Der löchrige Hadrian

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drakenumi1
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Der löchrige Hadrian

Beitrag von drakenumi1 » Mi 25.07.07 13:47

Wenn auch offensichtlich eine Vielzahl unserer Forum - Mitglieder ihren verdienten Urlaub genießen, versuche ich mal, die "Saure-Gurken-Zeit" für uns Daheimgebliebene etwas zu verkürzen, hier durch die Vorstellung eines gefütterten bzw. subaeraten Denars des Hadrian.
Das Stück ist insofern interessant, als es zum Zeitpunkt meines Kaufes noch ein ganz normaler Denar war, allerdings mit einigen kleinen aber dicken Krustenresten, die unschön waren und die ich zu beseitigen beschloß. Gesagt, - getan, das Ergebnis seht ihr unten. Es offenbarte sich der Blick durch einige Löcher auf einen zerbröselnden Kupferkern. Also ein gefütterter Denar. Ich konnte die Zitronensäurebehandlung gerade noch rechtzeitig stoppen und neutralisieren, sonst wäre ernsthafter Schaden eingetreten. -
So kann es geschehen, wenn man die ersten Zeichen eines Durchbruches der Silberschicht nicht sieht, oder nicht sehen will, und das ist auch der Grund, weshalb ich Euch den Hadrian hier vorstelle: die leichten Pickel auf der Vs. im Felde vor dem Kinn waren schon vor dem Säurebad sichtbar und hätten ein Warnsignal sein müssen. So bin ich unversehens einen vollsilbernen Denar losgeworden und habe einen subaeraten dazugewonnen.
Wer kann schon wissen, wie viele solcher kupfer"kernigen" Denare noch so in seiner Sammlung schlummern! Deshalb ist es nicht verkehrt, ab und zu einmal eine gründliche Inspektion in seiner Denarsammlung durchzuführen und nach solchen Pickeln zu suchen. Aber wie einem Fortschreiten der Korrosion im Inneren wirksam entgegengewirkt werden kann, dazu habe ich leider auch keine Vorschläge oder Erfahrungen, bedauert

drakenumi1
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Beitrag von Pscipio » Mi 25.07.07 15:03

Hübsche und interessante Münze! Der Stil ist ausgezeichnet, nur ganz leicht irregulär, siehe z.B. die Lippen, die Augenbrauen und die Buchstaben der Rückseitenlegende. In der Antike sind da wohl alle drauf reingefallen! Wie schwer ist die Münze denn?

Gruss, Pscipio
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Beitrag von drakenumi1 » Mi 25.07.07 17:09

Hallo, Pscipio,
das Gewicht beträgt 2,55 g bei einem Durchm. von 18,5 bis 19 mm. Rein gefühlsmäßig dürfte dieses Gewicht der Reduzierung durch das geringere spezifische Gewicht von Kupfer gegenüber Silber entsprechen.
Übrigens wäre es interessant, noch andere Subaerate aus Euren Sammlungen hier vorgestellt zu bekommen und man könnte die Perfektion der "Untergrund - Stempelschneider" an der der offiziellen messen und vergleichen, auch den Verlauf der Korrosion studieren.

Gruß von

drakenumi1
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Beitrag von Pscipio » Mi 25.07.07 17:19

Das Gewicht von 2.55 g ist für einen Hadrian natürlich schon sehr tief und zweifellos auf den Kupferkern zurück zu führen.

Hier eine späte gefütterte Münze, Gallienus mit Providentia-Rückseite, imitiert wird RIC 158-160. Die Silberschicht ist hier sehr dünn, aber sonst hätte es sich bei dem geringen Silbergehalt der Gallienus-Antoniniane ja auch nicht mehr gelohnt. Bezeichnenderweise verschwinden die gefütterten Antoniniane völlig, sobald der Silbergehalt noch tiefer sinkt (Alleinherrschaft des Gallienus).

Gruss, Pscipio
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Beitrag von andi89 » Mi 25.07.07 18:01

Hallo!

Dann möchte ich hier doch auch mal einen von meinen Subaeraten zeigen:
Denar des Hadrian
AV: IMP CAESAR TRAIAN HADRIANVS AVG, Drapierte, kürassierte und von vorne gesehene Büste des Hadrian mit Lorbeerkranz n. r.;
RV: PM TR P COS II, DOP – PVI; Pietas steht verschleiert n. l. Hände wie zum Applaudieren erhoben;
imitiert RIC 47, Gewicht: 2,78g
Besonders interessant finde ich hier die Fehler bei der Rückseitenlegende.

