Fragen zu römischen Münzen

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

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Cincinnatus1
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Fragen zu römischen Münzen

Beitrag von Cincinnatus1 » Mo 01.05.06 11:11

Zuerst mal ein freundliches Hallo an alle!

Ich bin relativ neu in diesem Forum und traue mich jetzt mal, meinen ersten Thread zu eröffnen. Etwaige Fehler und vielleicht sogar dumme Fragen bitte ich zu entschuldigen.
Aber ich möchte die Gelegenheit nutzen, einige Fragen zum Thema Römer zu stellen, mit denen ich mich schon seit längerem beschäftige. Leider haben meine bisherigen Recherchen (Fachliteratur, Internet etc.) zu keinen befriedigenden Ergebnissen geführt. Aber vielleicht gibt es ja hier im Forum einige Experten, die mir diesbezüglich weiterhelfen können.

Ich sammle nun schon seit einigen Jahren römische Münzen und bin wirklich fasziniert von diesem Hobby, auch wenn ich mir nicht und wahrscheinlich leider auch nie die wirklich schönen und seltenen Stücke leisten kann. Trotzdem bin ich sehr stolz auf meine Sammlung.

Im Laufe der Zeit habe ich mir viele Gedanken bezüglich des Umlaufs von römischen Münzen gemacht und es kristallisierten sich bestimmte Fragen heraus, die ich mir selbst und bisher auch sonst niemand beantworten konnte.
Wie lange waren römische Münzen im allgemeinen im Umlauf? Nur solange der Kaiser, der sie prägen ließ, an der Macht war? Gab es Ungültigkeitsgesetze oder ähnliches? Waren die Antoniniane, Denare, Asse und Sesterzen nach der Reform des Diocletianus nicht mehr gültig oder weiterhin im Umlauf? Warum gibt es so viele fast prägefrische Denare und Antoniniane von Gordianus III., Philippus etc.? Wo waren die die ganze Zeit? Die können doch nicht alle solange irgendwo vergraben gewesen und dann so gut erhalten sein! Wenn nicht, warum wurde das Silber nicht eingeschmolzen, wo es doch in der Spätantike offensichtlich sehr knapp war? Sonst wären spätrömische Silberlinge doch wohl nicht so selten und teuer. Ich habe einen abgegriffenen Follis des Galerius, der so aussieht, als wenn er 50 Jahre verwendet worden, während die meisten meiner spätrömischen Bronzen zwar knapp im Schrötling, unsauber geprägt und korrodiert sind, aber eben kein bißchen abgegriffen sind. Wie ist das zu erklären? In vielen ungereinigten Münzenlots findet man ein Sammelsurium von Münzen der Republik (zwar selten selten!) über alle möglichen Kaiser (vornehmlich natürlich Spätrömer) bis hin zu byzantinischen Münzen. Wurden die alle wirklich zusammen vergraben oder nachträglich vermischt?
So, das waren zwar nicht alle Fragen, aber ich denke für den ersten Thread reicht es erstmal. Ich möchte ja nicht direkt total auf die Nerven fallen, falls ich es nicht schon getan habe. Aber ich hoffe trotzdem auf Hilfe und interessante Antworten.
Im Voraus schon mal vielen Dank für die Mühe!
Video meliora proboque deteriora sequor

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chinamul
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Beitrag von chinamul » Mo 01.05.06 11:53

Hallo Cincinnatus1!

Im Prinzip liefen die Münzen auch nach dem Tod eines Kaisers weiter um, wenn der nicht gerade der damnatio memoriae verfallen war.
Fundlots mit Münzen aus sehr unterschiedlichen Epochen können später besonders auch von Nichtrömern vergraben worden sein, besonders nach der Münzreform des Diocletianus, als die herkömmlichen Nominalien nicht mehr umlauffähig waren. Es handelt sich dann um demonitarisierte Münzen, bei denen nur noch deren intrinsischer Wert interessant war, also der reine Metallwert. Dabei waren Prägezeit und Gültigkeit natürlich bedeutungslos.
Das Vorkommen prägefrischer Münzen dürfte auf vergrabene Kapitalien zurückzuführen sein, deren Besitzer dann, aus welchen Gründen auch immer, nicht mehr dazu kamen, ihre Schätze später wieder zu heben. Die hohen Prägezahlen der Antoniniane des Gordianus und des Philippus haben, in Verbindung mit einem noch recht hohen Silbergehalt, dazu geführt, daß sie auch in schöner Erhaltung noch so häufig sind.

Gruß

chinamul
Nil tam difficile est, quin quaerendo investigari possit

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Marc
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Beitrag von Marc » Mo 01.05.06 13:45

Den längsten Umlauf hatten wohl die römischen Münzen aus Kupferlegierungen. Während die aus Edelmetall schon längst eingeschmolzen waren oder in Sammlungen gingen, wurden Kupfermünzen im neuzeitlichen Frankreich nach ihrem Gewicht als Kleingeld verwendet.
Sie wurden allerdings nicht kontinuierlich von der Antike bis in die französische Republik benutzt, sondern erst mal nur bis zur Völkerwanderungszeit. Als dann in der Neuzeit wieder Kupfermünzen aufkamen, wurden sie zunächst wie es im Mittelalter üblich war nur nach innerem Wert vom Volk bemessen. An Kreditmünzen, also das z. B. draufstand 10 Pfennig obwohl das Kupfer aus dem die Münze war nur 2 Pfennig Wert war, konnte man sich lange Zeit nicht gewöhnen. So war man es vielerorts gewohnt auch auswärtige Kupfermünzen zu ihrem Gewicht anzunehmen. So flossen dann auch die Kupfermünzen aus großen Hortfunden in den Umlauf. Berichten zufolge muss zur Zeiten der französischen Revolution Unmengen römisches Kupfergeld im Umlauf gewesen sein.
Für Edelmetallmünzen gilt das was Chinamul schon geschrieben hatte, sie wurden als eine Art Silberbarren zusammen mit anderem Altsilber in der Antike und Mittelalter benutzt, bis sie dann wieder eingeschmolzen wurden. Bei Kupfer scheint sich das einschmelzen lange Zeit nicht gelohnt zu haben, so das es viel länger umlief und in der Neuzeit sogar wieder Geldcharakter erhielt.

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Beitrag von Peter43 » Mo 01.05.06 14:48

Zu den vergrabenen Schätzen: Die Soldaten trugen in der Regel ihr Geld mit sich herum. Kam es zu einer Schlacht, vergruben sie ebenfalls ihre Schätze in der Hoffnung, sie nach der gewonnenen Schlacht wieder hervorzuholen. Leider kam es oft nicht mehr dazu.

MfG
Omnes vulnerant, ultima necat.

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