Indische Fürstenstaaten
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Indische Fürstenstaaten
Unter der British Raj behielten zahlreiche indische Fürstenstaaten das Münzregal. Teilweise wurden nach 1858 die englischen Herrscher auch namentlich benannt. Die East India Company hatte sich seit dem 17. Jahrhundert zunächst in einigen Küstenstandorten niedergelassen, um sich dann unter Ausnutzung der innerindischen Streitigkeiten und Kriege immer mehr Territorien zu sichern. Die anderen europäischen Mächte, insbesondere Frankreich wurden dabei verdrängt. Die Fürstenstaaten prägten Münzen nach eigenen Währungssystemen, die in einem stets schwankenden Verhältnis zu der ab 1835 einheitlich für ganz Indien von der EIC geprägten Rupie standen. Dieser Zustand hielt bis 1947 an. Die größeren Staaten schafften sich im Lauf des 19. Jahrhunderts moderne Prägemaschinen an, viele kleinere Münzstände prägten aber bis zur indischen Union nach der klassischen Hammerschlagsmethode. Die Ausführung der Stempel ist in der Regel von geringer Qualität und der Brauch, daß die Stempel meist größer waren als der Schrötling und so immer nur ein zufälliger Teil des Stempels auf der Münze zu finden ist, macht die Bestimmung nicht einfach. Dazu kommt eine große Vielfalt an Schriftarten und Zeitrechnungen. Aber das macht das Gebiet der indischen Münzen so spannend.
Ich werde eine Reihe der Münzstände in alphabetischer Reihenfolge vorstellen.
Diese beginnt mit Alwar, einem kleinen Staat (1900 ca. 700.000 Ew.) im heutigen Rajasthan. Eine Rupie von Bakhtawar Singh (1791-1815) im Namen Schah Alams II. (1759-1806), geprägt in Rajgarh, 11,4 g. Das Prägedatum ist AH 1146, die Zahl 46 ist auf dem unteren Bild rechts oben zu finden, in AD entspricht das 1804. Möglich ist auch, daß die 46 das Regierungsjahr von Schah Alam II. bezeichnen, dann kommt man auf 1805. (KM 10) -
Bakhtawar Singh war erst der zweite Herrscher des 1770 aus dem sich auflösenden Mughal-Reich hervorgegangenen Fürstentums. 1803 schloß er sich eng an die EIC an. Nach seinem Tod ließ sich seine favorisierte Konkubine verbrennen.
Grüße, KarlAntonMartini
Ich werde eine Reihe der Münzstände in alphabetischer Reihenfolge vorstellen.
Diese beginnt mit Alwar, einem kleinen Staat (1900 ca. 700.000 Ew.) im heutigen Rajasthan. Eine Rupie von Bakhtawar Singh (1791-1815) im Namen Schah Alams II. (1759-1806), geprägt in Rajgarh, 11,4 g. Das Prägedatum ist AH 1146, die Zahl 46 ist auf dem unteren Bild rechts oben zu finden, in AD entspricht das 1804. Möglich ist auch, daß die 46 das Regierungsjahr von Schah Alam II. bezeichnen, dann kommt man auf 1805. (KM 10) -
Bakhtawar Singh war erst der zweite Herrscher des 1770 aus dem sich auflösenden Mughal-Reich hervorgegangenen Fürstentums. 1803 schloß er sich eng an die EIC an. Nach seinem Tod ließ sich seine favorisierte Konkubine verbrennen.
