Münzen der Ghuriden und Khwarizm Shahs (Jitals, Fals, Dirhams und Dinare)
- didius
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Münzen der Ghuriden und Khwarizm Shahs (Jitals, Fals, Dirhams und Dinare)
Ich habe hier mal wieder eine kleine Reihe von interessanten und wenig beachteten mittelalterlichen Münzen aus der Region des heutigen Afghanistan, Pakistan, Iran und Nordindien.
Damals waren das extrem unruhige Zeiten in der der Region und ein islamisches Großreich folgte dem Nächsten. Grenzen und Herrschaftsansprüche änderten sich in kurzer Abfolge. Mal regierten lokale Fürsten als Vasallen der vorherrschenden Großmächte, mal stiegen diese lokale Fürsten in kürzester Zeit selbst zu Herrschern riesiger Reiche mit grenzenlosem Expansionsdrang auf, bevor sie vielleicht nur ein Jahrzehnt später von der nächsten benachbarten Dynastie unterworfen wurden.
Ich finde das Ganze immer noch reichlich undurchsichtig, daher beschränke ich mich hier nur auf die wichtigsten Eckdaten zur zeitlichen und regionalen Einordnung.
Die Ghuriden waren eine Dynastie ursprünglich aus der Gebirgsregion Ghor oder Ghur, regional ziemlich mittig zwischen Herat und Kabul im heutigen Afghanistan gelegen. Die ersten lokalen Fürsten konvertierten im 11. Jahrhundert als Vasallen der Ghaznawiden vom Buddhismus zum Islam und konnten trotz Vasallentums den Einfluss ihrer Dynastie festigen. Während die Ghaznawiden ab Mitte des 11. Jahrhunderts von den Seldschuken Stück für Stück in die verbliebenen Herrschaftsgebiete rund um die Städte Ghazna und Lahore zurückgedrängt wurden, erhielten sich die Ghuriden-Fürsten diesmal als Vasallen der Seldschuken ihren Einfluss und waren in der Lage ihn auszubauen. Mitte des 12. Jahrhunderts gelang es dann den Ghuriden-Fürsten das durch innere Machtkämpfe zerfallende Reich der Seldschuken zurückzudrängen und innerhalb kürzester Zeit mit großem Expansionsdrang ein gewaltiges Reich zu schaffen, welches im Westen bis an das Zagrosgebirge in der Grenzregion vom heutigen Iran zum Irak und im Osten bis in den Punjab, wo bei Lohara um 1186 AD auch der letzte Ghaznawidenherrscher Chusrau Malik gestürzt wurde.
Mit dem Aufstieg der Ghuriden-Fürsten verteilte sich die Macht gewissermaßen auf drei Zweige der Ghuriden-Dynastie, die Ghuriden von Ghor, Ghuriden von Ghazna und Ghuriden von Bamiyan.
Während die Nebenlinie der Ghuriden von Bamiyan ein recht kleines Territorium ca. 100 km nordwestlich von Kabul über einen Zeitraum von gut 50 Jahren eigenständig beherrschte, waren es letztendlich die Brüder Ghiyath al-Din Muhammad und Mu'izz al-Din Muhammad die für die Expansion der Reiches und die Verdrängung der Ghaznawiden verantwortlich zeichneten.
Ghiyath ad-Din Abu l-Fath Muhammad ibn Sam (1163–1203) herrschte anfangs alleine über das noch recht kleine Reich. Zusammen mit seinem jüngeren Bruder Mu'izz al-Din Muhammad ibn Sam eroberte er dann 1173 AD die bisherige Hauptstadt des Ghaznawiden-Reiches Ghazna. Mu'izz al-Din Muhammad erhielt dafür gewissermaßen als Belohnung die Herrschaft über den Familienzweig der Ghuriden von Ghazna (1173–1206) und übernahm später auch noch die Führung über das Gesamtreich (1203 bis 1206).
Ghiyath al-Din Muhammad führte die Expansion des Reiches in Richtung Westen weiter voran, während Mu'izz al-Din Muhammad weit in das nördliche Indien vordrang. Ab 1200 mussten sich die Ghuriden der ständigen Bedrohung der Khwarizm Shahs aus dem Norden erwehren. Nach dem Tod von Ghiyath alleiniger Herrscher über das Reich, übertrug der Mu'izz al-Din Muhammad 1206 AD die Macht an seinen türkischen Sklaven Qutb-ud-Din Aibak, der sich kurze Zeit später, nach der Ermordung Muhammads, in den nordindischen Teil des Ghuriden-Reiches zurückzog, wo er die sogenannte Sklavendynastie (Dynastie der Mameluken) begründete, aus denen das der Reich der Sultanate von Delhi hervorging. Die weiteren Herrscher des Ghuriden-Reiches beginnend mit Ghiyath ad-Din Mahmud ibn Muhammad (1206–1212) waren dann Vasallen der Khwarizm Shahs, bevor die Dynastie der Ghuriden 1215 AD endgültig endete.
Bevor es jetzt zu den Münzen geht wieder mal der Hinweis, dass die Fotos manchmal nicht so toll sind und ich auch noch immer nicht die Schrift entziffern kann. Album, Tye und Mitchiner besitze ich ebenfalls nicht, d.h. ich bin immer auf Bildvergleiche mit den im Netz verfügbaren Informationen angewiesen (zeno.ru, acsearch.com und weitere).
didius
Damals waren das extrem unruhige Zeiten in der der Region und ein islamisches Großreich folgte dem Nächsten. Grenzen und Herrschaftsansprüche änderten sich in kurzer Abfolge. Mal regierten lokale Fürsten als Vasallen der vorherrschenden Großmächte, mal stiegen diese lokale Fürsten in kürzester Zeit selbst zu Herrschern riesiger Reiche mit grenzenlosem Expansionsdrang auf, bevor sie vielleicht nur ein Jahrzehnt später von der nächsten benachbarten Dynastie unterworfen wurden.
