Jetzt habe ich noch ein paar Infos gefunden.
Uni Heidelberg:
https://pecunia.zaw.uni-heidelberg.de/N ... antoninian
Der Silbergehalt des Antoninians entsprach dem von 1 1/2 bis 1 2/3 Denaren, was die offenbar auf eine Steigerung des Prägegewinns abzielenden Politik Caracallas unterstreicht.
Rodblunt:
https://www.rodblunt.com/the-antoninianus
Caracalla (198-217 n. Chr.) gab erhebliche Mengen Antoniniani aus, sowohl auf seinen eigenen Namen als auch auf den seiner Mutter, der Kaiserinwitwe Julia Domna. Ein Antoninianus von Domna ist auf Foto 2 zu sehen. Sein Grund dafür muss sicherlich gewesen sein, Steuern in Denaren einzutreiben und neues Geld in Form von minderwertigen Antoniniani auszugeben. Durch diesen Mechanismus konnte der Staat einen beträchtlichen Gewinn erzielen, der über die normalen Steuereinnahmen hinausging. Caracalla mangelte es nicht an Ideen, um Geld zu sammeln...
Universität Bern, Institut für Archäologische Wissenschaften, M. Brunner/S. Rutishauser, Pecunia Olet! Münzgewichte der römischen Kaiserzeit
Laut A. W. Pense braucht ein Kaiser – um an der Macht zu bleiben – die Unterstützung des Militärs. Der Sold des römischen Militärs wird in Denaren ausgezahlt und wurde unter Caracalla Regentschaft zeitweise um 50% erhöht. Eine Lösung wachsende Ausgaben des Militärs zu schmälern ist, dass das Silber mit Buntmetallen gestreckt wird. Der Effekt für das Streckens des Denars – und somit dessen Abwertung – führt zu einer Inflation. Caracalla führte dafür den Antoninian, als «Doppeldenar» mit einem Gewicht von 5 g ein.
Nachdem Caracalla mit einem Median von 4.97 g den Antoninian eingeführt hat, liegt der Median von Gordian III – rund 20 Jahre später – bei 4.30 g. Die Geldentwertung ist u.a. auf erhöhte Staatsausgaben durch militärische Interventionen an den Provinzgrenzen zurückzuführen.
Jérémie Chameroy, Münzprägung und Geldmanipulationen unter der severischen Dynastie
Als freies PDF:
https://www.academia.edu/39082492/M%C3% ... n_Dynastie
Vor allem durch die Finanzpolitik des Septimius Severus und des Caracalla zieht sich die Anpassung des Münzsystems an die Bedürfnisse des
Staates wie ein roter Faden. Zwar sollte den Geldmanipulationen, die Cassius Dio Kaiser Caracalla unterstellt...
...entgegen den Aussagen von Cassius Dio nicht erst unter Caracalla, sondern grundlegende Änderungen in der Münzprägung wurden schon unter Septimius Severus mit der drastischen Feingehaltssenkung des Denars um ca. 15% Silber und der entsprechenden Beimengung von Kupfer bzw. anderen unedlen Metallen eingeleitet. Diese Entwicklung setzte dann 215 Caracalla mit der Einführung eines Doppelaureus (Binio) von ca. 13g (nach Gewichtssenkung des Aureus auf ca. 6,5g) und eines überbewerteten Doppeldenars (sog. Antoninian) fort. Mit demselben Silberanteil wie der Denar wog der Anoninian jedoch nur anderthalb Denare (ca. 5 g) und genoss deshalb einen um 25% überbewerteten Nennwert gegenüber dem Denar.
Gleich zu Beginn der Severer-Herrschaft hatte der Metallwert des Denars also seinen bisherigen Tiefststand erreicht. Dadurch schien die Voraussetzung für eine tief greifende Umgestaltung der Silberprägung geschaffen zu sein, womit Caracalla ein doppelter Schachzug gelang.
Erforderte eine jährliche Soldzahlung in severischen Denaren die Ummünzung von 3,4 Pfund Silber pro Legionär, brauchte man bei einer Auszahlung in Antoninianen nur noch 2,4 Pfund Silber – d. h. 0,2 Pfund weniger, als Kaiser Augustus für einen deutlich niedrigeren Sold (225 Denare) aufbringen musste! Die Überbewertung des Antoninians gegenüber dem Denar erlaubte Caracalla, den erhöhten Sold dauerhaft zu garantieren und dabei eine beachtliche Menge an Silber einzusparen. Ohne Zweifel entlastete die Prägung des Antoninians die Staatsfinanzen, sodass die Einstellung seiner Produktion im Jahr 219 unter Elagabal einer Erklärung bedürfte.
Ein regelrechter Wendepunkt zeichnet sich in der severischen Münzpolitik nach Caracalla ab. Unter Elagabal lässt sich außer der Einstellung
der Antoninianprägung ab 220 keine ausgeklügelte Prägepolitik anhand der überlieferten Münzen des Kaisers erkennen. Im Gegensatz dazu kehrte sein Nachfolger Severus Alexander unter dem Einfluss seiner Mutter Iulia Mamaea zu einer konservativen Haltung zurück, die sich parallel zu strengen Sparmaßnahmen finanzpolitisch am augusteischen Münzsystem orientierte. Einmalig im römischen Münzwesen sind der Titel und die Darstellung des Severus Alexander als Restitutor Monetae, d. h. Wiederhersteller der Münze, auf Dupondien...
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Zusammengefasst (?) ... die Einführung des Antoninian war ein an sich genialer finanzieller Coup des Caracalla. Wahrscheinlich mehr und mehr ging jedoch durch die einerseits stetige Entwertung des Antoninian andererseits durch das mangelnde Vertrauen im In- und Ausland (Wunschwert versus echter Silberwert) der "Vorteil" verloren - und damit der Rückhalt. Zudem wurde der Antoninian für die Staatsfinanzen immer teurer.
Da Elagabal eh alles wurscht war, außer seinem Stein, Gott und tanzende Frauen - gab es keine wirkliche Initiative zu einer durchgreifenden Münzreform oder gegensteuern. Ich meine Elagabal hat keine Kriege geführt, hat keine tiefgreifenden Reformen angepackt - der Mann war Dauer-Zugedröhnt im Palast und feierte 3 Jahre eine große Party. Könnte ja sein - dass die Beamten die Gefahr des teuren Antoninian sahen und in Absprache mit dem weiblichen Kaiserhaus die teuren Prägungen erst mal vorerst einstellten - aber dann Elagabal eben nichts anpackte was das Thema Reformen oder aktives regieren anbelangte.
Severus Alexander hat sich immerhin dann ausdrücklich "Restitutor Monetae" gerühmt! Das ist für mich ein Anzeichen, dass etwas im Argen war und das Severus Alexander sich extra rühmte - schaut - ich habe das Problem angepackt (das meinen Vorgänger nicht interessiert hatte).
Das wäre meine Theorie / Überlegung.