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Re: Indische Fürstenstaaten
Awadh oder auch Oudh genannt, lag an der Grenze zu Nepal und war 1720 aus dem Moghul-Reich hervorgegangen. Es regierte eine aus dem Iran stammende schiitische Dynastie, die zwar rationalistisch aber prachtliebend und verschwenderisch war. Schon bald geriet das Land unter den Einfluß der EIC, 1816 wurde es offiziell britisches Protektorat. In der Folge wurden die Nabobs zu Gebietsabtretungen gezwungen, dafür mit dem Königstitel entschädigt. 1859 verleibten sich die Briten das Land vollständig ein, daraus wurde die Provinz Agra & Oudh, nach 1947 der Bundesstaat Uttar Pradesh. Hier eine Rupie des dritten Königs, eher eine britische Marionette, Muhammed Ali Shah (1837-1842), AH 1254 (1838), 10,5 g., KM 316. Prägetechnisch besonders ist daran, daß die Münze zwar traditionell mit dem Hammer, aber im Ring geschlagen wurde. Die Vorderseite zeigt das Staatswappen: zwei geflügelte Nixen tragen die Königskrone über einem Fisch. Dazwischen die Zahl 1 für das Regierungsjahr des Königs. Auf der Rückseite in der Mitte die Jahreszahl 1254. - Grüße, KarlAntonMartini
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Re: Indische Fürstenstaaten
Nur Info: Indien finde ich sehr spannend für mich ist es aber schwierig einen guten Bezug zu dem Thema zu bekommen.
Von daher sind deine Beiträge sehr Willkommen, ich freue mich schon auf weitere.
Grüß Erdnussbier
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Re: Indische Fürstenstaaten
Bahawalpur war ein muslimisches Land, das von einer abbasidischen Dynastie regiert wurde. Es lag im heute pakistanischen Teil des Punjab (Fünfstromland, im Namen scheint der alte indogermanische Wortstamm "pan", penta, fünf auf). Es lag im Gebiet widerstreitender Interessen zwischen dem Moghul-Teich und den afghanischen Durranis. Eine kurze Zeit war es von den hinduistischen Marathen besetzt, schließlich erkannten die Durranis 1802 seine Selbständigkeit an. Diese war aber von den expandierenden Sikhs bedroht. So schloß Bahawalpur 1833 einen Schutzvertrag mit der EIC ab. Hier eine Kupfermünze des 6. Nabobs Muhammad Bahadur Khan III. Abbasi (1826-1852), die zwischen 1834 und 1843 geprägt wurde. In Katalogen wird das Nominal als "Fals" angegeben. Diese Bezeichnung ist vom römischen "Follis" über die Byzantiner und Abbasiden zum arabischen Wort "Falus" geworden und bezeichnet generell eine Kupfermünze. Von Hans Herrli in seinem Buch über die Münzen der Sikhs stammt der Versuch einer Bestimmung von Nominalen nordindischer Kupfermünzen in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Münzen über 30 g Gewicht seien Annas, 16 - 24 g Takas (2 Paisa), 8,5 -12 g Paisas und 4,5 - 6 g Halbe Paisas. Der Fals hier hat 5,5 g, ist also 1/2 Paisa; Y 1; Valentine II --. Von der Jahreszahl ist nur 125x lesbar. Grüße, KarlAntonMartini
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Re: Indische Fürstenstaaten
Im Süden des heutigen Unionsstaates Rajasthan lag das kleine Fürstentum Banswara, dessen Name etwa Bambuswaldland bedeutet. Es war 1538 aus einer Erbteilung entstanden und wurde von einer Rajputen-Dynastie beherrscht. Rajputen waren eine Gruppe hinduistischer adeliger Familien, die sehr kriegerisch eingestellt waren. Nachdem das Land in den Marathen-Kriegen unter starken Druck geraten war, schloß es 1818 eine Allianz mit der EIC gegen die Marathen. Der Kleinstaat, der 1901 nur 165.000 Einwohner zählte, gab lange keine eigenen Münzen heraus. Erst der Maharawal Lakshman Singh (1844-1905) ließ entgegen einer britischen Anordnung um 1870 Kupfer- und Silbermünzen