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Beitrag von drakenumi1 » Mi 25.07.07 19:36

Hallo, Andi89,
also, da muß ich mich wirklich schnell mal einschalten und meine Bewunderung für dieses kuriose Stück ausdrücken! Sollte der Stempelschneider nicht nur ein großer Künstler in seinem Beruf, sondern auch ein Analphabet gewesen sein? Statt VOT - PVB ein DOP - PVI zu schneiden! Aber ansonsten auch ein schönes Stück mit glaubhaftem Stil. Die 5 Finger im Schulterbereich muten etwas fremd an aber das können wir sicher unter künstlerischer Freiheit verbuchen.
Was ich vermisse, sind die Vorstufen der Durchbrüche in der Silberschicht als kleine Aufblähungen. Aber die müssen wohl auch nicht zwangsweise auftreten.
Meines Vaters Sohn freut sich echt mit Dir über dieses Kuriosum!

Einen Gruß zum Abend von

drakenumi1
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Beitrag von andi89 » Mi 25.07.07 19:56

Hallo drakenumi1!

Ich denke, mit den "5 Fingern im Schulterbereich" wollte der Stempelschneider ein Stück von Gewand oder Rüstung andeuten, ist aber in der Tat ein recht ungewöhnlicher Anblick. Für mich war letztendlich die von dir erwähnte Kombination aus künstlerisch guter Machart und Analphabetismus für den Kauf ausschlaggebend.
Wenns recht ist, dann zeige ich hier mal ein Beispiel dafür, dass nicht alle gefütterten Münzen leichter als ihre Vorbilder sind:
Denar der Julia Domna
AV: IVLIA AVGVSTA, Drapierte Büste der Julia Domna n. r.;
RV: HILARITAS, Hilaritas, in der Rechten einen langen Palmzweig haltend, in der Linken ein Füllhorn, n. l. stehend;
Gewicht: 3,64 g

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Beitrag von Peter43 » Mi 25.07.07 20:42

Hier meine einzige subaerate Münze. Ein Domitian-Fouree, Vs. RIC 174 (92/93 n.Chr.), Rs. COS XV (90/91 n.Chr.) oder COS XVI (92 n.Chr.). Auffällig ist die Farbe des Silbers. So glänzend weiß, wie ich es noch bei keiner anderen Münze gesehen habe. Entweder hat da früher jemand herummanipuliert oder im Silber ist noch ein anderes Metall.

Mit freundlichem Gruß
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Beitrag von n.......s » Mi 25.07.07 20:50

@Peter43

Wie erklärst Du Dir , dass die Vorderseite fast unversehrt ist ?

Gruß
Torsten

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Beitrag von Peter43 » Mi 25.07.07 21:00

Als erstes fiel mir ein. daß die Münze in einem Milieu gelegen hat, daß auf beiden Seiten unterschiedlich war. Vielleicht war auch die Silberschicht verschieden dick und deshalb unterschiedlich haltbar. Aber eine wirkliche Erklärung habe ich nicht!

Mit freundlichem Gruß
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Beitrag von drakenumi1 » Mi 25.07.07 22:06

Hallo, Andi89,
Deine Julia Domna ist für mich aus wenigstens 2 Gründen interessant anzuschauen:
1). Der Silberbelag scheint mir sehr dünn zu sein, so dünn, daß ich an die oft zitierte Möglichkeit des beiderseitigen Belegens des noch ungeprägten Kupferschrötlings mit Silberblechen und danach Prägens und Verlötens des Randes nicht glauben kann. Mit solcher Technik kann man unmöglich die während des Prägens entstehenden Risse und Unregelmäßigkeiten im Rand gleichmäßig mit Silber belegen. Es würden notwendigerweise viele Bereiche im Rand frei von Silber erscheinen, das Stück würde sich auch im frischen Zustand als Fälschung entlarven.
2). Der Rand Deiner Domna ist an einer ganzen Reihe von Stellen so perfekt silberbeschichtet, auch dort, wo er stark zerklüftet ist, daß mir dies als Beweis dient, daß ein offensichtlich noch ungeprägtes Kupferplättchen zunächst in flüssiges Silber getaucht und nach dem Prägen nochmals auf elektrochem. Wege im Tauchverfahren an den noch kupferblanken Stellen nachversilbert wurde. Das hört sich mächtig gewaltig neuzeitig an, ist aber sehr einfach zu realisieren, habe ich als Jungsammler spaßenshalber oft gemacht. Zwar erreicht man auf diese Art keine größeren Schichtdicken (nur wenige Tausendstel mm), aber der Eindruck ist perfekt. Und Strom braucht man dazu auch nicht, dafür sorgt die elektrochemische Spannungsreihe der Elemente Ag und Cu.
@nephrurus: Ich glaube nicht, daß die Dicke der Silberschicht deren Haltbarkeit auf dem Kupfer beeinflussen kann. Eher braucht man Sauberkeit auf dem Kupferplättchen und einen Haftvermittler, sonst kommt es erst gar nicht zur Verbindung von Cu und Ag. Und an der hat es evtl. gefehlt.

