Die anonymen Quadrantes

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

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Invictus
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Die anonymen Quadrantes

Beitrag von Invictus » Sa 24.11.12 10:44

Hallo Freunde der römischen Münzen,

In der Literatur werden die anonymen Quadrantes immer in die relativ große Zeitspanne zwischen Domitian und Antoninus Pius eingereiht.
Ist eine genauere Chronologisierung möglich?
Oder ist ein solcher Versuch aussichtslos?

1. Beispiel:
Marsbüste/Brustpanzer
http://www.acsearch.info/images/16_m/158822.jpg

Unter Trajan (RIC 582 var.) gibt es für die Zeit seiner zwei militärischen Triumphe über Dakien (incl. Congiarium 103 & 107 AD) einen äquivalenten Revers:
http://www.wildwinds.com/coins/ric/trajan/RIC_0582v.jpg
(vielleicht besteht auch ein Bezug zum Tempel des Mars Ultor auf dem Trajan-Forum [Tempelweihe ?])

2. Beispiel:
Venusbüste/Taube
http://www.acsearch.info/images/40_m/394514.jpg

Die Hochzeit von Marc Aurel mit Faustina II. anno 145 n.Chr. wurde im Kaiserhaus gebührend gefeiert (incl. Congiarium) und unter Faustina II. gab man einen äquivalenten Revers heraus:
http://www.moneymuseum.com/imgs/xcoins/ ... 3821_2.jpg

Ist es nicht auffallend, dass es haargenau das gleiche Bildmotiv bei anonymen Quadrantes einerseits und anderen höheren Nominalen andererseits gibt?

Die Ausgabe von Quadrantes erfolgte sporadisch und nicht unter jedem Kaiser. Die beiden hier aufgeführten anonymen Kleinnominale könnten doch bspw. in Umlauf gesetzt worden sein, weil dies die kaiserlichen Congiarien mit ihrem Anstieg der kursierenden Edelmetallmünzen beim Zahlungsverkehr erforderlich machte. Besteht da möglicherweise ein Zusammenhang?

So könnte ich mir vorstellen, dass die beiden hier vorgestellten Quadrantes vielleicht bei Trajan bzw. Antoninus Pius/Tochter besser aufgehoben wären?

Eure Meinung ist gefragt :D und im Voraus schon mal besten Dank!
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Re: Die anonymen Quadrantes

Beitrag von Julianus v. Pannonien » Sa 24.11.12 15:53

Eine Sehr interessante These Invictus.
Meiner Meinung nach müsste man auch einmal die Stempelverbingungen etwas genauer überprüfen, da meisst die selben Avers typen mit verschiedenen Rückseiten kombiniert wurden.

Grüsse
Simon
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Re: Die anonymen Quadrantes

Beitrag von quisquam » Sa 24.11.12 18:05

Die Vorderseiten waren aber immer mit thematisch passenden Rückseiten gekoppelt, mit Ausnahme des Jünglingskopf-, Nashorn- und Hippopotamus-Typs. Ein gemeinsamer Vorderseitenstempel für verschiedene Rückseitentypen hätte meines Erachtens wenig Aussagekraft und einen gemeinsamen Rückseitenstempel für verschiedene Vorderseitentypen zu finden dürfte schwierig sein. Für denkbar halte ich höchstens einen gemeinsamen Eulen-Rückseitenstempel für den Minerva- und den Nashorn-Typ. Ich denke ansonsten hat jede Vorderseite seine exklusiven Rückseiten.

Grüße, Stefan
Eigentlich sammle ich nicht Münzen, sondern das Wissen darüber.

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Re: Die anonymen Quadrantes

Beitrag von Invictus » Sa 24.11.12 20:06

Vielen Dank euch beiden!

Ein Ansatzpunkt zur Bestimmung wäre sicherlich der Vergleich der Gesichtszüge zwischen Gottheit und Kaiser:

Anonymer Quadrans http://www.forumancientcoins.com/galler ... 149&pos=11
und
Denar 140-144 AD http://www.coinarchives.com/a/lotviewer ... 4fa1630842
Hier fällt doch die frappierende Ähnlichkeit zwischen Merkur und Marc Aurel auf, oder? Nicht nur in den Gesichtszügen, sondern auch in der Lockenfrisur und ev. der Drapierung.

Ein weiteres Beispiel wäre der Quadrans Jupiterkopf/Adler:
http://www.coinproject.com/siteimages/97-161060.jpg bzw. http://www.coinproject.com/siteimages/70-19604q00.jpg
Hier lassen sich die Gesichtszüge des Gottes nur mit einem einzigen Kaiser vergleichen: Antoninus Pius.
Im Netz ist bei manchen dieser Münzbeschreibungen der Hinweis auf Antoninus Pius bereits vermerkt worden, aber in der Überschrift hat man immer noch auf das altbekannte "Period of Domitian to Antoninus Pius, circa 81-161 AD" zurückgegriffen.

Gruß
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Re: Die anonymen Quadrantes

Beitrag von Xanthos » So 25.11.12 00:16

Die Zuweisung nur anhand von Gesichtszügen der abgebildeten Gottheiten finde ich etwas schwierig. Gerade wenn es sehr unterschiedliche Porträt-Stile sind wie hier:

http://www.forumancientcoins.com/galler ... pos=-83836
http://www.forumancientcoins.com/galler ... pos=-83424

Vom Gesamteindruck her würde ich viele (nicht alle) dieser anonymen Quadrantes Domitian und allenfalls Titus zuweisen, da der Stil einfach sehr gut zu den eindeutig zuweisbaren Münzen passt:

http://www.forumancientcoins.com/galler ... pos=-79699
http://www.forumancientcoins.com/galler ... pos=-79696

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Re: Die anonymen Quadrantes

Beitrag von Invictus » So 25.11.12 01:46

Danke Xanthos,

wie schon gesagt, der Portraitvergleich Gott/Kaiser kann nur als Ansatzpunkt dienen. Das heißt nicht, dass er als einziges Mittel zur Bestimmung geeignet ist, aber er ist ein beachtenswerter Aspekt.

Bei deinem letzten Link (Domitian-Ceres) fielen mir bspw. sofort die anderen Buntmetallnominale (ebenfalls TRP XI / 85 AD) mit ähnlicher "Botschaft" ein - http://www.acsearch.info/record.html?id=525574. Hier scheint es wohl so, dass dieser Quadrans im Rahmen des "normalen" Münzprogramms (und wohl deshalb auch mit Legende?) mitgeprägt wurde.

Es stellt sich aber die Frage, warum ein Kaiser wie Domitian manche Quadranten mit Herrscherlegende und manche ohne prägen ließ. Das wäre interessant zu klären.
Vielleicht besteht eine Verbindung zwischen kaiserlichen Maßnahmen und Legende?
Beispiel Domitian:
Quadrans Ceres/Kornähren (mit Legende, da kaiserliche Kornversorgung)
Quadrans mit Rhinozeros (mit Legende, da Attraktion der kaiserlichen Spiele)
Schwieriger wird es da schon bei diesem Legenden-Quadrans http://www.forumancientcoins.com/galler ... s_Rome.jpg:
Ist der Olivenzweig ein Hinweis auf die kaiserliche Olivenölversorgung (Minerva brachte bekanntlich den Menschen einen Olivenbaum als Geschenk) oder ein Siegeszeichen (siehe Olympia) bei einem vom Kaiser veranstalteten Spiel/Wettkampf zu Ehren Minervas? Alles natürlich rein hypothetisch ...

Gruß
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