Julianus II. Philosophus, Virtus Exercitus
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Julianus II. Philosophus, Virtus Exercitus
Diese Münze ist, wenn nicht sowohl der Verkäufer als auch ich was Wichtiges übersehen haben, ein ziemlicher Knaller, da der ganze Münztyp möglicherweise noch unpubliziert ist.
Die Münze ist heute bei mir angekommen, nachdem sie mich ein paar Wochen auf die Folter gespannt hatte (Einschreiben aus USA - das dauert oft etwas). Mein Dank geht an Jerome Holderman (rustyromans) vom US-Forum, der mir die Münze verkauft hat.
Julianus II. hat als Augustus nur wenige Typen von Bronzemünzen geprägt. Den Hauptteil (ca. 99%, würde ich schätzen) machen zwei Typen aus: AE3 mit VOT im Kranz und die schönen Großbronzen mit dem Stier. Daneben gibt es noch den Typ SPES REIPUBLICE, der für Julianus als Caesar geprägt worden war und der von einigen Münzstätten (Arles, Constantinopel, Nicomedia, Cyzicus, Alexandria) noch mit Augustus-Titel weitergeführt wurde - und dann kennt RIC nur noch einen Sondertyp aus Rom (RIC 327), ein AE4 mit Legende VIRT EXERC - ROMANOR, Kaiser n.re. gehend zieht Gefangenen hinter sich her. Der Typ wird nur als selten bezeichnet, aber aus der Tatsache, daß die im RIC abgebildete Münze ziemlich bescheiden erhalten ist, würde ich doch schließen, daß sie eher sehr selten ist. Hier habe ich nun einen Münztyp, der den RIC-Autoren völlig unbekannt war.
Julianus II., AE3-4, Münzstätte Thessalonica?
Vs. FL CL IULIA - NUS PF AUG
Drap., gepanz. Büste mit Perldiadem n.re., bartlos
Rs. VIRTUS – EXERCITUS, i.A. TPS (TES? TRS?)
Kaiser in Rüstung mit Labarum und Globus n.li. stehend,
tritt einen li. sitzenden gefesselten Gefangenen in den Hintern
Max. Durchmesser 16 mm, Gewicht 1,54 g, knapp sehr schön; Stempelachse 6 Uhr
Bei dieser Münze ist leider ein Buchstabe unklar zu lesen, nämlich der mittlere im Münzzeichen. TES hieße Thessalonica, TRS Trier. Der Stil der Münze scheint mir eher nach Thessalonica zu weisen. Anzumerken ist noch, daß Cohen (Nr. 74) eine Kleinbronze mit dieser Legende anführt (aus der Slg. Pembroke), aber mit anderer Vs.-Legende (DN FL CL...) und anderem Rs.-Typ (Kaiser mit Schild und Speer zieht einen Gefangenen an den Haaren).
Viele Grüße,
Homer
Die Münze ist heute bei mir angekommen, nachdem sie mich ein paar Wochen auf die Folter gespannt hatte (Einschreiben aus USA - das dauert oft etwas). Mein Dank geht an Jerome Holderman (rustyromans) vom US-Forum, der mir die Münze verkauft hat.
Julianus II. hat als Augustus nur wenige Typen von Bronzemünzen geprägt. Den Hauptteil (ca. 99%, würde ich schätzen) machen zwei Typen aus: AE3 mit VOT im Kranz und die schönen Großbronzen mit dem Stier. Daneben gibt es noch den Typ SPES REIPUBLICE, der für Julianus als Caesar geprägt worden war und der von einigen Münzstätten (Arles, Constantinopel, Nicomedia, Cyzicus, Alexandria) noch mit Augustus-Titel weitergeführt wurde - und dann kennt RIC nur noch einen Sondertyp aus Rom (RIC 327), ein AE4 mit Legende VIRT EXERC - ROMANOR, Kaiser n.re. gehend zieht Gefangenen hinter sich her. Der Typ wird nur als selten bezeichnet, aber aus der Tatsache, daß die im RIC abgebildete Münze ziemlich bescheiden erhalten ist, würde ich doch schließen, daß sie eher sehr selten ist. Hier habe ich nun einen Münztyp, der den RIC-Autoren völlig unbekannt war.