prägen. Die Silbermünzen waren wohl nicht für den Umlauf bestimmt und dienten als Donative. Das Kuriose daran ist die verwendete Schrift. Die hatte der regierende Fürst als Geheimschrift selbst entworfen. Offenbar war ihm trotz seiner zwölf Frauen etwas langweilig geworden. Die hier gezeigte Silbermünze mit 2,0 g und 12,5 mm wird allgemein als Viertelrupie bezeichnet; eigentlich wäre sie im Verhältnis zur üblichen Rupie nur ein Sechstel gewesen. Die auf beiden Seiten der Münze gleiche Inschrift wird mit "Samsatraba" übersetzt, ein Name der Göttin Shiva. - KM 21. Grüße, KarlAntonMartini
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Re: Indische Fürstenstaaten
Die oben schon erwähnten Marathen waren eine hinduistische Kriegerkaste, die aus kleinen Anfängen in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts in Indien zu einer Großmacht wurden und das Moghul-Reich bis auf kleinste Reste zerstörten und eroberten. Die ursprüngliche Herrscherdynastie war durch eine Familie von Hausmeiern, die Peshwas ersetzt worden. Nach empfindlichen Verlusten im Kampf gegen die Afghanen teilte der Peshwa nach 1770 das Land auf, es entstand die Marathen-Konföderation. Der Hauptgegner war jetzt die EIC mit der drei Kriege geführt wurden, zunächst waren die Marathen erfolgreich, im dritten Krieg (vor 1818) unterlagen sie. Das Marathenreich wurde mit Unterstützung der Briten in mehrere Länder geteilt, die wichtigsten waren Indore, Malwa, Gwalior, Nagpur, Dhar, Dewas und Jhansi, die als Fürstenstaaten unter dem Protektorat der EIC existierten. Schon nach 1772 de facto und 1805 per Vertrag wurde der Marathenstaat Baroda an die EIC gebunden. Das Land lag im Süden des heutigen Unionsstaates Gujarat und hatte um 1900 ca. zwei Millionen Einwohner. Die regierende Dynastie, die Gaekwars (Schafhirten) nannten sich nach dem Beruf des Großvaters des Staatsgründers. Ich zeige hier eine Rupie des Maharaja Anand Rao (1800-1819), die noch im Namen des Moghuls Muhammed Akbar II. geprägt wurde. Auf der Vorderseite ist vom Namen Muhammed Akbars nur der Titel Shah zu lesen, auch das Prägejahr 1226 (1811) ist nicht vollständig erkennbar, läßt sich aber aus dem Regierungsjahr auf der Rückseite erschließen. Das für Münzen Barodas typische Krummschwert ist hier als Münzzeichen in den Buchstaben S von Julus gerutscht. Rechts über der Zahl 6 ein Buchstabe A in der Nagari-Schrift, der steht für Anand Rao und wurde von der Münzstätte in Baroda für Prägungen dieses Herrsches im Namen Muhammed Akbars II. benutzt. Die Rupie wiegt 11,4 g und wird im KM unter C 27 geführt. - Grüße, KarlAntonMartini
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Re: Indische Fürstenstaaten
Mit dem nächsten Staat, Bharatpur, befinden wir uns wieder im Gebiet des heutigen Rajasthan. Dieser Staat war 1752 aus dem Moghul-Reich heraus entstanden und zu einiger Größe gelangt. Aber 1774 schlug der Moghul zurück und reduzierte das Land auf die Hauptstadt und eine kleine Region in deren Umland. 1805 unterstützte der Raja die Marathen von Holkar gegen die EIC, wechselte aber die Front und schloß sich eng an die EIC an. 1826 wurde das Land britisches Protektorat, der Raja erhielt eine Rangerhöhung zum Maharaja. (Die Übersetzung der indischen Fürstentitel ist nicht sinnvoll. Das Problem der Rangfolge der Fürsten lösten die Briten mit einem System von Salutschüssen. Den wichtigsten Herrschern in Indien standen 21 Salutschüsse bei offiziellen Anlässen zu, dann ging die Hierarchie nach unten weiter. Dem Maharaja von Bharatpur standen 17 Salutschüsse zu. Es gab aber auch Herrscher ohne Anspruch auf Salutschüsse.)