Ich finde das Ganze immer noch reichlich undurchsichtig, daher beschränke ich mich hier nur auf die wichtigsten Eckdaten zur zeitlichen und regionalen Einordnung.
Die Ghuriden waren eine Dynastie ursprünglich aus der Gebirgsregion Ghor oder Ghur, regional ziemlich mittig zwischen Herat und Kabul im heutigen Afghanistan gelegen. Die ersten lokalen Fürsten konvertierten im 11. Jahrhundert als Vasallen der Ghaznawiden vom Buddhismus zum Islam und konnten trotz Vasallentums den Einfluss ihrer Dynastie festigen. Während die Ghaznawiden ab Mitte des 11. Jahrhunderts von den Seldschuken Stück für Stück in die verbliebenen Herrschaftsgebiete rund um die Städte Ghazna und Lahore zurückgedrängt wurden, erhielten sich die Ghuriden-Fürsten diesmal als Vasallen der Seldschuken ihren Einfluss und waren in der Lage ihn auszubauen. Mitte des 12. Jahrhunderts gelang es dann den Ghuriden-Fürsten das durch innere Machtkämpfe zerfallende Reich der Seldschuken zurückzudrängen und innerhalb kürzester Zeit mit großem Expansionsdrang ein gewaltiges Reich zu schaffen, welches im Westen bis an das Zagrosgebirge in der Grenzregion vom heutigen Iran zum Irak und im Osten bis in den Punjab, wo bei Lohara um 1186 AD auch der letzte Ghaznawidenherrscher Chusrau Malik gestürzt wurde.
Mit dem Aufstieg der Ghuriden-Fürsten verteilte sich die Macht gewissermaßen auf drei Zweige der Ghuriden-Dynastie, die Ghuriden von Ghor, Ghuriden von Ghazna und Ghuriden von Bamiyan.
Während die Nebenlinie der Ghuriden von Bamiyan ein recht kleines Territorium ca. 100 km nordwestlich von Kabul über einen Zeitraum von gut 50 Jahren eigenständig beherrschte, waren es letztendlich die Brüder Ghiyath al-Din Muhammad und Mu'izz al-Din Muhammad die für die Expansion der Reiches und die Verdrängung der Ghaznawiden verantwortlich zeichneten.
Ghiyath ad-Din Abu l-Fath Muhammad ibn Sam (1163–1203) herrschte anfangs alleine über das noch recht kleine Reich. Zusammen mit seinem jüngeren Bruder Mu'izz al-Din Muhammad ibn Sam eroberte er dann 1173 AD die bisherige Hauptstadt des Ghaznawiden-Reiches Ghazna. Mu'izz al-Din Muhammad erhielt dafür gewissermaßen als Belohnung die Herrschaft über den Familienzweig der Ghuriden von Ghazna (1173–1206) und übernahm später auch noch die Führung über das Gesamtreich (1203 bis 1206).
Ghiyath al-Din Muhammad führte die Expansion des Reiches in Richtung Westen weiter voran, während Mu'izz al-Din Muhammad weit in das nördliche Indien vordrang. Ab 1200 mussten sich die Ghuriden der ständigen Bedrohung der Khwarizm Shahs aus dem Norden erwehren. Nach dem Tod von Ghiyath alleiniger Herrscher über das Reich, übertrug der Mu'izz al-Din Muhammad 1206 AD die Macht an seinen türkischen Sklaven Qutb-ud-Din Aibak, der sich kurze Zeit später, nach der Ermordung Muhammads, in den nordindischen Teil des Ghuriden-Reiches zurückzog, wo er die sogenannte Sklavendynastie (Dynastie der Mameluken) begründete, aus denen das der Reich der Sultanate von Delhi hervorging. Die weiteren Herrscher des Ghuriden-Reiches beginnend mit Ghiyath ad-Din Mahmud ibn Muhammad (1206–1212) waren dann Vasallen der Khwarizm Shahs, bevor die Dynastie der Ghuriden 1215 AD endgültig endete.
Bevor es jetzt zu den Münzen geht wieder mal der Hinweis, dass die Fotos manchmal nicht so toll sind und ich auch noch immer nicht die Schrift entziffern kann. Album, Tye und Mitchiner besitze ich ebenfalls nicht, d.h. ich bin immer auf Bildvergleiche mit den im Netz verfügbaren Informationen angewiesen (zeno.ru, acsearch.com und weitere).
didius
Zuletzt geändert von didius am So 02.04.23 12:35, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: AE und Billon Jitals der Ghuriden und Khwarizm Shahs
Ghoriden von Ghor
Ghiyat al-Din Muhammad, 558-599 AH/ 1163-1203 AD
AE Jital o.J., Typ Elefant mit Reiter
Münzstätte Shafurqan oder Kurzuwan
AV: Elefant nach links, Reiter mit Lanze, unten einzelner Punkt, rechts oben hinter dem Reiter ein Kringel
RV: Inschrift in 4 Zeilen
Die Rückseitenlegende lautet lt.Tye: as-sultan/al-a'zam ghiyath/ud duniya wa ud-din/muhammad bin sam
Album 1735.2; Tye 134.1
hier mal zwei Exemplare des selben Typs
Ghiyat al-Din Muhammad, 558-599 AH/ 1163-1203 AD
AE Jital o.J., Typ Elefant mit Reiter
Münzstätte Shafurqan oder Kurzuwan
AV: Elefant nach links, Reiter mit Lanze, unten einzelner Punkt, rechts oben hinter dem Reiter ein Kringel
RV: Inschrift in 4 Zeilen
Die Rückseitenlegende lautet lt.Tye: as-sultan/al-a'zam ghiyath/ud duniya wa ud-din/muhammad bin sam
Album 1735.2; Tye 134.1
hier mal zwei Exemplare des selben Typs
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Re: AE und Billon Jitals der Ghuriden und Khwarizm Shahs
Ghoriden von Ghor
Ghiyat al-Din Muhammad, 558-599 AH/ 1163-1203 AD
AE Jital o.J., Typ Pferd mit Reiter
Münzstätte Taliqan
AV: Pferd nach rechts, Reiter mit Lanze, unten drei Punkte, und rechts unter dem Pferdekopf ebenfalls drei Punkte, oben links hinter dem Reiter Schriftzeichen (?)
