Urinzeichen von 1697

Privat ausgegebene Münzen, Notgeld und Münzersatzmittel

Moderator: KarlAntonMartini

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Gingko
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Urinzeichen von 1697

Beitrag von Gingko » Mo 16.01.06 21:24

Halle Sammelfreunde,

ich habe eine Urinmünze oder Urinzeichen von 1697!

Gibt es dazu Informationen? Ich bin nur darüber informiert, dass mit diesem "Notgeld" ein Eimer voll Rosinen..... an den Stadtrand gebracht wurden und dafür bezahlt werden mußte. Sozusagen "echtes" Notgeld!!!

Die haben wohl schon früher aus "Sch...." Rosinen gemacht.

Wie kann ich denn Fotos einstellen?

Danke für die Infos

Gingko

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KarlAntonMartini
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Beitrag von KarlAntonMartini » Di 17.01.06 11:44

Der Zusammenhang mit Rosinen ist mir ganz unverständlich. Urin wurde früher in der Gerberei gebraucht. Grüße, KAM
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Sebastian D.
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Re: Urinzeichen von 1697

Beitrag von Sebastian D. » Mo 23.01.06 07:19

Gingko hat geschrieben:
Wie kann ich denn Fotos einstellen?
Schau hier mal : http://www.numismatikforum.de/faq.php#39

Achte aber auf die maximale dateigröße der bilder, wenns nicht klappen sollte kannst du mir auch die bilder mailen (email adresse in meiner signatur) und ich stelle sie dann für dich ein.

gruß,

Sebastian
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Urinzeichen

Beitrag von Gingko » Mo 23.01.06 20:18

ielen Dank für den Hinweis.

Ich habe jetzt Fotos eingestellt und bitte um Informationen

Danke

Gingko
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Urinzeichen.jpg

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Urinzeichen

Beitrag von Gingko » Mo 23.01.06 20:19

Hier das zweite Foto.

Gingko
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Fass.jpg

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Canadian Coins
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Beitrag von Canadian Coins » Do 26.01.06 10:40

Es könnte sich beim Motiv um ein Jauchefaß handeln. Was die rechteckigen Darstellungen links und rechts bedeuten, kann ich mir nicht erklären.

Wenn es zu dieser Zeit noch den Beruf des "Jauchers" gab, der die anfallenden Exkremente sammelte und zu entsprechend angelegten Jauchegruben transportierte, könnte das Zeichen mit dieser Dienstleistung zusammenhängen.
Zuletzt geändert von Canadian Coins am Do 26.01.06 11:40, insgesamt 1-mal geändert.

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Beitrag von KarlAntonMartini » Do 26.01.06 11:00

Katalogisiert könnte das Stück bei Neumann, Kupfermünzen sein. Leider fehlt mir der richtige Band. Grüße, KAM
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Beitrag von Gingko » So 19.02.06 21:36

Die Idee mit dem Beruf des Jauchers ist sehr gut, habe ich nicht dran gedacht. Vielen Dank "Canadian Coins".

Hat Jemand den Katalog von Neumann, von dem "KarlAntonMartini" schreibt? Ich kenne den nicht. Danke "KAM".

Ich freue mich über jeden Hinweis! Wie wird denn so etwas gehandelt?

Gingko

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Beitrag von Canadian Coins » So 05.03.06 10:55

Hallo,

im Gästeforum hat Interloper diesbezüglich noch eine Anmerkung hinterlassen.

http://www.numismatikforum.de/ftopic14028.html

Schöne Grüße.
CC

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Beitrag von Lutz12 » Mi 17.05.06 21:54

Beim Stöbern in meiner „alten“ Literatur bin ich auf einen Beitrag gestoßen (Numismatische Beiträge 4/87), der zwar keine eindeutige Klärung der Zuordnung bringt, dafür aber die Zusammenhänge sehr gut beleuchtet. Ich hab mich deshalb mal der Mühe unterzogen den Text abzutippen. Es ist auch eine Abbildung genau dieses Stückes dabei.

Neben dem Urinfass sind 2 alchemistische Zeichen für den Verwendungszweck der Marke von Bedeutung.
Die alchemistische Deutung des Zeichens auf der linken Seite ist relativ eindeutig. Es ist das Zeichen des Urin oder Phosphor. Das chemische Element Phosphor wurde im Jahre 1669 durch trockene Destillation von eingedampftem Urin entdeckt. Das Symbol, das symmetrisch zum Zeichen des Urin abgebildet ist, kommt als Symbol für Alaun vor. Alaun ist ein Doppelsalz des Aluminium mit Kaliumsulfat.
Bei der Herstellung von Alaun aus Erden musste Alkali zugesetzt werden, und dafür war Urin als Zusatz von Ammonium üblich. Urin war früher die wichtigste Quelle zur Ammoniakgewinnung. Noch bis ins 19. Jh. hinein war der handelsübliche Alaun ein Gemisch aus Kalium- und Aluminiumsulfat sowie Ammonium-Aluminiumsulfat.
Eine gesicherte Heimat der Marke fehlt, die alte Zuweisung nach Braunschweig gilt zunächst als unsicher. Über den Verwendungszweck und den Gebrauch der Marke ist nichts auf unsere Zeit gekommen. Im Kupferkabinett von Reinhardt heißt es: „ist wahrscheinlich in einer Tuchfabrik in Gebrauch gewesen“.
Ein Zusammenhang lässt sich über die Verwendung von Urin bzw. Alaun in der Tuchfärberei herstellen.
Es ist auch an eine Berechtigungsmarke für Verarbeiter von Gerbereiprodukten oder Salpetersiedern für die Schießpulverherstellung zu denken.
Im Berlin des 18. Jh. waren öffentliche Urinsammeltonnen zur Benutzung aufgestellt. Das abgebildete Fass könnte zum sammeln von Urin gedient haben. Das Urinzeichen dürfte als Nachweis-Marke für die Entleerung der Fässer oder als Prämienmarke für die Benutzer Verwendung gefunden haben.

Gruß Lutz12
"Wenn Sie glauben, mich verstanden zu haben, dann habe ich mich falsch ausgedrückt" ( Alan Greenspan)

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tournois
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Beitrag von tournois » Fr 19.05.06 02:01

pecunia non olet

:mrgreen:
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"Wir leben in einem Zeitalter, in dem die überflüssigen Ideen überhand nehmen und die notwendigen Gedanken ausbleiben!"
Joseph Joubert 1754 - 1824

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Beitrag von Gingko » Sa 20.05.06 19:58

Das klingt ja alles sehr spannend.

Ich freue mich über jede Information!


Gingko

Schwarzbart
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Beitrag von Schwarzbart » Do 28.06.07 10:25

Eine schöne Abbildung mit Beschreibung findet man im interaktiven Katalog des Münzkabinetts der staatlichen Museen zu Berlin.

http://www.smb.museum/ikmk/


Objekt Nr. 18205778

Gruss Schwarzbart

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Beitrag von Gingko » Mo 02.07.07 22:44

Schwarzbart hat geschrieben:Eine schöne Abbildung mit Beschreibung findet man im interaktiven Katalog des Münzkabinetts der staatlichen Museen zu Berlin.

http://www.smb.museum/ikmk/


Objekt Nr. 18205778

Gruss Schwarzbart

Das ist genau das Stück!
Danke für den Hinweis.

Gingko

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