Eine sehr wichtige Rolle hat für Narbo Martius der Handel über den Seeweg gespielt, obwohl die Stadt ja nicht direkt am Meer lag und auch die Aude nicht ins offene Meer mündete, sondern in eine ins Landesinnere ragende Bucht. Lange hat man nicht gewusst, wo denn der Schiffshandel abgewickelt wurde, da man keinerlei Reste eines Hafens gefunden hatte.
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Daher hat man 2005 ein größeres Projekt begonnen, um durch verschiedene Ausgrabungen herauszufinden, wo und wie der Warenumschlag des Seeverkehrs stattgefunden hat. Im Detail kann ich das hier gar nicht alles schildern, aber kurz lässt sich das so beschreiben:
- Für die großen Seeschiffe waren die Aude und auch Teile der Bucht nicht tief genug, so dass umgeladen werden musste.
- Dazu gab es am Rande der Bucht vermutlich mehrere Häfen oder Anlegestellen, an denen man das tun konnte.
- Umgeladen wurde auf flachere Flussschiffe, die dann zumindest den Rest der Strecke auf der Aude getreidelt wurden (also vom Ufer aus gezogen).
- Die Aude wurde durch künstlich angelegte Kais quasi in die Bucht hinein verlängert. Dort konnte man auch auf Karren umladen und Waren auf dem Landweg in die Stadt fahren.
- Das gab es aber nicht alles gleichzeitig, da die zunehmende Verlandung der Bucht (zum heutigen Étang de Bages-Sigean) zu Ortswechseln und Baumaßnahmen zwang.
- Von einem Flusshafen in der Stadt selbst hat man bislang nur magere Anhaltspunkte gefunden.
Dieses Projekt hat sich nun auch in der Präsentation in Narbo Via niedergeschlagen. Mit Modellen, Karten und Multimediapräsentationen wird ein sehr anschauliches Bild vom antiken Seehandel rund um Narbonne gegeben.
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(Den Hintergrund hier kennt mancher vielleicht, er stammt aus einem Mosaik in Ostia vom Platz der Korporationen, wo auch die Navi Narbonenses vertreten waren
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Dieser Anker wurde in Port-la-Nautique gefunden und zeigt, wie groß die damaligen Handelsschiffe gewesen waren. Mit solch einem Teil kam man eben nicht die Aude hoch bis in die Stadt
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Besonders interessant ist dieser Steinhaufen. Er wurde in der Spätantike zum Ausbessern eines der in den Golf ragenden Kais verwendet und besteht offensichtlich aus Bruch von antiker Marmorarchitektur. Auch hierfür hat man also die alten Gebäude abgetragen und das Material wiederverwendet. Man findet sogar die Vermutung, dass man im damals dann christianisierten Narbonne die Spuren der alten heidnischen Religion mit Absicht tilgen wollte
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