Löcher auf Provinzialmünzen

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

Moderator: Homer J. Simpson

Benutzeravatar
Vogelgesang
Beiträge: 125
Registriert: Do 22.12.05 08:35
Wohnort: CCAA
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 0

Löcher auf Provinzialmünzen

Beitrag von Vogelgesang » Do 23.02.06 16:24

Bin neu hier im Forum, deshalb möchte ich mich kurz vorstellen:

Bereits in meiner Jugend habe ich mich für die geprägten Metallplättchen interessiert.
Mein Interesse verlor sich etwas, als ich eine Familie gründete und meine berufliche Entwicklung vorantrieb. Seit geraumer Zeit ist aus dem anfänglichem Interesse ein Bedürfnis geworden: Das Bedürfnis, anhand von Münzen die Vergangenheit zu spüren. Zu spüren, nicht nur „aufzuspüren“.
Beinahe zwangsläufig bin ich so vor kurzem auch auf römische Münzen gestoßen. Führte kein Weg daran vorbei – bin halt ‚ne kölsche Jung’.
So habe ich denn etliche „ungereinigte“ erworben und gereinigt. Tolles Gefühl unter der Schmutzschicht etwas erkennen zu können. Noch toller: Man kann sogar die Legende lesen.
Jetzt hatte es mich also gepackt, dass Antikenfieber…

Ich hoffe, dass ich die Zeit finde, die Erfahrung sammle und die Energie aufbringe, hier im Forum auch mal etwas (eventuell) wissenswertes einbringen zu können. Im Moment lerne ich noch…

So habe ich auch direkt zu Beginn eine Frage:

Wieso weisen „dickere“ römische Bronzemünzen beidseitige Körnungen auf?


Ich grüße alle Forumsmitglieder mit einem (der Zeit angepassten) „Kölle Alaaf“
Bis bald.
Vogelgesang

Edit durch Pscipio: ich habe den Titel des Threads geändert, damit das Thema leichter zu finden ist.
Zu wissen, was man weiß, und zu wissen, was man tut, das ist Wissen.
(Konfuzius)

Benutzeravatar
chinamul
Beiträge: 6055
Registriert: Di 30.03.04 17:05
Wohnort: irgendwo in S-H
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 78 Mal

Beitrag von chinamul » Do 23.02.06 17:17

Hallo Vogelgesang!

Wir "Römer" freuen uns über jeden, der unheilbar vom bacillus numismaticus befallen ist und zu uns gefunden hat. Ein herzliches Willkommen also.
Ich nehme an, daß Du mit den "beideitigen Körnungen" die Löcher im Zentrum des Münzbildes meinst, die sich auf römischen Kolonialmünzen finden. Dieses Thema wird noch diskutiert. Eine Zeitlang war man der Ansicht, es handele sich um Zentrierlöcher bei der Herstellung des Schrötlings, aber es gibt auch andere Ansichten. Ich selbst neige zu der Erklärung, daß die Stempel einen Mitteldorn hatten, der den Stempel beim Prägen an Ort und Stelle hielt. Aber, wie schon gesagt, nichts Genaues weiß man nicht.

Gruß

chinamul
Nil tam difficile est, quin quaerendo investigari possit

curtislclay
Beiträge: 3405
Registriert: So 08.05.05 23:46
Wohnort: Chicago, IL, USA
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 29 Mal

Beitrag von curtislclay » Do 23.02.06 18:13

Chinamul,
Deine Theorie kann nicht stimmen, denn bei stempelgleichen Münzen ändert sich immer wieder die Plazierung des Loches in Bezug auf den Typ. Einmal findet man das Loch am Ohr des Porträts, das nächste Mal auf der Wange, usw.

Benutzeravatar
Vogelgesang
Beiträge: 125
Registriert: Do 22.12.05 08:35
Wohnort: CCAA
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 0

Beitrag von Vogelgesang » Do 23.02.06 18:39

chinamul, curtislay,
mir ist aufgefallen, dass die Ansenkungen sehr tief sind - gemessen an der Mächtigkeit der Münzen. Es gibt allerdings kiene Münze, wo die Ansenkung zum Durchbruch, sprich "Loch" wird -> Die Ansenkungen sind IMMER versetzt, niemals mittig. Kann es sein, dass bereits die Schrötlinge "gesenkt" waren?
Oder, eher noch, die Stempel?

Es grüßt ALLE
Vogelgesang
Zu wissen, was man weiß, und zu wissen, was man tut, das ist Wissen.
(Konfuzius)

Benutzeravatar
chinamul
Beiträge: 6055
Registriert: Di 30.03.04 17:05
Wohnort: irgendwo in S-H
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 78 Mal

Beitrag von chinamul » Do 23.02.06 18:43

@curtislclay

Das überzeugt und macht meine schöne Theorie leider zunichte! Aber auch Du scheinst noch keine schlüssige Erklärung für diese Erscheinung zu haben, oder?

Gruß

chinamul
Nil tam difficile est, quin quaerendo investigari possit

curtislclay
Beiträge: 3405
Registriert: So 08.05.05 23:46
Wohnort: Chicago, IL, USA
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 29 Mal

Beitrag von curtislclay » Do 23.02.06 21:41

Ich habe es im Internet gelesen, wo und von wem der Aufsatz ist weiss ich aber nicht mehr: als Schrötlingsvorbereitung hat man mit einer Art drehbarer Klinge Schmutz und die härtere Oberfläche des Metalls zuerst von der einen, dann von der anderen Seite des Rohlings entfernt.
Zuletzt geändert von curtislclay am Do 23.02.06 23:27, insgesamt 1-mal geändert.

