heutige Kaufkraft eines römischen Follis
Moderator: Locnar
heutige Kaufkraft eines römischen Follis
Hallo zusammen,
ich bin noch neu hier und hoffe dass ich für mein Anliegen den richtigen Bereich im Forum erwischt habe.
Ich beschäftige mich momentan mit folgender Fragestellung: welche rechnerische Kaufkraft hätte ein römischer Follis von 320 n.Chr. heute? Ich habe mich nun schon durch unzählige Seiten im Netz gequält, aber noch keine zufriedenstellende Antwort. Da dachte ich mir, ich versuche es mal bei den Profis hier.
Was ich mir bislang so zusammengebastelt habe:
1 Follis hatte zu der Zeit etwa den Wert von 25 Rechnungsdenaren. Ein Rechnungsdenar entsprach 1/50.000 Wert von einem Pfund Gold, was 327,45 Gramm waren. Heutiger Goldpreis pro Feinunze etwa 980,- Euro, eine Feinunze = 31,1034768 Gramm. In eine Formel gepackt entspricht das: 980/31,1034768*327,45/50000*25 mit einem Ergebnis von 1 Follis = 5,16 Euro
Liege ich damit völlig daneben?
Besten Dank für Euer Feedback und viele Grüße
Andi
ich bin noch neu hier und hoffe dass ich für mein Anliegen den richtigen Bereich im Forum erwischt habe.
Ich beschäftige mich momentan mit folgender Fragestellung: welche rechnerische Kaufkraft hätte ein römischer Follis von 320 n.Chr. heute? Ich habe mich nun schon durch unzählige Seiten im Netz gequält, aber noch keine zufriedenstellende Antwort. Da dachte ich mir, ich versuche es mal bei den Profis hier.
Was ich mir bislang so zusammengebastelt habe:
1 Follis hatte zu der Zeit etwa den Wert von 25 Rechnungsdenaren. Ein Rechnungsdenar entsprach 1/50.000 Wert von einem Pfund Gold, was 327,45 Gramm waren. Heutiger Goldpreis pro Feinunze etwa 980,- Euro, eine Feinunze = 31,1034768 Gramm. In eine Formel gepackt entspricht das: 980/31,1034768*327,45/50000*25 mit einem Ergebnis von 1 Follis = 5,16 Euro
Liege ich damit völlig daneben?
Besten Dank für Euer Feedback und viele Grüße
Andi
- Zwerg
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Re: heutige Kaufkraft eines römischen Follis
Leider ja.Liege ich damit völlig daneben?
Es ist nicht möglich, solche Umrechnungen vorzunehmen. Selbst für die Kaufkraft einer ehemaligen "DM" sind keine absoluten Zahlen möglich - immer nur relative.
Kleines Beispiel nach ganz kurzem googeln
Grüße"Für ´nen Appel und ´nem Ei" ist eine beliebte Redenswendung für Dinge, die man zu einem Spottpreis bekommen kann. Nicht viel höher war im Jahr 1950 der durchschnittliche Stundenlohn eines Arbeitnehmers. Statistisch der Nettoverdienst je tatsächlich geleisteter Arbeitsstunde. Die Kaufkraft einer Arbeitsstsunde reichter damals nicht einmal für ein Kilo Äpfel. Auch Eier waren fast schon ein Luxusgut: Zehn Stück kosteten 1950 umgerechnet 1,12 Euro, der Nettostundenverdienst lag bei 56 Cent. Der Lohn für eine Stunde Arbeit an der Werkbank oder im Büro reichte gerade für fünf Eier.
Die Eierkaufkraft einer Arbeitsstunde ist seitdem auf 85 gestiegen. Noch drastischer war es beim Kaffee, der 1950 für den Normalbürger fast unerschwinglich war: Damals kostete ein Pfund Bohnenkaffe annähernd 15 Euro, dreimal so viel wie heute. Ein Durchschnittsverdiener musste damals mehr als eine halbe Woche dafür arbeiten (26 Stunden), heute reichen 20 Arbeitsminuten. Ebenso beeindruckend ist der Kaufkraftanstieg beim Fernseher. Musste man 1960 noch zwei Monatslöhne für ein "Schwarz-Weiß-Gerät" aufbringen, genügt heute der Verdienst von drei Arbeitstagen für den Erwerb eines "Stereo-Farbfernsehers".
