marius secundus

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

Moderator: Homer J. Simpson

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Pscipio
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Beitrag von Pscipio » Mo 19.06.06 21:21

Octavianus Denar, Münzmeister M. Arrius Secundus, 41 v. Chr.
Av: barhäuptiger Kopf des Octavian nach rechts, M ARRIVS dahinter, SECVNDVS davor.
Rev: vertikaler Speer zwischen Kranz und Phalera (?).
Cr. 513/2, Syd. 1048, Sear 319

Sehr selten und wertvoll.

An der Echtheit deines Stückes habe ich erhebliche Zweifel (diplomatisch ausgedrückt für: ich halte es für eine Fälschung).

Gruss, Pscipio
Nata vimpi curmi da.

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Beitrag von Pscipio » Mo 19.06.06 22:44

Vergleich mal dieses Original mit deiner Münze - der Porträtstil auf deinem Stück ist meilenweit vom Original entfernt und die Oberflächen der Münze sehen mehr als nicht koscher aus. Ich äussere nur einen Verdacht auf Fälschung, habe aber persönlich keinen Zweifel daran - sorry!

Woher hast du denn das Stück? Ein echtes Exemplar dieser Münze findet sich nicht irgendwo zu einem Schnäppchenpreis. Verkaufspreise des gezeigten Originals: 22'000 $, zzgl. Auktionsgebühren.

Gruss, Pscipio
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image00299.jpg
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Peter43
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Beitrag von Peter43 » Mo 19.06.06 23:18

Übrigens eine Randbemerkung: Octavian trägt auf dieser Münze einen sog. Trauerbart, über den wir schon einmal hier im Forum gesprochen haben!

MfG
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Beitrag von m90822 » Mo 19.06.06 23:33

Hallo Pscipio und Peter,

wenn ich immer hier im Forum die Faelschungen sehe, stelle ich mir die Frage; Warum die Faelschungen immer zumindest die ich hier sehe so schlecht sind?

Selbst einer wie ich mit verdammt wenig Ahnung, sieht sofort wenn der Original daneben steht, wie schlecht die Faelschung ist. Warum kriegen die es nicht hin eine gute Faelschung zu machen? Wenn man gut belehrt ist über die Materie und das Material dazu hat, sollte es doch so schwer sein. Oder sind die guten Faelschungen so gut, dass man sie überhaupt nicht erkennen kann?

Fragen über Fragen ;-)

Gruss
m90822

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Beitrag von Peter43 » Mo 19.06.06 23:53

Hallo m90822!

Wenn jemand z.B. die hier gezeigte Münze gut nachahmen will, muß er doch wohl die Originalmünze in der Hand haben! Das ist ihm aber bei einem so hohen Preis nicht möglich, sodaß er sich nur auf Bilder stützen kann, und dementsprechend sieht das Ergebnis aus!

MfG
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Homer J. Simpson
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Beitrag von Homer J. Simpson » Di 20.06.06 13:50

Die Münze ist eine bulgarische Fälschung, war vor ca. anderthalb Jahren schon mal auf Ebay. Ein echter Arrius Secundus kostet GUT vierstellig!

Homer
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quisquam
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Beitrag von quisquam » Di 20.06.06 15:40

Hallo m90822,

Das Schwierige ist, dass ein abweichender Stil nicht unbedingt falsch sein muss. Zum einen hatten die antiken Stempelschneider bessere und schlechtere Tage bzw. mal mehr und mal weniger Zeit zur Verfügung, und zum anderen gibt es oft von Münzstätte zu Münzstätte große Unterschiede im Stil. Ich denke da zum Beispiel an die Denare Vespasians aus Antiochia, deren Stil ich, als ich zum ersten mal ein solches Stück sah, für "völlig daneben" hielt. Um ein Stück tatsächlich anhand des Stils zu verurteilen, muß man die gesamte Bandbreite der entsprechenden Prägungen kennen, was sehr, sehr viel Erfahrung vorraussetzt. Dabei hilft natürlich auch gewaltig, den Stil der gängigen Fälschungen zu kennen.