Hier zeige ich eine Kupfermünze des Raja Ranjit Singh (1776-1805), geprägt im Namen von Shah Alam II. (1759-1806) in Akbarabad AH 1208 (?) = 1793. Die Münze wiegt 6,7 g. Im KM (Nr. 02) ist sie als Paisa verzeichnet, das paßt aber nicht zum Gewicht. Ich würde Halber Paisa schreiben. Auf der Vorderseite liest man (von rechts nach links) die arabisch-persischen Buchstaben Mim (der letzte Buchstabe von Alam), Schin und Alif verbunden und Ha, also Shah. Darüber rechts die Jahreszahl AH 1208, die Null ist sehr schlecht zu erkennen, auch die drei Punkte, die zum Buchstaben Schin gehören, sind nur sehr schwach ausgeprägt. Die Rückseite zeigt einen Katar in den Buchstaben Sin gestellt (gehört zum Wort Fulus). Der Katar war ursprünglich ein aus Südindien stammender Dolch, der im Krieg und zur Jagd verwendet wurde. Er entwickelte sich zum Kultgerät und Herrschaftssymbol. Das Bild des Katars kommt auf indischen Münzen häufiger vor, ist aber nicht spezifisch für einen bestimmten Staat. Grüße, KarlAntonMartini
Hier zeige ich eine Kupfermünze des Raja Ranjit Singh (1776-1805), geprägt im Namen von Shah Alam II. (1759-1806) in Akbarabad AH 1208 (?) = 1793. Die Münze wiegt 6,7 g. Im KM (Nr. 02) ist sie als Paisa verzeichnet, das paßt aber nicht zum Gewicht. Ich würde Halber Paisa schreiben. Auf der Vorderseite liest man (von rechts nach links) die arabisch-persischen Buchstaben Mim (der letzte Buchstabe von Alam), Schin und Alif verbunden und Ha, also Shah. Darüber rechts die Jahreszahl AH 1208, die Null ist sehr schlecht zu erkennen, auch die drei Punkte, die zum Buchstaben Schin gehören, sind nur sehr schwach ausgeprägt. Die Rückseite zeigt einen Katar in den Buchstaben Sin gestellt (gehört zum Wort Fulus). Der Katar war ursprünglich ein aus Südindien stammender Dolch, der im Krieg und zur Jagd verwendet wurde. Er entwickelte sich zum Kultgerät und Herrschaftssymbol. Das Bild des Katars kommt auf indischen Münzen häufiger vor, ist aber nicht spezifisch für einen bestimmten Staat. Grüße, KarlAntonMartini
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Re: Indische Fürstenstaaten
Ziemlich genau in der geographischen Mitte Indiens lag der Staat Bhopal, heute in Madhya Pradesh gelegen. Dieser Staat wurde von einem pashtunischen Söldner der Moghuln begründet, der ein kleines Gebiet als Lehen bekam, dieses aber mit Gewalt kräftig ausweitete. Er begründete eine islamische Dynastie. Nach diversen Kriegen mit den Moghuln und den Marathen wurde das Land 1818 britisches Protektorat und hielt sich auch während der indischen Revolten 1857/58, die zur Entmachtung der EIC führten, treu zur britischen Seite. Zwischen 1819 und 1926 wurde das Land hintereinander von vier Frauen regiert, die ihre Sache ganz gut machten. Jedenfalls war Bhopal eine Perle unter den indischen Staaten, was religiöse Toleranz, Infrastruktur und Kunst anbelangte. 1950 wollte sich das überwiegend muslimische Land sich Pakistan anschließen, was aber von der Indischen Union mit Gewalt verhindert wurde.
So kann ich erstmals in diesem Thread die Münze einer Münzherrin vorstellen, ein kupferner Anna von AH 130x = ca. 1887, geprägt in Bhopal unter Sultan Shah Jahan Begum (1868-1901). Das Stück wiegt 30,7 g und steht im KM unter Y 18. Das Obvers zeigt einen deutlichen Prüfhieb, offenbar wurden die großen Kupferstücke gern gefälscht (vermutlich Gußfälschungen mit einer Bleilegierung). Dort die Herrschertitulatur und ein sechseckiger Stern für die Münzstätte Bhopal. Der Stern steht auch auf der Rückseite, einmal im Buchstaben Sin und ganz oben, rechts und links davon das Datum.
