1 Stüber 1670, Cleve

Deutschland vor 1871
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quisquam
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1 Stüber 1670, Cleve

Beitrag von quisquam » Fr 23.05.08 14:42

Dies ist eine Münze aus meiner Heimatstadt. Ein wenig kundig gemacht habe ich mich bereits, kenne mich in dieser Epoche aber kaum aus und hoffe mit Eurer Hilfe an die fehlenden Informationen zu kommen:

1 Stüber 1670, Prägestätte Cleve
Münzherr Friedrich Wilhelm, der Große Kurfürst
Av: NVMMVS CLIVENS(is), von Kurfürstenhut bekröntes sechsfeldiges Wappen, links und rechts davon 1 - S
Rv: MON(eta?) ARG(entum?) CVS(...?) CLI(via)

Links oben ist das Klever Wappen, die übrigen fünf kann ich aber nicht zuordnen (Jülich, Berg, Mark Brandenburg ... ?) Wer kann helfen?

Wofür steht das CVS auf der Rückseite? Und steht diese Seite auf dem Bild richtig herum?

Ist die Ansprache des Rückseitenmotivs mit "Niederländisches Blumenkreuz, in der Mitte Szepter" richtig?

Die einzige wohl vergleichbare Münze, die ich im Netz gefunden habe ist diese:
http://www.realedition.de/Numismatik/br ... t2124.html
In der Beschreibung steht als Münzmeister/Stempelschneider der Name (die Namen?) Seger Wendell. Stimmt dies, und woher weiß man dies? Ist das Szepter eventuell ein Münzmeisterzeichen oder haben sich Münzmeister und/oder Stempelschneider auf andere Art auf der Münze verewigt?

Ich denke, dass die Literaturzitate Neumann I, 11.143 und Schrötter 2124 auch auf meine Münze passen. Welches Katalogwerk wäre das Standard-Zitierwerk für meine Münze?

Kann man etwas darüber sagen wie häufig/selten diese Münze ist?

Ich hoffe das sind nicht zu viele Fragen auf einmal. :roll:

Danke im Voraus, Stefan
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Stüber Cleve.jpg
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Beitrag von klaupo » Fr 23.05.08 15:16

Ich mache mal den Anfang mit dem Einfachen:

MON ARG CVS CLI = Moneta Argentea Cusa Cliviae

Gruß klaupo

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Gerhard Schön
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Re: 1 Stüber 1670, Cleve

Beitrag von Gerhard Schön » Fr 23.05.08 15:35

quisquam hat geschrieben:Ist das Szepter eventuell ein Münzmeisterzeichen?
Es handelt sich um den Regalienschild der Markgrafen von Brandenburg als Erzkämmerer des Heiligen Römischen Reiches.
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Beitrag von quisquam » Fr 23.05.08 18:53

Ah, danke!

Die Auflösung von CVS als Cusa bereitet mír etwas Schwierigkeiten, da mir mein altes Lateinwörterbuch hier nicht weiterhilft. Heißt dies möglicherweise soviel wie percussa, 'geschlagen in Kleve'?

Womit sich mir noch eine Frage stellt: lässt sich feststellen ob diese Münze mit Hammer geschlagen oder durch Walzenprägung entstanden ist?

Mann, mann, eine Antwort, zwei neue Fragen...
Zuletzt geändert von quisquam am Fr 23.05.08 18:56, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitrag von Gerhard Schön » Fr 23.05.08 18:54

quisquam hat geschrieben:Die Auflösung von CVS als Cusa bereitet mír etwas Schwierigkeiten, da mir mein Lateinwörterbuch hier nicht weiterhilft. Heißt dies möglicherweise soviel wie percussa, 'geschlagen in Kleve'?
Ja, aber geprägt, nicht erschüttert.
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Beitrag von christof » Mi 28.05.08 12:22

Was die Wappen angeht:
von links(vom Betrachter aus, für Heraldiker müsste es andersherum gewesen sein)
obere Reihe: Kleve; Jülich und Berg (Reihenfolge?)
untere Reihe: Mark; Ravensberg; Mörs
(siehe auch http://www.coingallery.de/Varia/_varia_4b_D.htm)
Viele Grüße aus Nordhessen

Christof

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Beitrag von quisquam » Do 29.05.08 18:34

Danke! Was die Wappen angeht bin ich nun auch selber fündig geworden - mit ähnlichem Ergebnis, allerdings mit Ravenstein statt Mörs: http://www.duiten.nl/kleef.htm

Ansonsten hilft mir diese schöne Seite leider bei meiner Münze auch nicht weiter.

Zum Münzmeister Segerus Wendel habe ich ein interessantes Gerichtsurteil gefunden, das 1665 in 1. Instanz am Hofgericht Kleve gesprochen wurde:
http://lehre.hki.uni-koeln.de/hsa-cgi/k ... 5.05.05%22
Streitgegenstand: Hintergrund des Prozesses ist, daß bei der Münzprobe auf dem Niederrheinisch-Westfälischen Kreistag zu Köln der Appellat des Münzfrevels beschuldigt und die von ihm geschlagenen anholtischen Münzen in den Territorien der benachbarten Fürsten verboten wurden. Der Appellat wurde daraufhin durch den fiskalischen Anwalt vor dem Gericht zu Anholt und auch vor den Münzkommissaren von Köln verklagt und verlor seine Stellung als Münzmeister der reichsfreien Herrschaft Anholt des Grafen von Salm. Die Appellanten beschlagnahmten seine Münzgerätschaften. Der Appellat verklagte diese vor der 1. Instanz wegen Rufschädigung "ex lege diffamari". Die 1. Instanz urteilte am 17. Jan. 1665, daß die Appellanten binnen sechs Wochen ihre Gegenklage gegen Wendel einreichen sollen. Andernfalls würden sie zu "ewigem Stillschweigen" verurteilt. Die Appellanten wenden ein, sie seien in diese Sache nur kraft ihres Amtes involviert.
Ich wüsste zu gerne, ob dieser Segerus Wendel wenig später tatsächlich in der Münzstätte Kleve für die Münzprägung verantwortlich war. :roll:

Grüße, Stefan
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Re: 1 Stüber 1670, Cleve

Beitrag von riccardo » So 20.07.14 20:00

Ich habe eine ähnliche Münze zu bestimmen gehabt. Meines Erachtens heißt CVS Civitatis, also Silbermünze der Stadt Cleve.

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Beitrag von Gerhard Schön » So 20.07.14 21:41

riccardo hat geschrieben:Meines Erachtens heißt CVS Civitatis, also Silbermünze der Stadt Cleve.
Die Stadt Kleve hatte kein Münzrecht.

Gruß,
gs
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