gruene Patina -> schwarz

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mias
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gruene Patina -> schwarz

Beitrag von mias » So 13.02.11 00:25

Liebe Sammlerkollegen,

Wahrscheinlich wissen manche von Euch, dass die Farbe von urspruenglich gruen patinierten Bronzen
geaendert wird, um diesen ein dunkleres Aussehen zu verleihen.

Ist jemand bekannt, welche Mittel hier angewandt werden, und wie man die urspruengliche Farbe
der Patina wieder restaurieren kann?

Gruss,

Mias

raeticus
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Re: gruene Patina -> schwarz

Beitrag von raeticus » So 13.02.11 10:11

Kommt drauf an, zB Wachs, auch Schuhwichse kann mit Waschbenzin; Plastik und Lacke mit Azeton; manche Farbe mit Alkohol entfernt werden, Chemische Veränderungen oft nicht mehr.
Im Zweifelsfall, immer FINGER WEG ! Jede Münze kommt irgendwann besser wieder....

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tilos
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Re: gruene Patina -> schwarz

Beitrag von tilos » So 13.02.11 15:44

:?: Grün patinierte Bronzen schwarz umfärben? Wer macht denn solchen Unsinn? Oder habe ich das was falsch verstanden?
Eine Farbvertiefung oder -homogenisierung grün patinierter Bronzen z.B. durch Wachskonservierung ist bekannt und nicht unüblich, aber schwarz färben?
Gruß
Tilos

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quisquam
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Re: gruene Patina -> schwarz

Beitrag von quisquam » So 13.02.11 17:11

Es muss ja kein Färben sein. Mit Hitze sollte man Patina auch abdunkeln können.

Grüße, Stefan
Eigentlich sammle ich nicht Münzen, sondern das Wissen darüber.

Tequila
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Re: gruene Patina -> schwarz

Beitrag von Tequila » So 13.02.11 18:23

Vielleicht verstehe ich die Frage von MIAS falsch:

Aber offensichtlich soll die grüne, authentische Patina
einer Münze nachträglich verfälscht (bzw. "korrigiert")
werden.

Letztlich ist die Patina einer antiken Münze ein Hinweis
auf den Bodenfund (bzw. - in perfekter Erhaltung - auf
einen "Schatzfund"), und belegt die Authenzität.

Daher meine Frage: Welche Gründe gibt es, antiken
Münzen ein "dunkleres Aussehen" zu verleihen ?

Wohlgemerkt:
Dies ist keine Kritik, aber eine Verständnisfrage...

Gruß
Tequila

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mias
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Re: gruene Patina -> schwarz

Beitrag von mias » So 13.02.11 21:41

Hallo Tequilla,

Die Muenzen werden gedunkelt, um die Sandauflagen auf einer
helleren Patina, die nicht ins Muenzbild passen, zu kaschieren.

Mach einfach mal den Versuch, nimm` mal eine Bronze und
giess Oel drueber, reib es gut ein. Du wirst feststellen, dass
die Muenze sofort dunkler wird, und das Muenzbild klarer erscheint.
Der Grund hierfuer ist, dass das Oel den Dreck einfaerbt, und
er nicht mehr so einen Kontrast zur Patina bildet.

Du kannst eine Muenze total veraendern, es gibt Muenzen, denen
steht so eine Oelbehandlung ganz hervorragend! Auch kann
man sich eventuell eine zeitaufwendige, mechanische Reinigung
sparen, in welcher mit der Nadel der Dreck aus den Ritzen
entfernt wurde.

Der Nachteil bzw. Vorteil: Dieses Oel bekommst Du mit Alkohol sofort weg.
Wenn Du saeurefreies Oel (z.B. Paraffin) nimmst, dann wird die Muenzoberflaeche
auch nicht angegriffen, die Patina bleibt komplett erhalten.

Deswegen lackiert man einfach Muenzen mit Lack (, und es gibt 100%
auch teure Muenzen, die werden nach der Ausgrabung auch mit Schuhcreme
eingerieben).