Annas in Kupfer wurden nur von wenigen Staaten geprägt, üblicherweise war die Ausbringung in Silber als 1/16el Rupie. (Zur Erinnerung: 1 Rupie =16 Annas, 1 Anna = 4 Pice, 1 Pice = 3 Pies; das galt jedenfalls in großen Teilen Indiens, wobei Rupie nicht gleich Rupie war.) Grüße, KarlAntonMartini
So kann ich erstmals in diesem Thread die Münze einer Münzherrin vorstellen, ein kupferner Anna von AH 130x = ca. 1887, geprägt in Bhopal unter Sultan Shah Jahan Begum (1868-1901). Das Stück wiegt 30,7 g und steht im KM unter Y 18. Das Obvers zeigt einen deutlichen Prüfhieb, offenbar wurden die großen Kupferstücke gern gefälscht (vermutlich Gußfälschungen mit einer Bleilegierung). Dort die Herrschertitulatur und ein sechseckiger Stern für die Münzstätte Bhopal. Der Stern steht auch auf der Rückseite, einmal im Buchstaben Sin und ganz oben, rechts und links davon das Datum.
Annas in Kupfer wurden nur von wenigen Staaten geprägt, üblicherweise war die Ausbringung in Silber als 1/16el Rupie. (Zur Erinnerung: 1 Rupie =16 Annas, 1 Anna = 4 Pice, 1 Pice = 3 Pies; das galt jedenfalls in großen Teilen Indiens, wobei Rupie nicht gleich Rupie war.) Grüße, KarlAntonMartini
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- didius (Sa 22.01.22 23:08) • Numis-Student (So 23.01.22 08:32) • Atalaya (So 23.01.22 13:38) • Chippi (Mo 24.01.22 22:43) • ischbierra (Mi 23.02.22 18:07) • pingu (Di 04.04.23 18:07)
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Re: Indische Fürstenstaaten
etzt geht es wieder in westlicher Richtung nach Rajasthan, wo Bikanir (heute: Bikaner) liegt, ein Rajputen-Staat, der schon im 15.Jahrhundert unter der Oberhoheit der Moghuln gegründet wurde, gelegen an der Wüste Thar. Anfang des 18. Jahrhunderts lösten sich die Rajas von Bikanir vom Moghul-Reich, gerieten dann aber in ständige Kriege mit den Nachbarn und retteten sich nach dem 3. Marathen-Krieg 1818 unter den Schirm der EIC. Der Staat war zu Beginn des 19. Jahrhunderts stark verschuldet, dies änderte sich aber in der Jahrhundertmitte, weil er den Briten seine Kameltruppen für Kriegszüge nach Afganistan und gegen die Sikhs vermietete. Noch im 1. Weltkrieg kämpfte der Maharaja mit seiner Kamel-Brigade gegen die Osmanen. Er war hochrangiger britischer Offizier und vertrat das Indische Kaiserreich auf der Versailler Konferenz.
Hier eine Rupie geprägt unter Maharaja Dungar Singh (1872-1887). Benannt ist darauf allerdings sein Vorgänger Sardar Singh und Queen Victoria, die die Rolle der Mughal-Herrscher als Münzherrin übernommen hatte. Die Münze hat die "eingefrorene" Jahreszahl 1916 nach der Samvat-Ära, entsprechend 1859. 11,3 g Gewicht, im KM die Nummer 54. - Wie üblich ist nur ein Teil des Stempels auf dem kleinen Schrötling zu sehen. Es gibt in Indien von den normalen Stempeln Ausprägungen auf größeren, dafür dünneren Schrötlingen, die Nazarana-Rupien oder Nazarana-Paisa. Von dem Stempel dieser Rupie hier gibt es eine Nazarana-Prägung bei Zeno. Dort findet sich auch eine gute umfassende Erklärung des Münzbildes. https://www.zeno.ru/showphoto.php?photo=130043 - Grüße, KarlAntonMartini
