Probus

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

Moderator: Homer J. Simpson

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pixxer
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Probus

Beitrag von pixxer » Fr 11.07.08 11:52

Hallo Römerfreunde!

Heute ist mir ein wunderschöner kleiner Probus zugelaufen, bei dem ich noch etwas Bestimmungshilfe benötigen würde:

Probus, 276-282
Antoninian

Siscia

Vs: IMP C M AVR PROBVS P F AVG, Panzerbüste mit Ovalschild, geschultertem Speer, Strahlenkrone und Helm nach links

Rs: PA - X A - VG, im Abschnitt XXIQ, Pax mit Zweig und Zepter

Gewicht: 4,32 g, Durchmesser: 22 mm

Stempelglanz, gut zentriert und mit intaktem Silbersud!

Bei Coinarchives konnte ich ein ähnliches Stück finden, allerdings nur mit XXI im Abschnitt und dem Q im rechten Feld. Ich denke dass dies eine codierte Münze der AEQVITI-Serie ist:

http://www.coinarchives.com/a/lotviewer ... 57&Lot=899

Handelt es sich bei meiner Münze ebenfalls um solch eine codierte Münze, bei der das Q halt im Abschnitt anstatt im Feld geschrieben wurde oder hat es nur etwas mit der Prägestätte/Offizin zu tun?

Würde mich über ein paar Infos recht freuen!

Danke schon mal im Voraus!

Liebe Grüße
Pixxer
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Probus_RS.jpg
Probus_VS.jpg

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Peter43
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Beitrag von Peter43 » Fr 11.07.08 12:26

Hallo Pixxer!

Es ist RIC V/2, (Siscia) 704; C.411; common. Das Q bezeichnet hier nur die 4. Offizin. Die Code-Buchstaben finden sich bei dieser Serie immer in den Feldern.

Eine hübsche Münze übrigens!

Mit freundlichem Gruß
Omnes vulnerant, ultima necat.

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Beitrag von pixxer » Fr 11.07.08 13:14

Alles klar, vielen Dank!!

Das XXI steht dann für Siscia?

Die Münze hat mich auch deshalb so gereizt, weil dieses Vorderseitenmotiv des Probus mit diesem charakteristischem Helm, dem Schild und dem Speer das erste Motiv einer römischen Münze ist, an das ich mich aus meiner Kindheit erinnern kann. Das hat nämlich ein Heurigenwirt bei uns daheim als "Logo" auf seine Hauswand gemalt... mit dem passenden Namen "Probuskeller". :) So schließt sich auch dieser Kreis...

LG
Pixxer

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Beitrag von Peter43 » Fr 11.07.08 13:29

Klingt ja ähnlich wie Probierkeller! :D Übrigens war es auch Probus, der den Weinbau nach Germanien gebracht hat. Aber da gab es den wohl schon in Pannonien?

Mit freundlichem Gruß
Omnes vulnerant, ultima necat.

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pixxer
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Beitrag von pixxer » Fr 11.07.08 13:58

Ja dafür ist Probus bekannt. Darum hat ihn auch jener Bauer auserkoren, sein Haus zu zieren. Ich denke schon dass es zu jener Zeit schon Weinbau in Pannonien gegeben hat, bin da allerdings auch nicht ganz so bewandert. Im Netz habe ich folgende Texstelle gefunden:

"Der Beginn des Weinbaues in Pannonien liegt im Dunkeln. Die Donauauen sind wie die Auen des Rhein, der Rhône, des Aspropotamos Heimat der wilden Weinrebe, Vitis vinifera L. var. silvestris, deren Früchte, wie aus den Funden von Traubenkernen hervorgeht, konsumiert wurden. Ob oder seit wann aus ihnen Wein hergestellt wurde, kann man ohne entsprechende Bodenfunde nicht sagen. Die erste literarische Nachricht ist die wenig schmeichelhafte Bemerkung von Dio Cassius, der irgendwann zwischen 224 und 229 Statthalter in Pannonien war, dass die Pannonier keinen Wein außer vom miesesten und allerschlechtesten bauen. Die restriktive Agrarpolitik Roms, das sich seit der Republik wiederholt bemühte, den Weinbau in den Provinzen zu unterdrücken, hat die Vitikultur in den Provinzen arg behindert. M. Aurelius Probus, Kaiser von 276 bis 282, hat durch die offizielle Freigabe des Weinbaus und die aktive Förderung desselben entscheidende Fortschritte bewirkt. Er ließ den Alma Mons nördlich von Sirmium (Srem, Sremska Mitrovica), das ist die Fruška Gora etwa 150 km donauabwärts von unserem Fundort, und einen anderen Aureus Mons bei Singidunum (Belgrad) in Obermösien mit "erlesenen Rebstöcken" bepflanzen.
Die Neuanlage eines Weinberges ist eine sehr harte Arbeit: Es muss die ursprüngliche Vegetation entfernt werden, der Boden wird rigolt und verbessert, bevor man überhaupt ans Auspflanzen denken kann. Probus hat dafür das Militär eingesetzt, ebenso zum Deichgraben; bei der Melioration der Sauauen bei Sirmium wurde er von den Soldaten, die ihn an und für sich schätzten, umgebracht. Die Bemühungen um den Weinbau in Gallien, Pannonien und Mösien werden unter den Maßnahmen zur Förderung der Wirtschaft besonders hervorgehoben."

Und im Wiki findet man:

"Der Historiker und pannonische Prokonsul Cassius Dio beschreibt die Pannonier um 205 als tapfere und etwas jähzornige Menschen. Er bedauert das Volk, das weder Öl noch Wein kennt. Was so aber nicht stimmen muss, da archäologische Funde den Weinbau im heutigen Burgenland auf 650 v. Chr. datieren."

Vielleicht weiß ja einer meiner Landsleute etwas mehr darüber...? Taurisker vielleicht?

Lg Pixxer

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Beitrag von quisquam » Fr 11.07.08 14:19

Hallo Pixxer,
wie Peter43 schon schrieb gehört dein Probus, so schön er auch ist, nicht zu einer der codierten Serien, ebensowenig wie die verlinkte coinarchives-Münze. Diese Serien wurden nur in Rom und Ticinum geprägt.

Die Münzen der Serie aus Rom und die der EQVITI-Serie aus Ticinum (mit und ohne Stern im Feld) sind häufig und du wirst in Zukunft zahlreiche dieser Münzen entdecken, wenn du erst einmal weisst wonach man schauen muss. Die Münzen der sehr ähnlichen AEQVIT-Serie aus Ticinum sind dahingegen ausgesprochen selten.

Falls dich diese codierten Münzen näher interessieren hier zwei Links:
http://www.forumancientcoins.com/Articl ... Probus.htm
http://dougsmith.ancients.info/equiti.html

Und zum XXI:
http://dougsmith.ancients.info/feac73xxi.html

Zum Thema Wein kann ich leider nichts beitragen, ich gehöre eher zur Tee-trinkenden Fraktion. :wink:

Grüße, Stefan
Eigentlich sammle ich nicht Münzen, sondern das Wissen darüber.

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Beitrag von taurisker » Fr 11.07.08 14:57

Salvete Römerfreunde :-)

Die Aufforderung von pixxer nehme ich gerne zum Anlass, gerade vergangenes Wochenende habe ich mich in einer Gegend aufgehalten, die geradezu typisch für den römisch-keltischen Weinbau an der Donau in Niederösterreich ist: Arnsdorf bzw. Spitz an der Donau in Niederösterreich.

Kaiser Probus gilt auch in der Wachau als derjenige Kaiser, der den "Barbaren" in Noricum den Weinbau gestattete. Tatsache ist, dass die dort beheimateten keltischen Völker seit jeher Weinbau betrieben haben müssen und dass die Römer lange vor Probus schon den Weinbau in den nördlichen Provinzen eingeführt hatten, zumindest unter Marc Aurel war der Weinbau in den nördlichen Provinzen bereits etabliert.

Historikern zufolge, weist vieles darauf hin, dass in der 2. Hälfte des 3. Jhdts die Weinproduktion in Noricum deutlich gesteigert wurde, was durchaus mit Maßnahmen des Probus in Verbindung stehen könnte. Möglich, dass in der Zeit der Germaneneinfälle die Legionäre gut bei Laune gehalten werden mussten und die Produktion vor Ort angekurbelt werden musste.

