Schüsselpfennige von Ludwig II. Eppstein-Königstein

Deutschland vor 1871
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ELEKTRON
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Schüsselpfennige von Ludwig II. Eppstein-Königstein

Beitrag von ELEKTRON » So 19.03.23 17:07

Hallo liebe Münzfreunde
Heute wende ich mich mit einer spezielleren Frage an euch.
Bei der genaueren Zuordnung zweier einseitigen Schüsselpfennigen versuche ich schon seit längerer Zeit eine Lösung zu finden, aber es gibt hierzu einfach zu wenig Literatur. Im Friederich konnte ich zwar bisher die meisten Antworten finden, aber auch nicht alle Stolberg-Münzen sind dort aufgeführt. Auch in den speziellen Veröffentlichungen zu dem Thema Stolberg z.B. von Konrad Schneider, bzw. den heimatkundlichen Archiven von Königstein und Oberursel blieb die Suche ziemlich erfolgsarm.
Bei den beiden Münzen Nr. 1 und 2 zeigt das Wappenschild links oben den Hirsch von Stolberg, daneben den Königsteiner Löwen. Links unten sind die Sparren von Eppstein zu sehen und nebendran das Wappen von Minzenberg. Diese Kombination entspricht den Münzprägungen der Oberurseler Münzstätte, die vom Herbst 1569 bis zum Herbst 1574 bestand. Dort entstanden u.a. die Schüsselpfennige Friederich Nr. 589, mit der Jahreszahl (15) 7-0 (Bild Nr.3) und Fr. 599 ohne Jahreszahl (Bild Nr.4) und Punkte oder ein V (für Ursel - Oberursel). Der Wappenschild ist allerdings immer der Spanische Schild!
Bekannt und im Friederich verzeichnet sind die Schüsselpfennige aus den Jahrgängen 1570-1574. Von 1569 sind allerdings keine Schüsselpfennige aus der Oberurseler Münzprägestelle bekannt, obwohl die Münzpräge in der damaligen Kirchgasse 22 (heute St. Ursulagasse 22) geschichtlich seit 1569 mehrfach belegt ist.
Vor der Eröffnung der Oberurseler Prägestätte prägte Graf Ludwig II. u.a. in Nördlingen Körtlinge, die noch 1568/1569 mit tailliertem Wappenschild geprägt wurden und erst im Laufe des Jahres 1569 auf das neue Wappenschild (spanischer Wappenschild) umgestellt wurden. Friederich Nr. 470 hatte noch das alte Wappenschild, Friederich Nr. 471 wurde mit neuer, spanischer Schildform geprägt.
Meine Vermutung wäre, dass zur Eröffnung der Münzprägestelle in Oberursel noch übergangsweise die alten Wappenschilde auf Oberurseler Pfennige geprägt wurden und es möglicherweise Pfennige aus der Oberurseler Prägestelle vom Herbst bis Jahresende 1569 wären.
Da mir alle bekannten Pfennige mit ähnlichem Wappen von Ludwig Georg (Bild Nr.5) über dem Wappenschild ein - L G - und immer ein spanischer Schild aufweisen, kommen die Pfennige von Ludwig Georg eigentlich nicht in Frage.

Vielleicht kennt jemand noch andere Quellen zur genaueren Zuordnung der Münzen Nr. 1 und Nr. 2

Einen schönen Sonntag wünscht euch
Elektron
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1 Stolberg Rochefort Ludwig II. x.jpg
2 Stolberg Rochefort  Ludwig II. x.jpg
3 Stolberg - Rochefort  Ursel mit Jahr (15) 7-0 x.jpg
4 Stolberg - Rochefort  Ursel ohne  Jahr x.jpg
5 Ludwig Georg  mit  LG  über Wappenschild x.jpg
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Re: Schüsselpfennige von Ludwig II. Eppstein-Königstein

Beitrag von Rollentöter » So 19.03.23 18:42

Den Versteigerungskatalog der Sammlung Friedrich hast Du auch geprüft? Die sind auch Münzen drin, die im Buch noch fehlen.

Ansonsten scheint bei Ludwig Ii die Zuodnung, wenn kein Prägeestättenbuchstabe vorhanden sehr schwierig zu sein.
Gruß

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Re: Schüsselpfennige von Ludwig II. Eppstein-Königstein

Beitrag von ELEKTRON » So 19.03.23 19:29

Den Versteigerungskatalog von Adolph Hess von März 1914 - Auktion der Sammlung Carl Friederich - habe ich auch schon durchgeschaut, war auch nichts zu entdecken.

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Re: Schüsselpfennige von Ludwig II. Eppstein-Königstein

Beitrag von Rollentöter » So 19.03.23 20:01

Ich habe ähnliche Probleme bei der Zuordnung von 2-Kreuzer- Münzen Ludwig II. Nachdem ich Friedrich gelesen, aber zum Teil noch nicht richtig dutchgearbeitet habe, hat sich bei mir das Gefühl breitgemacht daß er selbst bei der Prägestättenzuordnung kurz vorm Verzweifeln war.

Er erwähnt mehrfach eigene Auifsätze, in denen er aufgrund von Beizeichen Zuordnungen vermutete. Aber diese verwarf er dann weil sie wohl teilweise irreführend waten.k.A. ob das nur 2-Kr. oder auch Pfennige betraf.

