Wie geht man als Anfänger beim bestimmen vor?!?

[M.SEXT.CVST]

Hallo zusammen,

ich bewundere immer wieder wie schnell hier Münzen(auch meine verdreckten Losmünzen) bestimmt werden.
Da ich dies selbst gerne beherrschen (und euch nicht weiter nerven will) möchte nun meine Frage.

Wie geht man beim bestimmen am besten vor. Was habt ihr für Methoden.

Interessant währe es auch ob ihr alle auf unterschiedlichen Wegen zur Lösung kommt oder ob es ein Schema „F“ gibt.

- kennt ihr einfach die Münzen schon grob vom Sehen?
- habt ihr Programme um nach lesbaren Texten Symbolen usw. zu suchen?
- blättert ihr einfach mal in Büchern drauf los?
- fragt ihr selbst bei bekannten Sammlern nach deren Meinung?
-wie schaft ihr es unleserliches zu entziffern

usw usw......

Währ über jeden Rat dankbar.

Gruß MARCVS SEXTIVS CVSTOS

[andi89]

Hallo!

Also ich mach das meinsten so, dass ich einfach mal grob schaue, in welche Richtung es geht: Ist es eine Provinzialbronze, oder stadtrömisch? Welche Zeit? Welche Rückseitendarstellung?
Dann weiß ich schon mal wo ich suchen muss und hab grobe Anhaltspunkte.
Und von da weg schau ich ob man vielleicht Legenden(teile) lesen kann, und ob man sie vielleicht zuordnen kann(einem Kaiser oder einer Stadt).
Meistens finde ich nach mehr oder weniger langer Suche auch etwas, und wenn nicht, dann frage ich hier nach.
Bei vielen Münzen muss man aber nicht lange Suchen, weil man sie auf einem Blick recht genau bestimmen kann, was wiederum daran liegt, dass man sie schon oft gesehen hat.
Ein Beispiel sind die "Reitersturznmotive" auf den Münzen des Constantius II, da ist es eben nicht nötig zu schauen, welche Legende da stehen könnte, man weiß da ist FEL TEMP REPARATIO zu lesen.
Und wenn dir das nicht so geht, dass der "Geistesblitz" der Bestimmung sofort kommt, keine Angst, das ist normal, man braucht eine gewisse Zeit und dann geht es immer schneller.

andi89

[M.SEXT.CVST]

Da ich im moment noch schlecht erhaltene Münzen hab sind manche Details nicht immer sauber zu lesen.

Gibt es eine möglichkeit die Schrift deutlicher lesbar zu machen. Wenn ich durch eine Lupe schaue sehe ich zwar mehr aber mir fehlt der zusammenhang des gesehenen durch die vielzahl der Details(Kratzer, Schmutz, usw).

Ich habe versucht das danze mal mit Butterbrotpapier und Bleistift durchzupausen aber das brachte auch keinen erfolg.

Das ich nach Jahren die Münzen grob einteilen kann glaub ich gern aber als Anfänger geht das noch nicht.

Schön währe es darum wie ihr vorgeht vor allem wie ihr das selber am Anfang gemacht habt.

[Chippi]

1. Erfahrung - man muss sich viele Münzen anschauen und auch in der Hand haben. Für alle weiteren Punkte unverzichtbar, die andi89 schon genannt hat.

Gruß Chippi

[n.......s]

...besonders wichtig sind Deine persönlichen Wahrnehmungen !
Was siehst Du ?
-welches Material - Bronze , Silber , Kupfer , Billon , usw.
- was siehst Du ? Porträt ? Mann / Frau ?
- wie sieht das Porträt aus ? Kopfschmuck -ja/nein , Strahlenkrone ?
-was wiegt die Münze ?
- daraus können ggf. erste Schlüsse bez. des Nominals bzw. der Prägezeit geschlossen werden .

Wenn dann noch (zumindest Teile) die Legende zu erkennen ist , sind wir schon ein gewaltiges Stück weiter .

Gruß
Torsten

[helcaraxe]

Eine gute Hilfe, wenn man Münzen hat, deren (Avers-)legende nur teilweise zu entziffern ist, ist diese Seite:

http://www.romancoin.info

Hat mir schon ein paar aha-Erlebnisse beschert.

[diwidat]

Mein schwierigstes Stück.

