Gegen Ende des 10. Jh. drangen die Seldschuken, ein aus Familienklans bestehendes Turkvolk, auf ihrem Zug nach Westen in den Irak und nach Zentralasien ein. 1055 ließ sich Tughrul-Beg in Bagdad zum Sultan erheben. Der Kalif erkannte Tughrul als „König des Ostens und Westens“ an und verlieh ihm den Titel Rukn ad-Dīn („Stütze des Glaubens“). Unter Alp Arslan (1064-1072) und dessen Sohn Malik Schah (1072-1092) entwickelten sich die Seldschuken zur größten politischen Macht Vorderasiens. Schließlich spaltete sich das Reich der Großseldschuken in mehrere Teilreiche auf. Suleiman ibn Kutalmisch (1077-1086) gründete nach der Schlacht bei Manzikert (1071) auf errobertem byzantinischem Boden (Anatolien) das Reich der Rum -Seldschuken - in Anlehnung an das oström. Reich.
Die Bevölkerung des Sultanats war sehr vielschichtig. Sie bestand aus Nomaden, Turkstämmen, Persern, Griechen, Armeniern und auch Roma, die damals noch Sklaven waren. Für die Namensgebung des Reiches waren Letztere wohl weniger verantwortlich.

Da im frühen 13. Jahrhundert die Mongolen ihre Raubzüge starteten und auch das Rum-Seldschuken-Reich bedrohten, war alles auf eine möglichst rasche Verteidigung ausgerichtet. Potentiellen Neubürgern gegenüber war man durchaus aufgeschlossen; nicht zuletzt deshalb, weil sie im Ernstfall zu den Waffen greifen mussten.
Unter Ala’addin Kay Kobad I. (1219-1237) und z. T. auch noch unter seinem Sohn Kay Khusrau II. erreichte das Rum-Seldschuken-Reich seine größte Macht und Ausdehnung, wovon nicht zuletzt ayyubidische und kleinarmenische Dirhems zeugen, auch wenn den heutigen Armeniern die Vorstellung nicht gefallen mag, dass die genannten Sultane auf den bilingualen Trams "Overlords" gewesen sein könnten. Dass Kay Khusrau II. auf einem Dirhem des Ayyubiden-Herrschers an-Nasir Yusuf II. eindeutig als socher ausgewiesen ist, spricht m. E. dafür...
Ab 1243 hatten dann ohnehin die Ilkhane das Sagen: sowohl die Herrscher der Rum-Seldschuken als auch die Könige von Kleinarmenien waren tributpflichtig.
Zwischen 1284 und 1302 gründeten einzelne Turkstämme ihre "Beylik" (Fürstentümer) auf dem Gebiet des zerfallenden Sultanats. Schliesslich wurde unter Osman I. alles dem "Osmanischen Reich" einverleibt. Auch der Titel "Kalif" wurde von den Osmanen beansprucht, und die Frage, ob zurecht oder zu unrecht, darf sich gar nicht stellen, da die Sunniten ohnehin nur die vier "rechtgeleiteten Kalifen" - also kein Erbkalifat - anerkennen.
Die Münzen der Rum-Seldschuken zeichnen sich dadurch aus, dass sie sehr sorgfältig geprägt und generell von hoher Qualität sind. Von wenigen Ausnahmen abgesehen, sind es (wie im islamischen Kulturraum üblich) reine Schriftmünzen. Während anfangs Kupfermünzen (Fals) mit Reitermotiv vorherrschten, ging man später zu Silber- und vereinzelnt auch zu Goldmünzen (Dirham, Dinar) über, wobei Letztere rel. selten sind.
In der Regel wird nach der Shahada (Es gibt keinen Gott außer Allah, und Mohammed ist Sein Prophet) auch der jeweilige Kalif genannt. Danach folgen Datum und Münzstätte (vorwiegend Konya und Sivas). Am Revers ist dann der Name des jew. Sultans bzw. der Sultane und dessen/deren Vater zu lesen. Als Bildmotiv kommt der bereits erwähnte Reiter zum Einsatz oder das Sonne/Löwe-Motiv (Kay Khusrau II.).
Liste der Herrscher [Wikipedia]:
Sulaiman I. (1081–1086)
Eroberte – nachdem der Großteil Anatoliens für die Byzantiner bereits in der Schlacht von Mantzikert (1071) verloren und an die Seldschuken übergegangen war – 1075 u. a. Nikäa (İznik), machte es zu seiner Hauptstadt und erklärte als „Sultan von Rum“ seine Unabhängigkeit von Malik-Schah I.
Versuchte 1086 Aleppo zu erobern, wurde aber von Tutusch I. besiegt, woraufhin der Großteil Anatoliens formal wieder unter die Kontrolle der Großseldschuken kam (in Nikäa regierte Abu l-Qasim)
Qilitsch-Arslan I. (1092–1107)
Übernahm die Herrschaft nach dem Tode Sultan Malik-Schahs I., an dessen Hof er zuvor als Geisel gelebt hatte.
Vernichtete 1096 den Großteil des sog. Volkskreuzzuges.
Herrschte zunächst von Nikäa aus, verlor die Stadt jedoch (ebenso wie andere Gebiete) an die wiedererstarkenden Byzantiner, nachdem sie im Verlauf des Ersten Kreuzzuges 1097 von den Kreuzfahrern belagert worden war.