Ich fürchte da betrittst du Neuland und wenn die Archive auch nichts bringen, ....
Gruß

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Re: Schüsselpfennige von Ludwig II. Eppstein-Königstein

Beitrag von Tannenberg » Mo 20.03.23 06:40

Hallo!

Sehr interessant die gezeigten Pfennige, weder im Hemer-Westig noch im Preuschdorfbuch sind sie drin.
Ich habe auch einige davon, aber bis auf einen "Königsteiner" alle mit Spanischem Schild.
Meiner, den ich so auch noch nicht andernorts gefunden habe, ist allerdings von der Prägestätte Königstein und nur oben geschwungen, nicht seitlich eingezogen.
Gehört nicht hier zur Fragestellung, aber ergänzend trotzdem mal vorgestellt:
DDACA9E2-5DDF-43AE-960C-5C3EBF7D5E47.png
Jedenfalls hochinteressant. Wahrscheinlich, wie bei vielen, eher wenig erforschten Pfennigen, wird nicht viel zu finden sein, wenn die typischen Quellen schweigen...
Viele Grüße,
Tannenberg

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Re: Schüsselpfennige von Ludwig II. Eppstein-Königstein

Beitrag von ELEKTRON » Mo 20.03.23 20:35

Sehr interessantes Thema.
Den Königsteiner Pfennig von Tannenberg habe ich mit dieser Schildform auch noch nie gesehen, weder in der Literatur, noch im Original.
Die Königsteiner Münzprägestelle befand sich nur ca. 10 Kilometer von Oberursel entfernt und wurde vom gleichen Münzmeister bedient. In den Münzbüchern der damaligen Zeit wurden die Oberurseler- und Königsteiner Münzen zusammen aufgeführt. In diesen Büchern sind auch Oberurseler Taler aufgeführt, von denen bisher aber noch keine im Original aufgetaucht sind. Auf diesem Gebiet kann man wahrscheinlich noch einige Überraschungen erwarten. Im Friederich sind sowieso nicht alle Wappenformen und Jahrgänge verzeichnet, wie auch dieser Königsteiner Pfennig von 1573 beweist.
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Königstein 7-3.jpg
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Re: Schüsselpfennige von Ludwig II. Eppstein-Königstein

Beitrag von Tannenberg » Mo 20.03.23 20:57

Hallo,

aber die "1573er" tauchen immerhin ab und zu mal auf.

In Preuschdorf waren es ein paar:
Bild.jpg
Einen habe ich auch, leider mit unschönen Randausbruch. Im Original ist die Münze viel heller, ich habe die Bilder nur wegen der besseren Lesbarkeit derart konserviert...
Bild2.jpg
Viele Grüße,
Tannenberg

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Re: Schüsselpfennige von Ludwig II. Eppstein-Königstein

Beitrag von ELEKTRON » Mo 20.03.23 21:29

Bei den Oberurseler-und Königsteiner Pfennigen kommen die Jahrgänge 1570 und 1574 am häufigsten vor. Gelegentlich taucht auch mal der Jahrgang 1573 auf, alle anderen Jahrgänge sind wohl extrem selten oder noch nicht bekannt. Möglicherweise wurde auch in bestimmten Jahren nicht geprägt.
Ludwigs "Kampf" mit seinen zeitweise sehr unterwertigen Pfennigen zog wohl Strafaktionen nach sich, die Prägeverbote bewirkten. Der Kampf in seiner Frankfurter Münzpräge in einem Raum der Gaststätte !! " Zu den 3 Schenken" liest sich fast wie ein Krimi. Die Frankfurter machten es Ludwig zu jeder Gelegenheit sehr schwer und verhinderten die Münzprägung in seiner " Abstellkammer" so lange es ging. Erst der Kaiser sprach ein Machtwort und Ludwig durfte wieder ein paar Münzen prägen. Die Schikanen wiederholten sich jedoch noch mehrmals mit immer neuen Begründungen. Dadurch verzögerte sich die Münzprägung mehrmals um Monate. Der schlechte Silbergehalt der Pfennige rief dann zudem noch die höhere Instanz auf den Plan und verbot zeitweise die "bösen Pfennige".
Man kann gespannt sein welche Münzen von Ludwig auf den nächsten Auktionen und Münzbörsen noch auftauchen. Aber das macht das Münzen sammeln und die Jagd nach neuen Varianten so spannend.

Viele Grüße
Elektron
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Re: Schüsselpfennige von Ludwig II. Eppstein-Königstein

Beitrag von Tannenberg » Di 21.03.23 06:35

ELEKTRON hat geschrieben:
Mo 20.03.23 21:29
Man kann gespannt sein welche Münzen von Ludwig auf den nächsten Auktionen und Münzbörsen noch auftauchen. Aber das macht das Münzen sammeln und die Jagd nach neuen Varianten so spannend.
Ja, das trifft auf diese Schüsselpfennige ganz allgemein zu - man findet immer wieder Varianten, die sich von den häufigen Vertretern, die man jederzeit bei den Shops mit den zwei Buchstaben bekommt, unterscheiden. Krass auch bei den schweizer Pfennigen dieser Epoche, da gleicht kaum einer dem anderen...
Die Stempel hatten offenbar keine hohe Haltbarkeit.

Ich finde diese einseitigen Münzen mittlerweile sehr spannend. Es macht Spaß, gezielt die von der Norm abweichenden zu suchen.
Viele Grüße,
Tannenberg

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