Stark untergewichtiger Denar des Septimius Severus

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

Moderator: Homer J. Simpson

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Marius
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Stark untergewichtiger Denar des Septimius Severus

Beitrag von Marius » Sa 16.12.06 14:57

Frage an die Experten:
Habe kürzlich folgenden Denar erstanden:

Septimius Severus-193-211

AR-Denar (1,71 g, Durchmesser 19mm), Rom 197/198. Av.: L SEPT SEV PERT AVG IMP X, belorbeerte Büste rechts. Rv.: VICT(AVGG) COS II PP, Viktoria geht links hält Kranz und Palmzweig. RIC:120c, C.694

Bei der Bestimmung bin ich mir recht sicher – vielleicht ist da aber doch noch etwas zu korrigieren. Was mich irritiert, ist die starke Untergewichtigkeit des Stückes. An der Echtheit zweifle ich jedoch nicht. Es ist zwar bekannt, dass der Denar als Nominal mehrere Gewichtsreduktionen erfahren hat und im 2. und 3.Jh.n.Chr. das Gewicht von 1/100 des römischen Pfundes (3,27 g) auf 1/140 des römischen Pfundes (2,3 g) zurückging. Aber für einen „frühen“ Severerdenar ist das Gewicht deutlich zu niedrig. Stilistisch ist die Münze m.E. in Ordnung und auch nicht subaerat, so dass auch kein „Beischlag“ etc. in Frage kommen kann. Kennt jemand eine plausible Erklärung ?

Vielen Dank und viele Grüße
Marius
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drakenumi1
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Septimius Severus subaerat?

Beitrag von drakenumi1 » Sa 16.12.06 17:08

Hallo, Marius,
warum denn nicht subaerat? Das Gwicht deutet stark darauf hin. Nach- folgend ein S.S. aus meiner Sammlung, 15,5/17 mm groß und mit einem schönen "Blickfenster" nach innen im Fußbereich der Salus. Der Silberüberzug scheint sehr dick und solide. Kann meine leider nicht wiegen, habe keine genaue Waage. Aber kann schon sein, daß der Überzug auf Deinem S.S. bis heute intakt geblieben ist. Dann bleibt als Begründung eigentlich nur das geringere spez. Gewicht von Kupfer.
Grüß Dich
drakenumi1
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Marius
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Re: Septimius Severus subaerat?

Beitrag von Marius » Sa 16.12.06 17:46

drakenumi1 hat geschrieben:Hallo, Marius,
warum denn nicht subaerat? Das Gwicht deutet stark darauf hin. Nach- folgend ein S.S. aus meiner Sammlung, 15,5/17 mm groß und mit einem schönen "Blickfenster" nach innen im Fußbereich der Salus. Der Silberüberzug scheint sehr dick und solide. Kann meine leider nicht wiegen, habe keine genaue Waage. Aber kann schon sein, daß der Überzug auf Deinem S.S. bis heute intakt geblieben ist. Dann bleibt als Begründung eigentlich nur das geringere spez. Gewicht von Kupfer.
Grüß Dich
drakenumi1
Hallo drakenumi1,

erstmal Danke für die Antwort. Denkbar wäre es schon, dass es sich um eine subaerate Münze handeln könnte - das würde das zu geringe Gewicht erklären. Allerdings sehe ich nach intensiver Betrachtung des Stückes keinen Hinweis darauf.

Gruß
Marius

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Beitrag von Pscipio » Sa 16.12.06 18:28

1.71 g ist schon sehr sehr wenig, aber gerade heute habe ich einen Maximinus I. Denar mit 4.58 g (!) entdeckt; selbst solche extremen Schwankungen kommen ab und zu vor. Für mich kein Grund, hier eine subaerates Stück zu vermuten, zumal die Münze stark gereinigt aussieht - da wäre ein allfälliger Kupferkern wohl zum Vorschein gekommen (sieh Felder auf der Rückseite).

Gruss, Pscipio
Nata vimpi curmi da.

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Beitrag von drakenumi1 » Sa 16.12.06 18:36

Sag ich doch. Die Silberschicht kann sehr solide ein und evtl. chemische Reinigungen auch gut überstanden haben oder aber die gewisse "Zerknautschtheit" Deines S.S. ist auf mechanische Einflüsse zurückzuführen, so daß äußere Einflüsse nicht bis innen vorgedrungen sind. Dann kann man auch die Fütterung nicht bemerken, wenns da nicht die Waage gäbe...
Gruß drakenumi1
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Beitrag von Zwerg » Sa 16.12.06 18:38

Römische Silbermünzen wurden meines Wissens "al marko" und nicht "al pezzo" geschlagen - aus einer gewissen Menge Silber mußte eine bestimmte Menge Schrötlinge hergestellt werden. Dies erklärt solche Schwankungen. Ganz anders sah dies allerdings beim Gold aus.

Grüße
Zwerg
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Beitrag von Marius » Sa 16.12.06 19:31

Zwerg hat geschrieben:Römische Silbermünzen wurden meines Wissens "al marko" und nicht "al pezzo" geschlagen - aus einer gewissen Menge Silber mußte eine bestimmte Menge Schrötlinge hergestellt werden. Dies erklärt solche Schwankungen. Ganz anders sah dies allerdings beim Gold aus.

Grüße
Zwerg
Ja, das dürfte im vorliegenden Fall die Erklärung sein - wobei es schon verwundert, welche extremen Gewichtsschwankungen es im Einzelfall gibt.

Gruß
Marius

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Silbermünzen "al marko"?

Beitrag von nerva » Mi 27.12.06 02:19

Hi,
irgendwie bringt mich Zwergs Aussage ein wenig in Schleudern? Wurden nicht Gold- und Silbermünzen meist "al pezzo" justiert?
Aber wo wir dabei sind: Wo kann man denn die Angaben für das korrigierte Maximalgewicht (also nicht das Durchschnittsgewicht) für einzelne Prägungen nachschlagen? Teils finden sich ja Angaben in Manfred Beiers "Münzwesen des römnischen Reiches", allerdings eher nur schematisch und und nicht auf einzelne Prägungen bezogen.
Bin für Hinweise gerade das 1 Jhd. betreffend dankbar.
Nerva

(P.S.: Alter, aber immer noch lesenswerter kurzer Aufsatz zu Gewicht- Schwankungen bei den Schrötlingen ist "Die Frequenztafel" von George Hill; abgedruckt bei Alfödi, Methoden der Antiken Numismatik, S.301-309)
Ein Egoist ist jemand, der seine Bedürfnisse über die meinen stellt.
(Zitat von einem klugen Menschen, dessen Namen ich vergessen habe)

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