RV: Inschrift in 4 Zeilen
Album 1758; Tye ?
Ghiyat al-Din Muhammad, 558-599 AH/ 1163-1203 AD
AE Jital o.J., Typ Pferd mit Reiter
Münzstätte Taliqan
AV: Pferd nach rechts, Reiter mit Lanze, unten drei Punkte, und rechts unter dem Pferdekopf ebenfalls drei Punkte, oben links hinter dem Reiter Schriftzeichen (?)
RV: Inschrift in 4 Zeilen
Album 1758; Tye ?
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Re: AE und Billon Jitals der Ghuriden und Khwarizm Shahs
Ghoriden von Ghor
Ghiyat al-Din Muhammad, 558-599 AH/ 1163-1203 AD
AE Jital o.J., Typ Pferd mit Reiter
Münzstätte Taliqan
AV: Pferd nach rechts, Reiter mit Lanze, unten ein Punkt zwischen den Beinen und drei weitere Punkte unterhalb, und rechts unter dem Pferdekopf zwei Punkte und ein weiteres Zeichen, hier erkenne ich Schriftzeichen oben sowohl vor, als auch hinter dem Reiter und auch hinter dem Pflerd
RV: Inschrift in 4 (vielleicht 5) Zeilen
ggf. Variante zu Album 1758; Tye ?
Die Beizeichen und Legende auf der Vorderseite unterscheiden sich vom vorher vorgestellte Typ. Da ich die Literatur nicht habe, muss das hier unsicher bleiben. (Infos willkommen)
Ghiyat al-Din Muhammad, 558-599 AH/ 1163-1203 AD
AE Jital o.J., Typ Pferd mit Reiter
Münzstätte Taliqan
AV: Pferd nach rechts, Reiter mit Lanze, unten ein Punkt zwischen den Beinen und drei weitere Punkte unterhalb, und rechts unter dem Pferdekopf zwei Punkte und ein weiteres Zeichen, hier erkenne ich Schriftzeichen oben sowohl vor, als auch hinter dem Reiter und auch hinter dem Pflerd
RV: Inschrift in 4 (vielleicht 5) Zeilen
ggf. Variante zu Album 1758; Tye ?
Die Beizeichen und Legende auf der Vorderseite unterscheiden sich vom vorher vorgestellte Typ. Da ich die Literatur nicht habe, muss das hier unsicher bleiben. (Infos willkommen)
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Re: AE und Billon Jitals der Ghuriden und Khwarizm Shahs
Ghoriden von Ghor
Ghiyat al-Din Muhammad, 558-599 AH/ 1163-1203 AD
AE Jital o.J., Typ Herrscher reitet auf Löwe
Münzstätte Taliqan
AV: Löwe nach links, Ghiyat als Reiter, das Münzbild umgeben von einem Rand aus Kringeln, der Gegenstand in der Hand ist unklar, aber am ehesten ein Falke
RV: Inschrift in 4 Zeilen
Album?; Tye 135 Variante
Die hier ist ein besonderer Typ, der wegen der Seltenheit, der Qualität oder dem Abnutzungsgrad meist als Typ Pferdereiter (Horseman) identifiziert wird. Auf Zeno.ru gibt es zwei eideutig identifizierbare Exemplare.
Rob Tye hat bei Zeno noch einmal seine Hypothese dargestellt:
Der Ghoridische Sultan (hier Ghiyat al-Din Muhammad) reitet auf dem Löwen, bezwingt/zähmt ihn (den Löwen) also sinnbildlich. Der Löwe repräsentiert dabei das Reich der Khwarizm Shahs. Ähnlich wie er annimmt, dass die Elefantenreiter den Feldzug gen Indien repräsentieren.
Ergänzen muss ich natürlich, dass ich bei der Zuordnung alles andere als sicher bin. Ich hab die Literatur nicht, kann die Schrift nicht lesen und bin daher auf Bildvergleiche mit den im Netz verfügbaren Informationen angewiesen. Aufgrund des hier verlinkten Stückes aus zeno.ru habe ich die vorläufige Zuordnung getroffen:
https://www.zeno.ru/showphoto.php?photo=146420
Das ist das einzige stilistisch vergleichbare Stück, was ich bisher gefunden hatte. Für mich war dabei die eher dicke, nach oben gewölbte/ausladende Ausführung des Halses des Pferdes/Löwen, sowie diese spezielle Ausführung des Kringel-Randes ausschlaggebend.
Ach ja - Kommentare, Ergänzungen und Korrekturen dringend erwünscht
Fortsetzung folgt...
