Wer kennt diese Münze?

Griechische Münzen des Altertums

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Altamura
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Wer kennt diese Münze?

Beitrag von Altamura » Di 25.03.08 22:27

Hallo zusammen,

bei folgender Münze komme ich mit meinen Identifizierungsversuchen nicht weiter, obwohl man vom Motiv her meinen sollte, dass das nicht so schwierig sein kann.

Der Durchmesser beträgt 19 mm, das Gewicht 3,7 g, der Schrötling ist leicht konisch (aber nicht sehr dick).

Vorderseite: Kopf nach rechts, vielleicht Apollo?
Rückseite: nach links sitzende Figur (Athena?) mit Schild und Speer, hält kleine Nike auf dem ausgestreckten Arm, links im Feld Monogramm (AT).

Trotz längerer Sucherei finde ich nichts passendes. Aus dem Bauch heraus hätte ich vielleicht auf Seleukiden getippt, da hab' ich aber auch nichts entdeckt.

Hat jemand von Euch eine Idee (oder noch besser Gewissheit :wink: ), was das ist?

Gruß

Altamura
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antoninus1
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Beitrag von antoninus1 » Mi 26.03.08 09:02

Naja, Kopf und sitzende Figur sind vom Motiv her so ziemlich das häufigste und damit bei dieser Erhaltung eher sehr schwer zu bestimmen :wink:
Gruß,
antoninus1

Altamura
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Beitrag von Altamura » Mi 26.03.08 12:48

Gerade die Häufigkeit dieser Motive hat ja meine Hoffnung genährt, die Herkunft der Münze klären oder zumindest einschränken zu können.

Mein Problem ist aber nicht, dass ich ob der Fülle an Möglichkeiten verzweifelt wäre. Ganz im Gegenteil: ich hab' gar nichts gefunden, was zu Motiven, Größe und Gewicht irgendwie passen könnte.

Gruß

Altamura

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Beitrag von silberbeagle » Sa 29.03.08 13:23


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Beitrag von silberbeagle » Sa 29.03.08 13:25


Altamura
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Beitrag von Altamura » Do 01.05.08 18:10

Ich glaube, ich bin der Lösung einen Schritt näher gekommen:

Es gibt Münzen von Antiochos IV mit den gleichen Motiven auf Vorder- und Rückseite:
http://www.classicalcoins.com/product1176.html
http://www.vcoins.com/ancient/ancientim ... 68&large=0
http://www.vcoins.com/ancient/ancientim ... duct=13967

Der Haken daran ist aber, dass die größer und schwerer als meine Münze sind :( .

Hat jemand vielleicht eine Quelle, die bestätigt, dass es den gefundenen Typ auch kleiner und leichter gibt?

Gruß

Altamura

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Beitrag von tilos » Mo 05.05.08 19:47

Hat Dein Exemplar Rv. auch einen Gegenstempel mit der Abb. eines Ankers?

Tilos

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Beitrag von Altamura » Mo 05.05.08 23:01

Nein, meine Münze hat keinen Gegenstempel.

Ich hatte das gar nicht bemerkt, dass meine verlinkten Beispiele alle einen haben.

Und was bedeutet das jetzt?

Gruß

Altamura

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Beitrag von tilos » Di 06.05.08 23:59

Was es bei diesen Münzen speziell bedeutet, weiß ich auch nicht genau, außer, dass es irgendeinen Bezug zur Seefahrt hat. Bei den "syrisch-seleukidischen" Münzen taucht halt des öfteren im Münzbild ein Anker auf, besonders häufig eine entsprechende Gegenstempelung. Aber es gibt sicher einen Spezialisten im Forum, der dass besser weiss und erklären kann.
Gruß
Tilos

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Beitrag von Dapsul » Mi 07.05.08 09:38

Der Anker ist quasi das Wappen der Seleukiden. Bei einem antiken Schriftsteller (Justin? Ich bin mir nicht sicher.) steht sogar, daß die Herrscher ein Muttermal in Form eines Ankers hatten.

Gruß - Frank

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Beitrag von klaupo » Mi 07.05.08 12:12

Warum die Seleukiden den Anker zu ihrem Symbol machten, ist in zwei unterschiedlichen Versionen von Appian und Iustinus überliefert. Beides sehr hübsche Geschichten ... Kann man, wenn man will, z.B. im MT 12/94 nachlesen.

