Heller von Augsburg, Dillingen (14.-15. Jh.)

Alles was von Europäern so geprägt wurde
Dude_199
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Re: Heller von Augsburg, Dillingen (14.-15. Jh.)

Beitrag von Dude_199 » Do 05.09.24 20:29

Hallo QVINTVS,

bestimmt kennst du diesen Fund bereits. Ich habe ihn jedoch gerade bei der Recherche gefunden. Hier sind auch Abbildungen von Augsburgern https://regionalia.blb-karlsruhe.de/fro ... lingen.pdf.
Des Weiteren wird gerade ein Stück bei Naumann versteigert https://www.sixbid.com/de/numismatik-na ... icky=false.
Von meinem Exemplar muss ich leider erst brauchbare Bilder machen.

Viele Grüße
Dude
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Re: Heller von Augsburg, Dillingen (14.-15. Jh.)

Beitrag von QVINTVS » Fr 06.09.24 11:19

Grüß dich Dude,

nein, der Fund war mir nicht bekannt. Als Grundlage habe ich die bisher in kenom eingepflegten Funde, Stand 2021. Es hängt von den jeweiligen Landesämtern ab, was bisher eingepflegt/erfasst wurde und von meinem Abfragewunsch. Nachdem die jüngste Münze aus dem 17. Jh. ist, fiel der "Truhenfund" aus. Trotzdem, vielen Dank, denn die Truhe enthielt bisher seltene Heller aus Dillingen.
Viele Grüße

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Re: Heller von Augsburg, Dillingen (14.-15. Jh.)

Beitrag von chlor35 » So 08.09.24 11:46

Liebe MA-Freunde,

ich hänge noch ein paar weitere Bilder an, von Augsburger Gemeinschaftspfennigen, die der jeweilige Bischof zusammen mit dem Rat der Stadt ausgebracht hat Die beiden Pfennige stammen aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts. In der Zeit wogen die die Augsburger Gemeinschaftspfennige ca. 0,5 g und wurden aus 8-löthigem Silber geprägt. Die Augsburger Pfennige waren weiße Pfennige, d.h. die Rohlinge wurden vor der Prägung in einer Mischung aus Weinstein und Kochsalz "weißgesotten".

Steinhilber 162: 0,52g, 15mm
Steinhilber 164: 0,52g, 14mm
Dateianhänge
Augsburg Sh 164 Pfennig RV klein.jpg
Steinhilber 164 Rückseite
Augsburg Sh 164 Pfennig AV klein.jpg
Steinhilber 164 Vorderseite
Augsburg Sh 162 Pfennig RV klein.jpg
Steinhilber 162 Rückseite
Augsburg Sh 162 Pfennig AV klein.jpg
Steinhilber 162 Vorderseite
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Re: Heller von Augsburg, Dillingen (14.-15. Jh.)

Beitrag von QVINTVS » So 08.09.24 16:38

Zwei interessante und nicht ganz so häufige Münzen des Bistums Augsburg. Die Datierung ist jedoch nicht gesichert und nach Ausweis der Funde ist ab ca. 1450 von einer Prägung auszugehen.
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Re: Heller von Augsburg, Dillingen (14.-15. Jh.)