Julianus II., AE3-4, Münzstätte Thessalonica?
Vs. FL CL IULIA - NUS PF AUG
Drap., gepanz. Büste mit Perldiadem n.re., bartlos
Rs. VIRTUS – EXERCITUS, i.A. TPS (TES? TRS?)
Kaiser in Rüstung mit Labarum und Globus n.li. stehend,
tritt einen li. sitzenden gefesselten Gefangenen in den Hintern
Max. Durchmesser 16 mm, Gewicht 1,54 g, knapp sehr schön; Stempelachse 6 Uhr
Bei dieser Münze ist leider ein Buchstabe unklar zu lesen, nämlich der mittlere im Münzzeichen. TES hieße Thessalonica, TRS Trier. Der Stil der Münze scheint mir eher nach Thessalonica zu weisen. Anzumerken ist noch, daß Cohen (Nr. 74) eine Kleinbronze mit dieser Legende anführt (aus der Slg. Pembroke), aber mit anderer Vs.-Legende (DN FL CL...) und anderem Rs.-Typ (Kaiser mit Schild und Speer zieht einen Gefangenen an den Haaren).
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Hallo Homer!
Herzlichen Glückwunsch zu dieser Trouvaille! Aber ein Glücksfall im eigentlichen Sinn des Wortes scheint es ja wohl nicht zu sein. Sondern ein solcher Fund gelingt nur mit profunden Kenntnissen, die man sich vorher in jahrelanger Arbeit erworben haben muß.
NMit freundlichem Gruß
Herzlichen Glückwunsch zu dieser Trouvaille! Aber ein Glücksfall im eigentlichen Sinn des Wortes scheint es ja wohl nicht zu sein. Sondern ein solcher Fund gelingt nur mit profunden Kenntnissen, die man sich vorher in jahrelanger Arbeit erworben haben muß.
NMit freundlichem Gruß
Omnes vulnerant, ultima necat.
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Interessanter Fund, super!
Es scheint mir aber auch ein P zu sein. Unten am Fuß des Buchstabens sieht´s nach einer Verdickung nach rechts und links aus (wie nennt man das: Basis?).
Also kein beschädigtes E, das nur eine Verdickung nach rechts hätte.
Und Trier wäre ja noch interessanter als Thessalonika
Es scheint mir aber auch ein P zu sein. Unten am Fuß des Buchstabens sieht´s nach einer Verdickung nach rechts und links aus (wie nennt man das: Basis?).
Also kein beschädigtes E, das nur eine Verdickung nach rechts hätte.
Und Trier wäre ja noch interessanter als Thessalonika
Gruß,
antoninus1
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- Homer J. Simpson
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Hmmja, das ist ein wahres Wort. Ich habe noch einmal den RIC Band 8 gewälzt: Trier hat wohl die Prägung von Bronzen 355 eingestellt; es gibt für Julianus aus Trier keine Bronzen, weder als Caesar noch als Augustus; ein einziges Stück der späten Serie (Spes Reipublice) mit Constantius II. vorne drauf (RIC 361) hat die ganz ungewöhnliche Münzstättenabkürzung SMTRP und "needs confirmation", wie Mr. Kent sagt; das ist die feine englische Art, zu sagen "des glaab i ned".
Andererseits haben die Bronzemünzen aus Thessalonica in RIC 8 durchgehend einen Offizinbuchstaben entweder im Feld oder im Abschnitt (also A / TES, SMTSA, TESA o.ä.), den ich hier beim besten Willen nicht sehe, und die Erhaltung der Münze ist nicht perfekt, aber glücklicherweise doch so, daß eigentlich das Meiste gut zu erkennen ist. Bei der Münze wäre es wirklich fatal, wenn der Abschnitt infolge einer Dezentrierung fehlen würde!
Und das Münzzeichen? Ich habe eben die Münze nochmal unter der starken Lupe im Licht gedreht und gewendet, und es bleibt dabei: es schaut wie TPS aus. Es sieht nicht nach einem TES mit schwachem unteren Querstrich des E aus, auch nicht so, als ob sich rechts nur die Serifen der E-Querstriche träfen, sondern wie ein richtiger, rund geschlossener P-Bogen. Aber von einem unteren Schrägstrich des R sieht man ebenso wenig eine Spur. Und der Stil? Den sollte wohl doch jemand beurteilen, der sich mit Spätrömern besser auskennt als ich. Es bleibt also noch was zu forschen.
