Provinzrömer aus Lamos und Korakesion

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

Moderator: Homer J. Simpson

spätrömer
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Provinzrömer aus Lamos und Korakesion

Beitrag von spätrömer » Do 28.12.06 11:42

Hallo,

ich habe neulich zwei kilikische Provinzrömer erworben, bei denen mir die endgültige Bestimmung, bzw. das komplette Lesen der Legende schwer fällt, da ich keine Vergleichsexemplare im Internet finden konnte. (Katalog fehlt mir leider).

Die eine stammt von Hadrian, und wurde in Lamos (Kilikien) geprägt. Rv.: Sitzender Zeus (Olympios?) mit Szepter und Blitzbündel (?), zu Füßen Adler. Die Beschriftung des Av. scheint klar, aber Rv.: C:L(ambda)AM L(ambda)AM MP(i) ist mir überhaupt nicht klar (außer der Zuordnung zu Lamos). Die Maße der Münze: 26 mm/7,44 g (Diassarion?). In einem Uralt-Auktionskatalog von 1989 fand ich zu einer sehr, sehr ähnlichen Münze mit identischem Bild bei unklarer Beschriftung folgende Notiz: "Wie vielerorts ließ sich Hadrian auch in Lamos als neuer Zeus Olympios feiern, was durch dieses Unikum (!!!!) erstmals belegbar ist.... (W.W.)". Die Münze wurde damals als unediert bezeichnet.

Die andere ist von Traian aus Korakesion, Rv. Tyche mit Mauerkrone. Hier kann ich den ersten Teil der Av.-Legende nicht entziffern. Ich bitte freundlichst um Hilfe, wer kennt diesen Münztyp genauer?

Bitte entschuldigt die unbeholfene Darstellung der griechischen Schrift, beim Hineinkopieren der Griechischen Buchstaben wurde mir stets wieder Normalschrift daraus gemacht.

Vielen Dank im voraus von spätrömer
Dateianhänge
HadrianLamosAv.jpg
HadrianLamosRv.jpg
TraianKorakesionAv.jpg
TraianKorakesionRv.jpg
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vMadai
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Beitrag von vMadai » Do 28.12.06 11:50

Sear 1058: Coracesium, AE 18, AYTOKRATWR TRAIANOC, Laur.bust r.
Rs.: KORAKHCIWTWN Female figure stg.l., holding short trident and sceptre.
In Schön 20 Pfd.

Zu Lamos in Kilikien führt Sear keine Traian-Münzen auf!

Viele Grüße,
vMadai

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Beitrag von vMadai » Do 28.12.06 11:54

Sorry, ich übersah, dass die Lamos-Münze von Hadrian ist, aber auch für diesen gibt es bei Sear keinen Eintrag!?!

vMadai

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Beitrag von spätrömer » Do 28.12.06 12:06

Hallo vMadai,

danke für die rasche Antwort - aber mein Traian hat keine stehende Figur mit Dreizack und Szepter auf dem Rv., sondern eine Tyche-Büste! Kann also m. E. nicht Sear 1058 sein. AYTOKPATWR ist vielleicht zum Teil richtig; AYT ... kann ich entziffern (ist ja auch logisch), aber danach kommt irgendwas anderes (?).

Viele Grüße von spätrömer
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Beitrag von vMadai » Do 28.12.06 14:54

Hallo Spätrömer,

in dem Thread zu Viminacium, in dem wir beide gerade waren, schrieb Peter43, dass Sear nur die wichtigsten Typen bringt. Das ging mitr auch schon öfters so, dass genau meine Münzen eben nicht drin sind, nur (entfernt) ähnliche.

Was gibt es da für Möglichkeiten, genaueres zu finden?