Ghiyat al-Din Muhammad, 558-599 AH/ 1163-1203 AD
AE Jital o.J., Typ Herrscher reitet auf Löwe
Münzstätte Taliqan
AV: Löwe nach links, Ghiyat als Reiter, das Münzbild umgeben von einem Rand aus Kringeln, der Gegenstand in der Hand ist unklar, aber am ehesten ein Falke
RV: Inschrift in 4 Zeilen
Album?; Tye 135 Variante
Die hier ist ein besonderer Typ, der wegen der Seltenheit, der Qualität oder dem Abnutzungsgrad meist als Typ Pferdereiter (Horseman) identifiziert wird. Auf Zeno.ru gibt es zwei eideutig identifizierbare Exemplare.
Rob Tye hat bei Zeno noch einmal seine Hypothese dargestellt:
Der Ghoridische Sultan (hier Ghiyat al-Din Muhammad) reitet auf dem Löwen, bezwingt/zähmt ihn (den Löwen) also sinnbildlich. Der Löwe repräsentiert dabei das Reich der Khwarizm Shahs. Ähnlich wie er annimmt, dass die Elefantenreiter den Feldzug gen Indien repräsentieren.
Ergänzen muss ich natürlich, dass ich bei der Zuordnung alles andere als sicher bin. Ich hab die Literatur nicht, kann die Schrift nicht lesen und bin daher auf Bildvergleiche mit den im Netz verfügbaren Informationen angewiesen. Aufgrund des hier verlinkten Stückes aus zeno.ru habe ich die vorläufige Zuordnung getroffen:
https://www.zeno.ru/showphoto.php?photo=146420
Das ist das einzige stilistisch vergleichbare Stück, was ich bisher gefunden hatte. Für mich war dabei die eher dicke, nach oben gewölbte/ausladende Ausführung des Halses des Pferdes/Löwen, sowie diese spezielle Ausführung des Kringel-Randes ausschlaggebend.
Ach ja - Kommentare, Ergänzungen und Korrekturen dringend erwünscht
Fortsetzung folgt...
Zuletzt geändert von didius am Fr 31.03.23 13:59, insgesamt 2-mal geändert.
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- didius
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Re: AE und Billon Jitals der Ghuriden und Khwarizm Shahs
Ghoriden von Ghazna
Mu'izz al-din Muhammad b. Sam, 567-602 AH/ 1173-1206 AD (eventuell nur bis 1203 AD)
AE Jital o.J., Typ Pferd mit Reiter
Münzstätte Lahore
AV: Pferd nach links, Reiter mit Lanze
RV: Inschrift in 3 Zeilen in der für Lahore typischen eher eckigen Schriftführung
as-sultan/al a'zam/ muhammad bin sam
Album 1776; Tye 182
Hier mal zwei Exemplare des selben Typs, wobei sehr deutliche stilistische Unterschiede bestehen. Ich vermute mal unterschiedliche Prägezeiträume, aber was der frühere und was der spätere Typ ist kann ich nicht sagen.
Mu'izz al-din Muhammad b. Sam, 567-602 AH/ 1173-1206 AD (eventuell nur bis 1203 AD)
AE Jital o.J., Typ Pferd mit Reiter
Münzstätte Lahore
AV: Pferd nach links, Reiter mit Lanze
RV: Inschrift in 3 Zeilen in der für Lahore typischen eher eckigen Schriftführung
as-sultan/al a'zam/ muhammad bin sam
Album 1776; Tye 182
Hier mal zwei Exemplare des selben Typs, wobei sehr deutliche stilistische Unterschiede bestehen. Ich vermute mal unterschiedliche Prägezeiträume, aber was der frühere und was der spätere Typ ist kann ich nicht sagen.
Zuletzt geändert von didius am Fr 31.03.23 13:26, insgesamt 1-mal geändert.
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- didius
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Re: AE und Billon Jitals der Ghuriden und Khwarizm Shahs
Ghoriden als Vasallen der Khwarizm Shahs
Ghiyath ad-Din Mahmud ibn Muhammad Sam, 602-609 AH/ 1206-1212 AD
AE Jital o.J., Typ Pferd mit Reiter/Falke (falconer type)
Münzstätte Shafurqan
AV: Pferd nach links, Reiter mit Falke, zwischen den Beinen des Pferds eine Blume
RV: Inschrift in 5 Zeilen
as-sultan/al-a'zam ghiyath/ud-duniya wa ud-din abu/ l-fath mahmud bin/ muhammad sam
Album 1734A; Tye 144.1
So wie es aussieht, kommen alle Exemplare dieses seltenen Typs aus dem selben Stempelpaar. Die drei Exemplare auf zeno.ru sind mit diesem hier ebenfalls stempelgleich und der User Anthony, hatte dort diese Hypothese bereits aufgestellt.
für die Khwarizm Shahs brauche ich jetzt eine kleine Pause
Ghiyath ad-Din Mahmud ibn Muhammad Sam, 602-609 AH/ 1206-1212 AD
AE Jital o.J., Typ Pferd mit Reiter/Falke (falconer type)
Münzstätte Shafurqan
AV: Pferd nach links, Reiter mit Falke, zwischen den Beinen des Pferds eine Blume
RV: Inschrift in 5 Zeilen
as-sultan/al-a'zam ghiyath/ud-duniya wa ud-din abu/ l-fath mahmud bin/ muhammad sam
Album 1734A; Tye 144.1
So wie es aussieht, kommen alle Exemplare dieses seltenen Typs aus dem selben Stempelpaar. Die drei Exemplare auf zeno.ru sind mit diesem hier ebenfalls stempelgleich und der User Anthony, hatte dort diese Hypothese bereits aufgestellt.
für die Khwarizm Shahs brauche ich jetzt eine kleine Pause

Zuletzt geändert von didius am Mi 17.05.23 10:23, insgesamt 2-mal geändert.