Viele Grüße,
Homer
Andererseits haben die Bronzemünzen aus Thessalonica in RIC 8 durchgehend einen Offizinbuchstaben entweder im Feld oder im Abschnitt (also A / TES, SMTSA, TESA o.ä.), den ich hier beim besten Willen nicht sehe, und die Erhaltung der Münze ist nicht perfekt, aber glücklicherweise doch so, daß eigentlich das Meiste gut zu erkennen ist. Bei der Münze wäre es wirklich fatal, wenn der Abschnitt infolge einer Dezentrierung fehlen würde!
Und das Münzzeichen? Ich habe eben die Münze nochmal unter der starken Lupe im Licht gedreht und gewendet, und es bleibt dabei: es schaut wie TPS aus. Es sieht nicht nach einem TES mit schwachem unteren Querstrich des E aus, auch nicht so, als ob sich rechts nur die Serifen der E-Querstriche träfen, sondern wie ein richtiger, rund geschlossener P-Bogen. Aber von einem unteren Schrägstrich des R sieht man ebenso wenig eine Spur. Und der Stil? Den sollte wohl doch jemand beurteilen, der sich mit Spätrömern besser auskennt als ich. Es bleibt also noch was zu forschen.
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Im Prinzip ja. Die Normaltypen (Vota, Stier) haben immer bärtige Porträts, das sind Julians "eigene" Typen. Guckst Du aber hier:beachcomber hat geschrieben:was mich ein bisschen stört, ist das porträt - das ist einfach kein iulian!
als augustus hatte der doch immer einen bart, oder täusche ich mich da?
frank
http://www.wildwinds.com/coins/ric/juli ... listed.jpg
http://www.wildwinds.com/coins/ric/juli ... IC_160.jpg
Da hast Du den mit Augustus-Titel fortgeführten Spes-Typ ohne bzw. mit nur geringem Bartwuchs. Wenn meine Münze also ein Experimentaltyp ist, der zu Beginn seiner Regierung geprägt wurde (davon gehe ich aus), würde der Kopf (leider ist das Porträt etwas flach, ich kann nicht sicher sagen, ob Julian völlig bartlos ist) passen.
Viele Grüße,
Homer
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Die Siliqua haben auch dieses Münzbild:
http://www.coinarchives.com/a/lotviewer ... 83&Lot=825
@Homer: spannende Sache, Gratulation!
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Ich finde auch, daß insbesondere das Beispiel von Arles oben im Stil von meiner Münze nicht weit weg ist, also wäre eine westliche Münzstätte nicht ausgeschlossen. Die Rs.-Legende "Virtus Exercitus" gibt es für Silbermünzen, aber immer mit Kaiser oder Soldat (in früheren Zeiten hätte man gesagt: Mars) stehend mit Lanze und die andere Hand auf einen Schild gestützt. Das ist der klassische Münztyp dieser Zeit für Miliarensia. Erstens gibt es diese Legende im RIC 8 nicht mit diesem Typ (Kaiser mit Labarum & Globus tritt Gefangenen), zweitens ist die vorliegende Münze natürlich viel mickriger als ein Miliarense.
Diesen Rs.-Typ gibt es aus der Zeit Valentinians II. auf AE2-Bronzen, mit dem spätlateinischen Genitiv "Virtus Exerciti". Auch diese Münzen sind ca. 10 mm größer als mein Stück. Insgesamt habe ich weiterhin keinen Anhaltspunkt, wo sich diese Münze in das bekannte System einfügen sollte.
Viele Grüße,
Homer
Diesen Rs.-Typ gibt es aus der Zeit Valentinians II. auf AE2-Bronzen, mit dem spätlateinischen Genitiv "Virtus Exerciti". Auch diese Münzen sind ca. 10 mm größer als mein Stück. Insgesamt habe ich weiterhin keinen Anhaltspunkt, wo sich diese Münze in das bekannte System einfügen sollte.
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