Beitrag von chlor35 » Mo 09.09.24 20:35

Hallo Quintus, sei mir nicht böse, aber da liegst Du falsch .... Steinhilber 164 wurde sicher vor 1441 geprägt (Steinhilber 162 sehr wahrscheinlich). Warum?
Ich beschäftige mich schon einige Jahre damit, die nach Steinhilber etwa 25 Augsburger Gemeinschaftspfennige, die im Zeitraum von etwa 1400 - etwa 1520 gemeinsam von Bischof und Rat ausgebracht wurden, zeitlich zu sortieren und wo möglich einem Münzmeister zuzuordnen. Das Ordnungsprinzip, das ich verwende und das meines Erachtens in der Numismatik dieser Zeit immer funktioniert, ist, dass die Menge Silber in einer Münze (= der innere Wert) mit der Zeit immer abnimmt. Das bedeutet, dass der Pfennig mit dem höchsten inneren Wert am Anfang, mit dem niedrigsten inneren Wert am Ende dieser Periode steht.
Um die Menge Silber, die in einem der Pfennige steckt zu bestimmen, braucht man das Durchschnittsgewicht dieses Pfennigs und den Gehalt an Silber im Pfennig. Das Durchschnittsgewicht der einzelnen Pfennige zu bestimmen ist relativ einfach, vorausgesetzt sie sind nicht zu selten, was für die meisten der Gemeinschaftspfennige nicht der Fall ist ... dann heißt es nur die Gewichte aus Literatur, Internet, Sammlungen zu sammeln bis eine sinnvolle Anzahl erreicht ist (>10 pro Pfennig, besser >20). Den Silbergehalt der einzelnen Pfennige zu ermitteln ist schwieriger. Ich habe es zunächst mit Röntgenfluoreszenzanalyse RFA probiert (ich kenne jemand in der Werkstoffprüfung) und bin daran gescheitert, dass die Augsburger Pfennige alle weißgesotten wurden ... d.h. der Silbergehalt an der Oberfläche war durchgehend viel höher als im Kern. Dann blieb nur die nasschemische, gravimetrische Silberbestimmung. Ich bin Chemiker (aber auch Numismatiker) und habe schweren Herzens eine Anzahl Augsburger Pfennige (alle sehr schlecht erhalten und dadurch billig) in Salpetersäure aufgelöst, mit Kochsalz gefällt, mit Wasser gewaschen, filtriert und den Rückstand getrocknet und gewogen ... die so ermittelten Silbergehalte zeigten, dass die Münzmeister um 1400 schon sehr gut das Silber in der Legierung einstellen konnten.
Lange Vorrede ... jetzt zu den beiden Pfennigen Steinhilber 162 und 164.
Die Gemeinschaftspfennige vor 1441 wiegen ziemlich genau im Durchschnitt 0,50g und haben einen Silbergehalt von etwa 50% (8 Lot). So wiegt der Pfennig Steinhilber 164 genau 0,50g (Durchschnitt aus 11 Gewichtsnennung) und besitzt einen Silbergehalt von 49,4% = 7,9 Lot.
Es gibt einen weiteren Augsburger Gemeinschaftspfennig, den die meisten kennen und von dem der Beginn der Prägung und der Münzmeister belegbar sind ... Steinhilber 177 (Beizeichen B, Münzmeister Franz Bäsinger). Die Münze wurde am Montag vor Himmelfahrt 1441 durch Auswurf aus einem Erker des Rathauses offiziell eingeführt (siehe Beyschlag "Versuch einer Münzgeschichte Augsburgs im Mittelalter, aber auch Paul v. Stetten "Geschichte der Heil. Röm. Reichs Freyen Stadt Augsburg). Steinhilber 177, der häufigste Gemeinschaftspfennig besitzt ein durchschnittliches Gewicht von 0,37g (Aus 93 Gewichtsnennungen) und einen Silbergehalt von etwa 46,5% (drei Proben 44,4%, 46,7%, 47,7%) oder 7,5 Lot. Das heißt gegenüber dem Pfennig Steinhilber164 war der Silbergehalt im Pfennig Steinhilber 177 bereits um etwa 30% reduziert worden.
Daraus kann ich sicher ableiten, das Steinhilber 164 vor Steinhilber 177 und damit vor 1441 geprägt worden sein muss ...
P.S Franz Bäsinger hat diesen Pfenning Steinhilber 177 in sehr großer Anzahl bis 1444 geschlagen, musste 1444 aber wegen persönlicher Schulden aus Augsburg fliehen.
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Re: Heller von Augsburg, Dillingen (14.-15. Jh.)

Beitrag von QVINTVS » Di 10.09.24 18:05

Grüß dich chlor35,

dass der Silbergehalt stetig abnahm, weil das Silber teurer wurde, ist möglich, aber nicht durch zeitgenössische Fakten belegbar. Schwierig schon allein deshalb, weil auch fremde Münzen zahlreich nach Augsburg kamen und eingeschmolzen wurden. Deren Legierung war ganz unterschiedlich. Es ist nicht gesichert, dass der Silbergehalt immer gleichmäßig abnahm. Der Silberpreis schwankte, was ist wenn die Stadt sich dem mehr oder weniger stillschweigend anpasste? Der Silbergehalt also zwischen den Typen schwankte und nicht kontinuierlich abnahm?