Der Vorteil bzw. Nachteil: Das Zeug bekommst Du nicht mehr so schnell runter.
Auch faerbt der Lack die Patina ein. Wenn Du die Lackschicht abgekrazt hast,
dann hast Du nicht mehr die Originalfarbe der Patina.

Gruss,

Mias

P.S.: Bitte korrigieren, falls ich irgendetwas hier falsch gesagt habe.

Tequila
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Re: gruene Patina -> schwarz

Beitrag von Tequila » So 13.02.11 22:24

Hallo Mias,

danke, das leuchtet mir ein...wieder etwas dazu gelernt!

Herzlichen Gruß
Tequila

raeticus
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Re: gruene Patina -> schwarz

Beitrag von raeticus » So 13.02.11 22:35

Außer das Öle mit der Zeit oxidieren und die dann entstehende Säure der Patina gar nicht bekommt. Nie was draufschmieren, das bekommt ihr im Zweifelsfall kaum wieder rückstandsfrei runter, das es überall reinzieht. Finger weg von Ölen !

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Re: gruene Patina -> schwarz

Beitrag von PeterI » So 13.02.11 22:51

Ist es für die Münze gut, sie mit diesem Alkohol zu behandeln? Tust du sie danach noch mit irgendwas versiegeln?


Vom Anfassen bekommen die Münzen auch Fett ab, in gewisser Weise schützt das vor Luftfeuchtigkeit finde ich (vor 2000 Jahren war das auch nicht anders).
Ich hätte das Öl einfach gelassen, Metalle werden ja auch geölt. Je weniger man an den Münze macht, umso besser ist es für sie finde ich.

Ist nur meine Meinung.

Schuhcreme ist natürlich eine andere Sache.
Denke nicht so oft an das, was dir fehlt, sondern an das, was du hast. Marc Aurel

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Re: gruene Patina -> schwarz

Beitrag von mias » Mo 14.02.11 08:15

Hallo Reaticus,

Paraffinoele sind vollkommen unbedenklich. Du bekommst es schnell wieder mit Alkohol runter. Und es
reagiert nicht mit der Patina.

http://de.wikipedia.org/wiki/Paraffin

Olivenoel beispielsweise enthaelt Saeuren. Wenn man allerdings eine ehrwuerdige, alte Muenze fuer einen Versuch
mal mit dem Zeug beschmiert, um sich mal vorzustellen, wie das Ding "unter Hautcreme" verjuengt ausschaut,
dann ist das O.K. :) .

Wie gesagt: Wenn man anschliessend die Muenze in Alkohol legt, dann ist das Oel wieder komplett verschwunden,
und der Muenze wird Feuchte entzogen, sie ist danach ganz "trocken".

Was man noch dazu sagen sollte: Das Problem ist eigentlich noch etwas komplexer. Die mechanische Reinigung
mit der Nadel geht nicht immer. Haftet der Dreck direkt an der Patina dran, dann besteht die Gefahr, dass beim Entfernen
des Sandes die Patina mit wegfliegt. :oops: :oops: :oops: Du hast dann aufeinmal `ne blanke Stelle oder ein Loch!

Insofern hat die Restaurationsmethode mit saeurefreiem Oel schon was fuer sich. Es ist ja alles komplett konserviert!

Gruss,

MIas

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Re: gruene Patina -> schwarz

Beitrag von raeticus » Mo 14.02.11 08:28

Olivenöl bringt schon Säuren mit sich, andere Öle bilden sie über lange Zeit durch Oxidation.

Aber wir sind ja alle sterblich, so eben auch unsere Münzen. Nur müssen wir es nicht noch beschleunigen ?

Ich würde nie was drauf schmieren. Und mit dem "einfach alles wieder Abwaschen" wäre ich mir nicht so sicher. Was Du siehst ist nicht immer das was in dem kritischen Grenzbereich Metall, Patina, Schuhwichse/Öl/etc wirklich hängen bleibt.