Erlitt 1097 eine Niederlage gegen die Kreuzfahrer in der Schlacht von Doryläum.
Schlug u. a. die Kreuzfahrer von 1101 in den Schlachten von Mersivan und Herakleia Kybistra (Ereğli), woraufhin er die Hauptstadt seines Reiches nach Ikonion (Konya) verlegte.
Kämpfte u. a. gegen die rivalisierenden Danischmenden und drang bis nach Diyar Bakr und in die Dschazira vor (Eroberung Mosuls 1107), wurde aber von Sultan Muhammad I. Tapar geschlagen und ertrank bei dem Versuch zu entkommen im Chabur.
Malik-Schah oder Schahanschah (1110–1116)
Befand sich gegenüber den Byzantinern und Danischmenden in der Defensive und wurde letztlich von seinem Bruder Masud gestürzt und getötet.
Rukn ad-Din Masud I. (1116–1156)
Kämpfte gegen die Danischmenden.
Siegte 1147 in der Schlacht von Doryläum über die Kreuzfahrer des Zweiten Kreuzzuges.
Izz ad-Din Qilitsch-Arslan II. (1156–1192)
Annektierte (1174 und 1178) sämtlich Besitzungen der Danischmenden (Sivas, Kayseri, Malatya, Elbistan).
Besiegte die Byzantiner 1176 in der Schlacht von Myriokephalon.
Verlor 1190 in den Schlachten bei Philomelion und Ikonion gegen die Kreuzfahrer des Dritten Kreuzzuges.
Teilte das Reich um 1185 unter seinen 10 Söhnen auf.
Ghiyath ad-Din Kai-Chusrau I. (1192–1197 und 1205–1211)
Konnte die Reichseinheit (infolge der Eroberung Konstantinopels durch die Kreuzfahrer 1204) wiederherstellen.
Musste 1197 seinem älteren Bruder Sulaiman (II.) weichen, stürzte aber 1205 dessen minderjährigen Sohn Qilitsch-Arslan (III.) und übernahm zum zweiten Mal die Herrschaft.
Eroberte 1207 Antalya.
Rukn ad-Din Sulaiman II. (1197–1204)
Eroberte 1202 die Besitzungen der Saltuqiden (mit dem Zentrum Erzurum).
Izz ad-Din Qilitsch-Arslan III. (1204–1205)
Izz ad-Din Kai-Kawus I. (1211–1220)
Eroberte 1214 Sinope.
Ala ad-Din Kai-Qubad I. (1220–1237)
Eroberte 1221 Alanya und 1228 die Besitzungen der Mengüdschekiden von Erzincan und Kemach.
Wehrte sowohl den letzten Choresm-Schah Dschalal ad-Din (Schlacht von Yassı Çemen 1230) als auch die Aiyubiden ab.
Eroberte – seinen rebellischen Cousin Rukn ad-Din Dschahan-Schah stürzend – 1230 Erzurum.
Unter ihm erreichte das rumseldschukische Reich seine größte Ausdehnung und den Gipfel seiner Macht.
Ghiyath ad-Din Kai-Chusrau II. (1237–1246)
Warf 1240 mit Mühen den Aufstand des Baba Ishaq nieder.
Musste nach seiner Niederlage in der Schlacht vom Köse Dagh (1243) die Oberhoheit der Mongolen anerkennen (womit der allmähliche Niedergang der Dynastie begann).
Izz ad-Din Kai-Kawus II. (1246–1257)
Vasall der Mongolen
Regierte zunächst allein, ab 1248 dann gemeinsam mit Qilitsch-Arslan IV. und ab 1249 schließlich gemeinsam mit Kilitsch-Arslan IV. und Kai-Qubad II.
Rukn ad-Din Qilitsch-Arslan IV. (1248–1265)
Vasall des mongolischen Il-Chanats
Regierte bis 1249 zunächst gemeinsam mit Kai-Kawus II., 1249–57 dann mit Kai-Kawus II. und Kai-Qubad II., ab 1257 zusammen mit Kai-Chusrau II. und ab 1259 schließlich allein.
Ala ad-Din Kai-Qubad II. (1249–1257)
Vasall des Il-Chanats
Regierte gemeinsam mit Kai-Kawus II. und Qilitsch-Arslan IV.
Ghiyath ad-Din Kai-Chusrau III. (1265–1282)
Vasall des Il-Chanats, dessen Gouverneure das Sultanat ab 1277 faktisch direkt regieren.
Ghiyath ad-Din Masud II. (1282–1284, 1284–1293, 1294–1301 und 1303–1307)
Praktisch machtloser Vasall des Il-Chanats
Ala ad-Din Kai-Qubad III. (1284, 1293–1294 und 1301–1303)
Praktisch machtloser Vasall des Il-Chanats
Ghiyath ad-Din Masud III. (1307)
Praktisch machtloser Vasall des Il-Chanats
Nach ihm löste sich das Sultanat der Rum-Seldschuken endgültig auf.
Leider kann ich erst ab 1200 AD Bilder von Münzen zeigen. Keine Ahnung, ob es vorher schon etwas gegeben hat. Mögen die Rum-Seldschuken (rum)rollen!

Gruß
AvP