Hallo Archäologix,
erstmal Willkommen. Du hast sicher gemerkt, daß wir hier alle sehr vorstichtig sind, wenn die Frage kommt "Was ist diese Münze wert?".
Ich lehne mich jetzt mal aus dem Fenster und sage, daß 35-40 € auf ebay schon recht fair sind bei der Erhaltung dieser Münze.
Schöner finde ich persönlich bei den Spätrömern nur noch eine Schwemmsandpatina, die geht mehr in Richtung Ocker.
Dein Großvater hatte offensichtlich ein gutes Auge, und daß Du gerade die Münze einstellst, zeigt, daß Du es von ihm geerbt hast. Vielleicht willst Du ja doch bei den Münzen bleiben?
Ein Händler wird Dir zu Anfang sagen, die sei so gut wie nichts wert - das ist bei 35 € natürlich relativ, aber die bei ihm umgeschlagenen Summen sind notwendigerweise so hoch, daß man der Aussage im Prinzip (aus der Sicht des Händlers, nicht des Sammlers) zustimmen kann. Ehrlich gesagt würde es mich überraschen, wenn er sie einzeln für über 10-13 € kaufen würde. Im Lot ist die Sache nochmal anders. In seiner Lagerliste würdest Du sie dann später erstmal für 60-75 € abgebildet sehen.

Außerdem hängt es davon ab, ob Du das Geld als Gutschrift haben wolltest, um bei ihm weitere Münzen zu kaufen (dann gibts natürlich rechnerisch mehr), oder ob Du ihm das Barkapital wirklich entziehst.
Du siehst, es hängt wesentlich davon ab, was Du noch zum Verkauf bringen willst - und dann wirst Du vermutlich eine unglaubliche Rosinenpickerei erleben.
Ich habe das Theater mit der Münzauflösung jetzt schon oft erlebt, einfach weil (zumeist erheblich ältere Sammlerfreunde) in den numismatischen Gesellschaften schlicht verstorben sind, und die Erben keine Ahnung haben, oder, was noch schlimmer ist, ohnehin schon zuviel Geld geerbt haben, um noch Ahnung haben zu müssen - soll heißen, die Münzen gehen dann weit (!) unter Kurs weg, wenn sie nicht nach Gold oder Silber des 1. Jahrhunderts aussehen. Die Gier treibt eben nicht nur Sammler, sondern manchmal auch Händler um.
Wenn Du Dich wirklich von diesem Erbteil trennen möchtest, dann würde ich Dir folgendes Vorgehen vorschlagen, wobei ich zuerst etwas weiter ausholen möchte:
Finde heraus, ob Dein Großvater "Einzelkämpfer" oder irgendwie in einer Numismatischen Gesellschaft organisiert war. Das war früher mehr die Regel als heute in der Zeit des Internets, wo es solch geniale Foren gibt. Dazu kommt, daß deswegen die Beschaffung früher schwieriger war; ergo kauften mehr beim Händler; da der höhere Preise hat, um davon leben zu können, war die Numismatik in diesem Bereich eher etwas für Leute mit größerem Geldbeutel, v.a. aber Sache des "gehobenen Bildungsbürgertums". (Hoffentlich erschießt man mich jetzt hier nicht für diese Qualifizierung). Das ist "im Grunde" bis heute so geblieben, weshalb nur sehr vereinzelt Händler bei ebay was vertickern, und wenn, dann meistens eher minderwertige Ware, die sie im Laden nicht auf Anhieb zeigen wollen. Es gibt auch Ausnahmen wie "cichos-gladiator" oder so ähnlich, der auch auf Münzbörsen ausstellt, aber auch hier wirst Du eher erhebliche Abstriche bei der Qualität im Vergleich zu anderen, v.a. den "Franzosen", finden.
Im Prinzip kannst Du also - wenngleich das so verallgemeinernd nicht stimmt - von zwei (!) Märkten ausgehen.
Ausgehend von dieser Beobachtung ist es also sinnvoll, den mit mehr Geld zu beackern, zumal Deine Ware ja offensichtlich qualitativ höherwertig, wenn auch nicht selten ist. Wenn also Dein Großvater so organisiert war, geh da mal hin, stell Dich vor - Du wirst sehen, daß der Kredit Deines Großvaters für Dich arbeiten wird. Wenn Du dann über den Präsidenten (oder wie immer der vorsitzende Postenträger heißt) verlauten läßt, die Sammlung stehe exklusiv zuerst den Mitgliedern der Gesellschaft zur Ansicht, wirst Du blitzende Augen sehen, in denen kleine Kaiserportraits aufleuchten
Du wirst dort sicher keine Phantasiepreise erzielen, aber untereinander ist man diesem Rahmen - zumindest habe ich es bisher immer so erlebt- sehr fair.
Hilfreich ist es sicher, wenn Dein Großvater eine Sammlungsbeschreibung angelegt hat und Du auf diese zugreifen kannst - da steht meist die Bezugsquelle und der Anschaffungspreis drin, so daß Du in etwa zumindest einen Richtwert hast. Wenn Du das ganze aber tatsächlich eher in die Hand eines professionellen Sammlers (eben z.B. des Vorsitzenden) legst, dann wird es für den eine Ehrensache sein, für Dich einen guten Preis aus den Stücken bei seinen Mitgliedern rauszuholen.
Soviel zum Allgemeinen. Hilfreich ist es sicherlich noch, wenn wir wüßten, wieviele Stücke insgesamt so da sind bzw. ob eben z.B. eine Sammlungsbeschreibung vorhanden ist.

Ganz liebe Grüße von
Nerva
Ein Egoist ist jemand, der seine Bedürfnisse über die meinen stellt.
(Zitat von einem klugen Menschen, dessen Namen ich vergessen habe)