Hier eine Rupie geprägt unter Maharaja Dungar Singh (1872-1887). Benannt ist darauf allerdings sein Vorgänger Sardar Singh und Queen Victoria, die die Rolle der Mughal-Herrscher als Münzherrin übernommen hatte. Die Münze hat die "eingefrorene" Jahreszahl 1916 nach der Samvat-Ära, entsprechend 1859. 11,3 g Gewicht, im KM die Nummer 54. - Wie üblich ist nur ein Teil des Stempels auf dem kleinen Schrötling zu sehen. Es gibt in Indien von den normalen Stempeln Ausprägungen auf größeren, dafür dünneren Schrötlingen, die Nazarana-Rupien oder Nazarana-Paisa. Von dem Stempel dieser Rupie hier gibt es eine Nazarana-Prägung bei Zeno. Dort findet sich auch eine gute umfassende Erklärung des Münzbildes. https://www.zeno.ru/showphoto.php?photo=130043 - Grüße, KarlAntonMartini
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Re: Indische Fürstenstaaten
Bundi ist ein kleiner Rajputen-Staat gewesen, schon 1342 gegründet. Im 17. Jahrhundert spalteten sich Kotah und Jhalawar davon ab. Das verkleinerte Bundi hatte dann Ende des 19. Jahrhunderts knapp 260.000 Einwohner, aber die schweren Hungersnöte von 1896/97 und 1900 führten infolge Tod oder Auswanderung zu einem Schwund auf 171.000 Einwohner. Indien war immer wieder von großen Hungersnöten heimgesucht worden, die ihren Grund meist im Ausbleiben von Monsun-Regen hatten, der Transport von Hilfsgütern war mangels Verkehrsinfrastruktur nicht möglich und die britische Verwaltung sowie die indischen Fürsten hatten kaum Interesse an sozialen Maßnahmen. Bundi geriet zum Ende des 18. Jahrhunderts unter starken Druck durch die Marathen, 1818 unterstellte es sich dem Protektorat der EIC. Die geringe Münzprägung orientierte sich bis 1858 am Vorbild der Moghuln. Dann begann das Land mit einer kuriosen Münzreihe, die bis 1935 in der althergebrachten Hammerprägung fortgeführt wurde. Auf den Münzen stand vorne in lateinischer Schrift der Name des britischen Herrschers als Umschrift um einen Katar und hinten in Gujarati-Schrift der Name des indischen Fürsten und die Jahreszahl. Bundi ist damit einer der wenigen Fürstenstaaten, deren Gepräge unverwechselbar sind. Hier zeige ich eine Rupie (10,8 g) im Namen Georgs V. von Raghubir Singh (1889-1927) aus dem Jahr VS 1981 = AD 1924. Bei KM Nr. 18.1 - Grüße, KarlAntonMartini
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Re: Indische Fürstenstaaten
Ganz in der Nähe von Bundi, aber heute in Gujarat, lag das kleine Fürstentum Cambay, es verfügte mit seiner gleichnamigen Hauptstadt über einen wichtigen Seehafen. Im 18. Jahrhundert nutzte ein Provinzgouverneur des Großmoghuls die Gelegenheit, eine eigene schiitische Dynastie zu begründen in dem überwiegend hinduistischen Land. Zum Ende des Jahrhunderts geriet auch Cambay in den großen Krieg zwischen den Marathen und der EIC, 1803 übergab es der Peshwa an die Briten und 1817 wurde offiziell ein Protektorat daraus. Auch dieses Ländchen litt stark unter den Hungersnöten am Ende des 19. Jahrhunderts, kurz davor hatte es noch 75.000 Einwohner gehabt. Hier eine Rupie (11,7 g) des Hussain Yafar Khan (1841-1880). Sie ist ziemlich grob im Stil der Mughal-Herrscher geprägt, Shah Alam II. wird genannt, obwohl der wie auch der letzte Großmoghul zur Zeit der Prägung der Münze (1865?) schon lange tot waren. Ein symbolischer Akt gegen die Briten? Vielleicht, aber nach dem die Münze etwas grau und spröde wirkt, hat es den Anschein, als sei bei der Legierung gemogelt worden. Das wäre auch ein Grund für eine Münzgestaltung, die an längst vergangene Zeiten erinnerte und so die Solidität des Stückes vorgaukelte. Auf der Vorderseite der Herrschertitel Badschah, der Name und das Prägedatum sind nicht mehr auf den Schrötling gekommen. Auf der Rückseite sollte im Sin von Julus eigentlich ein Münzzeichen sein, aber auch dies verschwindet am Rand des Schrötlings. Im KM unter Y 1 gelistet, hier gibt es ein Bild, das andere Ausschnitte des Stempels zeigt: https://www.zeno.ru/showphoto.php?photo=104067