Zwerg
ΒIOΣ ΑΝЄΟΡΤAΣΤΟΣ ΜΑΚΡΗ ΟΔΟΣ ΑΠΑNΔΟKEYTOΣ
Ein Leben ohne Feste ist ein langer Weg ohne Gasthäuser (Demokrit)
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Re: heutige Kaufkraft eines römischen Follis
Hallo Zwerg,
ich verstehe was Du meinst. Einige Variablen haben sich im Laufe der Zeit einfach so verändert, dass man keine sinnvollen Vergleiche ziehen kann. Gerade bei Waren ist das extrem (man denke nur an Salz, Curry, Bananen usw.), bei Löhnen ist es nicht viel anders.
Ursprünglich wollte ich dies als Ausgangsbasis nehmen, kam aber aus genau diesem Grund davon ab:
"Diokletian erließ 301 n.Chr. eine Höchstpreisvorschrift, nach welcher für ein Ei nicht mehr als 1 Denar, für ein Pfund Rindfleisch höchstens 8 D (Schweinefleisch 12 D) und für einen halben Liter Wein ebenfalls maximal 8 D verlangt werden durften. Ein Landarbeiter erhielt täglich 25 Denar, dazu freie Kost; ein »Gymnasiallehrer« bekam 3750 D (250 D je Schüler) monatlich. " Quelle: http://www.ingolstadt.de/stadtmuseum/sc ... ldwert.htm
In meiner Rechnung gibt es aber nur eine Variable, nämlich die des Wertes von Gold - damals und heute. Damit müsste ich doch deutlich näher kommen. Es drückt ja nicht aus, was man für das Geld bekommt, sondern wieviel es nominal wert ist.
Aber vielleicht hat ja jemand eine Idee. Mein Grundanliegen ist es, dem Durchschnittsbürger etwas zum besseren Verständnis an die Hand zu geben. Wenn ich jemandem einen Follis in die Hand drücke und seine genaue Ansprache, dann kann der normale Mensch nichts damit anfangen, weil er keine Relation hat. Daher könnte man
a) sagen "diese Münze entspricht heute etwa dem Gegenwert von 5 Euro"
oder b) sagen "dafür bekam man zur damaligen Zeit z.B. ein Ei (erfundener Vergleich)"
Bin gespannt auf Ideen und Meinungen
VG
Andi
ich verstehe was Du meinst. Einige Variablen haben sich im Laufe der Zeit einfach so verändert, dass man keine sinnvollen Vergleiche ziehen kann. Gerade bei Waren ist das extrem (man denke nur an Salz, Curry, Bananen usw.), bei Löhnen ist es nicht viel anders.
Ursprünglich wollte ich dies als Ausgangsbasis nehmen, kam aber aus genau diesem Grund davon ab:
"Diokletian erließ 301 n.Chr. eine Höchstpreisvorschrift, nach welcher für ein Ei nicht mehr als 1 Denar, für ein Pfund Rindfleisch höchstens 8 D (Schweinefleisch 12 D) und für einen halben Liter Wein ebenfalls maximal 8 D verlangt werden durften. Ein Landarbeiter erhielt täglich 25 Denar, dazu freie Kost; ein »Gymnasiallehrer« bekam 3750 D (250 D je Schüler) monatlich. " Quelle: http://www.ingolstadt.de/stadtmuseum/sc ... ldwert.htm
In meiner Rechnung gibt es aber nur eine Variable, nämlich die des Wertes von Gold - damals und heute. Damit müsste ich doch deutlich näher kommen. Es drückt ja nicht aus, was man für das Geld bekommt, sondern wieviel es nominal wert ist.