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- ischbierra
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Re: AE und Billon Jitals der Ghuriden und Khwarizm Shahs
Hallo didius,
vielen Dank für den schönen und informativen Beitrag.
Kleine Korrektur: die ersten beiden gezeigten Stücke sind Tye 134,1. Tye 134,2 hat keinen Krigel oben re auf dem AV. Die Rückseitenlegende lautet lt.Tye: as-sultan/al-a'zam ghiyath/ud duniya wa ud-din/muhammad bin sam.
Bei den beiden folgenden Stücken (Album 1758) habe ich bei Tye auch nichts gefunden. Meistens gehen die Reiter nach links.
Bei dem Stück: Reiter auf Löwe bezweifle ich den Löwen. Es ist ein Pferd. Aber ein passendes Stück habe ich bei Tye nicht gefunden.
Bei dem Stück von Mu'izz lautet die Rückseite: as-sultan/al a'zam/ muhammad bin sam
Und beim letzten Stück lautet der RV: as-sultan/al-a'zam ghiyath/ud-duniya wa ud-din abu/ l-fath mahmud bin/ muhammad sam
Wenn es für Dich ok ist stelle ich heute Nacht - eher geht es nicht - noch ein Stück aus Ghor und zwei aus Bamiyan ein.
Gruß ischbierra
vielen Dank für den schönen und informativen Beitrag.
Kleine Korrektur: die ersten beiden gezeigten Stücke sind Tye 134,1. Tye 134,2 hat keinen Krigel oben re auf dem AV. Die Rückseitenlegende lautet lt.Tye: as-sultan/al-a'zam ghiyath/ud duniya wa ud-din/muhammad bin sam.
Bei den beiden folgenden Stücken (Album 1758) habe ich bei Tye auch nichts gefunden. Meistens gehen die Reiter nach links.
Bei dem Stück: Reiter auf Löwe bezweifle ich den Löwen. Es ist ein Pferd. Aber ein passendes Stück habe ich bei Tye nicht gefunden.
Bei dem Stück von Mu'izz lautet die Rückseite: as-sultan/al a'zam/ muhammad bin sam
Und beim letzten Stück lautet der RV: as-sultan/al-a'zam ghiyath/ud-duniya wa ud-din abu/ l-fath mahmud bin/ muhammad sam
Wenn es für Dich ok ist stelle ich heute Nacht - eher geht es nicht - noch ein Stück aus Ghor und zwei aus Bamiyan ein.
Gruß ischbierra
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- didius (Do 30.03.23 18:25) • pingu (Di 04.04.23 18:09)
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Re: AE und Billon Jitals der Ghuriden und Khwarizm Shahs
Hi ischbierra,
vielen Dank für die Ergänzungen und Korrekturen. Ich werde das oben in den Beiträgen korrigieren. Insbesondere auch danke für die Legenden.
Und ja, super gerne ergänzen und deine Exemplare einfügen.
Deine Anmerkung zum Löwen kann ich nachvollziehen. Meine Begründung für die Zuordnung habe ich oben ergänzt. Weitere Diskussionen zu dem Stück würde ich allerdings jetzt in neuen Posts ergänzen. Nicht jeder wird ja immer die alten Posts neu lesen (wollen).
Der Beitrag zu den Khwarizm Shahs ist auch noch nicht fertig. Vielleicht mag ja auch noch wer anders passende Stücke posten.
LG didius
vielen Dank für die Ergänzungen und Korrekturen. Ich werde das oben in den Beiträgen korrigieren. Insbesondere auch danke für die Legenden.
Und ja, super gerne ergänzen und deine Exemplare einfügen.
Deine Anmerkung zum Löwen kann ich nachvollziehen. Meine Begründung für die Zuordnung habe ich oben ergänzt. Weitere Diskussionen zu dem Stück würde ich allerdings jetzt in neuen Posts ergänzen. Nicht jeder wird ja immer die alten Posts neu lesen (wollen).


Der Beitrag zu den Khwarizm Shahs ist auch noch nicht fertig. Vielleicht mag ja auch noch wer anders passende Stücke posten.
LG didius
Zuletzt geändert von didius am Fr 31.03.23 13:50, insgesamt 3-mal geändert.
- ischbierra
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Re: AE und Billon Jitals der Ghuriden und Khwarizm Shahs
Hier Stücke als Ergänzung zu den wunderschönen Beiträgen von didius, wobei es nicht Stücke aus Bamiyan sind, sondern aus Ghazna. Zunächst aber noch ein Stück aus Ghor:
1. Ghiyath ud din Muhammad,Jital, Taliquan, 3,07 gr.; Tye 130 var
2. Mu'izz ud din Muhammad bin Sam, Jital, Lahore, 3,32 gr.; Tye 184
3. Mu'izz ud din Muhammad bin Sam, Jital,Budaon, 3,83 gr.; Tye 187,1
1. Ghiyath ud din Muhammad,Jital, Taliquan, 3,07 gr.; Tye 130 var
2. Mu'izz ud din Muhammad bin Sam, Jital, Lahore, 3,32 gr.; Tye 184
3. Mu'izz ud din Muhammad bin Sam, Jital,Budaon, 3,83 gr.; Tye 187,1
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Re: AE und Billon Jitals der Ghuriden und Khwarizm Shahs
Khwarizm Shahs
Die Khwarizm Shahs oder Choresm-Schahs waren eine Dynastie welche ursprünglich aus der Region Choresmien südlich des Aralsees entstammen und bereits seit dem ersten vorchristlichen Jahrtausend in mehreren Dynastien weitgehend unabhängig über die dort befindliche Großoase Choresm herrschten. Die Letzte und Bedeutendste, war die Dynastie der Anuschteginiden, welche durch Anusch-Tegin Ghartschai begründet wurde, der um 1077 von dem Seldschukensultan Malik-Schah I. (Malik-Šāh) zum Präfekten (šiḥna) von Choresmien ernannt wurde.