Könnte mir eigentlich egal sein, jedem sein Experimentierfeld. Ist es mir aber irgendwie doch nicht, da wir als Kulturgruppe "Römisch-Griechisch" zusammen nur eine begrenzte Anzahl von Artefakten überliefert bekommen haben, die wir alle zusammen teilen müssen, und die zwangsläufig immer kleiner wird. Bisher war es immer so das die Menschen das meiste kaputgemacht haben was gefunden wurde, aber das Erbe wenigstens in der Erde sicher vor uns war. Das ist jetzt wohl vorbei, durch Umweltschmutz, sauren Regen, Dünger, Bauboom. Und so sind auch wir als viele kleine potenzielle Zerstörer schon etwas problematischer. Denkt dran wenn ihr das nächste Mal an einer Münze "arbeitet".....
Wie wenige mit nativer Patina kennt ihr ? Wie wenige aus alten Sammlungen ? Wie viel zerstörte Ruinen habt ihr gesehen ? Da sind ganze Denar Hortfunde in Zitronensäure zerkocht worden bis sie so aussehen wie im Handel 98%, mit zerstörter Oberfläche. Abgesäuerte und nachgetönte Spätrömer, gewichste Sesterzen, etc etc...

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Re: gruene Patina -> schwarz

Beitrag von cepasaccus » Mo 14.02.11 10:30

Und auf einer Muenzboerse waren die in der Kugelmuehle gereinigten athenischen Tetradrachmen echt traurig anzusehen.
kitty mea felis duodeviginti annos nata requiescat in pace. laeta gaudiumque meum erat. desiderio eius angor.

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Re: gruene Patina -> schwarz

Beitrag von tilos » Mo 14.02.11 12:06

Öle sind - unabhängig davon, dass sie säure- und verharzungsfrei sein müssen - ungeeignet, da sie abfetten. Professionell und standardmäßig werden (bei Bronzen, da machen die Münzen keine Ausnahme) höherschmelzende Spezialwachse oder -paraffine eingesetzt (als heiße Schmelze oder in Lösung) - nach Entsäuerung, Entsalzung, mechanischer Reinigung etc . Schau mal in unsere diversen Restaurierungsthreads, wir haben desöfteren darüber berichtet.

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Re: gruene Patina -> schwarz

Beitrag von mias » So 20.02.11 10:32

Hallo zusammen,

Alles deutet darauf in, dass die Muenze, bei der ich stark vermute, dass sie urspruenglich eine
gruene Patina hatte, gebeizt wurde. Wenn man etwas mit einem Wattestaebchen an der
Oberflaeche reibt, dann beibt am Wattestaebchen viel schwarze Farbe haengen, welche
von den Oxidkristallen der Beizung herruehren koennte.

Mit Aceton, Waschbenzin, etc. laesst sich nichts entfernen.

Nun koennte ich natuerlich weiterreiben, dann wird die Muenze allerdings entsetzlich aussehen.
Vielleicht hat jemand einen Tip, wie ich nun weiter verfahre? Gibt es irgendein Wundermittel,
oder ist jetzt nicht besser der Gang zu einem professionellen Restaurateur angesagt?

Gruss,

Mias
Zuletzt geändert von mias am So 20.02.11 11:44, insgesamt 2-mal geändert.

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Re: gruene Patina -> schwarz

Beitrag von drakenumi1 » So 20.02.11 11:16

Alle diejenigen hier, die empfehlen, einen Versuch des Ölens oder Wachsens einer Münze zu wagen, denn bei einem Mißerfolg könne man ja durch ein probates Verdünnungsmittel alles wieder herunter- und herauswaschen, möchte ich fragen, ob sie diesen Weg schon häufiger beschritten haben. Denn ich kann mich noch lebhaft an eigene frühe Experimante erinnern, die großenteils zu eklatanten Mißerfolgen führten:
Da besonders poröse Patinae anfangs schon eine gewisse Menge Öle/Fette, meist aus dem Handschweiß, eingelagert haben, wird auch diese bei dem Auswaschprozeß herausgelöst, und das gibt letztlich unschöne helle, manchmel sogar weißliche Flecken ....
Folglich wird, um diese wieder zu beseitigen, wieder geölt usw. Ein Prozeß mit sehr fraglichem Ausgang. Jedenfalls bei dickeren Patinae von Bronzen.

drake
Man kann, was man will, und wenn man sagt, man kann nicht, dann will man auch nicht.
(Baltzer von Platen/a. Rügen)

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