Münztypen im Mittelalter außerhalb Deutschlands

Alles was von Europäern so geprägt wurde
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Pflock
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Münztypen im Mittelalter außerhalb Deutschlands

Beitrag von Pflock » Fr 16.11.07 18:28

Hallo Zusammen,
ich habe gerade gelesen, daß Brakteaten und später die Hohlpfennige nur im deutschen Sprachraum verbreitet waren.
Was für Münzen hat es zu dieser Zeit in den anderen Ländern gegeben? Mich interessiert vor allem Frankreich, England/Schottland und Rußland (oder was halt damals östlich von Deutschland lag).
Gruß Pflock

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Dietemann
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Beitrag von Dietemann » Fr 16.11.07 19:11

Gute Frage.

Von Frankreich kam der grossus Denarius also der große Pfennig, später als Groschen bezeichnet und in vielen deutschen Ländern nachgeahmt. Dort gab es ja schon zur Zeit der Merowinger ein hoch entwickeltes Münzsystem, was die Karolinger weiter ausgebaut haben. Da sich Frankreich und Deutschland erst nach 840 auseinander entwickelt haben, wird sich das Münzsystem nicht so grundlegend unterschieden haben.

Bei England muß ich passen.

In den östlichen (und nördlichen) Ländern sind dermaßen viele deutsche Münzen (Brakteaten) gefunden worden, dass es mir so vor kommt, als habe man dort kein eigenes Geld gehabt und eher mit gewogenen (und/oder gehaktem) Silber bezahlt. Die Tropf- oder Drahtkopeken sind ja erst deutlich später anzutreffen.

Ich wüsste nicht einmal, wo ich da nachschauen könnte.

Gruß Dietemann

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Salier
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Beitrag von Salier » Fr 16.11.07 20:10

Brakteaten gab es auch aus Böhmen ,Polen ,Ungarn Dänemark wenn man die Halbbrakteaten Harald Blauzahns mitrechnet. England , Schottland und Irland hatten den Penny später den Sterling, Frankreich den Denier später den Groß Tournois, Spanien den Denar, Italien den Denaro bis durch den enormen Geldbedarf für den Handel im 13. Jahrhundert die ersten großen Silbermünzen (Groschen) und Goldmünzen aufkamen. In Skandinavien wie Schweden und Norwegen der Penny. Das Mittelalter ist die Zeit des Denars oder auch Pfennig genannt und die Teilstücke Hälbling=Obolus und Vierling= Quinar. Das Material war meistens Silber , In Ungarn gab es auch Stücke aus Kupfer,
Wie @ Dietemann schon richtig sagte nahm man für größere Geldmengen sogenanntes Hacksilber bis zur Einführung der größeren Silbermünzen

schöne Grüße
Salier
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dionysus
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Beitrag von dionysus » Fr 16.11.07 21:09

In Bulgarien war der Geldumlauf zeitweise vom byzantinischen Geld geprägt.
Gleichzeitig wurde auch eigenes Geld im byzantinischen Stil dort geprägt.

Byzantinisches Gold lief übrigends auch in fast allen europäischen Regionen bis zu einem Gewissen Maß um, da dieses stets von guter Qualität war.

Grüße
Maico
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Beitrag von klaupo » Fr 16.11.07 21:21

Für Russland findest du hier eine kleine Übersicht:

http://www.zeno.ru/showgallery.php?cat=2691

Gruß klaupo

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DoktorBonhoff
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Beitrag von DoktorBonhoff » Fr 16.11.07 22:02

Berichtung:

Schweden und Norwegen haben Brakteaten geprägt.

In Schweden gibt es ca 150 verschiedene Brakteattypen.

Zwischen 995-1050 haben regionale Häuptlinge Imitationen von englische Pennys und eigene Pfennige (zweiseitige) geprägt.
Zwischen 1050-1170 keine Prägung, denn der Staat Schweden wurde im Ende des 12. Jahrhundert gegrundet.
Zwischen 1170-1363 hat Schweden pfennige ("penningar" in Schweden) als Brakteaten oder zweiseitige Münzen geprägt.
Zwischen 1364-1520: Örtug (8 penningar, fast wie Witten), Halbörtug (4 penningar) und hohlpfennige (penning).

Norwegen hat auch 100-200 verschiedene Brakteattypen geprägt.