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Re: Indische Fürstenstaaten
Der Rajputen-Staat Chamba liegt ganz im Norden Indiens, auf der Südseite des Himalaya. Er wurde schon im 6. Jahrhundert gegründet, war zunächst Kashmir und später dem Moghulreich tributpflichtig. Danach kamen die Sikhs für etliche Jahrzehnte, bis nach deren Niederlagen im ersten und im zweiten Sikh-Krieg der Punjab an die EIC fiel. 1846 erst wurde das Land britisches Protektorat. Während des Sepoy-Aufstandes 1857 hielten der Fürst treu zu den Briten. Nach Beitritt zur Indischen Union wurde Chamba Teil des Bundesstaates Himachal Pradesh. Das Land hatte am Ende des 19. Jahrhunderts nur 115.000 Einwohner, die von Land- und Forstwirtschaft lebten. Der gesamte Wald des Landes war 1864 an die EIC verpachtet worden. Aufgrund des Wasserreichtums und des in den niedrigeren Lagen gut organisierten Landwirtschaft war das Land sicher vor Hungersnöten. Chamba prägte nur wenige Kupfermünzen für den örtlichen Gebrauch. Hier ein Paisa (so katalogisiert, aufgrund des Gewichts wohl eher ein Halbstück) von Sri Singh (1844-1870), 4,3 g, ohne Jahr, KM 10. Auf beiden Seiten der Dreizack (Trisul), das Symbol des Gottes Shiva, zwischen zwei Halbmonden als Münzzeichen, der Text ist in der alten Sprache Sanskrit und in Gujarati-Schrift geschrieben. Eine Bemerkung zur Erhaltung: Diese Kupfermünzen liefen im Prinzip gut 100 Jahre um und gerieten erst in jüngerer Zeit in Sammlerhände. Indische Kupfermünzen des 19. Jahrhunderts und auch die älteren werden im KM ab der Erhaltungsstufe G-4 bepreist, das sagt eigentlich alles. Grüße, KarlAntonMartini
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Re: Indische Fürstenstaaten
Das Alphabet führt jetzt 3.300 km weit nach Süden, an die indische Westküste, wo der schon im frühen Mittelalter entstandene Hindu-Staat Cochin lag, dessen Gebiet heute zum Bundesstaat Kerala gehört. Mit dem sicheren Hafen in der Hauptstadt Cochin (Kochi) war er während der Zeit der Ming-Dynastie ein Handels- und Bündnispartner der Chinesen, die es gegen den nördlichen Rivalen Calicut unterstützten. Nach 1500 übernahmen deren Nachfolge die Portugiesen, die eine Kaufmannsniederlassung und eine Festung errichteten. Dies war die erste europäische Niederlassung in Indien. - Die Portugiesen brachten vier Franziskaner mit, die eine katholische Mission begründeten. Kerala ist heute der indische Bundesstaat mit dem höchsten Anteil an Christen (ca. 18%), mehrheitlich Katholiken des römischen Ritus, aber auch die altangesessenen Katholiken des syro-malabarischen und syro-malankarischen Ritus, die zur Oberschicht gehören. Heute sind in vielen Gemeinden Deutschlands Patres aus Kerala tätig. - Auf die Portugiesen folgten die Niederländer, die vom muslimischen Usurpator Haydar Ali aus Mysore vertrieben wurden. Dessen Sohn Tipu Sultan wurde von den Briten besiegt, die sich 1814 mit den Niederländern auf die Teilung ihrer Interessensphären in Ostindien einigten. Die EIC erhielt Cochin, die Niederländer dafür die Insel Bangka bei Sumatra. In Cochin regierte dann erneut die alte hinduistische Dynastie unter dem Protektorat der Briten. Die vorgestellte Münze ist ein silbernes Stück zu 2 Puttuns, das während der Regierungszeit von Ravi Varma IV. (1853-1864) entstand. Es wiegt 1,1 g und ist im KM unter C 6 gelistet. Die