Welches Geld hatte J.S. Bach?

Deutschland vor 1871
Antworten
MilanD
Beiträge: 2
Registriert: Mo 07.03.11 17:21
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 0

Welches Geld hatte J.S. Bach?

Beitrag von MilanD » Mo 07.03.11 18:22

Hallo an Alle,

da ich mich leider mit Münzen gar nicht auskenne, wende ich mich hier einfach mal an euch und zwar mit folgender Frage:

Welches Geld hat Johann Sebastian Bach (1685-1750) in seiner Zeit in Köthen / Sachsen Anhalt (1717-1722) verwendet? Ich schreibe an einem Artikel über Bach und bei meinen Recherchen bin ich imer wieder auf Taler gestoßen, anderswo habe ich den Begriff Mark Courant gelesen, leoder kann ich mit beiden Begriffen nicht viel anfangen.
Könnt ihr mir weiterhelfen?

Welches Zahlungsmittel gab es um 1720 rum in Köthen / Sachen Anhalt?

Danke schonmal. Alexander. :wink:

Benutzeravatar
ischbierra
Beiträge: 5368
Registriert: Fr 11.12.09 00:39
Wohnort: Dresden
Hat sich bedankt: 2761 Mal
Danksagung erhalten: 4425 Mal

Re: Welches Geld hatte J.S. Bach?

Beitrag von ischbierra » Mo 07.03.11 19:30

Hallo MilanD.
Sachsen-Anhalt ist ein moderner Begriff. Bach lebte in der faglichen Zeit im Fürstentum Anhalt-Köthen. Währung war der Taler - Mark war nur eine Gewichtseinheit, aus der eine bestimmte Anzahl von Talern zu schlagen war. Ob Anhalt-Köthen in der fraglichen Zeit selber geprägt hat, weiß ich nicht. In der mir zugänglichen Literatur finde ich, daß in anhalischen Landen nach dem 30 jährigen Krieg nicht mehr der Taler, sondern der Gulden (2/3 Taler) und seine Teilstücke (Halbgulden- 1/3 Taler, Viertelgulden - 1/6 Taler, Doppelgroschen - 1/12 Taler, Groschen - 1/24 Taler, 6 Pfennig-,3 Pfennig- und Pfennigstücke geprägt wurden.
Ein Anhaltsammler wird Dir sicherlich genaueres mitteilen können.
Gruß ischbierra

Benutzeravatar
Gerhard Schön
Beiträge: 1662
Registriert: Mi 16.02.05 23:09
Wohnort: München
Hat sich bedankt: 2 Mal
Danksagung erhalten: 37 Mal
Kontaktdaten:

Re: Welches Geld hatte J.S. Bach?

Beitrag von Gerhard Schön » Mo 07.03.11 20:09

Bitte unterscheiden zwischen Geldbeträgen, also Währung, und vorhandenen Münzen. Erstere war der Taler (Reichstaler) zu 3 Mark oder 24 Guten Groschen gleich 288 Guten Pfennigen. Diese Sorten hat es auch als Münzen der anhaltinischen Staaten gegeben, der über lange Zeit unverändert geprägte Reichs(Spezies)Taler allerdings hatte aufgrund (nach unseren Verhältnissen geringfügiger) Inflation inzwischen mit 32 Gutengroschen einen höheren Kurswert als 1 Taler, so dass es damals praktisch keine Umlaufmünzen mit Kurswert 1 Taler (24 Groschen) gab. Man musste sich also beispielsweise mit einem 2/3 Talerstück plus einem 1/3 Talerstück (oder auch mit ausländischem Geld) behelfen. Die Kleinmünzen sollten eigentlich nur im ausgebenden Gebiet (vom Kleinstaat bis zum Reichskreis) umlaufen, das große Silbergeld und die Goldmünzen aber waren überregional gültig, so dass sich schwer sagen lässt, welche Geldsorten Bach in Köthen nun wirklich in der Hand hatte (es können auch ungarische Dukaten oder französische Laubtaler gewesen sein). Anhalt-Köthen selbst hat in dem genannten Zeitraum nicht geprägt und erst wieder ab 1747 eigene Münzen herstellen lassen.
Gruß,
gs
Dateianhänge
image02809.jpg
Anbei ein Groschen des Jahres 1700 aus Eisenach (Stempelschneider Christian Wermuth, Münzmeister Simon Conradi), welcher auch in Köthen umlaufen konnte. Bildquelle: Leipziger Münzhandlung und Auktion Heidrun Höhn 62 (2008) 2809.
Deutscher Münzkatalog, Euro Münzkatalog, Weltmünzkatalog.

MilanD
Beiträge: 2
Registriert: Mo 07.03.11 17:21
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 0

Re: Welches Geld hatte J.S. Bach?

Beitrag von MilanD » Mo 07.03.11 20:53

Vieln Dank schon mal für eure Antworten, also wenn ich das jetzt richtig verstehe, dann war die Währung in der gerechnet wurde der Taler, was aber nichts mit dem Geld zu tun hat das tatsächlich in Umlauf war. Klar soweit - aber welches Geld Bach in diese Zeit tatsächlich in der Hand hatte läßt sich nicht so genau sagen?

Benutzeravatar
Mynter
Beiträge: 3030
Registriert: Do 03.09.09 23:11
Wohnort: Huttaheiti, Finsterstes Barbaricum
Hat sich bedankt: 1009 Mal
Danksagung erhalten: 1285 Mal

Re: Welches Geld hatte J.S. Bach?

Beitrag von Mynter » Di 08.03.11 07:26

Da Deutschland vor der Einführung der Mark 1871 der " Tummelplatz der Münzen aller Länder ", wie es die Zeit mal in einem Artikel genannt hat war, könnte JSB, wie schon von Herrn Schön ausgeführt, allerhand verschiedene Münzen in der Hand gehabt haben.
Grüsse, Mynter

Benutzeravatar
Gerhard Schön
Beiträge: 1662
Registriert: Mi 16.02.05 23:09
Wohnort: München
Hat sich bedankt: 2 Mal
Danksagung erhalten: 37 Mal
Kontaktdaten:

Re: Welches Geld hatte J.S. Bach?

Beitrag von Gerhard Schön » Di 08.03.11 15:56

In dem anderen Forum, in dem gestern dieselbe Frage gestellt wurde, ist ja schon die Dissertation von Jens Heckl (ISBN 3-924861-30-7) zum Geldwesen in Anhalt empfohlen worden. Dieses Werk ist zur tieferen Durchdringung der Materie bestens geeignet.
Gruß,
gs
Deutscher Münzkatalog, Euro Münzkatalog, Weltmünzkatalog.

Benutzeravatar
Lutz12
Moderator
Beiträge: 2732
Registriert: Fr 10.01.03 11:24
Wohnort: Leipzig
Hat sich bedankt: 12 Mal
Danksagung erhalten: 49 Mal

Re: Welches Geld hatte J.S. Bach?

Beitrag von Lutz12 » Mi 09.03.11 23:31

Heckl ist für Numismatiker, speziell der anhaltischen Numismatik sehr interessant, aber für eine poluräwissenschaftliche Betrachtung angesicht von rund 740 Seiten schwer zu lesen. F.I. Katzer ist da sicher einfacher, beantwortet aber in erster Linie Fragen der anhaltischen Gepräge, weniger den konkreten Münzumlauf. Interessant sind dort allerdings die Angaben zu Einkünften, Abgaben und Preisen für unterschiedliche Zeiträume.
Gruß Lutz
"Wenn Sie glauben, mich verstanden zu haben, dann habe ich mich falsch ausgedrückt" ( Alan Greenspan)

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 3 Gäste