Dänemark hat weniger als 10 richtige Brakteattypen und Hohlpfennigtypen zwischen 1150-1550 geprägt.

Auch Baltikum (z.B. Reval und Dorpat) hat einige Brakteaten geprägt.

Grüsse aus Schweden
Dateianhänge
Coin119.jpg
Schweden, Hohlpfennig aus Söderköping, König Albrecht von Mecklenburg, 1364-89, Gekröntes S

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Marc
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Beitrag von Marc » Sa 17.11.07 14:48

Brakteaten gab es insbesondere in den Gebieten in denen eine regelmäßige Münzverrufung von einem Jahr oder kürzer üblich waren. Also insbesondere Mitteldeutschland und Böhmen und angrenzenden Gebieten. Denn man konnte sie ohne großen technischen Aufwand prägen, und verrufene Exemplare wieder glätten und neu prägen.

In Gebieten mit ewigen Pfennig oder Verrufungen nur bei Herrscherwechsel ( Kölner Pfennig oder Heller in Deutschland, Pariser und Tournoser Pfennig in Frankreich, Sterling in England und Schottland) blieb der zweiseitige Pfennig üblich.

Der Groschen hatte wenig damit zu tun, Brakteten sind immer Pfennige oder Teilstücke eines Pfennigs, und meist für den regionalen Geldverkehr (wegen schnellen Verrufung ungeeignet für Fernhandel). Außerdem setzten sich Großgroschen erst ab 1258 durch (z. B. Gross Tournose * 1266), also erst nach der Blütezeit der Brakteaten. Und die Kleingroschen waren immer ewig oder mit langen Verrufungszeiten, da sie für Handel und Fernhandel gedacht waren. Zur Goschenzeit prägten viele Gebiete Teilstücke wie Pfennig oder Halbpfennig hohl aus. Diese Hohlpfennige wurden dann in halb Europa geprägt, waren aber nur für den lokalen Bedarf gedacht. Häufig bezeichnet man diese Hohlmünzen aber nicht als Brakteaten da sie nur Teilstücke (häufig untergewichtige Scheidemünzen) waren. Breakteaten nennt man meist nur die vollgewichtigen Kurantmünzen des späten Hochmittelalters.

edit.: ...kleine Berichtigung - * muss richtig heissen: Gros Tournois
mfg heripo

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Beitrag von Pflock » Sa 17.11.07 18:13

Danke für die umfassenden Infos.

Wie siehts aber mit Rußland aus? Ich habe gerade in Wikipedia gelesen, daß es Rußland als eigenständigen Staat erst seit dem 16 Jahrhundert gibt. Vorher müssen es wohl eher Stammesgebiete gewesen sein. Und viel Fremherrschaft durch Wikinger, Mongolen, etc.
Gab es dort schon im Mittelalter evtl. eigenständige Münzprägungen? Oder nutzte man Geld, welches Wikinger etc. mitbrachten?
Gruß Pflock

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Beitrag von Marc » Do 22.11.07 10:51

Das heutige Russland ist ein Zusammenschluss unzähliger ethnischer Gebiete. Als die Gebiete noch eigenständig waren hatte natürlich Novgorod ein anderes Geldsystem als Moskau dieses ein anderes als Kiew und dies wieder ein anderes als die Tataren. Die Frage ist deshalb schwer zu beantworten. Du musst schon das Gebiet eingrenzen welches dich interessiert.

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Beitrag von Pflock » Do 22.11.07 21:14

Danke Marc.
Mich interessiert diese Sache nur ganz allgemein, um mir eine Vorstellung machen zu können, wie die Münzen zur damaligen Zeit in diesen Gebieten ausgesehen haben. Mir ist schon bewußt, daß dies vermutlich ein sehr weitläufiges Gebiet ist, geografisch wie zeitlich.
Wie sahen denn z.B. die Münzen in Novgorod, Moskau und Kiew aus? Sagen wir so um 1100-1300?
Gruß Pflock

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Beitrag von klaupo » Do 22.11.07 21:40

Hallo Pflock,

ich habe dir weiter oben schon mal einen Link genannt. Hier ist er noch einmal etwas allgemeiner: http://www.zeno.ru/showgallery.php?cat=2690

Aber gucken und klicken mußt du schon selbst.

Gruß klaupo

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