Helvetii

Keltische Münzen

Moderator: Numis-Student

taurisker
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Helvetii

Beitrag von taurisker » Di 18.03.08 10:50

:-)
Zuletzt geändert von taurisker am So 26.04.09 08:22, insgesamt 2-mal geändert.

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Beitrag von Pscipio » Di 18.03.08 11:31

Der Kanton Jura umfasst nur ein kleines Gebiet des Juragebirges selber, während die keltischen Siedlungsgebiete doch eher im Flachland südlich des Juras lagen. Diese Gebiete teilen sich heute verschiedene Kantone auf, so unter anderem der Kanton Neuenburg (Fundort La Tène - da gibts übrigens ein tolles Museum, das Laténium), der Kanton Waadt (u.a. Römerstadt Aventicum, ursprünglich ein helvetisches oppidum) und der Kanton Bern. In letzterem, am Südhang des Juras gleich am Bielersee, nur wenige Kilometer von La Tène entfernt, bin ich aufgewachsen.

Gratulation zu der tollen Münze, das wäre vielleicht auch mal etwas für meine Sammlung, so eine Helvetiermünze.

Hoffentlich erholst du dich bald von deinem Schnupfen!

Lars
Nata vimpi curmi da.

taurisker
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Beitrag von taurisker » Di 18.03.08 11:41

Ja danke Lars ... den Schnupfen kann man sowieso nur "aussitzen", 3 Tag kommt er, 3 Tag bleibt er und 3 Tag geht er wieder ;-) snieffff
In letzterem, am Südhang des Juras gleich am Bielersee, nur wenige Kilometer von La Tène entfernt, bin ich aufgewachsen.
Starke Gegend in der du aufgewachsen bist ... sollte ich mal einen Helvetier abzugeben haben erfährst du es als Erster ;-) vielleicht lässt sich ja was eintauschen!?

Salü
Herfried

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Beitrag von Pscipio » Di 18.03.08 12:16

Danke! Sind die Helvetier denn selten&teuer oder eher Massenware?

Lars
Nata vimpi curmi da.

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pixxer
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Beitrag von pixxer » Di 18.03.08 12:23

Sehr feines Münzlein Taurisker!

Das mit dem versauten Ostern kann ich nur allzu gut nachvollziehen, ich quäl mich mit einer Angina rum. :evil: Aber da sind hübsche Kleinodien ja die beste Medizin, stimmt? :wink:

Grüße Pixxer

taurisker
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Beitrag von taurisker » Di 18.03.08 12:25

Lars, gut erhaltene Helvetier sehe ich eher selten angeboten ... allzu selten sind jedoch die verschiedenen Typen der Büschelquinare nicht denke ich, es zahlt sich aus hierbei auf die Qualität und auf die Erhaltung zu achten ... für dieses Stück habe ich den (fairen) Preis von 80 Euro bezahlt, das find ich sehr ok für diese Erhaltung.

Salü
Herfried

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Beitrag von Orgetorix » Do 26.06.08 00:09

Hallo Keltengemeinde,
schon eine Weile bin ich begeisterter Mitleser in Eurem Forum und möchte nun auch versuchen, mit meinem bescheidenen Wissen hier einen kleinen Beitrag zu leisten. Mein Interessegebiet umfasst die gallischen Keltenprägungen, vor allem aus dem Raum Ostfrankreich, Süddeutschland und der Schweiz.

Zuerst Glückwunsch an Herfried zu dem tollen Büschelquinar. Die Erhaltung ist wirklich ausgezeichnet.

Dieser Büschel-Typ ist wohl derjenige, bei dem sich die Fachleute mit der Zuordnung am schwersten tun. Leider sind die Schrötlinge oft sehr klein, so dass der Büschel und die Beizeichen über und unter dem Pferd nur selten komplett ersichtlich sind. Gerade dies macht eine sichere Zuweisung schwer.

Derek F. Allen klassifizierte die Büschelquinare 1978 anhand der Funde aus dem spätlatènezeitlichen Oppidum von Altenburg-Rheinau erstmals, und zwar in sechs süddeutsche Gruppen (Prototyp und Typ A bis E) und drei jüngere schweizerische Gruppen (F bis H). Den gezeigten Typ stellte er in die Gruppe D und wies diese Prägung somit dem Stammesgebiet der Vindeliker zu.

Die meisten Quinare dieses Typs weisen auf dem Avers einen asymmetrischen Büschel auf mit sieben Seitenblättern, zwei gleichgrossen Punkten in der Mitte und zwischen dem basalen Blattpaar einen dünnen Stiel, manchmal in einem dritten Punkt endend. Seltener kommen offenbar Büschel mit nur 6 Blättern vor. Achtblättrige Exemplare sind mir nicht bekannt. Oben auf dem Büschel findet sich stets eine Sichel oder Torques, nach oben offen.

