GENIO AVGVSTI oder GENIO IMPERATORIS?

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

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helcaraxe
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GENIO AVGVSTI oder GENIO IMPERATORIS?

Beitrag von helcaraxe » Do 04.01.07 10:25

So, und noch ein kleines Problem mit einer meiner schlecht erhaltenen Bronzen habe ich: ;-)

Folgender Follis des Maximinus Daia zeigt auf der Rückseite einen Genius, nach links opfernd mit Modius (wenn ich das richtig verstanden habe, dass das abgebildete Gefäß so heißt).

Nun frage ich mich: Bei allen Abbildungen die ich finden konnte, ist, bei der Rückseitenlegende GENIO AVGVSTI der Genius stets ohne dieses Gefäß abgebildetet, lautet die Rückseitenlegende jedoch GENIO IMPERATORIS ist das Gefäß dabei.

Da ich die Rückseitenlegende nicht sicher entziffern kann (ich tendiere aber zu GENIO AVGVSTI) frage ich mich: Stimmt diese Vermutung? Und wenn ja, was ist dann die Bedeutung dieses Gefäßes?

Ah, und noch eine Bitte, vielleicht könnt ihr mir noch sagen, zu welcher Münzstätte ihr diese Münze zuordnen würdet?

Vielen herzlichen Dank schon mal im Voraus!
Zuletzt geändert von helcaraxe am Do 04.01.07 16:38, insgesamt 1-mal geändert.
Viele Grüße
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chinamul
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Beitrag von chinamul » Do 04.01.07 12:03

Hallo helcaraxe!

Av.: IMP C GAL VAL MAXIMINUS P F AVG
Rv.: GENIO AVGVSTI
Der Genius Augusti opfert aus einer Patera auf einen niedrigen Altar (kein Modius!).
Der Follis wurde ca. 312/313 in Cyzicus geprägt (Abschn.: SMK).
Rechts im Feld wohl ein Delta.
RIC VI, p. 594, 101a

Gruß

chinamul
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Beitrag von helcaraxe » Do 04.01.07 12:23

Herzlichen Dank, chinamul!

Wie immer eine schnelle und tolle Bestimmung :-) !
Viele Grüße
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Beitrag von nerva » Do 04.01.07 19:15

Hi, ne schöne Darstellung eines Modius findet man auf diesem Denarrevers des Vespasian:
http://www.coinarchives.com/a/lotviewer ... 1&Lot=2087

Ist übrigens ne interessante Sache, denn der Modius war ja nur ein Trockenhohlmaß für ca. 8,7 Liter gedroschenes (!) Getreide. Allerdings fragt es sich halt, wie man die einzelnen Körner im Modius wohl hätte darstellen sollen :roll:

Übrigens ist der modius der berühmte "Scheffel" im Neuen Testament, unter den man bekanntlich sein Licht nicht stellen soll. (Mk 4,21 par.) Dort findet es sich als lateinisches Fremdwort mitten im griechischen Text: και ελεγεν αυτοις μητι ερχεται ο λυχνος ινα υπο τον μοδιον τεθη η υπο την κλινην ουχ ινα επι την λυχνιαν τεθη

Liebe Grüße,
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Beitrag von Peter43 » Do 04.01.07 19:23

Hallo Nerva!

Interessantes NT-Zitat! Man sieht auch, daß der Modius immer 3 Füße hat. Das kann einem helfen, wenn man ihn manchmal von einer Prora unterscheiden muß.

Mit freundlichem Gruß
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Beitrag von nerva » Do 04.01.07 20:28

Hallo Peter, meinst Du statt Prora evtl. Patera, oder verstehe ich Dich hier falsch? :wink:
Gruß,
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Beitrag von Peter43 » Do 04.01.07 22:08

Hallo Nerva!

Nein, ich meinte schon Prora! Ich habe hier aus meiner Sammlung einen Antoninian von Philipp I., der auf Rs. Annona zeigt. Ich hätte schwören können, daß es sich bei dem Gegenstand li zu ihren Füßen um einen Modius handelt. Curtis korrigierte mich dann, es sei eine Prora!

Mit freundlichem Gruß
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Beitrag von nerva » Do 04.01.07 22:32

Hi Peter,
eine schöne Münze ist das. Du hast recht - das ist tatsächlich eine Prora. Der Stempelschneider hat sie allerdings nur schematisch angedeutet, oder?
Zum Modius fehlen mir v.a. die heraushängenden Kornähren? Gibt es da wirklich welche ohne? Diese Hübsche
http://imagedb.coinarchives.com/img/gor ... b02061.jpg
finde ich sehr bemerkenswert: Füllhorn, Modius und Prora in einer Darstellung. Fehlen tatsächlich die Kornähren im Modius, oder sind die nur nicht wegen der Qualität der Abbildung zu sehen?
Auf jeden Fall danke ich Dir sehr für den Hinweis auf die stete Dreifüßgkeit des Modius in den Abbildungen, das habe ich mir so noch nie bewußt gemacht. :oops:

Liebe Grüße,
Nerva


Nachtrag per edit: Was ist der Sinn dieser Darstellung? Wir danken für die Sicherstellung der überseeischen Getreidelieferung? Weißt Du da näheres drüber?
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Beitrag von Peter43 » Do 04.01.07 23:04

Natürlich! Rom war völlig abhängig von den Getreidelieferungen aus Ägypten und Africa. Die Annonabilder sind aufzufassen als Versprechungen des Kaisers, für die Getreideversorgung des Volkes zu sorgen. Natürlich tauchten die Annona-Darstellungen besonders häufig auf, wenn die Versorgung irgendwie gefährdet war, oder das Volk Angst davor hatte. Es gibt auch kaiserzeitliche Isisdarstellungen mit einer Prora. Da gab es nämlich im Frühjahr das große Isisfest in Rom, mit dem der Beginn der Schiffahrt gefeiert wurde.

Die folgende Münze, eine alexandrinische Tetradrachme des Hadrian, zeigt Athena mit 2 Kornähren in der Hand. Sinn: Athena beschützt die ägyptische Kornkammer Roms.

Mit freundlichem Gruß
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Beitrag von antoninus1 » Fr 05.01.07 09:31

@nerva:

"...Allerdings fragt es sich halt, wie man die einzelnen Körner im Modius wohl hätte darstellen sollen ..."

Es gibt Quadrantes von Caligula, die den Modius auf dem Rv. zeihen. Ich habe einen Typ, auf dem Getreidekörner dargestellt sind, die in den Modius rieseln.

Ich schau mal, ob ich heute abend oder morgen ein Bild einstellen kann.
Gruß,
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Beitrag von nerva » Fr 05.01.07 11:10

Ich bin gespannt und freu mich darauf :D
Liebe Grüße,
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Modius mit Körnern

Beitrag von antoninus1 » So 07.01.07 13:45

Hallo nerva,

hier ist der Quadrans mit den Körnern, die in den Modius rieseln.
Er ist von Claudius (nicht Caligula, wie ich zuerst geschrieben habe), Jahr 41, RIC84.
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modius.jpg
Gruß,
antoninus1

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