Kleiner Geschichtsbogen zur römischen Wachau und zum Donaulimes:

15 vuZ. erobern die Stiefsöhne des römischen Kaisers Augustus, Tiberius und Drusus, das Königreich Noricum und dringen bis zur Donau vor. Das Königreich Noricum wird als Provinz gleichen Namens dem Römischen Reich einverleibt. Für knapp ein halbes Jahrtausend wird das Südufer der Donau die Nordgrenze des Imperiums.

Zur Sicherung der neuen Grenzen wurden Befestigungsanlagen (Kastelle) und Wachtürme errichtet. Einer dieser Wachtürme (Burgus) befand sich in Bacharnsdorf. Da es zur damaligen Zeit keine durchgehende Straße entlang der Donau gab, führten von der "Kastellstraße" Verbindungsstraßen zu den am Strom gelegenen Wachtürmen.

Die "Kastellstraße" führte von Mautern über Bergern, Schenkenbrunn, Aggsbach Dorf nach Melk, wo sie in die "Limesstraße" einmündete. In Schenkenbrunn zweigte die Verbindungsstraße zum Burgus in Bacharnsdorf ab.

Etwas weiter Strom abwärts liegt der Ort Mautern am rechten Donauufer. Gründung des ersten römischen Lagers von Favianis (Mautern) unter Kaiser Domitian, kurze Zeit später wird das Holz-Erde-Lager zu einem heute noch teilweise erhaltenen Steinkastell umgebaut. Mautern war auch Hauptquartier der Truppen, von wo aus die Burgi entlang des Limes in diesem Donauabschnitt versorgt wurden.

Im Zuge der Völkerwanderung ging die Provinz Noricum dem Reich verloren. 488 veranlasste Odokar die Rückführung der römischen Bevölkerung nach Italien. Auf die Präsenz der Römer weisen auch viele Münzfunde hin, die entlang des Donaulimes entdeckt wurden.

Salü
taurisker
Zuletzt geändert von taurisker am Fr 11.07.08 15:24, insgesamt 1-mal geändert.

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Beitrag von pixxer » Fr 11.07.08 15:24

Hallo Quisquam!

Vielen Dank für deine Links! Werde mich mal in dieses interessante Thema genau einlesen. Dass mein Exemplar zu keiner codierten Serie gehört macht gar nichts, beim Anblick des Q viel mir nur ein, dass ich da irgendwann mal etwas dazu gelesen habe.

@Taurisker:

Wußte ich doch, dass du zu diesem Thema etwas Interessantes weißt! Herzlichen Dank für deine Ausführungen!
Das liebe ich an diesem Forum so, dass man eine Münze vorstellt und dann jede Menge Neuigkeiten über zum Teil völlig andere Gebiete dazu lernt... 8)

Danke an alle und ich geh jetzt einen kalten O-Saft trinken (weil ich auch nicht zur weintrinkenden Fraktion gehöre :wink: )

Gruß
Pixxer

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harald
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Beitrag von harald » Sa 12.07.08 13:42

Ergänzend möchte ich noch hinzufügen, dass sich im burgenländischen Landesmuseum von Eisenstatt die älteste Weinpresse Österreichs befindet.

Sie wurde in einer Villa der mittleren römischen Kaiserzeit im Zuge einer archäologischen Grabung in Winden am Neusiedlersee gefunden.

In der keltischen Siedlung von Roseldorf wurde im Zuge der laufenden Grabungen ein verkohlter Traubenkern gefunden, der entweder einen Nachweis für den Import von südlichen Weintrauben, oder aber für keltischen Weinbau im 3.Jh.v. Chr. im niederösterreichischen Weinviertel darstellt.
Der älteste österreichische Nachweis für die Kulturrebe vitis vinifera stammt aus einem im burgenländischen Zagersdorf ausgegrabenen Grabhügel der Hallstattzeit, welcher auf 700v.Chr. datiert wird.

Gruß
Harald

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