Münzen in Südindien sind bilderfreudiger, da war der islamische Einfluß nicht so prägend wie im Norden. Die Vorderseite zeigt einen sitzenden Shiva, den Gott der Bewahrung und Zerstörung; einer der drei großen Götter im Hinduismus, der auch von Buddhisten und Sikhs verehrt wird. Shiva wird mit vier Händen dargestellt, die obere Rechte zeigt einen Shangka (dazu unten). Zur Abbildung der auf der Rückseite heißt es bei Craig und KM, es sei eine "conch-shell" abgebildet. Zu sehen ist ein längliches Gebilde aus drei übereinanderliegenden Punkten und einem länglichen Fortsatz, das tatsächlich als Gehäuse der Echten Birnschnecke (turbinella pyrum L.) zu identifizieren ist. Diese Schnecken sind an der südindischen Küste heimisch, schmecken gut und wurden im Hinduismus, künstlerisch gestaltet, unter der Bezeichnung "shangka" als Kultgegenstände und liturgische Instrumente verwendet. Das klingt dann so: https://www.youtube.com/watch?v=nhDl5Y-Rvdo - Das Instrument wird heute auch in der südindischen Volksmusik verwendet und die Schneckengehäuse als Touristenandenken verkauft. Der Bestand schwindet leider, vor allem alte Schnecken, die bis zu 30 cm hoch waren, sind kaum noch zu finden. Über die übrige Darstellung auf dem Revers schweigt Craig. Man sieht eine aus Punkten und Strichen zusammengesetzte Figur, darüber einen Halbmond. Dies entspricht etwa der Löwendarstellung auf den Raja-Varma-Fanams. Grüße, KarlAntonMartini
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Re: Indische Fürstenstaaten
In Zentralindien liegt der kleine Staat Dewas, 1728 von einer kleineren Marathen-Dynastie dem Mughal-Reich entrissen. Zwei Brüder waren als Feldherren erfolgreich und erhielten mit dem Land ihre Belohnung. Sie begründeten eine ältere und eine jüngere Linie, regierten aber bis 1841 das Land gemeinsam. Dann wurde das land auch staatsrechtlich geteilt, wobei das Territorium wie ein Flickenteppich aufgeteilt wurde. Die Hauptstadt Dewas nutzten beide Linien gemeinsam, aber bei strenger Aufteilung. Eine Seite der Hauptstraße gehörte der einen Linie, die andere der anderen. Dewas älterer LInie zählte um 1901 62.000 Einwohner, etwa 20 % weniger als vor den Hungersnöten. Dewas hatte ursprünglich wie die meisten Staaten Mittelindiens grobe Kupfermünzen prägen lassen. Den Briten versuchten die Zustände des Münzwesens zu verbessern und bot den Fürstenstaaten an, sie könnten in den beiden britischen Prägestätten Bombay und Calcutta Silber- und Kupfermünzen nach britischem Vorbild prägen, wobei auf der Rückseite der Landesname stehen sollte und das Land am Münzgewinn beteiligt wurde. Nur ein halbes Dutzend Länder ließ sich auf diesen Handel ein. Die Prägung grober Kupfermünzen erfolgte in der Regel nicht in einer staatlichen Münze, sondern wurde von Geldwechslern ("Shroffs") organisiert, mal mit und mal ohne Lizenz. Hier ein Stück der "Treaty Coinage", ein 1/12 Anna oder Pice von 1888, geprägt im Namen Victorias von Krishnaj II. (1860-1899). Bronze, 2,2 g, KM 11. Grüße, KarlAntonMartini
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Re: Indische Fürstenstaaten
Auch Dewas jüngerer Linie ließ Münzen nach britischem Vorbild prägen. Dieser Staat war noch etwas kleiner als der des großen Bruders und zählte nur 55.000 Einwohner. Hier ein Quarter Anna von 1888, geprägt unter Raja Narayan Rao (1864-1892) Die Auflage betrug 484.000 Stück, 6,5 g, KM 3. Grüße, KarlAntonMartini
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