Silbermünze

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

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Jamiemaus
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Silbermünze

Beitrag von Jamiemaus » Mo 22.08.05 10:18

Hallo zusammen,

diese tolle Münze habe ich gestern gefunden! Sie ist größer als ein Denar.

Wer weiss, um welche Münze es sich hier handelt?
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silber1.jpg
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Gruß Jamiemaus
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Peter43
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Beitrag von Peter43 » Mo 22.08.05 11:10

Hallo Jamiemaus!

Das ist ein Argenteus, die neue Silbermünze, die Diocletian im Laufe seiner Münzreform 294 n.Chr. eingeführt hat. Sie sollte den Anntoninian ersetzen, der zu einer billigen Kupfermünze herabgesunken war. Er lehnte sich an den alten Denar an und wog zunächst 1/96 des röm. Pfundes = 3.41g. Es gibt auch Argentei, auf deren Revers die 96 steht. Die Reversbilder sind ziemlich eintönig. Eine der häufigsten ist - wie auf Deiner Münze - die Darstellung der 4 Kaiser, wie sie vor einem Festungstor über einem Tripod opfern. Der Argenteus wurde geprägt bis 320 n.Chr. Da wurde er durch die Siliqua abgelöst. Argentei sind, wenn sie echt sind, immer ziemlich teuer.

Die Darstellung auf Deiner Münze sieht allerdings merkwürdig aus. Die Rückseite erinnert eher an eine Kinderzeichnung. Die Kaiser sind Strichmännchen und die Festung enthält keine richtigen Einzelheiten. Deshalb sieht mir Deine Münze sehr verdächtig aus. Kurz gesagt, ich halte sie nicht für echt! Daß es barbarische Nachahmungen in Silber gibt, habe ich auch noch nicht gehört.

Zum Vergleich ein Prachtexemplar aus meiner Sammlung, allerdings mit einem anderen Portrait. Da sieht man die Unterschiede sehr deutlich! Bevor ich aber juristisch belangt werde, möchte ich noch die Meinung anderer Mitglieder hören!

Wo findet man eigentlich solche Münzen? Ich habe bisher immer nur einzelne Pfennige gefunden!

Mit freundlichem Gruß
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Beitrag von Pscipio » Mo 22.08.05 11:15

Peter43 hat geschrieben:Bevor ich aber juristisch belangt werde, möchte ich noch die Meinung anderer Mitglieder hören!
Du liegst meines Erachtens vollkommen richtig, eine plumpe Fälschung. Auffallendstes Merkmal ist die stilistisch misslungene Rückseite, aber auch fehlende Prägestrahlen und die "wackelige" Schrift mit modernen Buchstaben weisen auf eine moderne Machart hin.

Gruss, Pscipio
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Jamiemaus
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Beitrag von Jamiemaus » Mo 22.08.05 11:34

Hallo Peter43 + Pscipio,

ich bin etwas geschockt, dass es sich bei diese tolle Münze um eine Fälschung handeln soll. Diese habe ich gestern auf einem Feld am Niederrhein gefunden. Wieso sollte jemand eine Fälschung auf`s Feld schmeissen?
Gruß Jamiemaus
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Beitrag von Pscipio » Mo 22.08.05 11:45

Vielleicht, um einen zukünftigen Finder zu ärgern, vielleicht hat sie aber auch nur jemand weg geworfen. Die Fälschungsvermutung entstammt dem Aussehen der Münze und ändert sich leider nicht aufgrund eines Fundortes, ich würde diese Münze auch dann für falsch halten, wenn sie in Pompeji ausgegraben wurde. Sorry, dass wir hier deine Hoffnungen zerstören...

Gruss, Pscipio
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n.......s
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Beitrag von n.......s » Mo 22.08.05 11:54

...kann mich nur anschließen - die Art der Darstellung entspricht in keiner Weise den Prägungen dieser Zeit -es handelt sich offensichtlich um eine moderne Fälschung ...
sollte es sich bei dem Fundort um ein gutbesuchtes Sondengängerrevier handeln , dann hat sich sicher ein "Kollege" einen Scherz erlaubt -dies kommt in dieser "Branche" regelmäßig vor .
Gruß
Torsten

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Billig gemachte Fälschung

Beitrag von Scharfnasius » Mo 22.08.05 13:29

Hi Jameimaus,

das ist mit Sicherheit eine schlecht gemachte Fälschung, da weder das Portrait noch die Schrift irgendwelche Ähnlichkeiten mit einer echten spätrömischen Münze aufweisen. Im Gegenteil: Das Ding sieht derart billig aus, als wäre es aus einem bulgarischen Kaugummiautomaten und nicht von einem Feld am Rhein.;-)

