von beachcomber » Di 11.01.11 18:14

du hast sie gefärbt! :)
grüsse
frank

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heku
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Re: Irisierende Tönung

Beitrag von heku » Di 11.01.11 18:50

Ich schiebe 2 Detailbilder nach. Wäre bei künstlicher Färbung die Tönung nicht viel gleichmäßiger?

Viele Grüsse
Hermann
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Claudius
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Re: Irisierende Tönung

Beitrag von Claudius » Di 11.01.11 18:53

Ich tippe auf Antwort c. Ich habe mir letztens ebenfalls so einen Münzkoffer zugelegt. So wie der müffelt, ist der bis oben hin mit Chemikalien verseucht.
Ausserdem sind die Einlagen ja auch blau. :roll:

Gruss

Claudius

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heku
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Re: Irisierende Tönung

Beitrag von heku » Mi 12.01.11 15:24

Unten das Bild der Münze, vor ca 5 Jahren für meine Datenbank aufgenommen. Sie ruhte offen und unbeachtet in den Tiefen eines Münzkoffers. Auf der Suche nach irisierenden Münzen fiel sie mir gestern in die Finger; es war ein Huuuuch-Erlebnis.

Ich glaube allerdings nicht an die Chemikalienbelastung des Koffers als Ursache, auch nicht an die Einlage (bei mir rot).

Dieses Farbenspiel kenne ich von:

-Münze Peru in ursprünglich Stempelglanz, offen in einer Münzbox gelegen. Die Münze war ursprünglich in einem Münzrähmschen untergebracht. Irgendwann bekam die Folie einen kleinen Riss, von diesem Riss ausgehend entwickelte sich die Färbung. Dann durfte sie ihr Gefängnis verlassen und beginnt sich jetzt großflächig zu tönen (2. Bild)

-als drittes Bild ein Denar, der im verschlossenen Clipbeutel lag, hier ist die beginnende Tönung zu erkennen

-als letztes Bild ein Silberlöffel, aus einer Schublade die ganz selten geöffnet wird

Allen Stücken ist eines gemeinsam:

Sie ruhten ungestört an Orten, an denen der Luftaustausch minimal war. Es scheint, das sind die Gegebenheiten unter denen sich solche Regenbogenfarben entwickeln können, jedoch nicht müssen. Wenn sie sich bilden, dann im Laufe von mehreren Jahren. Ich glaube nicht, dass man in neuerer Zeit entstandene Tönung von uralter unterscheiden kann. Wenn jemand Münzen im prägefrischen Zustand (z.B. preiswerte Morgan-Dollars) in eine Münzbox, eien Münzkoffer oder in undichte Kapseln packt und mehrere Jahre ungestört ruhen lässt, dann könnte er womöglich reiche Ernte halten.

So schön ich solche getönten Münzen auch halte, ich würde kein zusätzliches Geld dafür ausgeben.

Viele Grüße
Hermann
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Julia vor 5 Jahren.jpg (22.28 KiB) 1392 mal betrachtet
Peru 1 Sol Mikroskop.jpg
Denar 1.jpg
Silberlöffel [640x480].jpg

n.......s
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Re: Irisierende Tönung

Beitrag von n.......s » Mi 12.01.11 15:29

Du glaubst nicht an Chemie , schreibst aber, dass die Münze in einem Münzrahmen mit Plastikfolie gefangen war...
Woraus besteht nochmal die Plastikfolie?

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Re: Irisierende Tönung

Beitrag von heku » Mi 12.01.11 16:02

Zur Folie gibt es nur die Angabe "weichmacherfrei". Würde die Folie der Rähmchen mit Silbermünzen reagieren, was würden wir alle jammern.

Im Bild ein Schmuckstück aus Silber, das offen im Bücherschrank liegt; herrlich patiniert.

Bei Silber ist es Schwefel (Schwefeldioxid-Gehalt der Luft), bei Kupfer der Luftsauerstoff, der die Münzen zum Anlaufen bringt. Entstehen hauchdünnste gleichmäßige Patinaschichten, dann treten solche Interferenzfarben auf.

Viele Grüße
Hermann
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Maske [800x600].jpg

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Re: Irisierende Tönung

Beitrag von heku » Mi 12.01.11 16:29

Diese Regenbogenfarben können auch in der Natur vorkommen. Im Bild ein Opal und das Irisieren eines Obsidian
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Opal 1.jpg
Opal
Obsidian.jpg
Obsidian, schwarzes Gesteinsglas

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Re: Irisierende Tönung

Beitrag von heku » Mi 12.01.11 16:31

Hier hat die Chemie gewirkt:

Österreich: 1 Schilling tiefblau, eine Sache von Sekunden, sorgfältig gemacht wäre die Tönung völlig einheitlich
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Öschi [800x600].jpg

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Re: Irisierende Tönung

Beitrag von cepasaccus » Mi 12.01.11 17:26

Man vergesse bei diesem Phenomen auch nicht die bunt schillernden Kaefer!
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Re: Irisierende Tönung

Beitrag von cepasaccus » Sa 22.01.11 11:57

Ich hab euch mal bunte Muenzen gemacht. Von links nach rechts zunehmende Einwirkdauer.
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patinierung.jpg
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Re: Irisierende Tönung

Beitrag von diwidat » Sa 22.01.11 18:31

Sehr interessant finde ich das "Echo" der Patina auf der mittleren Münze.
Patina-neu.jpg
Gruß diwidat

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Re: Irisierende Tönung

Beitrag von cepasaccus » Sa 22.01.11 19:06

Das kommt davon, dass ich zweimal gepraegt habe und dazu noch der Reversstempel konvex ist. Da blieb dann noch eine Spur der ersten Praegung uebrig. Am Abstand siehst Du wie weit es beim zweitem Rums geflossen ist.

vale
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Re: Irisierende Tönung

Beitrag von Talerfreund63 » Mi 24.09.25 13:23

ich finde das Thema sehr interessant, mir gefallen diese Farbenspiele sehr gut und ich hab bei einem hässlichen schwarzfleckigen Taler mit Henkelspur (der war sehr günstig) auch schon 2 Versuche mit Färbungen gemacht

allerdings nur mit haushaltsüblichen Zutaten (Natron, Essig, Zitronensäure, Zahnbürste zur Reinigung und gekochte Eier für die Färbung)

das spannende daran ist, dass man schwer sagen kann wie sich die Färbungen entwickeln, auf jeden Fall finde ich es interessant dass man selbst bei günstigen wenig attraktiven Stücken durchaus noch sehr viel heraus holen kann (wenn einem die Färbung gefällt)

zuerst entwickelt sich ein zarte helle bronzefarbige Tönung welche mit der Zeit zunehmend intensiver goldig wird (zumindest bei meinem Silbertaler) und dann kommen die schillernden blau violetten tlw. kupferfarbenen Tönungen dazu, bei mehrfachen Wiederholungen wird alles dunkler und geht dann in Richtung bleigrau bis schwarz

direkt in der Eierpampe wird es eher stark gefleckt färbig, im Eierdampf wird die Münze gleichmässiger gefärbt (hervortretende Partien eher stärker)

man kann da sehr kreativ etwas aus alten schlecht erhaltenen Münzen basteln, die Oberfläche sollte halt noch fest sein (nicht von Hornsilber zerfressen)

Lg Manfred

links ist fleckiger (direkt in der Eierpampe) rechts nur mit Eierdampf
Farbtönung2.jpg
Vorderseite vorher > nachher
Farbtönung.jpg
kurze Tönungszeit (ca. 30min.)
kurze Tönungszeit.jpg

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