Frage an die Experten
Moderator: Homer J. Simpson
- beachcomber
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Re: Frage an die Experten
als eine 'lokalprägung' bezeichnet man die münzen, die früher als 'barbarisiert' galten. und zwar deshalb, weil sie offensichtlich nicht aus offiziellen münzstätten stammen, und nur als lokale erscheinungen in zeiten von kleingeldmangel auftreten.
grüsse
frank
grüsse
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Re: Frage an die Experten
Hallo beachcomber,
Ok, Danke für deine Antwort, also eine neue bezeichnung für Barbar.
Waren die Lokale Münzstätten oder Prägeanlagen von offizieller Seite anerkannt, oder kann man in diesem Fall von Kopien oder Fälschungen sprechen?
Pipin
Ok, Danke für deine Antwort, also eine neue bezeichnung für Barbar.
Waren die Lokale Münzstätten oder Prägeanlagen von offizieller Seite anerkannt, oder kann man in diesem Fall von Kopien oder Fälschungen sprechen?
Pipin
- beachcomber
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- richard55-47
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Re: Frage an die Experten
Unter Mangel an Kleingeld könnte auch der individuelle Mangel an Kleingeld verstanden werden. Ein solcher bringt - und brachte - ja manchen zu kreativem Handeln.
do ut des.
- klunch
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Re: Frage an die Experten
Notgeld hat für mich einen offiziellen Charakter. Wenn eine lokale Verwaltungseinheit selbst prägt - weil es bspw. zu wenig Münzen gibt, um den Warenumschlag zu gewährleisten - dann wäre das Notgeld. Allerdings bin ich mir da bei den Barbaren/Lokalprägungen nicht so sicher.
Welche Alternative zur Duldung hatte man denn? Solange nicht bekannt ist, woher die "Notmünzen" kommen, bleibt gar nichts anderes übrig, als diese zu dulden und zu hoffen, daß der Anteil nicht größer wird.
klunch
PS: Bedarf für Notgeld hätte ich auch
Welche Alternative zur Duldung hatte man denn? Solange nicht bekannt ist, woher die "Notmünzen" kommen, bleibt gar nichts anderes übrig, als diese zu dulden und zu hoffen, daß der Anteil nicht größer wird.
klunch
PS: Bedarf für Notgeld hätte ich auch
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Re: Frage an die Experten
PS: Bedarf für Notgeld hätte ich auch
Ich habe eher Not am Bedarfsgeld!
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Weil ich nicht alles weiß, bin ich neugierig
- Numis-Student
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Re: Frage an die Experten
Man hätte ähnliche Möglichkeiten wie heute, nämlich das regelmäßige Entfernen der "falschen" Münzen aus dem Umlauf. Ausserdem könnte man den Besitz und die Annahme unter Strafe stellen, um die Verbreitung zu stoppen.klunch hat geschrieben: Welche Alternative zur Duldung hatte man denn? Solange nicht bekannt ist, woher die "Notmünzen" kommen, bleibt gar nichts anderes übrig, als diese zu dulden und zu hoffen, daß der Anteil nicht größer wird.
Manche Gruppen der Lokalprägungen sind aber so schlecht gemacht, dass sie ohne staatliche/regionale Duldung gar nicht in den Geldverkehr eingebracht werden könnten, zB die Eisensesterzen oder die Limesfalsa.
Schöne Grüße,
MR
Immerhin ist es vorstellbar, dass wir vielleicht genug Verstand besitzen, um,
wenn nicht ganz vom Kriegführen abzulassen, uns wenigstens so vernünftig zu benehmen wie unsere Vorfahren im achtzehnten Jahrhundert. (A.H. 1949)
wenn nicht ganz vom Kriegführen abzulassen, uns wenigstens so vernünftig zu benehmen wie unsere Vorfahren im achtzehnten Jahrhundert. (A.H. 1949)
- klunch
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Re: Frage an die Experten
Theoretisch möglich wäre das, allerdings hätte man dann eben genau im Wert der einbehaltenen Münzen einen Verlust realisiert(das wollte man sicher vermeiden) und die Durchführbarkeit ist auch schwierig, da es keine Banken gab, zu denen das Geld regelmäßig zurück floß.Numis-Student hat geschrieben:...nämlich das regelmäßige Entfernen der "falschen" Münzen aus dem Umlauf.
...
Den Besitz und die Annahme unter Strafe zu stellen, bei einer hohen Quote von Analphabeten in der Bevölkerung - das ist praktisch nicht durchführbar.
Ich versuche nur herauszustellen, daß kaum etwas anderes übrig blieb, als lokale Prägungen zu tolerieren.
Beste Grüße
klunch
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- quinctilius
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Re: Frage an die Experten
dazu passt auch dieser thread:
http://www.numismatikforum.de/viewtopic.php?f=6&t=47114
Bei akutem Kleingeldbedarf (z.B. an der Rhein- u. Donaugrenze durch die dort stationierten Truppen)
entstanden fast zwangsläufig barbarisierte Prägungen.
VG
Quinctilius
http://www.numismatikforum.de/viewtopic.php?f=6&t=47114
Bei akutem Kleingeldbedarf (z.B. an der Rhein- u. Donaugrenze durch die dort stationierten Truppen)
entstanden fast zwangsläufig barbarisierte Prägungen.
VG
Quinctilius
Münzen sind Zeitzeugen, nicht nur Objekte.
- Numis-Student
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Re: Frage an die Experten
Wie gesagt, gerade die Limesfalsa sind so schlecht, dass sie nicht genommen würden, wenn es nicht offiziell verordnet wurde, anders lassen sich diese Güsse nicht erklären.