Grüße, vMadai

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Beitrag von Pscipio » Do 28.12.06 18:05

Ich bin in den Ferien und habe deshalb keinen Zugriff auf meine Literatur, habe aber mal Coinarchives durchstöbert: http://www.coinarchives.com/a/lotviewer ... 9&Lot=1001

Der Sear bietet nur einen Einstieg in die Provinzialprägung und deckt wohl nur wenige Prozent dieses riesigen Gebietes ab. Ausserdem listet er die Münzen nach Kaisern geordnet statt nach Prägestätten, was für den Einsteiger angenehm sein mag, numismatisch aber Unsinn ist.
Für Provinzialmünzen gibt es keinen RIC, sondern man muss sich für die Gebiete, für die man sich interessiert, die existierenden SNG's und Monographien zusammensuchen. Das ist sowohl zeitlich wie auch finanziell sehr aufwendig und wohl mit ein Grund dafür (neben vielen anderen Hemmnissen wie z.b. der Gebrauch der oftmalige griechischen Sprache), dass das Sammeln von Provinzialmünzen weitaus weniger verbreitet ist, als das Sammeln von reichsrömischen Prägungen. Schade!

Gruss, Pscipio
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Beitrag von Peter43 » Do 28.12.06 19:13

Das hat aber auch den Vorteil, daß die Preise im Allgemeinen moderater sind! :D
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Beitrag von spätrömer » Do 28.12.06 20:27

@ Pscipio,

herzlichen Dank, das war sehr hilfreich! Dieses Auktionsergebnis hatte ich nicht gefunden. Ich bin jetzt doch überrascht, daß die Münze so selten zu sein scheint, es ist der zweite Eintrag "unediert" (was heißt das jetzt genau? Kein Eintrag in irgendeinem Katalog oder in einer wiss. Publikation?). Der Preis, den ich für die Münze bezahlt habe, war niedrig zweistellig! Spielen die geringfügigen Unterschiede im Rv.-Bild eine Rolle?

@ vMadai: Tut mir leid, für die Beantwortung Deiner Frage fehlt es mir einfach an Erfahrung!

Freundlicher Gruß von spätrömer
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Beitrag von Pscipio » Do 28.12.06 20:33

Unediert bedeutet, dass das Auktionshaus die Münze in keinem Referenzwerk gefunden hat. Nicht weniger, aber auch nicht mehr. Selten scheint die Münze ganz sicher zu sein; und sie ist toll erhalten - gratuliere!

Pscipio
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Beitrag von chinamul » Do 28.12.06 22:51

Jetzt müßte man mir doch bitteschön mal erklären, was der Unterschied zwischen "unpubliziert" und "unediert" ist. Wenn mich meine Lateinkenntnisse nicht im Stich lassen, dann ist ein unpubliziertes Stück nicht publik gemacht, mithin in keinem der einschlägigen Werke aufgeführt worden, eine Feststellung, die ohnehin jedesmal eine gelinde Hochstapelei ist. Denn niemand, nicht einmal Curtis, überblickt die gesamte zu einem Stück erschienene Literatur. Eine unedierte Münze hingegen ist sogar nicht einmal herausgegeben worden (e-dare), was sprachlich eine contradictio in adiecto wäre, d. h. das Attribut "unediert" macht die Münze zu einer gar nicht existierenden, weil eben nicht herausgegebenen, geprägten.
Man wird sicher einwenden, daß dieser Begriff im allgemeinen Sprachgebrauch unter Münzfachleuten ständig in der von mir kritisierten Bedeutung benutzt wird. Dennoch aber ist er in meinen Augen unsinnig.
Für die hier zur Diskussion stehende Münze schlage ich die Bezeichnung "anscheinend unpubliziert" vor, die den Sachverhalt wohl am klarsten darstellt.

Gruß

chinamul
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Beitrag von Pscipio » Do 28.12.06 22:54

chinamul hat geschrieben:Für die hier zur Diskussion stehende Münze schlage ich die Bezeichnung "anscheinend unpubliziert" vor, die den Sachverhalt wohl am klarsten darstellt.
Wobei sich die Frage stellt: ist ein Stück noch unpubliziert, wenn man es z.B. bei Coinarchives findet? Eigentlich ja nicht, denn ein Auktionskatalog ist auch eine numismatische Publikation.

