Invictus hat geschrieben:Ich entsinne mich mal irgendwo im Netz einen Deutungsversuch gelesen zu haben, warum Sabina mal mit Zopf, mal mit hochgesteckten haaren auf Münzen abgebildet sei. Hier wurde die Vermutung ausgesprochen, dass ev. ein Zusammenhang mit dem Reversmotiv bestünde. Bei "familiären" Themen wie Pietas trug sie Zopf, bei "staatlichen" wie Ceres hochgesteckt.
Im Falle Plautilla's scheint das oberflächlich betrachtet wohl auch hin zu kommen. Zwar zeigt das Motiv Concordia Felix bei ihrer Aversbüsten den Nacken mal bedeckt, mal frei, aber bspw. bei Venus oder Pietas (quasi den "familiären" Reverses) scheint es nur die Nackenfrisur zu geben. Das wäre vielleicht auch interessanter Aspekt zur Überprüfung.
Danke für den Hinweis; den Zusammenhang mit dem Rückseitenmotiv hatte ich ein wenig vernachlässigt. Aber ich denke, dass sich die Hochsteckfrisur der Sabina nicht wirklich mit dem Melonenköpfchen der Plautilla vergleichen lassen. Zwar deutet die severische Münzprägung in die Vergangenheit, aber fast ausschliesslich auf die antoninische.
Invictus hat geschrieben:
Das vor der Hochzeit Plautillas bereits Münzen mit dem Titel Augsta geprägt wurden halte ich wie Frank für ziemlich unmöglich. Allerdings weiß ich auch nicht, wann Plautilla den Augustus-Titel bekam. Ich nehme ebenfalls an, auf Senatsbeschluss nach der Hochzeit resp.am Hochzeitstag selbst.
Man kann auch die These vertreten, dass die erste(n) Emissionen zeitgleich mit der Hochzeit oder auch noch danach hergestellt/verausgabt wurden und die Melonenfrisur nur die kindliche Unschuld und Reinheit unterstreichen sollte, mit der Plautilla in die Ehe gegangen ist.
Auf jeden Fall interessant ist der Vergleich mit den plastischen Portraits. Zwar gibt es so einige, die passen
könnten, aber nur ganz wenige, die in meinen Augen tatsächlich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit Plautilla zeigen. Typische Merkmale sind der Babyspeck an Wangen und Kinn, den sie auch als Heranwachsende nicht wirklich verloren hat und ein verhältnismässig kleiner Abstand zwischen Nase und Mund, wobei das Kinn verhältnismässig lang wirkt. Die Nase lass' ich mal aussen vor. da der originale Riecher bei den allermeisten Plastiken fehlt und ersetzt wurde. Und letztendlich darf man eine Prise Idealisierung nicht vernachlässigen, was die Zuordnung noch erschwert.
Eine Büste, die Plautilla mit der hellenistischen Melonenfrisur zeigt, steht im Museo Nazionale di Napoli. (Bild 1 und 2)
Dann gibt es noch eine nahezu unbekannte und unrestaurierte Plastik im Archiv des vatikanischen Museums (wegen Urheberrechts hier nur der link:
http://arachne.uni-koeln.de/item/objekt/37798 ).
IMHO das früheste Portrait, das auch am besten mit den Münzen übereinstimmt. Alles voller Babyspeck
Weiterhin findet man in den Musei Vaticani eine Portraitbüste (Bild 3 und 4), die frisurtechnisch eine Mischung aus Typ 2 und 3 darstellt: Melonenrippen senkrecht zum Scheitel, im Nacken der hochgeklappte Zopf. Zusätzlich ein Diadem, das wahrscheinlich dafür verantwortlich ist, dass die Haare im Stirnbereich anders frisiert sind. Ich durfte zwar vor kurzem in die Sala dei Busti der MV, die leider normalerweise geschlossen ist; und zu allem Übel steht die Büste oben in der 'Loge' und ich wollte nicht noch nach 'ner Leiter fragen.

Hier wirkt das Mädel doch schon etwas älter als auf den beiden ersten Büsten.
http://arachne.uni-koeln.de/item/objekt/19812
Eine Büste der Plautilla mit Nestfrisur findet sich abermals im Nationalmuseum in Napoli (Bild 5). Sie zeigt eindeutig den Typ 5 mit leicht gewelltem Kalottenhaar und kleinem Haarnest im Nacken. Das Portrait wirkt hier deutlich reifer und 'fraulicher'.
http://arachne.uni-koeln.de/item/objekt/13655
Das sind im Grunde die Plastiken, die ich nach meiner bescheidenen Meinung als Plautilla identifizieren kann. Wie schon gesagt, es gibt viele andere aus der Severerzeit (Wien, Getty-Museum, Athen, Slg. O. Reinhardt etc.), die aber allesamt nicht eindeutig sind.