die Münze, um die es hier geht, sieht so aus, wie man sich als kleiner Junge Amerika vorstellt: eine gelungene Mischung aus Abenteuer, Romantik und Pathos, Aufbruchstimmung und dem Pioniergeist der frühen Jahre. Und wie immer gab es findige Köpfe, die es sich zur Aufgabe machten, diese Mischung in handfeste Werte - sprich Geld -umzusetzen.
Im Jahr 1926 trat in New York eine Gesellschaft in Erscheinung, die beim Congress die Genehmigung zur Prägung eines Half-Dollar beantragte. Sie nannte sich Oregon Trail Memorial Association. Ihr erklärtes Ziel war, mit dem Ertrag der Gedenkausgabe Denkmäler längs der berühmten Route errichten zu wollen, auf der in den 1840ern mehr als 6000 Menschen von Independence, Missouri nach Fort Vancouver, Washington gezogen waren. Im Vorstand dieser Gesellschaft präsentierte man einen echten Pionier, Ezra Meeker, der die Strecke 1851 bewältigt hatte. Die folgenden Ereignisse zeigten zwar, daß dieser Förderkreis lediglich ungebremsten persönlichen Profit im Sinn hatte, der Kongreß allerdings akzeptierte den Ausgabeanlaß als Ereignis von nationaler Bedeutung und genehmigte die Prägung von maximal 6 Millionen Münzen. Damit war die Voraussetzung für mindestens ein prächtiges Denkmal geschaffen.
Das Münzbild wurde in Teamarbeit von den Eheleuten James Earle und Laura Gardin Fraser entworfen. Beide hatten bereits Erfolge als Münzdesigner vorzuweisen. Laura Gardin Fraser zeichnete für verschiedene Gedenkausgaben verantwortlich, darunter den Grant Half Dollar. Sie nahm sich den athletischen Indianer vor. James Earle, der den Conestoga Waggon beisteuerte, hatte zuvor die vermutlich bemerkenswerteste amerikanische Münze der jüngeren Vergangenheit entworfen - den Buffalo Nickel. Die Seite mit dem Wagen war von den Frasers eigentlich als Revers gedacht, aber die Staatliche Münze hatte da andere Vorstellungen und tauschte die Seiten aus. Die Federal Commission of Fine Arts war auf Anhieb vom Design der Frasers überzeugt, veranlaßte die Fertigung der Stempel und noch im September 1926 wurden in Philadelphia die ersten 48.000 Münzen geprägt. Das Denkmal konnte Gestalt annehmen.
Die Münzen wurden für 1 $, also mit Aufpreis, verkauft und entwickelten sich aus dem Stand zum Renner. Also legte die Gesellschaft nach und orderte eine weitere Ausgabe von 100.000 Stück bei der San Francisco Mint - mit dem cleveren Hintergedanken, daß die Käufer der Philadelphia Ausgabe auch die Ausgabe mit dem „S“ aus San Francisco abnehmen würden. Diese Spekulation ging gründlich daneben, und als man staatlicherseits aufmerksam wurde, stoppte man die Produktion in beiden Prägestätten bis die 1926 S Ausgabe vollständig verkauft wäre. 1927 wurde der Typ also nicht geprägt. Mit dem Jahrgang 1928 dagegen wohl, denn die Gesellschaft konnte durch überzeugende Lobby-Arbeit das Jubiläum eines sonst eher unbekannten Pioniers namens Jedediah Smith geltend machen, und so gab es noch einmal 50.000 Prägungen. Auf Einspruch des Finanzministeriums wurde diese Ausgabe jedoch erst 1933 unter das Volk gebracht und erst, nachdem 17.000 Münzen aus der San Francisco Ausgabe eingeschmolzen waren. Das Denkmal mußte nun etwas bescheidener ausfallen.
Was dann in den Hinterzimmern der Politik hinsichtlich der folgenden Emissionen verhandelt wurde, entzieht der genaueren Kenntnis. Es spricht einiges dafür, daß die offene Hand des Indianers mit neuer Gestik eine völlig neue / alte Bedeutung erhielt (Stichwort: Handsalbung). Zunächst gelang es der Gesellschaft, 1933 eine weitere kleine Auflage (5.250 Stück) in Denver prägen zu lassen - zur Freude der Sammler nun mit Mzz. „D“. Ausgabeanlaß war vorgeblich eine Ausstellung „Das Jahrhundert des Fortschritts“, wo diese Münzen unter die Besucher gebracht werden sollten - als Ausgabepreis waren 2 $ angesetzt. Auch diese Aktion endete als Flop. Das änderte aber nichts daran, daß von nun an bis zum Jahr 1939, als der letzte Indianer vom Stempel sprang, jedes Jahr eine neue Ausgabe erfolgte - ausgenommen 1935, dafür gab es 1936 gleich zwei. Mehrheitlich wurden diese Ausgaben von Spekulanten gehortet. Als schließlich das Prägen und Einschmelzen ein Ende hatte, blieben vom anfänglich genehmigten Prägerahmen von 6 Millonen noch gut 200.000 Stück, um den Markt und sich selbst zu bedienen. Für das Denkmal sah das nicht gut aus.
Diese Geschichte des Oregon Trail Memorial Half Dollar ist die Zusammenfassung von einer amerikanischen Seite. Ob sie eine Moral hat (und wenn ja welche) oder ob man als Sammler seine eigenen Schlüsse zieht, mag jeder selbst entscheiden. Es ist zweifellos eine tolle Münze, und in der Classical Series gehört sie bei den häufigen Jahrgängen zu den preiswerten Ausgaben. Ob sie in 14-facher Ausführung noch toller wird ... mag sein ... und das Denkmal??? Wie sagte mal ein Politiker: Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern?

Gruß klaupo