Unsagbarer Frevel und der Versuch ihn rückgängig zu machen

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

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Master-Jeffrey
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Unsagbarer Frevel und der Versuch ihn rückgängig zu machen

Beitrag von Master-Jeffrey » Mo 05.12.11 09:49

Guten Morgen werte Sammlerschaft.

Am Wochenende war ich zu Besuch bei einigen Bekannten von mir und dort (da man ja weiß, dass ich bedruckte alte Metallplättchen sammle) hat man mir dieses unten abgebildete, grausam zugerichete Münzlein anvertraut.

Die Geschichte trug sich folgendermaßen zu: Ehemann kauft Ehefrau in Großbritannien Münze, möchte diese fassen lassen, damit diese sich die Münze um den Hals hängen kann. Seine Intention war eine Fassung um die Münze. Schmuckschmiede suchen, die erklären, das machen wir schon, und schwupps, sind die beiden Henkel an die Rückseite der Münze gelötet.

Ich persönlich hätte aus dem Laden eine Pommesbude gemacht :evil: aber es ist wohl anscheinend auch schon einige Jährchen her. Seitdem schlummert die EX-Münze in einer Kommode und erblickte erst an besagtem letzten Wochenende wieder das Licht der Welt.

Nun hat man mir die Münze mitgegeben und ich habe versprochen, zu versuchen, diese wieder annähernd in ihre ursprüngliche Gestalt zurück zu verwandeln. Mein Plan sieht nun vor, die Spangen möglichst nah an der Lötstelle abzuknispsen und dann die Münze mit Alufolie in Salzsäure zu versenken. Meine Hoffnung ist, dass die Lötstellen und das Lötzinn sich bei dieser Prozedur ablösen.

Meine Frage an euch ist nun, wie hoch schätzt ihr die Chance ein, dass meine Methode von Erfolg gekrönt ist.

Über Antworten jeglicher Art freue ich mich natürlich.

Einen angenehmen Start in die Woche.

mfg

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beachcomber
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Re: Unsagbarer Frevel und der Versuch ihn rückgängig zu mach

Beitrag von beachcomber » Mo 05.12.11 10:08

das wird nichts bringen . die beste lösung ist auslöten. also die münze soweit erhitzen,dass sich die henkel ablösen. dafür solltest du die münze an den henkeln mit einem stahldraht aufhängen und sie erhitzen.
wenn der schmelzpunkt des lots erreicht ist,fällt die munze ab. danach wirst du die lotstellen wohl noch mechanisch glätten müssen.
grüsse
frank

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Master-Jeffrey
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Re: Unsagbarer Frevel und der Versuch ihn rückgängig zu mach

Beitrag von Master-Jeffrey » Mo 05.12.11 10:36

Hallo beachcomber,

welche Temperaturen muss ich denn dafür erreichen und wie erreiche ich diese am Besten, ohne die Münze zu beschädigen?

mfg

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zauberer_jackl
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Re: Unsagbarer Frevel und der Versuch ihn rückgängig zu mach

Beitrag von zauberer_jackl » Mo 05.12.11 11:10

Seit der Antike werden Münzen zu Schmuck verarbeitet, Fürsten verschenkten (gehenkelte) Münzen an Ketten als Auszeichnung etc. Die (reichen) Träger und Trägerinnen solcher "Schmuckstücke" zeigen, daß sie Geld im Überfluß haben und sich damit aufputzen und zieren können, während der Arme nicht genug Pfennige in der Börse hatte, um seinen Hunger zu stillen.

Der Frevel liegt meines Erachtens in der Demontage solcher Schmuckstücke.
Eine sammelwürdige Münze wird nie mehr daraus!


Es spricht aber nichts dagegen, neben erlesenen Münzen als Curiosa auch ein paar Schmuckstücke in der Sammlung zu haben. Unlängst sah ich auf einer hervorragenden numismatischen Auststellung eine ganze Vitrine mit "verarbeiteten Münzen" - Schmuck, Knöpfe, Schüsselchen etc. etc.

Sehr hübsche, sammelwürdige Denare von Elagabalus (in besserer Erhaltung als der hier gezeigte) kannst du auf Ebay mit etwas Glück um 20 bis 40 € bekommen. Für dein Schmuckstück zahlt jemand möglicherweise 30 bis 70 € (Argumentation ;-) "allein die Münze ist ... € wert, und dann noch die Arbeit des Silberschmiedes"). Das demontierte Stück aber wäre mir keine 10 € wert!