Ähnlich wie den Ghuriden-Fürsten weiter südlich, gelang es auch den Khwarizm Shahs sich nach dem Tod des Sultan Ahmad Sandschar im Jahr 1156 unter Il-Arslan von den des Großseldschuken zu lösen. Man blieb aber weiterhin abhängig, bzw. zu Tributzahlungen gegenüber der „Westlichen Liao-Dynastie“ eher bekannt unter den Kara Kitai verpflichtet, welche als Großreich im Nordosten an das Seldschukenreich angrenzte. Diese Abhängigkeit blieb auch noch bis Anfang des 13. Jhd. bestehen, bevor das Reich der Khwarizm Shahs seine größte Blüte und Ausdehnung erfuhr. Das Reich der Ghuriden konnte unterworfen, wie auch ein paar Gebiete der Kara Kitai unter Kontrolle gebracht werden. Die Kara Kitai hatten zu diesem Zeitpunkt bereits erhebliche Probleme mit einer neuen starken Macht noch weiter aus dem Osten, nämliche den Mongolen unter Dschingis Khan, welche kaum mehr als ein Jahrzehnt später auch die Herrschaft der Khwarizm Shahs beendeten.
Der Aufstieg und Untergang der Khwarizm Shahs ist schlussendlich nur mit einem Namen verbunden, und zwar Muhammad II. (reg. 1200 bis 1220 AD). Mit vollem Namen Ala ad-Dunya wa ad-Din Abul-Fath Muhammad Sandschar ibn Tekisch, manchmal auch kurz nur Muhammad bin Tekesch. Ich führe dies hier an, da man hier hin und wieder die verschiedensten Kombinationen der Namensbestandteile liest und es erst auf den zweiten Blick klar wird, dass immer ein und derselbe Herrscher gemeint ist.
Die kriegerischen Auseinandersetzungen dieser Zeit waren vielfältig, die Bewohner ganzer Städte wurden abgeschlachtet und auch die Bündnisse wechselten immer wieder. Während sich Muhammad II. anfangs noch gegen die Ghuriden-Fürsten unter den Brüdern Ghiyas ad-Din Ghori und Mu'izz ad-Din erwehren musste und erst durch die Unterstützung der Kara Kitai siegreich war, ging er später (wohl zum Schein) ein Bündnis dem Ghuriden-Fürsten Ghiyath ad-Din Mahmud, Nachfolger von Mu'izz ad-Din, ein. Statt diesen aber, wie vereinbart gegen interne Rivalen zu unterstützen, nutzte er die Gelegenheit um weitere Gebiete des Ghuriden-Reiches unter seine Kontrolle zu bringen. Noch während dieses Feldzuges wurde Muhammad II. seinerseits wiederum von den Kara Kitai gefangen genommen. Nach mehr als einem Jahr Gefangenschaft zwang er dann nach seiner Freilassung die Ghuriden unter Ghiyath ad-Din Mahmud um 1206 AD endgültig unter seine Oberherrschaft.
Bis 1217 hatte er das ganze Land zwischen dem Fluss Syrdarja im Nordosten und dem Persischen Golf im Süden erobert und sich selbst zum Schah ernannt.
Sein Feldzug gegen das Abbasiden-Reich scheiterte bereits im Ansatz, als seine Armee im Zāgrosgebirge auf dem Weg gegen den abbasidischen Kalifen an-Nāsir li-Dīn Allāh in Bagdad, zu großen Teilen durch einen Schneesturm vernichtet wurde. Gleichzeitig wuchs die Macht und das Reich der Mongolen unter Dschingis Khan kontinuierlich und im Jahr 1219 marschierte dieser mit einem riesigen Heer von mehr als 100.000 Mann ein und vernichtete faktisch alle Städte des Reiches. Muhammad II. starb im Jahr darauf auf einer Insel im Kaspischen Meer, auf die er geflohen war.
Sein ältester Sohn Dschalal ad-Din versuchte das Reich zurückzuerobern, scheiterte aber, was ihn allerdings nicht davon abhielt immer weiter und weiter Krieg zu führen. Zeitweise hatte er die Region Sindh im Südwesten Indiens unter seiner Herrschaft, dann die Regionen Kirman und Fars im heutigen Afghanistan. Später drang er bis nach Bagdad und auch nach Ostanatolien vor. Schlussendlich scheiterte er und wurde bis auf ein Rest-Einflussgebiet rund um die Stadt Tabriz westlich des Kaspischen Meers zurückgedrängt, wo er 1231 als letzter Choresm-Schah starb.
Die Khwarizm Shahs oder Choresm-Schahs waren eine Dynastie welche ursprünglich aus der Region Choresmien südlich des Aralsees entstammen und bereits seit dem ersten vorchristlichen Jahrtausend in mehreren Dynastien weitgehend unabhängig über die dort befindliche Großoase Choresm herrschten. Die Letzte und Bedeutendste, war die Dynastie der Anuschteginiden, welche durch Anusch-Tegin Ghartschai begründet wurde, der um 1077 von dem Seldschukensultan Malik-Schah I. (Malik-Šāh) zum Präfekten (šiḥna) von Choresmien ernannt wurde.