Man weiß auch nicht, was der Oberfläche im Laufe der Zeit widerfahren ist. Ist sie sehr angegriffen, z. B. durch aggressive Reinigung, ist eine Beurteilung der Echtheit unter Umständen überhaupt nicht mehr möglich!

Ein Gefühl, ob echt oder falsch, bekommt man recht schnell. Man wird bei etwas fortgeschrittenem Erfahrungsstand meistens richtig liegen - manchmal aber eben auch nicht. Bei der Beurteilung der Echtheit trägt man eine große Verantwortung, schließlich kann man jemandem den Spaß an seiner Münze, die eventuell doch echt ist, gründlich verderben. Daher ist es so schwierig, ein definitives Urteil abzugeben.

Es gibt auch gefährliche Fälschungen, die, egal mit wieviel Erfahrung, kaum zu erkennen sind, Stichwort "Transfer Dies". Mit schnell aushärtendem Kunststoff formt man dabei eine möglichst vollrandige, echte Münze ab und prägt mit den so hergestellten Stempeln neue "Münzen". Benutzt man dabei noch antikes Münzmetall, so sind diese Fälschungen nahezu perfekt. Mit dieser (vorerst wohl eher geringen) Gefahr wird man als Sammler wohl oder übel leben müssen. Ich fürchte aber, dass diese wirklich hervorragenden Fälschungen in Zukunft mehr und mehr zum Problem werden.

Die 22000$ + Aufgeld für Pscipios Münzmeister-Denar sind zu erklären durch die Ausnahmeerhaltung und den breiten Schrötling. In sehr schön steht diese Münze mit "nur" etwa 2000€ in den Katalogen. Trotzdem sollten natürlich bei jedem die Alarmglocken läuten, wenn solch ein Stück bei ebay auftaucht!

Grüße, Stefan
Eigentlich sammle ich nicht Münzen, sondern das Wissen darüber.

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Beitrag von Actium » Di 20.06.06 20:05

Ich bin immer wieder überrascht, wie zügig auch Expertisen in die Fälscherrichtung hier zu haben sind, und das ist weißgott nicht als Kritik gemeint. Doch gebe ich zu bedenken, dass Fälscher sich dieses Forums bedienen könnten, um letztlich eine optimale "Lösung" hinzukriegen. Besäße ich die kriminelle Energie, eine Münze mit dem Wert der oben (echten) gezeigten herzustellen, mit dem Vorsatz zu betrügen, ich würde sie zweifellos keinem anderen Collegium präsentieren als diesem hier....ähämmmm...

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Beitrag von m90822 » Di 20.06.06 21:02

Hallo Stefan,

vielen Dank für diese ausführlichen und belehrenden Informationen. Die Numismatikwelt ist beinahe wie das Leben, mit allem drum und dran.

Ich würde und kaufe Münzen nur von sicheren Quellen oder Quellen mit Referenzen an. Selbst da muss man aufpassen, aber ich denke wenn man darauf achtet, haben die Stücke gutes Potenzial an Echtheit.

Habe letztens ein Doku gesehen über Faelscher gesehen, egal wie gut die Experten und was für welche Mittel Sie haben, einige gute Faelschungen konnte man an den echten nicht unterscheiden (paar Picasso Gemaelde, bis heute weiss man nicht ob es echt oder Faelschung ist und diese wurden weltweit von den Profis überprüft, der evtl. Faelscher hat es niemals zugegeben ob sie echt sind oder nicht, dabei haette er die echten Picasso Gemaelde wieder zurück erhalten). Eigentlich wollte ich nur 3 Wörter in die Klammer schreiben, es wurde immer laenger, jetzt form ich sie nicht um, da ich das original Text so lasse wie es ist ;-)


Gruss
m90822

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Beitrag von Peter43 » Di 20.06.06 22:32

@Actium:

Deine Befürchtungen bestehen zu recht! Deshalb habe ich bereits mehrmals gesehen, daß Experten eine Münze als falsch erklärten, dann aber nicht bereit waren, darüber zu diskutieren, wie sie zu diesem Urteil gekommen waren, um dem Fälscher nicht Hinweise zur weiteren Verbesserung seiner Fälschungen zu liefern.

MfG
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