Aber vielleicht hat ja jemand eine Idee. Mein Grundanliegen ist es, dem Durchschnittsbürger etwas zum besseren Verständnis an die Hand zu geben. Wenn ich jemandem einen Follis in die Hand drücke und seine genaue Ansprache, dann kann der normale Mensch nichts damit anfangen, weil er keine Relation hat. Daher könnte man
a) sagen "diese Münze entspricht heute etwa dem Gegenwert von 5 Euro"
oder b) sagen "dafür bekam man zur damaligen Zeit z.B. ein Ei (erfundener Vergleich)"
Bin gespannt auf Ideen und Meinungen
VG
Andi
Re: heutige Kaufkraft eines römischen Follis
Hallo Andi
Du kannst natürlich sagen, dass die Münze aus so und so viel Gramm Edelmetall besteht, was nach aktuellen Preisen einen Edelmetallwert von XY Euro ergibt. Das geht, sagt aber nichts über die Kaufkraft der Münze aus. Dafür bräuchtest Du eine historische Preisangabe. Beispielsweise liest man im Matthäus-Evangelium, dass ein Arbeiter im Weinberg einen Tageslohn von einem Silberdenar (ca. 12 Gramm Silber) erhielt. Dieser Silberdenar kauft damals ein sog. Weizenmass, was in etwa der Tagesration eines Mannes entsprach. Also: Mit einem Silberdenar konnte man sich damals die Menge an Essen und Trinken für einen Tag kaufen. Heute kostet eine Tagesration, sagen wir, 40 Euro oder so. Also entspricht die Kaufkraft eines Silberdenars jener von rund 40 Euro, obwohl der Silberwert der Münze nach heutigen Edelmetallpreisen nur knapp fünf Euro beträgt.
Fazit: Unterscheide zwischen Edelmetallwert und Kaufkraft der Münze. Wenn Du das sauber deklarierst, kannst Du beide Aussagen machen.
Grüsse
Rezo
Du kannst natürlich sagen, dass die Münze aus so und so viel Gramm Edelmetall besteht, was nach aktuellen Preisen einen Edelmetallwert von XY Euro ergibt. Das geht, sagt aber nichts über die Kaufkraft der Münze aus. Dafür bräuchtest Du eine historische Preisangabe. Beispielsweise liest man im Matthäus-Evangelium, dass ein Arbeiter im Weinberg einen Tageslohn von einem Silberdenar (ca. 12 Gramm Silber) erhielt. Dieser Silberdenar kauft damals ein sog. Weizenmass, was in etwa der Tagesration eines Mannes entsprach. Also: Mit einem Silberdenar konnte man sich damals die Menge an Essen und Trinken für einen Tag kaufen. Heute kostet eine Tagesration, sagen wir, 40 Euro oder so. Also entspricht die Kaufkraft eines Silberdenars jener von rund 40 Euro, obwohl der Silberwert der Münze nach heutigen Edelmetallpreisen nur knapp fünf Euro beträgt.
Fazit: Unterscheide zwischen Edelmetallwert und Kaufkraft der Münze. Wenn Du das sauber deklarierst, kannst Du beide Aussagen machen.
Grüsse
Rezo
- KarlAntonMartini
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Re: heutige Kaufkraft eines römischen Follis
Um eine halbwegs vertretbare Aussage zu machen, ist eher der Lohn eine Grundlage. Denn man kann unterstellen, daß - außer in Notzeiten - der übliche Lohn eines Arbeiters so gerade ausreichte, ein bescheidenes Leben zu führen. Angesehenere Berufe verdienten mehr. Wenn also der Tagelohn 1 Denar war, kamen im Monat vielleicht 25 bis 30 Denar herum. Heute bekommt ein Erntehelfer so etwa 1500 Euro brutto. Aber damals gabs keine Sozialversicherung und Steuern auch nur in geringem Umfang. Also vielleicht: 25 Denar (um das Jahr 30) = 1000 Euro. Ich sehe gerade, das entspricht Rezos Überlegung. Grüße, KarlAntonMartini
Münzsammler seit 60 Jahren. Mitglied im Numismatischen Verein zu Dresden und der Oriental Numismatic Society.
Re: heutige Kaufkraft eines römischen Follis
Jo Karl Anton, da haben wir beide in die gleiche Richtung gedacht.
Dennoch bleibe ich dabei: Man kann den Metallwert einer Münze über den Silberpreis berechnen. Also, wenn ein Denar 12 Gramm schwer ist / war, dann sind das nach heutigen Preisen vielleicht zwischen 5 und 8 Dollar, grobgrobgeschätzt. Aber eben. Das ist etwas anderes als die Berechnung der Kaufkraft. Die kann man nur über historische Preisangaben abschätzen.
Dennoch bleibe ich dabei: Man kann den Metallwert einer Münze über den Silberpreis berechnen. Also, wenn ein Denar 12 Gramm schwer ist / war, dann sind das nach heutigen Preisen vielleicht zwischen 5 und 8 Dollar, grobgrobgeschätzt. Aber eben. Das ist etwas anderes als die Berechnung der Kaufkraft. Die kann man nur über historische Preisangaben abschätzen.
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