Reiter aus dem Osten
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Reiter aus dem Osten
Auf einer Börse erwarb kürzlich ich ein kleines Lot, bestehend aus fünf kleinen unbestimmten Silbermünzen vergleichbaren Typs. Ich habe eine ungefähre Vorstellung von der Herkunft und der Zeit, aus der sie stammen, möchte sie aber hier einmal vorstellen - zum einen um vielleicht Genaueres zu erfahren, zum anderen um die neue Bildfunktion mit ein paar schönen Münzen zu testen.
Gruß klaupo
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- antoninus1
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Ich bin dank dem Hinweis von @antoninus auf die Kuschan den Reitern mal in dieser Richtung gefolgt und dabei in einen etwas diffusen Bereich geraten, was die Zuordnung betrifft: Baktrien, Kuschan, Indo-Skythen - sie tauchen hier oder da gelegentlich auf. In einem alten Auktions-Kat. (Monnaies de collection, Strasbourg, 19. - 20. juin 1984, R. Barthold - J.C. Baudey & M. Pesce - A. Poinsignon, Nr. 299 ff) habe ich schließlich gefunden, was mir am ehesten zusagt, weil ich dort die Reiter wiederfand und ihre Daten sehr gründlich erfaßt wurden. Wenn die Beschreibung dort stimmt, sind es Indo-Skythen.
Azes I 57 - 35 B.C.,AR Drachme 2,06 gr 16 mm
Av. König mit Lanze reitet r. Griech. Legende / Athene in Waffen steht l. Karoshti Legende. Prägestätte Hazara Mitch. 753b
Azes II 35 B.C. - 5 P.C.
AR Drachme 1,84 gr 15 mm
Av. König mit Lanze reitet r. Griech. Legende / Tyche (?) steht r., Karoshti Legende. Prägestätte ? Mitch. ?
Als Legenden sind angegeben: Griech. BASILEOS - BASILEOU - MEGALOUAZOU - Karoshti: Maharajasa rajarajasa mahatasa Ayasa
Und da ich mich nun mal auf die Indo-Skythen festgelegt habe (das läßt sich korrigieren!), hier noch ein Exkurs, wer sie waren:
Die Yue-Tche, indo-europäischer Herkunft, sind auch unter den Namen Tokhaven oder Indo-Skythen bekannt. Zu Beginn des 2. Jh. B.C. lebten sie im westlichen Kangsou (China), wo sie um 177 / 176 B.C. von den Hiong-nou angegriffen und 165 vom König Lao-Chang vernichtend geschlagen wurden. Dieser tötete ihren König und ließ aus seinem Schädel eine Trinkschale fertigen. Die Yue-Che wichen in der Folge nach Westen aus und zerstörten im Verlauf ihres Zuges die griechischen Reiche, die in Sogdianien und Baktrien entstanden waren. Um 138-126 B.C. ließen sie sich in Baktrien und nördlich vom Amu-Darja (Nord-Afghanistan und Tadjikistan) nieder. Gegen Ende des 1. Jh. B.C. wurden die fünf Stämme der Yue-Tche unter der Oberherrschaft des Kuschan-Königs Kujala Kadphises vereint (übersetzt nach dem Begleittext des o.a. Katalogs).
Vielleicht nicht für jeden interessant ... aber immerhin was zu lesen!
Gruß klaupo
Azes I 57 - 35 B.C.,AR Drachme 2,06 gr 16 mm
Av. König mit Lanze reitet r. Griech. Legende / Athene in Waffen steht l. Karoshti Legende. Prägestätte Hazara Mitch. 753b
Azes II 35 B.C. - 5 P.C.
AR Drachme 1,84 gr 15 mm
Av. König mit Lanze reitet r. Griech. Legende / Tyche (?) steht r., Karoshti Legende. Prägestätte ? Mitch. ?
Als Legenden sind angegeben: Griech. BASILEOS - BASILEOU - MEGALOUAZOU - Karoshti: Maharajasa rajarajasa mahatasa Ayasa
Und da ich mich nun mal auf die Indo-Skythen festgelegt habe (das läßt sich korrigieren!), hier noch ein Exkurs, wer sie waren:
Die Yue-Tche, indo-europäischer Herkunft, sind auch unter den Namen Tokhaven oder Indo-Skythen bekannt. Zu Beginn des 2. Jh. B.C. lebten sie im westlichen Kangsou (China), wo sie um 177 / 176 B.C. von den Hiong-nou angegriffen und 165 vom König Lao-Chang vernichtend geschlagen wurden. Dieser tötete ihren König und ließ aus seinem Schädel eine Trinkschale fertigen. Die Yue-Che wichen in der Folge nach Westen aus und zerstörten im Verlauf ihres Zuges die griechischen Reiche, die in Sogdianien und Baktrien entstanden waren. Um 138-126 B.C. ließen sie sich in Baktrien und nördlich vom Amu-Darja (Nord-Afghanistan und Tadjikistan) nieder. Gegen Ende des 1. Jh. B.C. wurden die fünf Stämme der Yue-Tche unter der Oberherrschaft des Kuschan-Königs Kujala Kadphises vereint (übersetzt nach dem Begleittext des o.a. Katalogs).
Vielleicht nicht für jeden interessant ... aber immerhin was zu lesen!