Den Verlust hätten aber (genauso wie heute) die Besitzer der Fälschungen, nicht der Staat. Statt Banken gab es aber Geldwechsel, Steuerpächter und andere staatlich beeinflusste Institutionen.
Schöne Grüße,
MR
Den Verlust hätten aber (genauso wie heute) die Besitzer der Fälschungen, nicht der Staat. Statt Banken gab es aber Geldwechsel, Steuerpächter und andere staatlich beeinflusste Institutionen.
Schöne Grüße,
MR
Immerhin ist es vorstellbar, dass wir vielleicht genug Verstand besitzen, um,
wenn nicht ganz vom Kriegführen abzulassen, uns wenigstens so vernünftig zu benehmen wie unsere Vorfahren im achtzehnten Jahrhundert. (A.H. 1949)
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- areich
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Re: Frage an die Experten
Den Begriff Lokalprägung benutzt auch ein einziges deutschsprachiges Auktionshaus für Provinzmünzen.
- Laurentius
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Re: Frage an die Experten
Eine Geschichte die mich immer wieder packt und doch nicht in Ruhe läßt.
Ja, das ist ein sehr schwammiges und durchwachsenes Thema, welches noch einer enormen
Durchleuchtung bedarf.
Barbarische Imitiationen, Lokalprägungen und Provinzmünzen gab es wohl zu jeder Epoche im
römischen Reich. Für alles gibt es eine Erklärung, egal ob wir sie schon kennen oder nicht. Um
dieser jedoch auf den Grund zu gehen, sollten wir zwischen den verschiedenen Spezien unterscheiden.
Je nach Zeitalter oder auch den politischen Hintergründen. An Literatur gibt es bestimmt schon
einiges zu diesem Thema.
Mit Sicherheit sind Lokalprägungen in irgend einer Weise auch Provinzmünzen.
Nur für deren Verbreitung wird es unterschiedliche Ursachen geben.
Ich denke die speziel von Pipin auf die Lokalprägungen gestellte Frage bezieht sich auf die Imitaionen
des gallischen Sonderreiches gegen Ende des 3. Jahrhunderts. Es gab Kaiser und Gegenkaiser. Jeder hatte
sozusagen sein Süppchen zu kochen. Unter Kaiser Aurelianus waren diese Prägungen wohl nicht erwünscht,
während z.B. die Gegenkaiser Tetricus I. und II. nach der Niederlage keine andere Wahl hatten, als ihr Volk
mit weiteren inoffiziellen Prägungen zu beglücken. Die offiziellen Offizine hatte sich Aurelianus unter den
Nagel gerissen und konnte weiter seine "Serie" vortsetzen. Dies würde auch erklären, warum es keine oder
kaum barbarische Prägungen von ihm gibt, während zur selben Zeit eine Unmenge Stücke seiner Gegenkaiser
entstanden. Ein weiterer Fakt wäre die Tatsache, das es auf "Barbaren" keine Emissionszeichen gibt. Wie auch.
Aus offizieller Sicht gab es keine Emissionen für diese, da von "Rom" nicht geduldet. Von den Gegenkaisern jedoch
schon.
Also könnte man von einer inoffiziell geduldeten Prägung sprechen. Je nach dem wie man es sieht.
Nicht zu verwechseln mit den offiziellen Prägungen der einzelnen Provinzen Roms.
Grüße Laurentius
Ja, das ist ein sehr schwammiges und durchwachsenes Thema, welches noch einer enormen
Durchleuchtung bedarf.
Barbarische Imitiationen, Lokalprägungen und Provinzmünzen gab es wohl zu jeder Epoche im
römischen Reich. Für alles gibt es eine Erklärung, egal ob wir sie schon kennen oder nicht. Um
dieser jedoch auf den Grund zu gehen, sollten wir zwischen den verschiedenen Spezien unterscheiden.
Je nach Zeitalter oder auch den politischen Hintergründen. An Literatur gibt es bestimmt schon
einiges zu diesem Thema.
Mit Sicherheit sind Lokalprägungen in irgend einer Weise auch Provinzmünzen.
Nur für deren Verbreitung wird es unterschiedliche Ursachen geben.
Ich denke die speziel von Pipin auf die Lokalprägungen gestellte Frage bezieht sich auf die Imitaionen
des gallischen Sonderreiches gegen Ende des 3. Jahrhunderts. Es gab Kaiser und Gegenkaiser. Jeder hatte
sozusagen sein Süppchen zu kochen. Unter Kaiser Aurelianus waren diese Prägungen wohl nicht erwünscht,
während z.B. die Gegenkaiser Tetricus I. und II. nach der Niederlage keine andere Wahl hatten, als ihr Volk
mit weiteren inoffiziellen Prägungen zu beglücken. Die offiziellen Offizine hatte sich Aurelianus unter den
Nagel gerissen und konnte weiter seine "Serie" vortsetzen. Dies würde auch erklären, warum es keine oder
kaum barbarische Prägungen von ihm gibt, während zur selben Zeit eine Unmenge Stücke seiner Gegenkaiser
entstanden. Ein weiterer Fakt wäre die Tatsache, das es auf "Barbaren" keine Emissionszeichen gibt. Wie auch.
Aus offizieller Sicht gab es keine Emissionen für diese, da von "Rom" nicht geduldet. Von den Gegenkaisern jedoch
schon.
Also könnte man von einer inoffiziell geduldeten Prägung sprechen. Je nach dem wie man es sieht.
Nicht zu verwechseln mit den offiziellen Prägungen der einzelnen Provinzen Roms.
Grüße Laurentius
"CARPE DIEM"
Konstantinische Dynastie, Münzstätte Trier:
https://www.forumancientcoins.com/galle ... album=7436
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