Ähnlich wie den Ghuriden-Fürsten weiter südlich, gelang es auch den Khwarizm Shahs sich nach dem Tod des Sultan Ahmad Sandschar im Jahr 1156 unter Il-Arslan von den des Großseldschuken zu lösen. Man blieb aber weiterhin abhängig, bzw. zu Tributzahlungen gegenüber der „Westlichen Liao-Dynastie“ eher bekannt unter den Kara Kitai verpflichtet, welche als Großreich im Nordosten an das Seldschukenreich angrenzte. Diese Abhängigkeit blieb auch noch bis Anfang des 13. Jhd. bestehen, bevor das Reich der Khwarizm Shahs seine größte Blüte und Ausdehnung erfuhr. Das Reich der Ghuriden konnte unterworfen, wie auch ein paar Gebiete der Kara Kitai unter Kontrolle gebracht werden. Die Kara Kitai hatten zu diesem Zeitpunkt bereits erhebliche Probleme mit einer neuen starken Macht noch weiter aus dem Osten, nämliche den Mongolen unter Dschingis Khan, welche kaum mehr als ein Jahrzehnt später auch die Herrschaft der Khwarizm Shahs beendeten.
Der Aufstieg und Untergang der Khwarizm Shahs ist schlussendlich nur mit einem Namen verbunden, und zwar Muhammad II. (reg. 1200 bis 1220 AD). Mit vollem Namen Ala ad-Dunya wa ad-Din Abul-Fath Muhammad Sandschar ibn Tekisch, manchmal auch kurz nur Muhammad bin Tekesch. Ich führe dies hier an, da man hier hin und wieder die verschiedensten Kombinationen der Namensbestandteile liest und es erst auf den zweiten Blick klar wird, dass immer ein und derselbe Herrscher gemeint ist.
Die kriegerischen Auseinandersetzungen dieser Zeit waren vielfältig, die Bewohner ganzer Städte wurden abgeschlachtet und auch die Bündnisse wechselten immer wieder. Während sich Muhammad II. anfangs noch gegen die Ghuriden-Fürsten unter den Brüdern Ghiyas ad-Din Ghori und Mu'izz ad-Din erwehren musste und erst durch die Unterstützung der Kara Kitai siegreich war, ging er später (wohl zum Schein) ein Bündnis dem Ghuriden-Fürsten Ghiyath ad-Din Mahmud, Nachfolger von Mu'izz ad-Din, ein. Statt diesen aber, wie vereinbart gegen interne Rivalen zu unterstützen, nutzte er die Gelegenheit um weitere Gebiete des Ghuriden-Reiches unter seine Kontrolle zu bringen. Noch während dieses Feldzuges wurde Muhammad II. seinerseits wiederum von den Kara Kitai gefangen genommen. Nach mehr als einem Jahr Gefangenschaft zwang er dann nach seiner Freilassung die Ghuriden unter Ghiyath ad-Din Mahmud um 1206 AD endgültig unter seine Oberherrschaft.
Bis 1217 hatte er das ganze Land zwischen dem Fluss Syrdarja im Nordosten und dem Persischen Golf im Süden erobert und sich selbst zum Schah ernannt.
Sein Feldzug gegen das Abbasiden-Reich scheiterte bereits im Ansatz, als seine Armee im Zāgrosgebirge auf dem Weg gegen den abbasidischen Kalifen an-Nāsir li-Dīn Allāh in Bagdad, zu großen Teilen durch einen Schneesturm vernichtet wurde. Gleichzeitig wuchs die Macht und das Reich der Mongolen unter Dschingis Khan kontinuierlich und im Jahr 1219 marschierte dieser mit einem riesigen Heer von mehr als 100.000 Mann ein und vernichtete faktisch alle Städte des Reiches. Muhammad II. starb im Jahr darauf auf einer Insel im Kaspischen Meer, auf die er geflohen war.
Sein ältester Sohn Dschalal ad-Din versuchte das Reich zurückzuerobern, scheiterte aber, was ihn allerdings nicht davon abhielt immer weiter und weiter Krieg zu führen. Zeitweise hatte er die Region Sindh im Südwesten Indiens unter seiner Herrschaft, dann die Regionen Kirman und Fars im heutigen Afghanistan. Später drang er bis nach Bagdad und auch nach Ostanatolien vor. Schlussendlich scheiterte er und wurde bis auf ein Rest-Einflussgebiet rund um die Stadt Tabriz westlich des Kaspischen Meers zurückgedrängt, wo er 1231 als letzter Choresm-Schah starb.
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Re: AE und Billon Jitals der Ghuriden und Khwarizm Shahs
Khwarizm Shahs
Ala ad-Din Abul-Fath Muhammad ibn Tekesch, 596-617 AH/ 1200-1220 AD
AE Jital o.J., Typ Elefant mit Reiter
Münzstätte Kurzuwan
AV: Elefant nach links, Reiter mit Lanze, rechts unten Kringel – Münzstätte unter dem Elefanten
RV: Inschrift in 5 Zeilen
Nach Tye: as sultan/al-a'zam 'Ala/ ud-duniya wa ud-din/muhammad bin as-sultan
Album ?; Tye 227.1
Das Münzbild ist sowohl auf dem AV wie dem RV von einem geschlossenen Kreis und dazu außerhalb Kringeln umgeben. Dies scheint zu der Zeit für Kurzuwan typisch. Ich habe hier insgesamt drei recht gut erhaltene Exemplare dieses Typs.