Gruß klaupo
- Nikolausi
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habe in einem Geschichtsbuch für die Kuschan mal die Bezeichnung
"Weiße Hunnen" gelesen
die umfangreichste Seite die dazu kenne:
http://www.zeno.ru/showgallery.php?cat= ... ord=&page=
"Weiße Hunnen" gelesen
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Suche: Alte Auktionskataloge
Römische Republik, Pfaleristik
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Hallo Nikolausi,
der Link ist klasse, ich denke, ich werde nun alle meine fünf Reiter per Vergleich genau zuordnen können - besten Dank!
Die weißen Hunnen? Soweit ich mich schlau machen konnte, haben sie das Reich der Kuschan überrannt, kamen also später. Sie laufen auch unter dem Namen Hephthalyten und schlugen sich u.a. noch mit den Sassaniden herum. Die Indo-Skythen dagegen kamen vorher und gingen in den Kuschan auf. Bei der Erforschung ihrer Herkunft (der weißen Hunnen) werden allerdings auch die Indo-Skythen als Vorfahren genannt ... interessanterweise u.a. wegen der gemeinsamen "eigenartigen"
Kopfform der Könige auf den Münzen. "Weiße Hunnen" übrigens, weil sie lt. Prokop die einzigen Hunnen mit weißer Hautfarbe waren. Bei den Mongolen später signalisierte die Farbe der Horde nur noch die Himmelsrichtung ihres Standorts, gesehen vom Zentrum des Reichs - Karakorum ... die "goldene Horde" operierte im Westen, hatte also nichts mit Gold zu tun.
Ist schon ein interessantes Gebiet!
Gruß klaupo
der Link ist klasse, ich denke, ich werde nun alle meine fünf Reiter per Vergleich genau zuordnen können - besten Dank!

Die weißen Hunnen? Soweit ich mich schlau machen konnte, haben sie das Reich der Kuschan überrannt, kamen also später. Sie laufen auch unter dem Namen Hephthalyten und schlugen sich u.a. noch mit den Sassaniden herum. Die Indo-Skythen dagegen kamen vorher und gingen in den Kuschan auf. Bei der Erforschung ihrer Herkunft (der weißen Hunnen) werden allerdings auch die Indo-Skythen als Vorfahren genannt ... interessanterweise u.a. wegen der gemeinsamen "eigenartigen"

Ist schon ein interessantes Gebiet!

Gruß klaupo
klaupo hat geschrieben:Hallo Nikolausi,
der Link ist klasse, ich denke, ich werde nun alle meine fünf Reiter per Vergleich genau zuordnen können - besten Dank!![]()
Die weißen Hunnen? Soweit ich mich schlau machen konnte, haben sie das Reich der Kuschan überrannt, kamen also später. Sie laufen auch unter dem Namen Hephthalyten und schlugen sich u.a. noch mit den Sassaniden herum. Die Indo-Skythen dagegen kamen vorher und gingen in den Kuschan auf. Bei der Erforschung ihrer Herkunft (der weißen Hunnen) werden allerdings auch die Indo-Skythen als Vorfahren genannt ... interessanterweise u.a. wegen der gemeinsamen "eigenartigen"Kopfform der Könige auf den Münzen. "Weiße Hunnen" übrigens, weil sie lt. Prokop die einzigen Hunnen mit weißer Hautfarbe waren. Bei den Mongolen später signalisierte die Farbe der Horde nur noch die Himmelsrichtung ihres Standorts, gesehen vom Zentrum des Reichs - Karakorum ... die "goldene Horde" operierte im Westen, hatte also nichts mit Gold zu tun.
Ist schon ein interessantes Gebiet!![]()
Gruß klaupo

ich habe dieses Thema im Forum leider erst jetzt endeckt. Hephtalyten, Indo-Skyten, Kuschan - das sind legendere Reitervölker. Ich kann nur zustimmen, dass das Thema sehr interessant ist. Vor allem deswegen, weil außer Münzen von Hephtaliten und Kuschan uns kaum was anderes aus deren Zeiten erreicht hat. Diese Völker sind wie Legenden! Ungenau, aber schön und anziehend! Und wieder mal habe ich Fragen zu den Kopfbedekungen! Diesmal aber von Hephtalyten. Kann mir jemand eine genauere Deutung geben im Bezug auf alle diese Stierköpfe, Adlerflügel usw.?



Gruss
Schapur
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Habe diesen Thread erst eben entdeckt auf der Suche nach Informationen über die Hephthaliten!
Zum Stierkopf:
The last Hephthalite king of Kapisa-Gandhara, Narendra II., bears on his coins (Cabinet des Medailles 1974.443) a crown decorated with a bull's head. Since the bull's head also appears on the coins of the Türk yabghus of Tokharistan, this symbol clearly implies the recognition of Türk sovereignty. The appearance of the bull's head among the royal symbols of the Western Türk kaghans probably goes back to the title buqa (bull) adopted by Tardu kaghan after becoming the sole ruler of the entire Türk Empire in 599.
in: History of Civilizations of Central Asia
Von Ahmad Hasan Dani, Vadim Mikhaĭlovich Masson, János Harmatta, Boris Abramovich Litvinovskiĭ, Clifford Edmund Bosworth, Unesco
Veröffentlicht von Motilal Banarsidass Publ., 1999
ISBN 8120815408, 9788120815407
Mit freundlichem Gruß
Zum Stierkopf:
The last Hephthalite king of Kapisa-Gandhara, Narendra II., bears on his coins (Cabinet des Medailles 1974.443) a crown decorated with a bull's head. Since the bull's head also appears on the coins of the Türk yabghus of Tokharistan, this symbol clearly implies the recognition of Türk sovereignty. The appearance of the bull's head among the royal symbols of the Western Türk kaghans probably goes back to the title buqa (bull) adopted by Tardu kaghan after becoming the sole ruler of the entire Türk Empire in 599.
in: History of Civilizations of Central Asia
Von Ahmad Hasan Dani, Vadim Mikhaĭlovich Masson, János Harmatta, Boris Abramovich Litvinovskiĭ, Clifford Edmund Bosworth, Unesco
Veröffentlicht von Motilal Banarsidass Publ., 1999
ISBN 8120815408, 9788120815407
Mit freundlichem Gruß
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