Hallo mal wieder,
das abgebildete imposante Stück (62 mm, ca. 80 g) stammt aus einem undurchsuchten Großposten Silber zum Silberpreis - sowas gibt’s noch! Mein Händler wirkte zwar etwas unglücklich, als ich es ihm vorlegte, und ich hätte auch nicht auf dem vorgegebenen Preis bestanden, aber er ließ es mir dafür - eine Art Weihnachtsgeschenk, wenn man es so nennen will. Ich habe das Stück auch in coinarchives gefunden, von teuer bis preiswert, je nach Erhaltung - und dieses hier hat ziemlich gelitten, gehört also in den unteren Bereich. Für die Schmelze oder ebay schien es mir dennoch zu schade.
Interessant in coinarchives erschienen mir die unterschiedlichen Ergebnisse, je nachdem wo es untergebracht war - am höchsten unter Polen, wohl weil die abgebildete Dame - eine sächsische Prinzessin - Tochter des Königs von Polen war. Als bayerische Medaille blieb das Ergebnis erheblich dahinter zurück. Vermutlich könnte man es auch unter Sachsen anbieten - aber wohin genau gehört die Medaille nun eigentlich?
Gefunden habe ich die Ergebnisse mit dem Suchwort Schega, dem Medailleur des Stücks. Er scheint seinerzeit recht fruchtbar gewesen zu sein, aber über sein Leben und Wirken habe ich keine Daten finden können. Kann mir hier jemand entsprechend weiterhelfen?
Gruß klaupo
Bayern - Polen - Sachsen?
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Für so ein schönes Stück blättere ich gern im Forrer: Franz Andreas Schega (1711-1787), gebürtig aus Krain, lernte als Büchsenmacher, als Medailleur war er Autodidakt, gleichwohl wurde er 1738 Graveur an der Münchner Münze, 1751 bayr. Hofmedailleur bis 1774. Er starb erblindet in München. Forrer spricht von "uncommon ability in his profession", nach Hedlinger war er der "first die-engraver in Europe". Die vorliegende Porträtmedaille auf Kurfürst Maximilian III. Joseph und Kurfürstian Maria Anna von Bayern ist aus dem Jahr 1759. Die porträtierte Dame hat zu Polen allerdings nur sehr vagen Bezug, ihr Vater war Friedrich August II. von Sachsen bzw. August III. von Polen, der Sohn des prominenten August des Starken. Allerdings war er der letzte Wettiner auf dem polnischen Thron. Ansonsten sollten sich die Bayern ihrer Kurfürstin dankbar erinnern, denn ohne sie hätte Karl Theodor Bayern mit den Niederlanden getauscht und Altbayern wäre heute österreichisches Bundesland. Grüße, KarlAntonMartini
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Zu Franz Andreas Schega gibt es ein Werksverzeichnis von Paul Grotemeyer ("Franz Andreas Schega 1711 - 1787, Münzstempelschneider und Medailleur an der kurfürstlichen Münze zu München, Numismatischer Verlag Egon Beckenbauer München 1971). Ich denke, dass es antiquarisch günstig zu bekommen ist.
Lutz12
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Vielen Dank für eure Informationen, die ich übrigens zusammen mit einigen biographischen Anmerkungen zu den abgebildeten Personen und den Auktionsbeschreibungen aus Coinarchives in einer kleinen Datei abgelegt habe.
Sinnvollerweise ist die Medaille offenbar unter Bayern einzuordnen, und es war wohl eher ein erfolgreicher taktischer Schachzug von Kuenker, sie unter Polen auszurufen, wo sich mittlerweile eine solvente Sammlerschaft etabliert hat. Zumindest das Ergebnis spricht dafür. Es scheint übrigens zwei Varianten des Stücks zu geben: auf dem abgebildeten Stück steht die Signatur von Schega auf der Maximilian-Seite bogig auf dem unteren Rand. Bei dem Kuenker-Stück ist sie gradlinig weiter nach oben gerückt. http://www.coinarchives.com/w/lotviewer ... 0&Lot=3357
Das Werksverzeichnis von Schega habe ich ebenfalls in die Datei eingebunden, aber ich fürchte, nach Sichtung der Auktionsergebnisse wird diese Medaille eher ein Einzelstück in meiner Sammlung bleiben. Stücke von Schega haben anscheinend ihren Preis. Ich habe auch schon überlegt, ob ich das Stück von einem Goldschmied aus dem Bekanntenkreis glätten lassen soll, um die unschönen Kratzer zu entfernen. Aber ich glaube, ich lasse sie doch so wie ist: So ist sie nun mal in unsere Zeit gekommen.
Gruß klaupo
Sinnvollerweise ist die Medaille offenbar unter Bayern einzuordnen, und es war wohl eher ein erfolgreicher taktischer Schachzug von Kuenker, sie unter Polen auszurufen, wo sich mittlerweile eine solvente Sammlerschaft etabliert hat. Zumindest das Ergebnis spricht dafür. Es scheint übrigens zwei Varianten des Stücks zu geben: auf dem abgebildeten Stück steht die Signatur von Schega auf der Maximilian-Seite bogig auf dem unteren Rand. Bei dem Kuenker-Stück ist sie gradlinig weiter nach oben gerückt. http://www.coinarchives.com/w/lotviewer ... 0&Lot=3357
Das Werksverzeichnis von Schega habe ich ebenfalls in die Datei eingebunden, aber ich fürchte, nach Sichtung der Auktionsergebnisse wird diese Medaille eher ein Einzelstück in meiner Sammlung bleiben. Stücke von Schega haben anscheinend ihren Preis. Ich habe auch schon überlegt, ob ich das Stück von einem Goldschmied aus dem Bekanntenkreis glätten lassen soll, um die unschönen Kratzer zu entfernen. Aber ich glaube, ich lasse sie doch so wie ist: So ist sie nun mal in unsere Zeit gekommen.
Gruß klaupo
- dionysus
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Es ist ja nicht nur die Stellung der Signatur die beide unterscheidet.
Bei dem Künker Exemplar weicht die Gestaltung der Kleidung Maximilians besonders im Bereich der Schulter von deinem ab. Maria Anna hingegen ist auf beiden fast gleich bis auf kleine Unterschiede in z. B. den Haarspitzen.
Der "Maximilianstempel" scheint schon bewusst anders gestaltet worden zu sein.
Gruss
Dionysus
Bei dem Künker Exemplar weicht die Gestaltung der Kleidung Maximilians besonders im Bereich der Schulter von deinem ab. Maria Anna hingegen ist auf beiden fast gleich bis auf kleine Unterschiede in z. B. den Haarspitzen.
Der "Maximilianstempel" scheint schon bewusst anders gestaltet worden zu sein.
Gruss
Dionysus
Wer nicht von dreitausend Jahren
sich weiß Rechenschaft zu geben,
bleib im Dunkeln unerfahren,
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