Ala ad-Din Abul-Fath Muhammad ibn Tekesch, 596-617 AH/ 1200-1220 AD
AE Jital o.J., Typ Elefant mit Reiter
Münzstätte Kurzuwan
AV: Elefant nach links, Reiter mit Lanze, rechts unten Kringel – Münzstätte unter dem Elefanten
RV: Inschrift in 5 Zeilen
Nach Tye: as sultan/al-a'zam 'Ala/ ud-duniya wa ud-din/muhammad bin as-sultan
Album ?; Tye 227.1
Das Münzbild ist sowohl auf dem AV wie dem RV von einem geschlossenen Kreis und dazu außerhalb Kringeln umgeben. Dies scheint zu der Zeit für Kurzuwan typisch. Ich habe hier insgesamt drei recht gut erhaltene Exemplare dieses Typs.
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Re: AE und Billon Jitals der Ghuriden und Khwarizm Shahs
Khwarizm Shahs
Ala ad-Din Abul-Fath Muhammad ibn Tekesch, 596-617 AH/ 1200-1220 AD
AE Jital o.J., Typ Elefant ohne Reiter
Münzstätte Kurzuwan
AV: Elefant nach links, Punkt unten – Münzstätte oberhalb des Elefanten
RV: Inschrift in 4 Zeilen
Nach Tye: as-sultan/al-a'zam muhammad/ bin as-sultan
Album 1735.1; Tye 228
Das Münzbild ist sowohl auf dem AV wie dem RV wie bei Tye 227 (siehe vorheriger Beitrag) von einem geschlossenen Kreis und dazu außerhalb Kringeln umgeben, wobei die für die zweite Münze kaum erkennbar ist.
Ala ad-Din Abul-Fath Muhammad ibn Tekesch, 596-617 AH/ 1200-1220 AD
AE Jital o.J., Typ Elefant ohne Reiter
Münzstätte Kurzuwan
AV: Elefant nach links, Punkt unten – Münzstätte oberhalb des Elefanten
RV: Inschrift in 4 Zeilen
Nach Tye: as-sultan/al-a'zam muhammad/ bin as-sultan
Album 1735.1; Tye 228
Das Münzbild ist sowohl auf dem AV wie dem RV wie bei Tye 227 (siehe vorheriger Beitrag) von einem geschlossenen Kreis und dazu außerhalb Kringeln umgeben, wobei die für die zweite Münze kaum erkennbar ist.
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Re: AE und Billon Jitals der Ghuriden und Khwarizm Shahs
Khwarizm Shahs
Ala ad-Din Abul-Fath Muhammad ibn Tekesch, 596-617 AH/ 1200-1220 AD
AE Jital o.J., Typ Pferd ohne Reiter
Münzstätte Baluqan
AV: Pferd nach links, Punkt oberhalb – Münzstätte darüber
RV: Inschrift in 4 Zeilen
as sultan/al-a'zam 'Ala/ ud-duniya wa ud-din/muhammad bin as-sultan
Album 1733 (Sharfuqan); Tye 226.2 (Baluqan); Mitchiner 922
Tye ordnet als Münzstätte Baluqan zu. Album hält Shafurqan für wahrscheinlicher und vermutet eine verunglückte Schreibweise der Münzstättenbezeichnung.
Ala ad-Din Abul-Fath Muhammad ibn Tekesch, 596-617 AH/ 1200-1220 AD
AE Jital o.J., Typ Pferd ohne Reiter
Münzstätte Baluqan
AV: Pferd nach links, Punkt oberhalb – Münzstätte darüber
RV: Inschrift in 4 Zeilen
as sultan/al-a'zam 'Ala/ ud-duniya wa ud-din/muhammad bin as-sultan
Album 1733 (Sharfuqan); Tye 226.2 (Baluqan); Mitchiner 922
Tye ordnet als Münzstätte Baluqan zu. Album hält Shafurqan für wahrscheinlicher und vermutet eine verunglückte Schreibweise der Münzstättenbezeichnung.
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Re: AE und Billon Jitals der Ghuriden und Khwarizm Shahs
Khwarizm Shahs
Ala ad-Din Abul-Fath Muhammad ibn Tekesch, 596-617 AH/ 1200-1220 AD
AE Jital o.J., Typ Pferd mit Reiter
Münzstätte Herat
AV: Pferd nach links, Reiter mit Schwert, Blume unten zwischen den Beinen des Pferdes – Münzstätte ober rechts neben dem Reiter
RV: Inschrift in 3 Zeilen
al-sultan/al-a'zam Muhammad bin/ al-sultan
Album 1734.2; Tye 221.1
Jitals aus Herat scheinen insgesamt sehr selten zu sein. Ich habe jedenfalls nur zwei weitere Exemplare diesen Typs bei meinen Recherchen finden können.
Ich habe jetzt nur noch zwei weitere (unbestimmte), aber dazu geht es dann erst nach Ostern weiter.
Freue mich weiterhin über Ergänzungen, Korrekturen und auch über Exemplare aus euren Sammlungen.
Herzlichst didius
Ala ad-Din Abul-Fath Muhammad ibn Tekesch, 596-617 AH/ 1200-1220 AD
AE Jital o.J., Typ Pferd mit Reiter
Münzstätte Herat
AV: Pferd nach links, Reiter mit Schwert, Blume unten zwischen den Beinen des Pferdes – Münzstätte ober rechts neben dem Reiter
RV: Inschrift in 3 Zeilen
al-sultan/al-a'zam Muhammad bin/ al-sultan
Album 1734.2; Tye 221.1
Jitals aus Herat scheinen insgesamt sehr selten zu sein. Ich habe jedenfalls nur zwei weitere Exemplare diesen Typs bei meinen Recherchen finden können.
Ich habe jetzt nur noch zwei weitere (unbestimmte), aber dazu geht es dann erst nach Ostern weiter.
Freue mich weiterhin über Ergänzungen, Korrekturen und auch über Exemplare aus euren Sammlungen.
Herzlichst didius
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