Gruß klaupo

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Beitrag von klaupo » Mi 07.05.08 21:16

Hier eine kurze Zusammenfassung des oben erwähnten Artikels:

Zu finden ist dieser Anker-Gegenstempel des Seleukiden-Reichs vor allem auf Tetradrachmen aus Städten in Pamphylien, aber auch aus anderen kleinasiatischen Städten.

C. Boehringer charakterisierte ihn 1972: "Er ist das Zeugnis einer akuten, aber nicht chronischen Finanzkrise der königlichen Schatzhaltung." 190 v. Chr. nämlich wurde Antiochos III. Megas (223 - 187 v. Chr.) bei Magnesia am Sypilos (Lydien) von den Römern besiegt und mußte im Frieden von Apameia (188 v. Chr.) auf Kleinasien dieseits des Taurus verzichten und hohe Kriegsentschädigungen an Rom leisten.

Der Gegenstempel steht in diesem Kontext, denn neben den erheblichen Steuergeldern aus diesen Gebieten hatte Antiochos auch sämtliche Silberminen verloren. Mit der Gegenstempelung unter seinen Nachfolgern versuchte man eine Werterhöhung der noch vorhandenen Münzen (auch Bronzen) durchzusetzen, die bei der Stempelungsaktion natürlich von der Staatskasse eingezogen wurde.

Warum nun der Anker? Nach Appian hatte die Mutter von Seleukos geträumt, sie würde einen Ring finden und ihrem Sohn schenken. An der Stelle, wo Seleukos ihn verlieren würde, sollte er dann herrschen. Der Sage nach fand sie dann tatsächlich einen Eisenring mit eingraviertem Anker. Den Ring verlor Seleukos dann am Euphrat. ... Seleukos soll danach den Anker als Siegeszeichen verwendet haben.

Nach Iustinus soll Seleukos von Apollon gezeugt worden sein (diese Version eignet sich besonders zur Legitimierung seiner Macht). Die Mutter erhielt als Geschenk des Gottes einen Ring mit Ankerverzierung. Die männlichen Mitglieder des Selukidenhauses solllen danach angeblich schon mit einem Anker auf den Schenkeln geboren wirden sein.

Alles dies natürlich streng unwissenschaftlich und für dieses Forum eigentlich nicht geeignet. Aber man kann sich Münzen eben auf verschiedene Weise nähern.

Gruß klaupo

Altamura
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Beitrag von Altamura » Mi 07.05.08 22:21

Vielen Dank, klaupo, für diese Darstellung!

Dann müsste meine Münze (wenn es denn ein Antiochos IV ist), dieser Gegenstempelaktion entgangen sein.
Von der Logik her dürfte sie dann aber allenfalls ein Antiochos III sein, oder?

Weiß man denn auch bei anderen Gegenstempeln auf griechischen Münzen, was Anlass und Hintergrund dazu waren? Es gibt ja neben dem Anker viele häufig wiederkehrende Motive (Eule, Helioskopf, Keule, ...). Ich hab' aber noch keine Quelle gesehen, die das mal im Überblick abgehandelt hätte.
Kennt da jemand was?

Gruß

Altamura

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Beitrag von Altamura » Sa 21.06.08 00:05

Inzwischen glaube ich, dass ich mit Antiochos auf dem Holzweg war: Und zwar hab' ich auf eBay folgendes Angebot gesehen, das mich stark an meine Münze erinnert hat:
http://cgi.ebay.de/ws/eBayISAPI.dll?Vie ... :IT&ih=015

Nach etwas suchen fand ich dann bei ISEGRIM diesen Eintrag

2. Münzbeschreibung (101476)
geändert: 25 Jan 2001
ERD: AM
PRO: CILICIA PEDIAS
PO : MALLUS
PZ : Zwischen -68 und -30
Vorderseite
VT : KOPF MANN R / APOLLO
Rückseite
RSG: MALLWTWN
RT : FRAU SITZEND L(1) / ATHENA(1) / AUF / HOCKER
RA : NIKE(1) <R> / MIT / KRANZ / HELM / LANZE(1) / SCHILD
RF : MONOGRAMM
Technische Daten
M : AE
GEW: 5.53(1)
Literatur
ZIT: SLG LINDGREN III A862A(1)
Freitexte
FR : RS: MALLWTWN

Bis zum Beweis des Gegenteils geh' ich jetzt mal davon aus, dass es das ist :wink:

Gruß

Altamura

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Beitrag von Homer J. Simpson » Sa 21.06.08 16:25

Das schaut sehr überzeugend aus, finde ich.

Homer
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