In diesem Sinne,
Scharfnasius

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Beitrag von Peter43 » Mo 22.08.05 13:44

Wir haben es schon mehrmals erlebt, daß sich Witzbolde solche Scherze erlauben. Letztes Jahr wurde auf der Schwäbischen Alb beim Ausräumen einer alten Kloake aus dem Mittelalter eine Reihe von römischen Klinmünzen des späteren Reiches gefunden. Das galt als Sensation, weil es zu dieser Zeit keine Römer mehr auf der Alb gab und diese Münzen dort nicht im Umlauf waren, zudem zum Alter der Kloake nicht paßten. Das betreffende Dorf hatte schon Träume von einem Römermuseum. Dann kam die ernüchternde Kunde aus Stuttgart, es handele sich nur um ungereinigte von Ebay. Kurze Zeit später meldete sich dann auch der Spaßvogel und gab alles zu

MfG
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Beitrag von Jamiemaus » Mo 22.08.05 15:37

Hallo Leute,

in einem anderen Forum wurde diese Münze als eine zeitgenössische Fälschung deklariert. Ich habe nochmal bessere Bilder gemacht:
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maxi.jpg
Gruß Jamiemaus
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Beitrag von Pscipio » Mo 22.08.05 16:09

Zum Vergleich drei zeitgenössische Fälschungen:

http://www.cngcoins.com/coin.asp?ITEM_I ... ENLARGED=1
http://www.cngcoins.com/coin.asp?ITEM_I ... ENLARGED=1
http://www.cngcoins.com/coin.asp?ITEM_I ... ENLARGED=1

Auch wenn "Barbarisierungen" unterschiedlichste Stile aufweisen können, so fällt deine Münze doch kaum in diese Kategorie, sorry...

Gruss, Pscipio
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Beitrag von chinamul » Mo 22.08.05 20:09

Praktisch sämtliche heute im Handel angebotenen Argentei haben nach meiner Beobachtung bei weitem nicht mehr das ursprüngliche Volumen von 3,41 g. Es muß vielmehr schon sehr bald nach der Reform zu einem rapiden Verfall des Münzgewichts gekommen sein, und dann dürften nach dem Greshamschen Gesetz, demzufolge das schlechte, also untergewichtige, Geld stets das gute aus dem Umlauf verdrängt, nur noch die kleinen Argentei übriggeblieben sein.
Hier mein Argenteus des Maximian. Leider nicht so sensationell erhalten wie das von Peter43 vorgestellte Stück, aber dafür der richtige Kaiser. Diese Münze wiegt nur noch 1,84 g und hat einen größten Durchmesser von 16,5 mm. Sie dürfte damit ziemlich typisch sein für solche Münzen.
Die Münze von Jamiemaus käme aber auf keinen Fall in meine Sammlung.

Gruß

chinamul
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Beitrag von beachcomber » Mo 22.08.05 21:42

hallo chinamul,
im moment sind jede menge dieser früher sehr seltenen argentii zu relativ günstigen preisen auf dem markt ( wohl durch einen hortfund mit über 1000 münzen), und viele von ihnen haben dieses gewicht.
allerdings scheint das gewicht der argentii allgemein nicht sehr genau gewesen zu sein, denn die gewichte schwanken so zwischen 2,8 und 3,7g.
ich hänge mal meinen argenteus an, ein sehr seltener des constantius I als augustus.
als altem porträtsammler ist mir die rückseite nicht ganz so wichtig, weswegen ich diese münze trotz ihrer macke auf dem revers klasse finde.
grüsse
frank
p.s.: übrigens stempelgleich mit einem argenteus der neulich beim gorny versteigert wurde
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Beitrag von Peter43 » Mo 22.08.05 21:49

@chinamul:

Mein Argenteus wiegt 2.85g und ist 19.03mm breit. Nach der Erhaltung und dem Glanz vermute ich eine Hortmünze, wahrscheinlich aus dem Sisak-Hort.

@beachcomber:

Sehr hübsch! Und auch das Revers ist sehr klar. Übrigens fallen mir bei Deinem Lagertor die sogenannten Türme auf. Ihr Unterbau, ihre Gestalt und die Kugel obendrauf sehen nun wirklich nicht wie Türme aus! Es gibt eine interessante Alternativtheorie, nämlich daß es Baken waren (Küstenbewohner wissen, was das ist!), die zur Nachrichtenübermittlung dienten! Wir haben gerade eine Feuerbake auf einer griechischen Münze gesehen, und es gibt Berichte darüber, daß nachts z.B. die Küste bei Milet und die vorgelagerten Inseln mit Feuerzeichen übersät waren.

MfG
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