Meiner Meinung nach müssen Thesen stets einer Überprüfung standhalten und die Funde zeigen ein anderes Bild. Eine Datierung der bischöflichen Pfennige allein auf den Silbergehalt aufzubauen halte ich nicht für zielführend. Bisher gibt es meines Wissens keine Studien wie sich gering silberlegierte Münzen im Boden verhalten. Deswegen wäre ich da extrem vorsichtig und befürchte, dass das zwar ein Ansatz, aber noch nicht die Lösung ist.

Vollkommen unklar ist, mit welchem Pfennigtyp die "Gemeinschaftsprägungen" begannen. Steinhilber 177 hat neben St. 96 die meisten Varianten und dürfte massig ausgeprägt worden sein. Es gab auch einige grundsätzliche Änderungen, so wurde Steinh. 177 neu ausgegeben und die bisherigen Pfennige verrufen. Welche wurden verrufen? Ebenso wurde das Wertsystem verändert und es kam zu einem Streit zwischen Bischof und Stadt. Tatsächlich gesichert ist nur der Beginn der Umlaufzeit von St. 177, alle anderen Daten sind spekulativ. So wie die Funde nahelegen, lief bis ca. 1441 eine andere Münze als die sog. "Gemeinschaftspfennige" um. Im Zeitraum von ca. 1300 bis ca. 1500 fehlen bisher ausreichend datierte/publizierte Funde um eine gesicherte Prägechronologie zu erstellen. Steinhilber dürfte mit seiner zeitlichen Spannbreite nicht richtig liegen und hat sie wahrschein aus "Vorsicht" so ausgeweitet. Möglicherweise erkannte er auch, dass es Lücken gibt, die er nicht füllen konnte.

Grundsätzlich ist bei den bischöflichen Augsburger Denaren nur sicher, dass die Dünnpfennige bis ca. 1200/1205 geprägt wurden und dann die Prägetechnik verändert wurde, also Brakteaten geschlagen wurden. Wie lange welche Typen umliefen, ob es längere Prägepausen gab und ob der (Hohl-)Pfennig Steinh. 96 bis zur Ausgabe des ersten Pfennigs in der neuen Form ("Gemeinschaftspfennig") geprägt wurde ist unsicher und durch die wenigen gut dokumentierten Hortfunde bisher nicht nachweisbar. Wird von einer durchgängigen Prägung im Bistum Augsburg ausgegangen wäre das eine grobe Chronologie in die aber noch die Dillinger Heller einzuordnen wären. Es gibt nur wenige Hinweise auf Münzverrufungen oder "neue Pfennige". Sie geben aber eine Information, wann es Münztechnische Veränderungen gab.

Das war jetzt viel, aber doch nur kurz und an einigen Stellen könnte ich mehr ausführen.
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Viele Grüße

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Re: Heller von Augsburg, Dillingen (14.-15. Jh.)

Beitrag von chlor35 » Di 10.09.24 20:08

Guten Abend Quintus,

es sieht so aus, als ob wir da einfach unterschiedlicher Meinung sind ... ist ja auch kein Problem. Wenn Du Interesse hast, können wir uns aber gerne auch außerhalb des Forums zu diesem Thema z.B. telefonisch austauschen. Jetzt nur so viel: Es gibt mehr historische Quellen zur Prägung der Augsburger Gemeinschaftspfennigen, als Du wahrscheinlich annimmst, die meine Vermutungen unterstützen. Ich habe Quellen gefunden zu den Prägungen von Pfennigen/Hellern 1402, 1425, 1436, 1441, 1458, 1467, 1472, 1497 und 1499 viele mit Aussagen zu Gewicht und Silbergehalt, meistens mit der Relation des Werts des Pfennigs zum Rheinischen Gulden und .. manchmal auch den zuständigen Münzmeister.

Ich wünsche Dir ein schönen Abend
chlor35
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