PS.: Die hier gezeigte "Arbeit" des Silberschmiedes will ich nicht näher kommentieren.

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Master-Jeffrey
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Re: Unsagbarer Frevel und der Versuch ihn rückgängig zu mach

Beitrag von Master-Jeffrey » Mo 05.12.11 11:23

Hallo Zauberer-jackl,

ich kann mich deiner Argumentation nicht anschließen.

"Seit der Antike werden Münzen zu Schmuck verarbeitet..." - Wäre das Stück in der Antike verändert worden, würde es für mich zur Geschichte der Münze gehören. Eine neuzeitliche Fassung die weniger als 15 Jahre alt ist, gehört für mich nicht mehr zu dieser und die Machart ist zusätzlich noch eine grausige.
Der weiteren Argumentation kann ich ebenso wenig folgen. Sollte jemand auf die Idee kommen, eine antike Münze in ein Schmuckstück zu verwandeln, dann mit einer, die Münze nicht verändernden Fassung, die man notfalls auch wieder rückgängig machen kann. Ich denke, niemand gibt mir doppelt bis dreifach so viel für die Münze, weil jemand dilletantisch auf die Rückseite einige Silberdrähte gelötet hat.
Auf der anderen Seite denke ich auch nicht, dass die fachmännische Demontage der gelöteten Stellen, den Wert des Denars dermaßen schmälert, wenn nicht mehr als zwei dunklere Punkte auf dem RV zurückbleiben.

Es fehlt halt nur noch die Sicherheit, den Lötzinn ohne viel Rückstände wieder entfernt zu bekommen. So wie die Münze jetzt ist, ist sie meines Erachtens verschandelt und da der Besitzer sich meiner Meinung angeschlossen hat, werde ich versuchen, das "Schmuckstück" wieder in eine Münze zu verwandeln.

mfg

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Zuletzt geändert von Master-Jeffrey am Mo 05.12.11 11:32, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Unsagbarer Frevel und der Versuch ihn rückgängig zu mach

Beitrag von zauberer_jackl » Mo 05.12.11 11:29

Eine sammelwürdige Münze wird nie mehr daraus!

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Re: Unsagbarer Frevel und der Versuch ihn rückgängig zu mach

Beitrag von Master-Jeffrey » Mo 05.12.11 11:32

Glücklicherweise ist der Begriff "Sammelwürdig" nicht wirklich objektiv und der Einstellung eines jeden Einzelnen zu seinen jeweiligen Schätzen geschuldet. :wink:

mfg

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Re: Unsagbarer Frevel und der Versuch ihn rückgängig zu mach

Beitrag von nostronomo » Mo 05.12.11 12:22

Master-Jeffrey hat geschrieben:Hallo beachcomber,

welche Temperaturen muss ich denn dafür erreichen und wie erreiche ich diese am Besten, ohne die Münze zu beschädigen?

mfg

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Es kommt darauf an was für ein Lot verwendet wurde, normaler Lötzinn braucht nicht viel und den bringst du gut ab,
Silberlot braucht da schon einiges mehr an Hitze und hat sich wahrscheinlich mit der Münze verbunden,
da werden die Lötstellen sicher erkennbar bleiben. Hoffentlich wurden die Haltestäbchen nicht noch eingebohrt.
Möge die Macht mit euch sein! [ externes Bild ]

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Re: Unsagbarer Frevel und der Versuch ihn rückgängig zu mach

Beitrag von B12 » Mo 05.12.11 12:40

Es gibt Restauratoren, die Henkel so entfernen können,
daß man praktisch nichts mehr davon erkennen kann.
Leider ist mir keiner bekannt, aber ich glaube die Suche
würde sich (nicht nur für diese Münze) lohnen...

Gruss
Daniel

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Re: Unsagbarer Frevel und der Versuch ihn rückgängig zu mach

Beitrag von zauberer_jackl » Mo 05.12.11 13:24

Dieses Stück betreffend - weder selten, noch besonders schön:

Einen Elagabalus-"svmmvs sacerdos"-Denar bekommt man in vorzüglich um +/- 100 Euro. - Einen wirklich sehr schönen mit etwas Glück um +/- 40,--. Der hier gezeigte war vor der Verarbeitung zum Schmuckstück m.E. schön/sehr schön - also ca. +/- EUR 30,--

Was kostet eine Stunde Arbeit beim Restaurator und wie viele Münzen könnt ihr euch dafür kaufen?