Römer sind auch noch nicht lange mein Metier, aber langsam habe ich mich bei den Häufigsten Kaisen eingearbeitet. Wenn dann ein Stück wie das vorgestellte kommt, erwacht der Jagdttrieb und der (die)Kampmann wird um und num gedreht.

Zum Einstieg habe ich das Stück gescant und groß ausgedruckt, dann die Buchstaben, die ich erkennen konnte daneben geschrieben (so maches sie es im Museum) und dann die mögichen Buchstabenkombinationen unter den Münzbeschreibungen gesucht.

Was blieb und passte, war ein Tetricus. Aber was hatte er im Gesicht?
Nach vielen Drehungen und Vergleichen wurde es klar.
Die Münze ist doppelt geprägt, unter einmaliger Wendung des Schrötlings, AV auf RV und vice versa. Pax erscheint also zweimal.
Der Indikator war die Lanzenspitze im Nacken von Tetricus, die da überhaupt nicht hingehört.
Prägejahr, Münzstätte und RIC Nummer stehen da noch weit hinten an.
Da könnt Ihr mir mal helfen.

[Fridericus]

Hallo, ich kann Dir nur raten: Du muß soviele Münzen gesehen haben, wie nur irgend möglich. Irgendwann bist Du in der Lage, z.B. die wichtigsten Kaiser anhand des Portraits zu erkennen und bekommst auch ein Gespür für die Umschriften. Darüber hinaus brauchst Du einfach einen guten Katalog (am besten mit vielen Abbildungen), und da drängt sich derzeit einfach "Der Kampmann" auf (Ursula Kampmann: Die Münzen der römischen Kaiserzeit, derzeit für 39,90 Euro zu haben).

Ich mache Dir aber ein Angebot: Ich habe zuhause über 20 alte bebilderte Auktionskataloge, die ich nicht mehr brauche. Wenn Du bereit bist, das Porto zu übernehmen, schenke ich sie Dir. Aber Vorsicht: das wird nicht billig, denn die Dinger wiegen sehr viel!!!

[dionysus]

Tetricus I ists auf jeden Fall. Ziemlich sicher ist es RIC 100.
Interessantes Stück mit der doppelten PAX.

[diwidat]

@ Fridericus, solltest Du mich gemeint haben (ist aus Deinem Posting nicht zu ersehen) möchte ich Dir mal für Dein Hifsangebot danken.

Münzen sammle ich seit man gerade 45 Jahren (hauptsächlich China). Aber der Sear, Kankelfitz, Kampmann, Albert und noch ein paar gehören fast zu meiner Frühstückslektüre (neben der Konfitüre), mein Bücherschrank bricht unter den Auktionskatalogen beinahe zusammen und in den vergangenen 6 Monaten habe ich meine ganze Römersammlung, mit fast 800 Stück wegen der Dubletten, alles auf einmal bestimmt (die hatten schon sehr lange gelegen).
Was mir fehlt ist die Beschäftigung mit den großen Bestimmungswerken wie RIC (die sind mir über unser Landesmuseum zugänglich), da ich als Rentner wirklich keine freie Minute mehr habe.

[Fridericus]

@diwidat: Tut mir leid, aber ich meinte M.SEXT.CVST.

[chinamul]

Hallo diwidat!

Es ist wirklich zum Lachen: Genauso sieht's im Prinzip auch bei mir aus. Meine Frau möchte zwar immer gerne mal aufräumen und Staub wischen, aber das würde nur alles durcheinanderbringen. Und gemütlich ist es allemal!
Übrigens: Was speziell sammelst Du von China? Ich habe es ja neben den Münzen vor allem mit den Amuletten.

Gruß

chinamul

[diwidat]

Das ist eigentlich meine Uhrmacherwerkstatt, die aber wegen einem Optikschaden nicht mehr so stark frequentiert wird.

Da hab ich die Amulette nur neben den Münzen, eben genau anders herum.

Meine Sammlung lehnt sich an den Schjöth Katalog an, also ab Chou Dynastie, dann aber fortlaufend bis Ende der Cash einschl. geprägte. Dazu etwas Kaiserreich und Republik.
Wenn es mal nicht weiter geht, kommt auch der Staak und der Ting-fu Pao zum tragen. Die Sprache beherrsche ich nicht, kann die Zeichen aber schon recht gut einordnen - auf die Münzen bezogen.
Dein Buch über die Amulette steht bei mir neben der chinesischen Ausgabe.

Gruß diwidat