Ein ziemlich gerissener Vespasian

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

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drakenumi1
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Ein ziemlich gerissener Vespasian

Beitrag von drakenumi1 » So 05.08.07 13:03

Einen schönen Sonntag der kleinen Gemeinde der Nichturlauber!
Mal abgesehen von der etwas in die Länge gezogenen Form - die produziert mein Monitor gratis - stelle ich mal diesen Vesp. zur Diskussion und hoffe auf Fakten, die den Verdacht auf Fälschung belegen können.
An vorderster Stelle stoße ich mich an der krümeligen Randstruktur dieser Prägung, die auf zu geringe Prägetemperatur hinweist. Solche Exemplare kenne ich aus dieser Zeit eigentlich überhaupt nicht. Und ich denke, daß solche Abweichungen auch in der Kontrolle der Münzstätte eleminiert worden wären.
Was haltet Ihr davon?

fragt

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quisquam
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Beitrag von quisquam » So 05.08.07 17:16

Moderne gepresste (nicht geschlagene) Fälschungen sollen ja oft solche Ränder mit vielen kleinen Schrötlingsrissen aufweisen. Diese sind aber meines Wissens praktisch immer von modernen Stempeln, was bei deinem Exemplar sicher nicht der Fall ist. Der Stil ist in meinen Augen absolut in Ordnung, und der leicht flaue Rückseitenstempel spricht auch gegen neu geschnittene Stempel. Es bliebe nur die Möglichkeit von transfer dies. Wenn es eine Fälschung ist, dann eine sehr gute.

Ich halte es für möglich, dass die 'krümelige Struktur' des Randes etwas ist, was Ergebnis von jahrhundertelangen Umwelteinflüssen ist. Gerade der Rand ist für solche Einflüsse deutlich anfälliger als die durch die Prägung verdichteten Oberflächen.

Ich habe mir mal auf coinarchives Denare angesehen, die wie deiner unter Titus geprägt wurden. Der Denar, der vom Rand her m. E. am nächsten kommt ist dieser:

Grüße, Stefan
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Homer J. Simpson
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Beitrag von Homer J. Simpson » So 05.08.07 17:49

Also mein Gedanke war auch sofort: Wenn das 'ne Fälschung ist, dann aber 'ne so ausgezeichnete, daß die Fälscher das mit der Temperatur auch noch hingekriegt hätten!
Bin gespannt, was da noch rauskommt. Mein erster Kommentar wäre aber: Wahrscheinlich doch echt - vielleicht war in der Münzstätte kurz vor Feierabend?

Homer
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Beitrag von quisquam » So 05.08.07 18:32

Noch ein paar ergänzende Worte zur 'krümeligen Struktur' des Randes: Bei Silbermünzen gibt es über lange Zeit gesehen und unter bestimmten Voraussetzungen Veränderungen im Metallgefüge, die man Versprödung oder nicht ganz korrekt Kristallisation nennt. Die Ursache ist unvollständig kupelliertes Silber, bei dem sich das im Bleianteil als feste Lösung vorliegende Silber langsam ausscheidet. Das solide Metall zerfällt in kleine Blöckchen, was sich meistens zu allerest nur am Rand zeigt.

Ob dies hier der Fall ist vermag ich nicht zu beurteilen, ist aber eine mögliche Erklärung. Die vielen kleinen Schrötlingsrisse kann dies aber nicht erklären.

Grüße, Stefan
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Beitrag von drakenumi1 » Mi 08.08.07 10:24

Hallo, quisquam und Homer,
bis auf Euer Bemühen hat sich leider kein weiteres Echo ergeben. Zunächst mal besten Dank dafür.
Ich habe in den vergangenen Jahren auch versucht, mich der Frage der Echtheit mit Hilfe von Fachleuten zu nähern, aber die Meinungen gehen etwa 50/50 auseinander. Eine Beurteilung nur vom Foto her fällt jedenfalls sehr zugunsten der Echtheit des Stückes aus. Was Ihr nicht sehen könnt, ist der seidige und völlig unverletzte Glanz der Felder, dessen Entstehen der Verwendung neuzeitlicher polierter und gehärteter Stahlprägewerkzeuge zugeschrieben werden könnte, was wiederum die Diskussion um die Verwendung von Stahl zu dieser Zeit und zu diesem Zweck bzw. die Wahrscheinlichkeit seiner Verwendung anregt.
Na ja, und dann bleibt eben diese unnatürliche Rissigkeit, die mir so gar nicht gefallen will. Und da hatte ich gehofft, bei der immensen Menge an Münzen, die durch Eure Hände gegangen sind, daß Ihr Euch an parallele Fälle erinnern könntet.
Die von Dir, quisquam, dargestellte Erklärung des Kristallisierens ist mir nur zu gut bekannt, habe bereits einen Totalverlust durch Bruch und anschließendes Zerkrümeln der Münzmitte eines Republikaners erlitten. Aber bei diesem Vespas. scheinen wenigstens überlagernd noch andere Kräfte gewirkt zu haben, denn die vielen breiten Risse sind wohl nur im Moment der Prägung entstanden, möglicherweise aber nicht durch Prägeschlag, sondern durch langsam ansteigende Prägekraft.
Ihr kennt meine Meinung zu Aussagen über die Echtheit, soweit sie sich an Bildern vom Bildschirm her orientieren. Das letzte Urteil werde ich selbst sprechen, ich sammle auf diesem Wege eben nur rein statistisch Meinungen zu einzelnen Details, die dieses Urteil erhärten können.

Nochmals Dank und
beste Grüße von

drakenumi1
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Beitrag von beachcomber » Mi 08.08.07 14:32

hallo drakenumi,
auch ich habe keine bedenken was die echtheit deines vespasians angeht, und könnte mir vorstellen, dass die 'krümelige' struktur am rand auf einen nicht perfekt produzierten schrötling zurückzuführen ist.
vielleicht ist das material zu schnell erkaltet, oder hatte gar nicht erst die richtige temperatur.
beim prägen ist dann natürlich dort wo der stempel aufgetroffen ist, die 'krümelige' oberfläche verdichtet worden, und am rand so geblieben.
die modernen,gepressten sehen wirklich anders aus.
grüsse
frank

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Beitrag von Homer J. Simpson » Mi 08.08.07 16:55

Curtis hat sich zu der Münze noch nicht geäußert. Wir könnten ihn evtl. noch fragen, ob er die Stempel kennt.

Homer
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