Und nach der Arbeit des Restaurators bleibt ein jedenfalls verfälschtes, möglichweise gefülltes, geglättetes und nachgeschnitztes Stück Münze über - "schön/enthenkelt ... sonst sehr schön" - Wert unter 20 Euro!

Was lohnt sich da?

Ich hätte lieber ein ehrliches Schmuckstück, als einen verfälschten Denar.

(Die Münze müßte schon sehr selten oder teuer sein, daß sich die Arbeit eines Restaurators lohnt ...)

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Re: Unsagbarer Frevel und der Versuch ihn rückgängig zu mach

Beitrag von Master-Jeffrey » Mo 05.12.11 13:34

Ich danke euch für die Ideen und Anregungen.

nostronomo: Ich denke nicht, dass die Stäbe eingebohrt wurden (Das würde dem Fass die Krone aufsetzen - oder so :wink: ) Im Übrigen muss ich, wenn ich Posts von dir lese, immer gegen den Impuls ankämpfen, auf den Monitor zu schlagen, um dieses lästige kleine Insekt von meinem Bildschirm zu jagen. :D

Ich werde euch auf jeden Fall weiterhin auf dem Laufenden halten und das Ergebnis mit Bild selbstredend hier einstellen. Wobei ich einmal schauen muss, wann ich die Zeit dazu erübrigen kann.

Besten Dank.

mfg

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Re: Unsagbarer Frevel und der Versuch ihn rückgängig zu mach

Beitrag von drakenumi1 » Mo 05.12.11 13:45

Meine Ratschläge:

- Prüfe, ob Weichlot (Zinnlot) verwendet wurde (dieses läßt sich mit dem harten Fingernagel per Ritzprobe feststellen: Wenn Du es ritzen kannst, reichen kaum 200 Grad, um es zum Schmelzen zu bringen). Dann über einer Gasflamme oder auf einer metallenen Kochplatte gut zu realisieren: an einem der Bügel mit einer geeigneten Pinzezze während der Erhitzung halten bzw. das Stück aufnehmen, bis die Münze abfällt.
Mit einer kleinen Bronzebürste die flüssigen Lotreste zum Münzrand hin abbürsten, geht ganz einfach und es bleiben soviel wie keine Spuren sichtbar erhalten. Bürsten aus feinem Bronzedraht gibt's im Baumarkt oder ein guter Bastler hat so etwas von früherem Einsatz liegen.Wenn Du Glück hast, unterscheiden sich das Silber der Münze gegenüber den Bereichen der Zinnlötung farblich kaum voneinander, und Du hast so lange, bis das Zinnlot nachdunkelt, eine "intakte" Münze.
Ich vermute aber, daß die Münze einseitig leicht eingebohrt wurde, um den noch nicht verlöteten Bügeln Halt beim Lötprozeß zu geben. Dann hilft nur noch die Mülltonne, und das Problem ist vom Tisch.

Grüße von

drake
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Re: Unsagbarer Frevel und der Versuch ihn rückgängig zu mach

Beitrag von B12 » Mo 05.12.11 14:17

Ich habe vor einiger Zeit eine Goldmünze von einem Goldschmied enthenkeln lassen.
Man sieht es nur bei sehr genauem hinsehen. Hat 8,50 Euro gekostet ...

Gruss
Daniel

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Re: Unsagbarer Frevel und der Versuch ihn rückgängig zu mach

Beitrag von nostronomo » Mo 05.12.11 15:04

Master-Jeffrey hat geschrieben:Im Übrigen muss ich, wenn ich Posts von dir lese, immer gegen den Impuls ankämpfen, auf den Monitor zu schlagen, um dieses lästige kleine Insekt von meinem Bildschirm zu jagen. :D
ich übernehme keine Haftung für demolierte Bildschirme :mrgreen:
Möge die Macht mit euch sein! [ externes Bild ]

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Re: Unsagbarer Frevel und der Versuch ihn rückgängig zu mach

Beitrag von Numis-Student » So 21.10.12 21:00

Master-Jeffrey hat geschrieben:
Ich werde euch auf jeden Fall weiterhin auf dem Laufenden halten und das Ergebnis mit Bild selbstredend hier einstellen.

Master-Jeffrey
Hat sich in der Sache noch etwas getan ? ;)

MR
Immerhin ist es vorstellbar, dass wir vielleicht genug Verstand besitzen, um,
wenn nicht ganz vom Kriegführen abzulassen, uns wenigstens so vernünftig zu benehmen wie unsere Vorfahren im achtzehnten Jahrhundert. (A.H. 1949)

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