Das Pferd auf der Rückseite ist galoppierend, bisweilen auch springend dargestellt. Darüber befindet sich meistens - darunter nur manchmal - eine Sichel oder ein mit Punkten versehener Torques.

H.J. Kellner löste die Gruppe D in seiner Arbeit über die Fundmünzen von Manching 1990 auf und wies diese Prägungen den Gruppen C und G zu, was nicht ganz einfach nachzuvollziehen ist, und wohl letztlich nur über die Unterscheidung der Beizeichen geschah.

Meines Wissens wurde dieser Typ nirgens häufig gefunden. Sowohl in der Schweiz als auch in Süddeutschland tritt er nur vereinzelt auf. Diese Tatsache und die oft mangelhafte Ausprägung gestalten eine definitive Stammeszuordnung sehr problematisch.
Als Zitate dürften gelten:
Castelin o.J.: 948
Kellner 1990: 149, 159, 633, 658, 2325
Dembski 1998: 427, 429
Meyer 1863: 23, 24

Hier noch ein Stück dieses Typs aus meiner Sammlung. Leider lässt die Ausprägung und die Erhaltung zu wünschen übrig. Interessant finde ich jedoch den gut erkennbaren Grat quer über den Büschel, der auf einen Stempelriss hinweist. (1,47 gr./11mm)

Schöne Grüsse
Orgetorix
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QuinHelvB.JPG
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harald
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Beitrag von harald » Do 26.06.08 07:53

Hallo Orgetorix!

Herzlich Willkommen bei den Kelten.

Toller Einstand und alle Achtung vor Deinem fundiertem Wissen.
Einen weiterer Fachmann für Westkelten können wir brauchen!

Danke für die umfangreichen Infos und das Vorstellen Deiner interessanten Münze.

Auf weitere fruchtbare Zusammenarbeit
Harald

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Beitrag von taurisker » Do 26.06.08 08:45

Herzlich willkommen im Keltenforum, Orgetorix!

Vielen Dank für das Lob und für die umfangreiche Zusatzinfo bzw. Zitate zu diesem Typ Büschelquinare der Helvetii.

Gut erhaltene Stücke werden nicht allzu häufig angeboten, denke ich, umso mehr freut mich natürlich mein Sammlungsexemplar, die Entscheidung es zu nehmen war deshalb sehr schnell getroffen.

Harald hat es schon erwähnt: ein feiner Einstand, wir freuen uns über einen weiteren Kenner und Liebhaber keltischer Prägungen!

Übrigens, liebe KeltenfreundeInnen: das Keltenforum ist nun schon einige Monate "in Betrieb" und mich freut besonders, dass es immer mehr floriert ... die hier versammelten Leutchens haben in dieser relativ kurzen Zeit viele höchst interessante Beiträge verfasst und eine Menge klasse Münzlein gezeigt, ein Beweis dafür, wie wichtig dieser "Neuanbau" des Numismatikforums ist.

Meine Vision ist, dass wir hier bei den Kelten eine ebenso hohe Konzentration an geballtem Wissen zur Verfügung stellen können, wie es uns von den Römer-, Byzantiner- und Griechenfreunden vorgelegt wird ... ich sehe mit Freude, dass wir dem hohen Level dieses feinen Forums einträglich sind und ich bin begeistert von dem fachlich brillianten Niveau!

An dieser Stelle ein herzliches Danke an alle KeltenfreundeInnen, für die Bereitschaft hier Wissen weiterzugeben und dass ihr eure Sammlungen öffnet um uns eure Schätze zu zeigen!

Auf viele weitere spannende Beiträge und möge der Himmel uns nicht auf den Kopf fallen ;-)

Salü
Herfried

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Beitrag von pixxer » Do 26.06.08 08:57

Gut gesprochen Taurisker, beim Teutates! :D

LG Pixxer

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Beitrag von Orgetorix » Fr 04.07.08 01:05

Hallo Keltenfreunde,

heute möchte ich Euch einen weiteren hübschen Büschelquinar aus meiner Sammlung vorstellen. Es handelt sich um den Typ F (nach Allen 1978) vom Stamm der Helvetier. Leider taugt mein bisher einziges Stück nicht eben als Exempel, da beide Seiten stark dezentriert geschlagen wurden und es mit 1,31 g. ungewöhnlich leicht ist. Trotzdem ist es ein hübsches Belegstück in hervorragender Erhaltung.
Durchmesser: 12 - 12,8 mm.
Prägung: 2. Hälfte des 1. Jh. v.Chr.

Zum Typus:

Das Avers zeigt einen Büschel mit acht Seitenblättern, vier links, vier rechts, mehr oder weniger symmetrisch angeordnet. Im Zentrum befinden sich meist drei kleine Punkte im Dreieck (Spitze nach oben oder unten) angeordnet. Selten findet man den Typ mit vier Punkten in der Mitte, in Form einer aufrecht stehenden Raute. Zwischen den basalen Seitenblättern eingeklemmt findet sich stets ein zusätzlicher, kleiner Punkt. Über dem Büschel sitzt abschliessend ein feiner Bogen (Torques) mit Punktenden.