Gruss, Pscipio
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Beitrag von Peter43 » Do 28.12.06 23:05

Hallo Chinamul!

Im Prinzip hast Du recht, allerdings hast Du übersehen, daß es korrekt nicht ediert, sondern editiert heißen müßte! Natürlich gibt es keinen Unterschied zwischen uneditiert und unpubliziert, wie Du richtig ausgeführt hast.

Nun meine ich aber, daß in dem Augenblick, in dem eine Münze in einem Auktionskatalog mit dem Attribut 'uneditiert' (oder 'unpubliziert') erscheint, sie natürlich publiziert ist, nämlich in diesem Auktionskatalog. Der Besitzer einer Münze desselben Typs kann dann nicht mehr behaupten, sie sei unpubliziert, da er sie ja in diesem Katalog finden kann. Er müßte seine Bestimmung dann spezifizieren etwa als 'in keinem der bekannten Werke publiziert'!

Im amerikanischen Forum haben wir eine Reihe von Isis-Reversen für provinziale Severer gefunden, die es in keinem der bekannten Werke gibt. Ab jetzt sind diese hier vorgestellten Münzen die offiziellen Belege für diese Typen! Niemand kann ab jetzt sagen, sie seien unpubliziert.

Mit freundlichem Gruß
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Beitrag von hjk » Fr 29.12.06 00:21

Hallo zusammen,

seit einiger Zeit habe ich begonnen, mir (neben den Reichsprägungen) Gordian III - Provinzmünzen zuzulegen. Und natürlich bemühe ich mich, die nach den einschlägigen Werken zu bestimmen. Genau aus diesem Grund habe ich mir auch den Sear "Greek Imperial Coins" zugelegt (hallo vMadai :wink:). Inzwischen habe ich festgestellt, dass das für meine Bedürfnisse wohl doch nicht so das Richtige war: neben vielen interessanten allgemeinen Informationen scheint's für jede/n Herrscher/in und für jede Prägestätte jeweils nur eine Beispielmünze zu geben (für Viminacium also trotz der vielen Ausgaben nur die von VMadai im anderen Thread schon zitierte 3642). Folge: bisher habe ich keine meiner Provinzmünzen im Sear gefunden :( . Und ich habe ein bisschen die Befürchtung, dass mich auch die anderen einschlägigen (Gesamt)Werke in Sachen Gordianus III nicht sonderlich weiterbringen. Trotzdem wage ich die Frage: gibt's da womöglich ein spezielles Werk, das die Provinzausgaben von Gordian III etwas ausführlicher behandelt?

Schönen Gruß aus Frankfurt
hjk :D

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Beitrag von Peter43 » Fr 29.12.06 00:32

Ist mir nicht bekannt! Ich besitze die AMNGs für Nordgriechenland, einige Monographien für Einzelstädte und einige Kataloge. Meine Hauptquellen daneben, insbesondere Kleinasien, sind Wildwinds (leider manchmal falsche Bestimmungen, hängen vom Einlieferer ab!), CoinArchives und Vcoins (oft falsche Bestimmungen, auch durch professionelle Verkäufer!). Den Rest (leider viele Münzen) stelle ich im amerikanischen Forum vor (darf ich doch sagen, oder?). Das hat inzwischen über 5000 Mitglieder und irgendjemand hat dann das richtige Werk, das zur Bestimmung nötig ist.

Den Sears benutze ich praktisch nur noch, um die Liste der ausgebenen Städte zu durchsuchen.

Mit freundlichem Gruß
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Beitrag von hjk » Fr 29.12.06 00:51

Genau das habe ich befürchtet! Mal sehen . . . muss ich da wohl evtl. die "Strategie" wechseln (also vielleicht z.B. Provinzmünzen von zunächst mal nur einer Prägestätte)?

hjk :?

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