Benutzeravatar
tournois
Beiträge: 4446
Registriert: Fr 26.04.02 17:38
Wohnort: Rhein-Lahn-Kreis
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 1 Mal

Beitrag von tournois » Do 23.02.06 22:00

curtislclay hat geschrieben:Ich habe es im Internet gelesen, wo und von wem der Aufsatz ist weiss ich aber nicht mehr: als Schrötlingsvorbereitung hat man mit einer Art drehbarer Klinge Schmutz und die härtere Oberfläche des Metalls zuerst von der einen, dann von der anderer Seite des Rohlings entfernt.
Sollte das der Fall sein, dann müsste man ja auf verschiedensten Münzen so eine Art "Schleifspuren" nachweisen können, oder was meint Ihr?
[b]tournois[/b]
[img]http://www.my-smileys.de/smileys3/zensurmann.gif[/img]
"Wir leben in einem Zeitalter, in dem die überflüssigen Ideen überhand nehmen und die notwendigen Gedanken ausbleiben!"
Joseph Joubert 1754 - 1824

curtislclay
Beiträge: 3405
Registriert: So 08.05.05 23:46
Wohnort: Chicago, IL, USA
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 29 Mal

Beitrag von curtislclay » Do 23.02.06 22:14

Ganz richtig, solche Schleifspuren, in konzentrischen Kreisen um das Zentrierloch herum, findet man in der Tat recht oft!

Benutzeravatar
Vogelgesang
Beiträge: 125
Registriert: Do 22.12.05 08:35
Wohnort: CCAA
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 0

Beitrag von Vogelgesang » Do 23.02.06 22:37

Zentrierung zur Säuberung des Rohlinges, Schleifspuren...
Warum so umständlich? Wäre es nicht logischer, dass bereits die Rohlinge leicht versetzt gekörnt wurden (soll ja kein Durchbruch vorkommen), um die Schrötlinge möglichst verlustfrei zu prägen? Ohne "Aufnahme" sind die Schrötlinge evtl. verrutscht und haben so konzentrisch geprägt Material verschwendet...in der Antike ein Frevel!

Wäre eine Möglichkeit. Ich bleibe dran...

Seid gegrüßt
Vogelgesang
Zu wissen, was man weiß, und zu wissen, was man tut, das ist Wissen.
(Konfuzius)

curtislclay
Beiträge: 3405
Registriert: So 08.05.05 23:46
Wohnort: Chicago, IL, USA
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 29 Mal

Beitrag von curtislclay » Do 23.02.06 22:48

So umständlich, weil die gedrehten Schleifspuren, in deiner Theorie unerklärlich, sehr oft begegnen!
Zudem sehe ich nicht ein, wie ein Loch im Schrötling vor Verrutschen schützen soll.

Benutzeravatar
peterf
Beiträge: 242
Registriert: Di 04.11.03 21:00
Wohnort: Lauf an der Peg.
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 0

Beitrag von peterf » Fr 24.02.06 11:56

Hallo.
Wenn der Körner nur beim Schrötling zum Einsatz gekommen ist, müßte das Loch nach dem Prägevorgang eingedrückt sein, zumindest teilweise sichtbar. Die Körnungen sind aber immer sauber und ohne Verformungen, wie sie nach einem Prägehieb auftreten würden.

Grüße
peterf.
Dateianhänge
Unbenannt.JPG
Nichts tun ist besser als mit viel Mühe nichts schaffen.

Benutzeravatar
Peter43
Beiträge: 13037
Registriert: Mi 11.08.04 02:01
Wohnort: Arae Flaviae, Agri Decumates
Hat sich bedankt: 206 Mal
Danksagung erhalten: 1924 Mal
Kontaktdaten:

Beitrag von Peter43 » Fr 24.02.06 12:22

Es gibt auch die Theorie, daß diese Löcher erst nach der Prägung entstanden sind, z.B. als Kennzeichnung für irgendwelche Zwecke. Es gibt Münzstätten, auch bewegliche, die für viele verschiedene Orte im Auftrag gearbeitet haben. Um z.B. die Abrechnung zu kontrollieren, wäre eine Erklärungsmöglichkeit.

Man müßte nämlich auch erklären, warum diese Löcher nicht auf imperialen Münzen vorkommen!

MfG
Omnes vulnerant, ultima necat.

il.roc
Beiträge: 49
Registriert: Mi 02.11.05 20:07
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 0

Beitrag von il.roc » Fr 24.02.06 12:33

@Peter43

Das wäre eine mögliche Erklärung. Doch warum sind sie dann vorne und hinten vorhanden?

Benutzeravatar
antoninus1
Beiträge: 5193
Registriert: Fr 25.10.02 09:10
Wohnort: bei Freising
Hat sich bedankt: 215 Mal
Danksagung erhalten: 918 Mal

Beitrag von antoninus1 » Fr 24.02.06 13:31

Vielleicht deswegen, damit man sie beim Zählen nicht wenden muss, um das Loch zu sehen.
Gruß,
antoninus1

Benutzeravatar
peterf
Beiträge: 242
Registriert: Di 04.11.03 21:00
Wohnort: Lauf an der Peg.
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 0

Beitrag von peterf » Fr 24.02.06 13:40

Hallo.
Ich glaube nicht daß man die Münzen für so profane Zwecke, wie zählen oder sonstwas administratives, derart verunstaltet hat. Die Körnungen müssen wärend des Produktionsprozesses entstanden sein, glaube ich.

Grüße
peterf.
Nichts tun ist besser als mit viel Mühe nichts schaffen.

Antworten

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: Google [Bot] und 7 Gäste