Auf dem Revers finden wir das Pferd nach links galoppierend. Der Kopf ist klammerartig dargestellt, mit Ohren und Punktmähne. Der Schweif besteht aus einer einzigen Linie, bogenförmig hängend. Über und unter dem Pferd sind diese Prägungen mit einer Vielzahl verschiedener Beizeichen versehen. Am häufigsten kommt der Torques mit Punktenden vor, die Öffnung stets nach aussenhin weisend. Darin befinden sich oft ein bis zwei kleine Punkte.

Zitate:
Castelin o.J.: SLM 944, 945
Meyer 1863: 25, 26

Etwas seltener findet man jeweils über und unter dem Pferd als Beizeichen ein Kreissymbol mit zentralem Punkt, umgeben von einem Kreis aus vielen Einzelpunkten.

Zitate:
Castelin o.J.: SLM 943, 946
De La Tour: Pl. XXXVIII Fig. 9322
Meyer 1863: 27, 28

Zusätzlich sollen einige weitere Subtypen mit anderen Beizeichen bekannt sein, welche in der Fachliteratur bisher jedoch kaum Erwähnung fanden.

Die Münzbilder der Vorder- sowie der Rückseite dieses Typs sind jeweils mit einem marginalen Perlkreis umrahmt, was für die meisten Büschelquinare der Helvetier kennzeichnend ist. Nie finden wir einen solchen auf den (vermutlich älteren) Büschelprägungen der Vindeliker aus dem süddeutschen Raum.

Ein Grossteil der heute bekannten Büschelquinare dieses Typs stammen wohl aus dem um 1940 entdeckten Münzhort von Balsthal im Kanton Solothurn.
"Ein Bauer von Balsthal war nämlich im Winter in der Nähe der Stadt mit Holzschlitten beschäftigt und stiess an einem Abhang durch Zufall mit seinem Schlitten auf einen irdenen rohen Topf, der nun zerbrach und aus welchem viele kleine Silbermünzen herausfielen. Es waren deren eine sehr grosse Zahl, welche bald an die Liebhaber in der Schweiz und im Ausland verkauft wurden."
Nur einen geringen Teil des Schatzes, der aus verschiedenen helvetischen Quinarprägungen bestand, gelang es später wieder zusammenzuführen.

Schöne Grüsse
Orgetorix
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Beitrag von harald » Fr 04.07.08 12:19

Orgetorix, Kompliment!
Was der Keltenfürst an monetärem Reichtum sein Eigen nannte, besitzt Du an Wissen über keltische Münzen.

Trotz der dezentrierten Prägung eine interessante und durchaus sehenswerte Münze.
Da ich gerade bei den Westkelten jede Menge Wissenslücken aufweise, bin ich über Deine ausführlichen Zusatzinfos hocherfreut und möchte mich dafür herzlich bedanken.

Grüße
Harald

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Beitrag von rati » Sa 12.07.08 00:44

So ab und zu lese ich in der Keltenabteilung weil mich diese Münzen von der Gestaltung her faszinieren.Ich besitze ein Stück welches,wie man mir sagte,von den Vindelkern stammt.Nun lese ich das es unterschiedliche Zuordnungen gibt.Ist eine nähere Klassifizierung möglich?
Die Münze wurde im Münzrahmen gescannt,deswegen die Farbflecken.

Gruß rati
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Beitrag von Orgetorix » Mo 14.07.08 16:46

Hallo rati,

Dein Büschelquinar ist dem Typ B (Allen 1978) zuzuordnen, also eine Prägung der Vindeliker.

Das Avers zeigt einen stark stilisierten Kopf nach links blickend, mit büscheliger Haartracht. Gesicht lediglich durch Punkte und unförmige Erhebungen dargestellt.

Revers: Pferd mit Punktmähne nach links galoppierend, darüber grosser Punkt.

Wie die meisten Büschelquinare kommt auch dieser Typ mit unterschiedlichen Beizeichen vor.

Datierung: ca. 80 - 50 v.Chr.

Zitat:
Dembski 1998: 430

Zudem sind zahlreiche Quinare dieses Typs aus den Grabungen bei Manching belegt und durch Hans-Jörg Kellner 1990 in "Die Münzfunde von Manching und die keltischen Fundmünzen aus Südbayern" bearbeitet worden.

Schöne Grüsse
Orgetorix

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Beitrag von rati » Di 15.07.08 10:11

Hallo Orgetorix,
vielen Dank für die nützlichen Informationen.
Kannst Du mir den Titel der Ausgaben von von Allen und Dembski bitte mitteilen.

Gruß rati

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