Nochmals Grüße von

drakenumi1
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Beitrag von donolli » Do 26.07.07 10:25

hallo,

beim lesen dieses interessanten threads fiel mir ein julia domna-antoninian ein, den ich seit kurzem in der sammlnug liegen habe.
was mir an dem stück auffällt, sind die diversen risse und furchen auf dem rv. diese verlaufen im gegensatz zu normalen schrötlingsrissen, wie sie ja oft beim prägen entstanden sind, nur "oberflächennah" und nicht durch den ganzen schrötling hindurch (das av ist ja völlig unversehrt).
die beiträge hier brachten mich nun auf den gedanken, dass es sich ja hierbei vielleicht auch um einen bisher unerkannten subaeraten handeln könnte.....was ich aber nach eingehender untersuchung wieder fast auschließen konnte, da für mich a) der stil 100% offiziell ist und b) auch unter den rissen das metall silbern erscheint.

meine frage deshalb: hat jemand von euch eine erklärung, wie solche risse und abplatzungen in oberflächennahen schichten entstanden sein könnten?

cheers donolli
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Beitrag von andi89 » Do 26.07.07 11:18

Hallo!

Also, dass deine Julia Domna subaerat ist kann ich mir nicht vorstellen. Ein Trajanus Decius Antoninian(kein gefütterter) von mir hat auch solche Risse, auch nur auf der Rückseite. Woher die wirklich kommen weiß ich auch nicht, aber vielleicht hat es mit dem recht geringen Silbergehalt oder mit einer schlecht gemischten Legierung zu tun?

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Beitrag von drakenumi1 » Do 26.07.07 12:47

Hallo, donolli,
auch in meiner Denarsammlung befinden sich einige Stücke mit vergleichbaren Erscheinungen. Die Erklärung liegt recht eindeutig in der Vorbehandlung der Schrötlinge vor dem Prägeprozeß begründet. Offensichtlich wurde dieser im fast erkalteten Zustand noch verformt (oder geschmiedet), um in die Wunschform gebracht zu werden. So geschieht es, daß manchmal mehrere Schichten unkontrolliert übereinander oder aneinander liegen, ohne sich miteinander zu verbinden, denn der Schrötling ist ja nicht mehr flüssig. Der Schmiedende sieht das allerdings nicht mehr und glaubt, daß im Inneren alles schön homogen miteinander verbunden ist. Erst wenn der Prägeschlag erfolgte, reißt das Gefüge an diesen Stellen, die sich nicht miteinander verbunden haben, auf, und das Euch bekannte Bild entsteht.
Eine andere Möglichkeit besteht darin, daß kleinere Reststücke des Münzmetalles miteinander verschmolzen werden sollen, um daraus einen Schrötling zu formen. Sind diese Reststücke von verschiedenen Legierungen, kann es geschehen, daß ein Stückchen einer Legierung mit höherem Schmelzpunkt noch nicht völlig verflüssigt ist. Wird dieser Schrötling geprägt, reißt das Gefüge an die Grenzen zu dem ungeschmolzenen Stück auf und Ihr habt wieder die gleiche Erscheinung.
Auf ähnliche Weise kann man sich noch weitere Fälle der Falschbehandlung des Schrötlings vorstellen, immer durch ungenügend homogene Verflüssigung entstanden.

Bestze Grüße von

drakenumi1
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Beitrag von donolli » Do 26.07.07 12:58

@drakenumi1:
danke für diese interessanten ausführungen!

cheers donolli
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